Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

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Название Wyatt Earp Paket 1 – Western
Автор произведения William Mark
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740942502



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knurrte Mac, der sich nun ärgerte, daß er selbst es war, der dem Mann zu einem so schnellen Start auf der Ranch verholfen hatte.

      »Und dann kommen Sie zu mir rüber ins Haus. Der Vormann ißt im Ranch­haus.«

      Jonny nickte.

      Da trat Susan in die Tür und blieb neben dem Rancher stehen.

      »Das ist Susan, meine Tochter. Mit ihr werden Sie keinen Ärger haben. Sie will nach Santa Fé ins Hospital!« Der brutale Mann machte eine unmißverständliche Bewegung zur Stirn.

      Das Mädchen wurde feuerrot vor Scham und wandte sich zurück ins Haus.

      Langsam ging der neue Vormann hinüber ins Bunkhaus. Dann nahm er den Hut ab, hängte ihn auf einen Haken, öffnete die Jacke und schlug sie schnell wieder zu.

      Mac Gibbons hatte den silbernen Fünfzack auf der Brust des neuen Kameraden nicht gesehen. Er zeigte ihm das Bett und den Schrank, dann ging er mit einem Knurrlaut hinaus in den Stall.

      Der neue Vormann hieß mit bürgerlichen Namen Wyatt Earp. Den Gedanken, sich hier auf der Ranch unter einem fremden Namen einzuschleichen und als Cowboy anwerben zu lassen, hatte ihm der olivgesichtige Mac Gibbons unbewußt eingegeben.

      Der Marshal war hierher gekommen, um mit dem Rancher abzurechnen. Aber dann kam ihm die Idee, sich hier anwerben zu lassen. Vielleicht war das noch nützlicher, als offen vorzugehen. Man konnte möglicherweise viele Dinge erfahren, die man als offener Gegner nie erfahren hätte.

      *

      Austin Portland ließ den neuen Vormann gut bewirten. Der Mann sollte sehen, daß er hier tatsächlich auf einer großen Rinderranch war, daß der Rancher Portland ein König in seinem Reich war, ein Mensch, der Macht besaß, vor dessen Stimme die Leute krochen.

      Wenn der großspurige rigorose Austin Portland geahnt hätte, wer ihm da an der Tafel gegenübersaß, hätte ihm das riesige Steak, das er schmatzend zwischen seinen großen Zähnen verschwinden ließ, sicher nicht so großartig geschmeckt.

      Nach dem Abendbrot brachte die schwarze Köchin duftenden Kaffee und die Whiskyflasche mit zwei Gläsern.

      Portland lehnte sich selbstgefällig gegen die Stuhllehne zurück. »Sie werden sich wundern, wenn Sie meine Herde sehen, Scott!«

      Der Neue kaute unbeeindruckt weiter. Das reizte den Rancher, der gewohnt war, daß alles, was er sagte, mit der gebührenden Hochachtung aufgenommen wurde, so daß er knurrte: »Wahrscheinlich werden Sie noch keine so große Ranch gesehen haben.«

      Wyatt blickte nicht auf, stopfte sich ein großes Fleischstück zwischen die Zähne und brummte: »Weiß ich nicht. Auf der Hill-Ranch unten im Panhandle hatten wir 30.000 Rinder…«

      Portland wurde blaß vor Ärger. 30.000 Rinder! Welch eine Zahl! Schnitt der Bursche vielleicht auf? Aber der Rancher wußte, daß es unten in Texas Ranches gab, die sogar noch größer waren. So etwas gab es hier nicht. Dafür brachte die Weide nicht genug Futter, das Land war zu steinig und zu uneben.

      Er selbst hatte schon eine gewaltige Ranch für dieses Land, sicher war sie die größte im Umkreis von hundert Meilen. 17.000 Rinder standen auf seiner Weide. Das war für das felsige nördliche New Mexico eine Riesenherde. Und sicher mußte der Bursche das wissen. Aber wenn er schließlich von Texas heraufkam – woher sollte er es wissen. Jedenfalls war er ein Klasse-Cowboy, das hatte der Rancher sofort erkannt.

      Der Neue hatte sich erhoben, die helle Zigarre des Ranchers abgelehnt, sich eine große ebenholzfarbene Virginia zwischen die ebenmäßigen weißen Zähne gesteckt und ein Zündholz an der Stuhllehne angerissen. Auch den Whisky lehnte er ab. Ja, nicht einmal den Kaffee mochte er.

      Komischer Kauz, dachte der Rancher.

      Wyatt tippte kurz an den Hut und wandte sich um. »Ich will nach meinem Pferd sehen, Boß. Dann sagen Sie mir anschließend, was morgen anliegt. Danach werde ich mit Mac auf die Weide reiten.«

      Die Tür fiel hinter dem hochgewachsenen »Cowboy« zu.

