Oesterreich im Jahre 2020. Josef von Neupauer

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Название Oesterreich im Jahre 2020
Автор произведения Josef von Neupauer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 4064066113797



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       Josef von Neupauer

      Oesterreich im Jahre 2020

      Socialpolitischer Roman

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066113797

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       VI.

       VII.

       VIII.

       IX.

       X.

       XI.

       XII.

       XIII.

       XIV.

       XV.

       XVI.

       XVII.

       XVIII.

       Nachwort.

       It is better to fight for the good, than to rail at the ill.

       Inhaltsverzeichnis

      Ich habe die Ehre, mich zum drittenmal einem verehrungswürdigen Publikum vorzustellen. Ich nenne mich Julian West und habe bekanntlich 113 Jahre, von 1887 bis 2000 nach Christi Geburt, verschlafen, erwachte in Boston in Dr. Leetes Hause, wo ich die wunderbaren Veränderungen anstaunte, welche die Erneuerung der Gesellschaftsordnung im 20. Jahrhunderte in meinem Vaterlande bewirkt hatte, und träumte mich dann in einer wüsten Nacht wieder in das Boston vom Jahre 1887 zurück.

      Mit diesen Eindrücken hat mich ein gewisser Edward Bellamy seinen Lesern vorgeführt und mich gegen gutes Honorar meine Erlebnisse erzählen lassen.

      Dann wachte ich wieder im verjüngten Boston auf, wurde als Professor der Geschichte am Shawmut-College dort angestellt, sollte meine Zuhörer mit Haß gegen die Periode des Wettbewerbs erfüllen, was mir nicht gelingen wollte, da jedermann mit der Gegenwart unzufrieden war, und lernte nach Beendigung meiner ersten Vorlesung einen Mr. Forest kennen, der von allen der Unzufriedenste war, weil man ihn vom Professor der Geschichte zum Pedell degradirt hatte, und wurden mir von diesem die Augen geöffnet über die abscheulichen Zustände, die der Communismus in den Vereinigten Staaten gezeitiget hatte, und er belehrte mich nicht nur über die Mängel des Communismus, sondern er unterwies mich auch, wie wir den Mängeln unserer ehemaligen Gesellschaftsordnung hätten abhelfen können, ohne sie ganz zu untergraben.

      Ich habe Herrn Forest ebenso gläubig zugehört wie früher dem Dr. Leete; und wurde ich dann von einem gewissen Richard Michaelis in Chicago neuerdings mit Honorar angestellt und demselben Publikum vorgeführt, das ich das erstemal zu unterhalten die Ehre hatte, wobei ich bemüht war, die gänzliche Haltlosigkeit meiner früheren Auffassung klar zu machen. Ich endete meinen damaligen Bericht mit der Darstellung, wie Dr. Leete erschlagen, seine Tochter vergewaltigt und Mr. Forest in Vertheidigung seines Gegners Dr. Leete geschlachtet wurde, womit ich auf Wunsch des Mr. Richard Michaelis schlagend bewies, daß die Klagen, die Mr. Forest vorbrachte, gerecht waren; denn wie hätte ein ungerechter Mann es über sich vermocht, seinen Feind zu vertheidigen, der durch die Hand eines Dritten fallen sollte! —

      Ich war nun ebenso überzeugt, daß der Communismus die erbärmlichste Einrichtung sei, als ich vorher für denselben geschwärmt hatte, und ich bedauerte, daß Mr. Forest im Kampfe gefallen war, da ich Arm in Arm mit ihm das 21. Jahrhundert gerne hätte in die Schranken fordern mögen.

      Nun ereignete sich aber das Verwunderliche, daß Mr. Forest sich doch erholte und langsam von seinen furchtbaren Wunden genas. Ich pflegte ihn wie meinen Bruder und las ihm Bücher und Briefe vor, um ihm seine Lage zu erleichtern. So auch einen Brief aus Tulln, einem unbekannten kleinen Orte in Oesterreich, den wir auf keiner Karte finden konnten.

      In diesem Briefe sprach ein gewisser Zwirner den Wunsch aus, Mr. Forest kennen zu lernen, da er in einer alten Zeitung, “Boston Gazette”, einen Vortrag abgedruckt gelesen hatte, den Mr. Forest, als er noch Professor war, über die Cultur des 19. Jahrhunderts gehalten hatte, und es ihn interessirt hätte, sich mit dem gelehrten Manne zu unterhalten. Er begreife zwar nicht seinen Haß gegen den Communismus, eine Gesellschaftsform, die ihn vollkommen befriedige, denn auch Oesterreich sei längst dazu übergegangen, aber geschichtliche Forschung böte viel Interesse und er selbst befasse sich mit der Aufhellung der ein wenig in Vergessenheit geratenen Cultur des 19. Jahrhunderts. Er habe Vieles, was sich darauf bezog, aus den europäischen Bibliotheken ermittelt, aber er wünsche, sein Material mit jenem des Mr. Forest zu vergleichen, und meine, Mr. Forest könnte seine Sommerferien zu einem Besuche in Oesterreich benützen. Als Professor müsse ihm der Staat die Mittel zu einer Reise nach Europa zu wissenschaftlichen Zwecken anweisen, während er selbst, der nur ein junger Landmann sei und keinen Namen unter den Gelehrten sich erwerben konnte, weder so laugen Urlaub, noch die Mittel zur Reise beanspruchen dürfe.

      Der Arme glaubte Mr. Forest noch im Besitze einer fetten Professur und hatte nicht gelesen, daß derselbe längst war abgesetzt worden.

      Indessen gefiel dem Reconvalescenten der Vorschlag, da er Europa noch nicht besucht hatte und es ihm nicht ohne Interesse war, dem zufriedenen Oesterreicher ebenso die Augen zu öffnen, wie er mir gethan, und er beauftragte mich, bei der Regierung um Ausfolgung der Mittel einzuschreiten, welche ihm und mir, den er mitnehmen wollte, die Reise nach Oesterreich ermöglichen sollten. Man mußte sich mit Reisegeld versehen, da zwischen Amerika und Europa keine Reciprocität für den Reiseverkehr bestand, wie sie die Continentalstaaten in Europa untereinander vereinbart hatten. Ich bezweifelte, daß die Regierung uns das Reisegeld anweisen würde. Aber unserem Wunsche wurde entsprochen, denn Mr. Forest war wieder in Gunst, weil er Dr. Leete, ein einflußreiches Mitglied der Regierungspartei, vertheidigt hatte, und was mich betrifft, so dachte man längst, mich von meiner Stelle am Shawmut-College zu entfernen, weil ich nicht mehr mit der anfänglichen Parteilichkeit für den Communismus docirte, andererseits aber