Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

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Название Wyatt Earp Paket 1 – Western
Автор произведения William Mark
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740942502



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meinte Milton.

      »Aufhören zu schießen!« rief Boswell mit vom Schmerz verzerrter Stimme. »Wir müssen Munition sparen…«

      Baker robbte zu dem Ingenieur hinüber. »Damned, Boß – wir dachten…«

      »Yeah, ich weiß, was ihr dachtet. Aber ich lebe noch. Ich habe eine Kugel im Oberschenkel. Die anderen sollen mit der Schießerei aufhören. Es kann nicht mehr lange dauern, dann graut der Morgen. Entweder schleichen sich die Indsmen dann noch vorher heran oder sie verschwinden. Spart die Kugeln. Und Fuller soll sehen, daß er zu den Pferden kommt. Er muß Henderson benachrichtigen…«

      *

      Diese bittere Nacht ging vorbei.

      Auch der folgende Tag.

      Es blieb alles still.

      Der Feind, der es liebte, im Dunkeln zu kommen und aus dem Hinterhalt anzugreifen, war wie vom Erdboden verschwunden.

      Mit dem Ingenieur waren es acht Männer, die verwundet waren.

      Keiner war lebensgefährlich verletzt.

      Aber alle hatten sie genug von diesem Bahnbau.

      Alle! Auch Joe Boswell, der Ingenieur.

      Als weder Henderson noch der Bote Fuller am Abend dieses Tages zurückkamen, ließ Boswell die Pferde anspannen und befahl den Rückzug.

      Yeah – es war ein regelrechter Rückzug.

      Sechs Planwagen rollten über die Berge nach Süden zurück über die Straße, die für den Eisenweg nach Santa Fé geebnet worden war.

      Es war weit nach Mitternacht, als der Treck in die breite Piorella-Street von Santa Fé einzog.

      Die große Mainstreet war noch erfüllt vom Nachtleben der Stadt. Bar reihte sich an Bar, Spiel-Saloon an Spiel-Sallon. Lautes, wildes Leben pulste hier im Herzen Santa Fés!

      Vor dem Haus des Bankiers hielten die Wagen an.

      Boswell rutschte vom Kutschbock hinunter und schleppte sich auf Hendersons Haus zu.

      Auf sein Klopfen regte sich nichts.

      Endlich, nach langen Minuten, kam ein schwarzer Diener. Er blickte den Ingenieur betroffen an. »Mr. Boswell. Oh – Sie wollen sprechen mit Mr. Henderson. Er ist nicht da. Er ist am Nachmittag weggegangen, mit Mr. Fuller…«

      Boswell nickte und humpelte zum Sheriff-Office hinüber.

      McCrea hatte den Wagenzug schon bemerkt, obwohl das laute Treiben der zahllosen Vergnügungsstätten fast jedes andere Geräusch in der Hauptstraße übertönte.

      Der Sheriff schickte seinen Deputy gleich los, Doc Togger zu holen.

      Der alte weißhaarige Arzt kam sofort und untersuchte die verwundeten Bahnbauarbeiter.

      »Hm, wer hat denn die Kugeln herausoperiert?« fragte der Arzt, als er die Instrumententasche öffnete.

      Boswell blickte auf den breiten Baker. »Das war er, Doc.«

      Baker machte kein sehr glückliches Gesicht.

      Da meinte der Arzt: »Das haben Sie prächtig gemacht, Freund. Sie sehen aus wie ein Schmied – aber Sie hätten vielleicht besser Arzt werden sollen.«

      Da wandte Baker sich ab und ging hinaus auf den Vorbau.

      Boswell blickte ihm nach. Er allein wußte, daß der klobige Jeff Baker früher Arzt werden wollte, daß er im Krieg im Feldlazarett gearbeitet hatte, aber daß ihn das Schicksal immer wieder in andere Sättel gebracht hatte.

      Als der Ingenieur verbunden war, meinte der Arzt: »Sie haben Schwein gehabt, Mister, dieser Baker ist ein halbes Genie. Er hat die Wunden behandelt wie ein alter Feldscher.«

      Inzwischen suchte der Sheriff den Bankier Henderson.

      Er fand ihn in einem Nebenzimmer der City Hall. Da saßen Henderson und drei andere Männer unter einer dichten Tabakwolke am Tisch.

      Fuller hockte auf einem Schemel neben der Tür.