      Portland hatte den Mund offenstehen.

      Er wollte aufstehen, brüllen, den mehr als selbstbewußten texanischen Kuhhirten zurechtstutzen, ihm klarmachen, wer hier zu bestimmen hatte, was geschah – aber er tat nichts. Stumm blickte er über seine glimmende Zigarre auf den Hof hinaus, den der Texaner gerade mit einem weiten, ruhigen, seltsam federnden Schritt, der etwas von der Elastizität des Indianerganges an sich hatte, überquerte.

      Portland wandte sich nach seiner Tochter um, die in einer Ecke der Wohnstube saß und stumm vor sich hin sah.

      »Was sagst du zu dem, he? Ist das ein Bursche? Wenn John so ein Mann geworden wäre – ich hätte meine linke Hand dafür gegeben. Weiß Gott! Mehr noch, beide Hände! Yeah! Aber er ist ein weicher Kriecher geworden, ein Tagedieb. Ein dahergelaufener Coltmann macht ihn fertig! Jetzt liegt er bei dem alten Gilbert und hat zwei Löcher im Leib.«

      Das leise Schluchzen des unglücklichen Mädchens erfüllte den Raum.

      »Hör auf zu flennen! Vielleicht ist es das beste für ihn, wenn er nicht mehr hochkommt. Er ist doch kein Mann für diese Ranch, kein Erbe für mich. Ich würde nicht ruhig sterben, wenn ich ihm das hier alles einst übergeben müßte…«

      Susan preßte die Hände vors Gesicht.

      »Der da…« Portland machte eine vage Bewegung zum Fenster hin, in den Hof, wo der drahtige Texaner eben von den drei Parkins-Brüdern aufgehalten wurde. »Yeah – das wäre ein Mann, dem ich die Ranch mit Freuden überlassen würde, wenn er John Portland hieße. Aber er heißt Jonny Scott! Jonny Scott!« brüllte der Rancher. »Er ist ein Kuhtreiber aus dem Panhandle. Er hat keinen Vater, der eine Riesenranch hat. Er ist ein Cowboy und wird ein Cowboy bleiben. Sein Leben lang.« Portland erhob sich und ging langsam zum Fenster. »Ich werde eben noch zwanzig Jahre arbeiten müssen, um zu warten, ob der träge John oder die träumende Susan ihrem Vater einen besseren Erben bringen können…«

      Der Rancher hielt inne, zog die Brauen zusammen und blickte nach draußen.

      *

      Wyatt Earp hatte, als er in den Hof kam, die drei Reiter bemerkt, die durchs Ranchtor ritten. Sie sprachen kurz mit Mac und hielten dann auf ihn zu.

      Der Marshal ließ nur einen kurzen, forschenden Blick über die drei Figuren schweifen.

      Da versperrten ihm die drei den Weg.

      Winchester hob den Kopf und blickte in harte, stumpfe Gesichter mit ausdruckslosen Augen. Es waren die Gesichter von Männern, die in die Mannschaft des wilden Ranchers Austin Portland paßten.

      Cole, Ed und Terry Parkins hatten wahre Raubvogelgesichter. Obgleich sie nicht etwa Drillinge waren, glichen die Brüder einander so sehr, daß man Mühe hatte, sie nicht miteinander zu verwecheln.

      Cole rutschte vom Pferd, grinste den Neuen an – den Mac ihm schon »empfohlen« hatte – duckte sich plötzlich und rannte ihn mit vorgestrecktem Kopf zu Boden.

      Wyatt erhob sich sofort wieder, klopfte sich den Staub von den Stiefeln und blickte den Cowboy an.

      Der feixte. »So begrüßen wir hier jeden Neuen. Du hast doch nichts dagegen? Das ist eben eine Eigenart von uns.«

      Winchester blickte zu Ed Parkins hinüber, der noch, wie auch sein Bruder Terry, im Sattel saß, dann flog plözlich ein pfeifender Handkantenschlag unter den Hals Coles und riß ihn von den Beinen.

      Ed, der sein Messer aus dem Gurt riß, spürte sich am linken Bein gepackt und mit unwiderstehlicher Gewalt aus dem Sattel gerissen.

      Da hechtete Terry in einem weiten Sprung auf den Neuen zu und wollte ihn umwerfen.

      Der »Vormann« wich aus und hieb dem vorbeispringenden Weidereiter einen Handkantenschlag auf die rechte Schulter.

      Ed, der am wenigsten abgekriegt hatte, sprang auf. Er hatte die lange Mexikanerklinge noch in der Hand. »Was soll das, du verdammter Skunk.«

      Wyatt verschränkte