Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman. Hans-Peter Lehnert

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Название Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman
Автор произведения Hans-Peter Lehnert
Жанр Языкознание
Серия Die Bergklinik Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740916947



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mich«, murmelte Trautner. Dann nickte er. »Aber du hast recht, heut’ bin ich gar net recht beieinander.«

      »Du schaust aus, als hätt’ es Ärger gegeben.« Der alte Kräutersammler sah den Leiter der Bergklinik fragend an.

      Der nickte. »So kann man’s nennen.«

      »Und? Was ist passiert?«

      »Der junge Professor will die Klinik verlassen.«

      Alois Gratlinger war gerade dabei, einen Käse zuzubereiten, doch jetzt richtete er sich auf und sah seinen langjährigen Weggefährten fragend an.

      »Hab’ ich dich recht verstanden«, fragte er, »der Professor Stolzenbach will kündigen?«

      »Er will net kündigen, er hat schon gekündigt.«

      »Wieso denn das?«

      »Er sagt, es seien private Gründe, über die er jedoch net reden will.«

      Alois Gratlinger richtete sich jetzt ganz auf. »Private Gründe? Und er will net drüber reden?«

      »So ist es«, antwortete Dr. Trautner. »Dabei sind die privaten Gründe ganz klar.«

      »Aha«, der alte Lois sah erstaunt drein, »und welche sind es?«

      »Es ist eine Dame zu uns gekommen«, erklärte sein Freund Vinzenz, die früher eine Beziehung mit ihm hatte. Jetzt möcht’ sie die Sache weiterführen, und er will nimmer. So sagt er jedenfalls. Dann hat man sie im Koma gefunden. Er meint, sie hätte ein Alkoholproblem, es kann aber auch ein Suizidversuch gewesen sein. Einen Brief von ihr, der alles klären könnte, gibt er jedoch nicht heraus. Alles in allem eine sehr ungute Geschicht’.«

      »Das ist allerdings mehr als verworren«, murmelte der Lois. Nach einer Weile fragte er: »Was sagt denn die Moni zu der ganzen Angelegenheit?«

      »Ach ja«, Dr. Trautner faßte sich an den Kopf, »das hab’ ich dir ja noch gar net gesagt. Die Moni ist heut’ morgen zu mir gekommen und hat ihr Praktikum abbrechen wollen. Ich hab’ ihr ein paar freie Tage gegeben. Sie muß mal heraus aus dem Klinikbetrieb. Und weißt du, warum?«

      Alois Gratlinger schüttelte den Kopf.

      »Weil sie sich im OP aufgerieben hat. Das war zu viel für sie. Der Stolzenbach hat sich sehr intensiv um ihre Fortbildung bemüht, das muß man anerkennen. Er hat aber vergessen, daß sie noch nichts dergleichen aus der Nähe gesehen hat. Und plötzlich…!«

      »Sag mal«, unterbrach der Lois seinen Freund, »wer hat denn zuerst die Segel gestrichen?«

      »Was ist?«

      »Ist die Moni oder der Professor zuerst bei dir gewesen?«

      »Die Moni«, antwortete Trautner. »Warum? Das war unabhängig voneinander, das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun.«

      »So, meinst?« Der alte Sterzenhofer lächelte. »Ich glaub’ schon, daß das was miteinander zu tun hatte.«

      »Wie bitte? Wie kommst denn auf den Blödsinn?« Vinzenz Trautner sah den Lois kopfschüttelnd an.

      Der lächelte. »Mein lieber Vinz, ich erleb’ zum ersten Mal, daß du etwas Wesentliches net frühzeitig gespannt hast.«

      »Etwas Wesentliches net gespannt? Was hab’ ich net gespannt?«

      »Daß sich zwischen der Moni und deinem Chirurgieprofessor was angebahnt hat. Und wenn du mich fragst, dann ist das das Persönliche, von dem dein Professor gesprochen hat.«

      Vinzenz Trautner saß daraufhin vollkommen bewegungslos da. Er setzte ein paarmal an, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus.

