Название | Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Hans-Peter Lehnert |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Bergklinik Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740916947 |
»Na, wie geht’s dir heut’?« Vinzenz Trautner setzte sich zu dem Bergbauern.
»Sehr gut«, antwortete der. »Es fehlt mir absolut nix. Das ist es ja grad. Zu Haus’ ist Arbeit noch und noch, und da hock’ ich dumm herum.«
»Zuerst einmal wirst du dich ein bisserl schonen müssen«, mahnte Trautner. »So herumbasteln wie bisher wirst nimmer können.«
»Und wer macht die Arbeit auf dem Hof? Anscheinend hast vergessen, daß ich Bauer bin, der fünfzig Stück Vieh zu versorgen hat. Bald ist Almabtrieb, das Vieh kommt zurück in die Ställe, was meinst denn, wer das alles tut?« Dann atmete Alfons Fahlinger tief durch. »Und ich hab’ Schulden. Und zwar gewaltige Schulden. Wenn ich bis in viereinhalb Wochen net siebzigtausend Mark beisammen hab’, dann kann ich einpacken.«
»Bei allen Heiligen«, brummelte Vinzenz Trautner, »das ist eine gehörige Summe.«
»Ja, und lang’ noch net alles«, legte der Föhrenhofer dann seine Karten offen. »Die siebzigtausend sind, wie gesagt, in vier Wochen fällig. Zahl’ ich sie net, dann kommen noch mal… ich wag’s gar net zu sagen, wieviel, dazu. Weil dann der zweite Kredit auch fällig wird. Und dann kann er mich hinunterwerfen vom Hof. Das ist vertraglich so geregelt. Ich darf gar net dran denken.«
»Wie hoch ist denn die zweite Schuld?«
»Das Doppelte von der ersten.«
»Hundertvierzigtausend? Zusammen also über zweihunderttausend? Herrschaftszeiten, Fahlinger, da hast aber zugeschlagen. Was hast denn mit dem vielen Geld gemacht?«
»Alles investiert. Maschinen angeschafft für leicht über hunderttausend und dann renoviert. Durchs Dach ist’s schon geregnet. Und dann noch den neuen Stall gebaut.«
»Und wieviel hast beisammen?« Vinzenz Trautner sah Alfons Fahlinger fragend an.
Der sah verschämt unter sich. »So gut wie nix.«
»Maria…!« Vinzenz Trautner atmete tief durch. »Das ist allerdings net gar so schön. Vor allem, wo du dich net aufregen darfst. Das ist nämlich Gift für dein Herz, verstehst?«
Der Föhrenhofbauer lachte.
»Kannst mir mal sagen, wie ich das anstellen soll? Mich net aufregen? Ich reg’ mich ja jetzt schon auf, weil ich da sitz’ und nix tun kann außer Daumen drehen. Wann willst mich denn endlich nach Haus’ schicken?«
»Genau darüber wollt’ ich mit dir reden.« Der Chef der Bergklinik sah sein Gegenüber ernst an. »Daß du um einen Herzinfarkt noch mal so eben herumgekommen bist, das weißt ja. Aber der Zustand kann jederzeit wiederkommen.«
»Wieso…?«
»Das will ich dir ja grad’ erklären.« Trautner nahm einen Zettel aus seiner Kitteltasche und legte ihn auf den Tisch. »Ich hab’ dir mal aufgezeichnet, was ich dir erklären will.« Dann legte er dem Föhrenhofer auseinander, was es mit der zum größten Teil verstopften Herzkranzarterie auf sich hatte. »Einen Bypass mußt haben. Da nimmt man ein Stück Vene aus deinem Unterschenkel oder ein Kunststoffröhrl und umgeht damit die verengte Stell’. Daß es wieder ungehindert fließen kann, das Blut in den Herzmuskel.«
»Ich soll operiert werden?«Alfons Fahlinger starrte den Leiter der Bergklinik betroffen an.
