Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge

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Название Mami Staffel 6 – Familienroman
Автор произведения Claudia Torwegge
Жанр Языкознание
Серия Mami Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740926427



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war?

      Obwohl Ulf an diesem Tag sehr viel Arbeit im Institut vorfand, bemühte er sich, am Abend pünktlich zu Hause zu sein, um Yvonne nicht zu verärgern. Sie erwartete ihn schon, wie immer perfekt gekleidet und frisiert. Sie hatte einen riesigen Blumenstrauß besorgt, der sicher ein Vermögen gekostet hatte.

      »Ob der Frau Helmbrecht gefällt?« zweifelte Ulf. »Er ist gar zu pompös. Hättest du nicht lieber etwas Nettes, Kleineres besorgen sollen? Ich glaube, das wäre ihr lieber gewesen.«

      Yvonne zuckte mit den Schultern.

      »Der Strauß muß Eindruck machen – und er wird Eindruck machen«, gab sie zurück.

      »Davon bin ich überzeugt«, sagte er ironisch.

      »Schließlich geht es nicht um Frau Helmbrecht, sondern um ihren Mann, den Direktor, auf den er Eindruck machen soll. Er ist wichtig für uns, das weißt du doch«, fuhr sie fort. »Außerdem habe ich noch ein paar exquisite Flaschen Rotwein besorgt. Ich weiß, daß er gerne einen guten Tropfen trinkt.«

      »Ist das alles nicht ein wenig übertrieben?« meinte er. Er hatte das Gefühl, daß Yvonne mit ihren Gastgeschenken immer hervorstechen und auffallen wollte. »Schließlich sind wir nicht zu einer Hochzeit oder einem Geburtstag eingeladen, sondern zu einem kleinen Abendessen.«

      »Es ist kein kleines Abendessen, sondern eine Garten-Party, um die Neuerwerbung eines Gemäldes zu feiern«, gab sie spitz zurück. »Seine Gemäldesammlung ist berühmt!«

      »Ach, Helmbrecht und seine Gemälde! Da hat er nur wieder einen Grund gesucht, um eine Party zu geben, wichtige Leute um sich zu scharen. Also, wenn ich mir ein Bild kaufen würde, dann würde ich nicht die halbe Welt dazu einladen, um es zu begaffen. Ich würde es ganz alleine genießen.«

      »Nun ja, du«, sagte Yvonne, und es klang fast ein wenig abfällig. »Du gehörst in die gleiche Kiste wie Helmbrechts Frau.«

      »Sie ist eine sehr nette Frau. Ich mag sie gerne«, verteidigte er seine Gastgeberin. »Aber findest du nicht, daß deine Gastgeschenke ein wenig zu nobel für diesen Anlaß sind? Dieses aufwendige Blumenbukett und dazu noch eine Kiste Wein!«

      Anstelle einer Antwort hob sie nur die schön geschwungenen Augenbrauen.

      »Ich weiß, es hat wahrhaftig keinen Sinn, dir hier dreinzureden, aber könntest du es nicht das nächste Mal ein wenig bescheidener ausfallen lassen?« meinte er.

      »Nein«, sagte sie kurz und wandte sich ab. »Ich habe dir deinen dunklen Anzug herausgelegt und ein frisches Hemd.«

      Er ging an ihr vorbei die Treppe hinauf in sein Ankleidezimmer.

      »Perfekt wie immer«, murmelte er, als er den Anzug, das blütenweiße Hemd, die passende Krawatte, Socken und Schuhe dort vorfand. So sehr er sonst auch den Luxus und den Lebensstil genoß, hatte er doch heute irgendwie keine Freude daran.

      »Mußte das denn sein, daß wir uns bei Helmbrechts sehen lassen müssen?« frage er ungehalten, als er neben Yvonne in ihrem schnittigen Sportwagen saß.

      »Ja, es mußte sein«, sagte sie kühl. »Der Mann hat Verbindungen, er kann uns nützlich sein.«

      »Ich brauche ihn nicht!« sagte er heftiger, als es seine Art war.

      Yvonne warf ihm einen schrägen Blick zu.

      »Wer weiß«, sagte sie. »Er könnte dir einen Vorstandsposten in einer Arzneimittel-Firma verschaffen.«

      »Mir genügt meine Arbeit – und das, was ich erreicht habe«, sagte er schroff. Er war leitender Chefarzt an einer großen Klinik, hatte einige bedeutende Forschungsergebnisse vorzuweisen, war in Fachkreisen hoch angesehen und auch bei seinen Studenten an der Universität.

      »Aber mir nicht«, entgegnete sie. Sie bog in eine Seitenstraße ein und fuhr dabei etwas zu schnell um die Kurve, so daß die Reifen quietschten. Er schüttelte den Kopf.

      »Was willst du denn noch? Du hast doch alles, was du brauchst«, sagte er, und seine Stimme klang müde. Yvonne hatte alles, konnte sich alles leisten, was das Herz begehrte – und trotzdem war es ihr nicht genug. Sie war immer unzufrieden.