      »Da bist platt«, der Lois grinste, »das versteh‘ ich sogar. Ich wär’s an deiner Stell’ auch.«

      »Wie kommst du denn auf einen solchen Blödsinn?« Trautner tippte sich an die Stirn. »Die Moni, sie ist doch noch ein Kind, und der… der Stolzenbach…? Niemals net, das hätt’ ich doch gemerkt. Nein, da irrst du dich, und zwar ganz gewaltig.«

      »Ich irr’ mich net«, brummelte der Lois, »ich weiß es. Erstens mal ist die Moni schon lang’ kein Kind mehr. Sie ist immerhin vierundzwanzig. Und dein Professor hat Augen im Kopf. Das Madel muß einen Mann rühren, verstehst? Wenn er net blind und gefühlstaub ist, dann… dann…!«

      »Aber net der Stolzenbach!«

      »Und wieso net?«

      »Weil ich es net will!« Trautner schlug mit der Faust auf den derb gezimmerten Tisch.

      Der alte Lois lachte. »Da werden die zwei keine Rücksicht drauf nehmen.«

      »Weißt du vielleicht was, was ich net weiß?« Vinzenz Trautner kniff die Augen zusammen und starrte seinen langjährigen Freund fragend an.

      Der nickte. »Wahrscheinlich. Denn die Moni hat ganz offensichtlich mit dir net geredet.«

      Trautner schüttelte den Kopf. »Das hat sie net. Jedenfalls net über die Sache.«

      »Na also«, brummelte der Lois. »Mit mir aber. Sie war heroben und hat mir mehr oder weniger ihr Herz ausgeschüttet. Dabei hat sie gestanden, daß sie sich in deinen Professor verliebt hat.«

      »Sag net immer dein Professor«, antwortete Vinzenz Trautner, »der Stolzenbach ist net mein Professor. Und er wird es auch net werden. Gut, daß er gehen will. Wenn er net gekommen wär’, dann hätt’ ich ihm nahe gelegt, daß er gehen soll. Was sag’ ich denn, hinausgeworfen hätt’ ich ihn. Ein Madel wie die Moni, unschuldig und jung und…!«

      »Jetzt hörst aber auf!« Monikas Großvater sah zornig drein. »Du benimmst dich ja wie ein eifersüchtiger Gockel. Gegen die Liebe kannst nix machen, auch du net. Und wie der junge Mann sich benimmt, da kannst nur den Hut vor ziehen.«

      »So jung ist er auch nimmer.« Vinzenz Trautner verzog das Gesicht.

      Da lachte der Lois. »Doch, ist er. Jedenfalls jung genug, um sich in ein Madel wie die Moni zu verlieben.«

      »Woher weißt du überhaupt, daß er in das Madel verliebt ist?« wollte Trautner wissen. »Ist er vielleicht auch bei dir heroben gewesen?«

      Der Lois schüttelte amüsiert den Kopf. »Also so hab’ ich dich selten erlebt. Du bist ja gar net bei dir. Was erschüttert dich denn daran, wenn zwei junge Leut’ sich verlieben? Das ist doch ganz normal, und bisher hast doch auch nie was dagegen gehabt, wenn sich zwei gefunden haben. Denk nur an die eine Schwester und den jungen Arzt. Das hast sogar unterstützt und…!«

      »Das da ist was ganz anderes«, sprudelte es über Vinzenz Trautners Lippen.

      »So? Was ist denn da anders?«

      »Alles. Aber ich will jetzt net drüber reden. Ich will überhaupt nix mehr reden, ich will zurück in die Klinik. Hast die Tees fertig?«

      Der Lois nickte lachend. »Da in dem Sackerl ist alles drinnen. Vier verschiedene Mischungen, wie immer.«

      Dr. Vinzenz Trautner nahm den Leinensack und wollte grußlos davongehen.

      »Denk mal über dein Verhalten nach«, rief der Lois ihm hinterher. »So benimmt sich kein Mann, der eine Klinik leitet. Und das tust ja schließlich. Die Moni hat ein Recht darauf, sich zu verlieben, in wen sie will. Und dein Professor auch. Und wenn sie’s ineinander tun, dann kannst du nix dagegen machen. Das ist nämlich Natur, verstehst? Sonst gibst doch so viel auf die Naturgesetze, warum denn net auch bei jungen Leuten? Und der Professor, der ist jung, auch wenn du es net wahrhaben willst.«

      Vinzenz Trautner war schon so weit weg, daß er nicht mehr verstand, was der Lois ihm dann noch hinterherrief. Am meisten ärgerte er sich darüber, daß er nicht mitbekommen hatte, daß Monika und Professor Stolzenbach sich ineinander verliebt hatten. Wie hatte er nur so blind sein können?

      *

      Clemens Stolzenbach hatte am darauffolgenden Wochenende wieder dienstfrei und fuhr nach München. Dort hatte er sich vor ein paar