Der nickte. »Gescheit wär’s schon.«
Die Nachricht hatte den Föhrenhofer hart getroffen, das stand fest. Er suchte mehrfach nach Worten, wußte sich aber nicht auszudrücken. Schließlich sah er wieder Vinzenz Trautner an. »Was soll denn jetzt werden, Doktor? Gar so alt bin ich ja auch noch net. Grad’ mal fünfzig. Ich hab’ noch kleine Kinder. Das Julchen ist mal grad’ sechse.«
»Denkst ans Sterben?« Dr. Trautner schüttelte den Kopf. »Das mußt net. Aber die Operation sollt’ schon gemacht werden. Und auf die lange Bank schieben sollt’ man sie auch net. Es gäb’ zwar auch noch eine Alternative…!«
»Was wär’ das?«
»Man nennt es Angioplastie. Es ist ein Verfahren zur Behandlung von verengten Gefäßen. Man führt durch eine Arterie einen Ballon ein, mit dem man die verengte Stelle aufweitet.«
»Aber…? Irgendwie hast geklungen, als wär’ das net das Allergescheiteste.«
»Da sind die Meinungen geteilt.« Trautner zuckte mit den Schultern. »In über einem Viertel aller Fälle ist die Stelle rasch wieder zu, und du fängst von vorn wieder an.«
»Du meinst, dann sollt’ man sich besser gleich operieren lassen?«
Trautner nickte. »Ich denk’ ja.«
»Und wo würd’ das gemacht? Da bei euch?«
»Op-mäßig eingerichtet wären wir dafür.«
»Aber?«
»Ich weiß net, ob der Professor operieren würd’.«
»Warum net?«
Trautner hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Ich hab’ keine Ahnung. Aber es ist zweitrangig, wo du operiert wirst. Du mußt erst mal die Entscheidung treffen, ob du überhaupt operiert werden willst.«
Alfons Fahlinger nickte. »Das stimmt allerdings«, brummelte er, dann sah er Dr. Trautner an. »Wann komm’ ich denn nach Haus’?«
»Wenn du willst, dann kannst gehen.«
»Jetzt?«
Trautner nickte. »Ja, jetzt. Die Medikamente bekommst mit, die mußt unbedingt immer pünktlich einnehmen.«
»Und dann kann ich gehen?« Ein wenig ungläubig schien der Föhrenhofer noch zu sein.
»Logisch… oder meinst, ich würd’ damit Scherze treiben?« Der Chef der Bergklinik lächelte. »Ich kenn’ euch Bergbauer-Mannsbilder doch. Kräfte habt ihr wie die Bären und laut seid ihr auch. Aber wenn ihr mal ein paar Stunden net zu Haus bei eurer Frau sein könnt, das heißt, außer wenn ihr im Gasthaus hockt, dann seid ihr rasch unten am Boden mit eurem Mut. Sicher kannst nach Haus’. Und bestell’ der Greti, sie soll dich net aufregen. Auch die Kinder net. Und du, reg du dich net auf. Übrigens, ich komm’ morgen zu euch. Und ich bring’ den Professor mit.«
»Um mich anzuschauen, weil er mich vielleicht operieren wird?« Alfons Fahlinger schluckte.
»Schmarrn. Der Professor will lediglich sehen, wie der Bub, der Markus, untergebracht ist. Wie’s ihm geht, möcht’ er halt wissen. Der Bub ist nämlich eigentlich sein Patient.«
*
Clemens Stolzenbach war total geschockt, als ihm gemeldet wurde, Frau Lehner sei da und wolle ihn sprechen.
»Frau Heidrun Lehner?« fragte er.
»Ja, die Mutter des kleinen Markus…!«
Stolzenbach schloß irritiert die Augen, damit hatte er nicht gerechnet. War Heidrun nicht in Indien? Oder sonstwo in Asien? Sollte die beruflich bedingte Reise nicht vier Wochen oder mehr dauern? Es war doch mal gerade reichlich eine Woche vorüber, seit sie den Jungen bei ihm abgegeben hatte.
Er stand auf und ging Heidrun Lehner, die wieder hinreißend aussah, lächelnd entgegen. »Wo kommst du denn her? Solltest du nicht in Indien oder sonstwo Fotos machen?«
»Ja, schon, aber ich hab’ die bisherigen Fotos in die Redaktion bringen müssen. Weil ein paar ganz interessante Dinge drauf sind… aber das zu erklären, ginge jetzt zu weit. Ich bin gekommen, um Markus zu sehen.«
Selbstverständlich hatte Clemens Stolzenbach damit gerechnet, daß Heidrun ihren Sohn sehen wollte, aber er wußte in dem Moment nicht, wie er ihr erklären sollte, daß der Junge nicht in der Klinik, sondern auf einer Alm sei.
»Ist was mit Markus?«