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zu einem Tief werden und das Lustgefühl in eine Form von Schmerz münden wird. Viele Menschen wissen aus eigener Erfahrung, wie leicht und schnell eine nahe Beziehung sich von einer Quelle der Lust zu einer Quelle des Schmerzes verwandeln kann. Von einer höheren Warte aus gesehen sind beide, das Negative und das Positive, wie zwei Seiten derselben Münze. Beide sind Teil des grundlegenden Schmerzes. Und dieser Schmerz ist untrennbar vom Ego-Zustand des Bewusstseins und seiner Identifikation mit dem Verstand.

      Dein Schmerz enthält zwei Ebenen: den Schmerz, den du jetzt neu erschaffst, und den Schmerz aus der Vergangenheit, der in deinem Verstand und deinem Körper weiterlebt. Das Erschaffen von Schmerz in der Gegenwart zu beenden und vergangenen Schmerz aufzulösen – davon möchte ich jetzt sprechen.

       KAPITEL ZWEI

      BEWUSSTSEIN: DER WEG AUS DEM SCHMERZ HERAUS

       ERSCHAFFE KEINEN NEUEN SCHMERZ IN DER GEGENWART

       Niemandes Leben ist gänzlich frei von Schmerz und Kummer. Geht es nicht darum zu lernen, mit ihnen zu leben, anstatt zu versuchen, sie zu vermeiden?

      Der größte Teil menschlichen Schmerzes ist unnötig. Solange der unbeobachtete Verstand dein Leben regiert, erschaffst du den Schmerz selber.

      Der Schmerz, den du jetzt erschaffst, entspringt aus deiner Ablehnung dessen, was ist, aus deinem unbewussten Widerstand. Auf der Ebene des Verstandes entspricht Widerstand einer Form von Beurteilung, auf der emotionalen Ebene einer Form von Negativität. Die Intensität des Schmerzes hängt vom Grad des Widerstandes gegenüber dem gegenwärtigen Moment ab, und der wiederum hängt davon ab, wie stark du mit deinem Verstand identifiziert bist. Der Verstand sucht immer danach, das Jetzt zu vermeiden und ihm zu entkommen. Mit anderen Worten, je mehr du mit deinem Verstand identifiziert bist, desto mehr leidest du. Oder du kannst es auch so ausdrücken: Je mehr du fähig bist, das Jetzt anzuerkennen und zu akzeptieren, desto freier bist du von Schmerz und Leiden – frei vom Ego-Verstand.

      Warum verleugnet der Verstand gewöhnlich das Jetzt und leistet ihm Widerstand? Er kann ohne Zeit, ohne Vergangenheit und Zukunft nicht funktionieren und in Kontrolle bleiben und nimmt deshalb das zeitlose Jetzt als bedrohlich wahr. Zeit und Verstand sind in Wahrheit untrennbar.

      Stell dir die Welt ohne menschliches Leben vor, nur von Pflanzen und Tieren bewohnt. Würde es immer noch Vergangenheit und Zukunft geben? Könnten wir immer noch sinnvoll von Zeit reden? Die Fragen „Wie viel Uhr ist es?“ oder „Welches Datum ist heute?“ wären ziemlich bedeutungslos – falls es überhaupt jemanden gäbe, der diese Fragen stellen würde. Die Eiche oder der Adler wären verwirrt über solche Fragen. „Zeit?“, würden sie fragen. „Was für eine Zeit? Es ist doch Jetzt. Die Zeit ist jetzt. Was sonst?“

      Ja, wir brauchen den Verstand wie auch die Zeit, um in dieser Welt zu funktionieren, aber es kommt der Punkt, an dem sie von unserem Leben Besitz ergreifen, und da beginnen Krankheit, Schmerz und Kummer.

      Um sicher zu gehen, dass er die Kontrolle behält, ist der Verstand ununterbrochen damit beschäftigt, den gegenwärtigen Moment mit Vergangenheit und Zukunft abzudecken. Das lebendige und unendlich kreative Potenzial des Seins, welches vom Jetzt nicht zu trennen ist, wird genauso von Zeit überdeckt wie deine wahre Natur vom Verstand. Eine immer schwerer werdende Last von Zeit hat sich im menschlichen Verstand angesammelt. Alle Individuen leiden unter dieser Last, aber trotzdem vergrößern sie sie ständig. Das passiert immer, wenn sie den unendlich wertvollen gegenwärtigen Moment ablehnen, ignorieren oder ihn als Mittel missbrauchen, um zu einem zukünftigen Moment zu gelangen, der wiederum nur im Verstand existiert, nie in der Realität. Die Anhäufung von Zeit im kollektiven und individuellen menschlichen Verstand enthält auch eine enorme Menge Restschmerz aus der Vergangenheit.

