Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman. Sissi Merz

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Название Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman
Автор произведения Sissi Merz
Жанр Языкознание
Серия Dr. Brinkmeier Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740943028



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schließlich hatten Mary und Tom sich große Mühe gegeben, ihr eine Freude zu machen. Und immerhin war dies ja ihr Geburtstag...

      Tom Kennedy hatte sich ebenfalls umgezogen. Statt des üblichen Kakhizeugs, in dem Julia ihn kannte, trug er ein weißes Hemd und eine dunkle Hose, dazu ein leichtes Jackett. Darin machte er eine richtig gute Figur. Und der Blick, mit dem er seine Kollegin streifte, war schon mehr als anerkennend.

      Das Essen war bereits bestellt, und wie die junge Frau vermutet hatte, das Gleiche, was sie früher hier gegessen hatten. Tom Kennedy gab sich charmant, plauderte locker und schaffte es schließlich, daß Julia sich wohlfühlte und die Vergangenheit zumindest für diesen Abend beiseite schob.

      »Wollen wir tanzen?« fragte er nach dem Essen. Es gab tatsächlich eine kleine Tanzfläche, zwei Paare bewegten sich da zu der einschmeichelnden Musik einer Zweimannband. Julia hob betont lässig die Schultern. »Warum nicht? Immerhin ist es mein Geburtstag. Und den möchte ich genießen.«

      »Tun Sie das denn?« Er lächelte ein wenig ironisch auf sie nieder. »Ich dachte, Sie mögen mich nicht.«

      »Ich finde es nett, was Sie hier tun. Auch wenn es Schwester Marys Idee war. Wissen Sie, eigentlich wollte ich meinen Geburtstag vergessen.«

      »Die Erinnerung, ich verstehe. Aber man kann nicht alles vergessen, was vielleicht schmerzlich sein könnte. Dann müßte man schon sein Gedächtnis verlieren.«

      »Und das wäre unpraktisch.« Julia warf Tom einen forschenden Blick zu. »Sie tanzen ziemlich gut. Ich habe langsam den Eindruck, daß Sie ein Mann mit vielen Talenten sind.«

      »Schon möglich. Aber ich warne Sie: Das herauszufinden ist es nicht wert. Hinter der Fassade werden Sie wenig Erfreuliches finden.«

      »Wie meinen Sie das? Ich möchte mir lieber meine eigene Meinung bilden. Und die fällt nicht so schlecht aus.«

      Tom schwieg eine Weile, dann behauptete er: »Mir tun die Füße weh. Setzen wir uns noch einen Moment hin, bevor wir aufbrechen. Eigentlich wollte ich Sie erst morgen zurück nach Holy Spirit fahren. Aber ich glaube, es ist besser, wir fahren jetzt.«

      »Warum?«

      Seine Miene verschloß sich. »Warum, warum? Ich habe schon meine Gründe. Wollen Sie sich noch umziehen?«

      »Nun warten Sie mal. Ich möchte doch gerne wissen, was das zu bedeuten hat. Sie haben mir einen wunderbaren Abend geschenkt. Ich habe mich wirklich darüber gefreut. Und jetzt benehmen Sie sich schon wieder wie ein Trampeltier. Wieso tun Sie das?«

      Er musterte sie eine Weile schweigend, und als Julia schon meinte, er würde ihr keine Antwort geben, erklärte er zögernd: »Sie und ich, wir sind in gewisser Weise aufeinander angewiesen. Sie wissen, daß es unmöglich ist, die Station mit nur einem Arzt zu führen. Deshalb wäre es wohl sinnvoll, ein wenig mehr auf... Distanz zueinander zu bleiben. Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer schaffe. Und dieser Abend hat meine Zweifel nicht gerade zerstreut. Also, tun Sie sich und mir einen Gefallen, ziehen Sie sich um und kommen Sie dann zum Jeep. Ich warte draußen.«

      Noch ehe Julia etwas sagen konnte, hatte Tom Kennedy das Restaurant verlassen. Sie schüttelte leicht den Kopf und murmelte verwirrt: »So eine seltsame Liebeserklärung habe ich noch nie bekommen...«

      *

      »Birgit, wo ist Paul? In zehn Minuten gibt’s Abendessen!« Monika Farber schaute aus dem Küchenfenster in den Wirtschaftshof, wo ihre Tochter mit dem Hund spielte.