      »Verbindungen und Beziehungen sind alles, was zählt. Man muß sie pflegen«, sagte sie. »Und ich pflege eben den guten Helmbrecht. Er ist ein erfolgreicher Mann und stellt etwas dar. Ein Mensch mit Visionen und Höhenflug. Und er hat – Macht.«

      »Höhenflug«, wiederholte er bitter. Auch ich hatte einmal einen Höhenflug, hatte Visionen. Seltene Tropenkrankheiten wollte ich erforschen, neue Dinge auftun.

      Manchmal tat es ihm leid, daß er sich damals von Yvonne hatte überreden lassen, den geplanten längeren Forschungsaufenthalt in den Tropen aufzuschieben und statt dessen an einem anderen Projekt zu arbeiten, das ihr Vater begonnen hatte. Zugegeben, er hatte großen Erfolg gehabt, war bekannt, fast berühmt geworden, hatte einen Ruf an der Universität, den Posten als Chefarzt, dazu hochdotierte Aufsichtsratsposten in der Industrie bekommen, konnte sich alles leisten, was er wollte. Aber eine kleine Unzufriedenheit blieb, denn er hatte sein eigentliches Ziel nicht mehr weiter verfolgt. Forscher und Arzt hatte er sein wollen, den Menschen helfen, ihre Leiden lindern, neue Wege dabei finden.

      Er sah seine Frau nachdenklich von der Seite an. Ein klassisches Profil, ein energisches Kinn, ein herrischer Ausdruck auf dem perfekt zurechtgemachten Gesicht, das eine gewisse Kühle und Unnahbarkeit ausstrahlte. Sie war rastlos, eilte von einem Termin, einem Vergnügen, einer Ablenkung zur anderen. Warum war ihm das früher nicht aufgefallen? Oder hatte sich Yvonne im Laufe der Jahre verändert?

      Sie hatte ihn damals fasziniert, er war von ihr und dem Lebensstil, den sie ihm vorführte, hingerissen gewesen. Er war wie geblendet. Das war eine andere, ihm unbekannte Welt – die Welt der Reichen und Erfolgreichen, die Yvonne ihm gezeigt hatte. Mit ihr an seiner Seite waren ihm Erfolg und Wohlstand sicher. Für ein Leben mit ihr hatte er alles andere, was ihm wichtig gewesen war, fallen lassen. Seine alten Freunde – und Nina. Seine Liebe zu der warmherzigen Nina war daran zerbrochen.

      Warum nur mußte er in letzter Zeit so oft an sie denken? Immer wieder stahl sie sich in seine Gedanken, in seine Träume, und er ertappte sich immer öfter dabei, daß er sich ihre Stimme, ihr Aussehen, ihr Lächeln ins Gedächtnis zurückrief.

      Eine Praxis auf dem Lande, das war es, was Nina damals so gerne gehabt hätte, aber seine Pläne waren ganz anders gewesen, hochfliegend und erfolgsorientiert. Wie spießbürgerlich, wie einfach war ihm Nina damals gegen die hinreißende Yvonne vorgekommen. Und jetzt?

      Sicher ist sie schon längst verheiratet und hat einen Stall voller Kinder, dachte er, und ein leises Gefühl des Neides, der Eifersucht stahl sich in seine Brust.

      »So, hier sind wir«, sagte Yvonne und angelte ihre Kroko-Tasche vom Hintersitz. »Mal sehen, was Helmbrecht sich wieder ausgedacht hat. Er hat ja immer tolle Ideen.«

      Sie hob die Augenbrauen und fuhr in abfälligem Tonfall fort:

      »Ich frage mich nur, wie er zu dieser Frau kommt. Ein Heimchen, ein Gänschen, eine dumme Pute – nichts weiter.«

      »Dein Urteil ist ja ziemlich vernichtend, meine Liebe«, sagte er scharf. »Also, ich finde sie sehr nett. Sie ist warmherzig und freundlich. Und bestimmt ist sie an den tollen Ideen ihres Mannes mit Rat und Tat beteiligt. Allein könnte er das sicher nicht so hinkriegen.«

      Yvonne zuckte nur mit den Schultern und schwang ihre langen, elegant bestrumpften Beine aus dem Wagen.

      »Ach, weißt du, es gibt Firmen, die all so etwas professionell erledigen. Mit seinen Festen hat sie bestimmt nichts zu tun«, gab sie zurück. »Wenn du meine Meinung hören willst: ein Mann wie Helmbrecht bräuchte eine Frau, die etwas darstellt, die gewandt ist im Umgang mit Menschen, die elegant ist und Pfiff hat.«

      »So eine wie du«, sagte er, und ihr entging der Sarkasmus in seinem Tonfall nicht. Sie warf den Kopf in den Nacken.

      »Ja, vielleicht«, sagte sie und preßte ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Er hatte sie wütend gemacht, aber es tat ihm nicht