      Wenn du für dich und andere keinen Schmerz mehr erschaffen möchtest, wenn du den Restschmerz aus der Vergangenheit, der immer noch in dir lebt, nicht mehr vermehren möchtest, dann höre auf, Zeit zu erschaffen, oder erschaffe zumindest nur so viel, wie nötig ist, um mit den praktischen Aspekten des Lebens umzugehen. Wie hört man auf, Zeit zu erschaffen? Erkenne zutiefst, dass dein ganzes Leben sich im gegenwärtigen Moment abspielt. Stelle das Jetzt ins Zentrum deines Lebens. Während du vorher in der Zeit gelebt und dem Jetzt nur kurze Besuche abgestattet hast, verbleibe von nun an im Jetzt und statte der Vergangenheit und der Zukunft kurze Besuche ab, wenn das nötig ist, um mit den praktischen Aspekten deiner Lebenssituation umzugehen. Sage immer „Ja“ zum gegenwärtigen Moment. Was könnte sinnloser, wahnsinniger sein als inneren Widerstand gegen etwas aufzubauen, das bereits da ist? Was könnte verrückter sein als sich dem Leben selbst entgegenzustellen, das jetzt und immer jetzt ist? Gib dich dem hin, was ist. Sage „Ja“ zum Leben – und schau, wie das Leben plötzlich beginnt, für dich zu arbeiten anstatt gegen dich.

      Der gegenwärtige Moment ist manchmal unannehmbar, unangenehm oder schrecklich.

      Er ist, wie er ist. Beobachte, wie der Verstand ihn benennt und wie dieser Vorgang des Benennens und ununterbrochenen Beurteilens Schmerz und Unglücklichsein erschafft. Wenn du die Arbeitsweise des Verstandes beobachtest, dann trittst du aus den Widerstandsmustern heraus und kannst endlich dem gegenwärtigen Moment erlauben, zu sein. Das wird dir einen Geschmack vom Zustand innerer Unabhängigkeit von äußeren Bedingungen geben, vom Zustand inneren Friedens. Und dann schau, was geschieht, und handle, falls notwendig oder möglich. Akzeptiere – und handle dann. Was immer der gegenwärtige Moment enthält, nimm es an, als hättest du es selber so gewählt. Gehe mit, gehe nicht dagegen an. Mache den Moment zu deinem Freund und Verbündeten, nicht zu deinem Feind. Das wird auf wundersame Weise dein ganzes Leben verwandeln.

       ALTER SCHMERZ: AUFLÖSUNG DES SCHMERZKÖRPERS

      Solange du dir keinen Zugang zur Kraft der Gegenwart verschaffen kannst, werden emotionale Verletzungen, die dir widerfahren, einen Restschmerz hinterlassen, der in dir weiterlebt. Er vermischt sich mit altem Schmerz, der bereits da ist, und bleibt in Verstand und Körper hängen. Das schließt natürlich den Schmerz mit ein, den du als Kind erlitten hast und der durch die Unbewusstheit der Welt verursacht wurde, in die du hineingeboren wurdest.

      Diese Ansammlung von Schmerz ist ein negatives Energiefeld, das deinen Körper und deinen Verstand besetzt. Wenn du es dir als ein unsichtbares Wesen mit seiner eigenen Persönlichkeit vorstellst, dann kommst du der Wahrheit ziemlich nahe. Das ist der emotionale Schmerzkörper. Er besitzt zwei Seinsformen: ruhend oder aktiv. Ein Schmerzkörper kann neunzig Prozent der Zeit ruhig sein; in einem sehr unglücklichen Menschen jedoch ist er möglicherweise die gesamte Zeit aktiv. Einige Menschen leben fast ständig in ihrem Schmerzkörper, während andere ihn nur in bestimmten Situationen erfahren, wie zum Beispiel in nahen Beziehungen oder in Situationen, die mit alten Verlusten in Verbindung stehen, mit Verlassenwerden, mit körperlichen oder emotionalen Verletzungen und so weiter. Alles kann ihn aktivieren, besonders dann, wenn er mit einem Schmerzmuster aus deiner Vergangenheit in Resonanz geht. Ist er einmal bereit, aus seinem Ruhezustand herauszukommen, dann kann sogar ein Gedanke ihn erwecken oder eine unschuldige Bemerkung von jemandem, der dir nahesteht.

      Einige Schmerzkörper sind sehr unangenehm, aber relativ harmlos, so etwa wie ein kleines Kind, das nicht aufhören will zu jammern. Andere sind bösartige und destruktive Monster, wahre Dämonen. Einige sind körperlich, viele sind emotional gewalttätig. Einige neigen dazu, Menschen in deiner Nähe anzugreifen, während andere dich selbst, ihren Wirt, angreifen. Dann neigst du zu sehr negativen und selbstzerstörerischen Gedanken über dein Leben. Krankheiten und Unfälle entstehen oft auf diese Weise. Einige Schmerzkörper treiben ihren Wirt in den Selbstmord.

      Du glaubst, einen Menschen zu kennen, und wirst dann plötzlich