      »Er schaukelt, ich ruf ihn gleich!«

      »Und sag dem Onkel Ben Bescheid.« Die junge Frau schloß das Küchenfenster und seufzte leise. Als Benjamin gleich darauf erschien, zwang sie sich zu einem Lächeln, das aber reichlich unecht ausfiel. Der Bauer merkte es gleich und wollte wissen: »Was hast, Moni? Stimmt was net?«

      »Ich muß dir was zeigen, Ben. Komm halt mal mit.«

      Er folgte ihr in die gute Stube, wo sie einen Brief vom Tisch nahm und ihm reichte. »Seit heut bin ich geschieden.«

      Eine Weile herrschte da Schweigen, schließlich wollte er wissen: »Wie fühlst dich? Schlecht? Bereust es?«

      »Freilich net, der Christian hat es ja so gewollt.«

      Der junge Mann legte den Brief fort und schaute Monika forschend an. »Aber du siehst traurig aus. Hast meinen Bruder fei immer noch lieb, oder?«

      Sie erwiderte seinen Blick, da fiel ihm auf, daß sie nicht wirklich traurig aussah. Eher erleichtert und ein wenig schuldbewußt. »Ich hab in den letzten Monaten viel Zeit zum Nachdenken gehabt, Ben. Und ich weiß jetzt, daß meine Gefühle für deinen Bruder im Laufe dieser schrecklichen Jahre gestorben sind. Ich hatte nur noch Angst vor Christian, weil er sich immer unberechenbarer benommen hat. Und ich hab ständig fürchten müssen, daß er den Kindern was antut. Das war fei kein Leben.«

      »Dann müßtest jetzt froh sein, daß es vorbei ist.«

      »Ja, das bin ich auch. Aber mir ist was anderes viel wichtiger. Daß ich nämlich hier bei dir meinen Frieden gefunden hab. Daran konnte ich schon fast nimmer glauben.«

      »Ich bin froh, daß ich euch bei mir haben darf. Du und die Kinder, ihr seid mir so lieb wie eine eigene Familie.«

      »Fast sind wir es ja auch, oder?« Sie bemerkte, daß er etwas sagen wollte, und legte ihm rasch einen Finger auf die Lippen. »Hör mir mal zu, Ben, ich muß dir was Wichtiges sagen. Ich glaub, es wird net leicht für uns zwei. Das, was geschehen ist, läßt sich nicht einfach so vergessen. Und ich will auch nicht, daß du denkst, ich geh nur den leichten, den bequemen Weg. Aber ich fühle mich schon lang bei dir daheim. So sicher und geborgen. Als es mir sehr schlecht gegangen ist, da bist immer für mich da gewesen. Ich weiß jetzt, ich hab einen Fehler gemacht, als ich deinen Bruder geheiratet habe. Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, um das richtigzustellen.«

      Benjamin betrachtete Monika voller Zuneigung. Das Herz wurde ihm ganz leicht, als er diese Worte hörte. Und er konnte es fast nicht glauben, daß seine Gefühle, die er so lange tief im Herzen versteckt hatte, nun endlich auf einen Widerklang stoßen sollten.

      »Ich hab dich lieb, Moni. Das wollte ich dir immer sagen, aber ich durfte es nicht. Du bist die Frau meines Bruders gewesen, und auch wenn ich manchmal am liebsten aus der Haut gefahren wäre vor hilfloser Wut, hab ich doch geschwiegen. Der Christian hat dir und den Kindern viel angetan. Aber er ist mein Bruder, und deshalb habe ich versucht, ihm zu helfen. Vielleicht war das falsch, vielleicht hätte ich nur an dich und mich denken sollen. Ich weiß es net. Aber jetzt möchte ich dich in den Arm nehmen und nie wieder loslassen.«

      Sie lächelte ihm selig zu. »Dann tu es. Ich hab ganz gewiß nix dagegen.«

      Das ließ der junge Mann sich nicht zweimal sagen. Oft hatte er Monika in den zurückliegenden Monaten tröstend umarmt, aber nun war es anders. Da spürten sie beide, wie ihre Herzen sich einander zuneigten, wie das Glück der wahren Liebe sie zusammenführte und ein unsichtbares Band um ihre Seelen schlang. Zärtlich und innig war das Busserl, das sie tauschten. Und doch voller Sehnsucht und tief empfundener Leidenschaft. Für Benjamin erfüllte sich da ein fast verloren geglaubter Traum. Und Monika, die fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, wie schön und befreiend das Vertrauen der wahren Liebe sein konnte.

      So standen sie eine ganze Weile da, eng umschlungen und genossen beide den Zauber der tiefen Gefühle, die ihre Herzen erfüllten. Erst als zwei strahlende Kindergesichter durch die Tür spitzten, kehrten sie ins Hier und Jetzt zurück. Monika lächelte Birgit und Paul glücklich zu, und Benjamin öffnete die Arme, um die Kinder an sein Herz zu drücken.

      »Sag, Onkel Ben, wirst unser neuer Vater?« fragte Birgit ihn mit großem Ernst. Und der kleine Paul schaute den Bauern ganz gespannt an.

      »Wenn eure Mami ja sagt, dann will ich sie heiraten«, gestand Benjamin den Kindern ein. »Wäre euch das denn auch recht?«

      Sie mußten nicht lange überlegen, ein einhelliger Jubel erfüllte da die Stube. Und als Monika sich wieder in Benjamins Arme schmiegte, da meinte er, der glücklichste Mensch