      McCrea blickte den Bankier an. »Mister – Ihre Leute sind in der Stadt!«

      Henderson sprang auf. »Was sagen Sie? Boswell ist hier mit den Männern?«

      »Mit allen Männern und allen Wagen«, versetzte der Sheriff ruhig.

      Der Bankier wischte sich über die Stirn. Dann blickte er die beiden Männer an, bei denen er gesessen hatte. »Es ist so gekommen, wie ich es befürchtet habe, Gents. Das Projekt soll zerschlagen werden…«

      Aber Clyde Henderson war nicht der Mann, so bald aufzugeben. Selbst als er erfuhr, daß ihm das Militär nicht beistehen konnte, beharrte er bei seinem Bahnbau. Er würde den Eisenweg zwischen Santa Fé und Raton legen, es sollte sein Lebenswerk sein. Die Werkzeuge, die er gekauft hatte, die Hölzer, die Wagen, die Schienenbestellungen, die angeworbenen Leute, all dies kostete eine Unmenge Geld, und er war nicht gewillt, dieses Geld in den Sand gesetzt zu haben.

      Er sorgte dafür, daß die Bahnarbeiter in der Stadt untergebracht wurden. Die Verwundeten bekamen ihre Pflege. Und jeder Tag kostete Geld.

      Zwei Tage später kam ein Bote aus dem Camp der Schwellenleger und berichtete, daß sie in der Nacht im Lager angegriffen worden wären und daß Brandpfeile auf die Schwellenstapel neben den Wagen geschossen worden wären.

      »Indianer«, stieß der Bankier wütend durch die Zähne. Er stand im Office des Sheriffs und ballte die Hände zusammen.

      McCrea blickte nachdenklich vor sich hin. »Sie ruinieren sich, Mr. Henderson. Sie sind hier in Santa Fé reich geworden und werden so arm werden, wie Eastern und Talbot es waren, als es mit Ihnen zu Ende ging. Lassen Sie die Finger von der Bahn. Wenn hier eine gebaut werden muß, dann soll der Staat gefälligst dafür sorgen…«

      »Aber Sie sind ja blind und taub!« rief Henderson erregt. »Der Staat wird keine Bahn bauen. Und doch kann es so nicht weitergehen. Es muß eine Bahn gebaut werden – und ich baue sie!«

      McCrea zuckte die Schultern hoch. Er schwieg.

      Da ging draußen ein schwerer Mann mit silberweißem Haar und gleichfarbigem Bart vorüber. Er trug den massigen Schädel sehr stolz erhoben, hatte einen harten Gang, trug einen dunklen Anzug und einen hellen Stetson.

      Henderson blickte ihm mit harten Augen nach. »Er wird jubeln, der Mayor…«

      Da blieb draußen auf dem Vorbau der Mann stehen und machte kehrt, so, als habe er die Worte des Bankiers gehört.

      Er kam auf das Office zu.

      Henderson wollte hinaus.

      Da stand Owen Lloyd schon in der Tür. Seine mächtige Gestalt füllte den Rahmen fast aus.

      »Hallo, Sheriff!«

      Der Sternträger erwiderte den Gruß des Bürgermeisters

      Owen Lloyd heftete seine wasserhellen Augen auf das blasse Gesicht des Bankiers. »Hallo, Mr. Henderson. Wie geht’s?«

      Der Bankier glaubte, den Spott deutlich aus dieser Frage herauszuhören. »Danke, gut, Mayor.«

      Lloyd nahm eine gewaltige holländische Zigarre aus seiner Reverstasche, biß die Spitze ab und riß ein Streichholz am Türrahmen an. Als sich die ersten hellblauen Rauchwolken kräuselten, meinte er wie nebenbei: »Falls es Ihnen aber nicht gutgehen sollte, so wüßte ich einen Rat für Sie!«

      »Danke! Ich brauche Ihren Rat nicht, Mayor!« versetzte der Bankier scharf.

      Der Alte warf ihm einen sinnenden Blick zu, dann erklärte er: »Ich werde es trotzdem sagen…«

      »Danke!« rief Henderson schneidend. »Ich weiß, was Sie sagen wollen: daß ich mit dem Bau der Bahnlinie aufhören soll.«

      Lloyd schüttelte seinen mächtigen Schädel. »No, Henderson, das wollte ich Ihnen gar nicht raten, denn wenn Sie sich das bisher noch nicht selbst