Название | Die böse Begierde |
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Автор произведения | Stefan Bouxsein |
Жанр | Языкознание |
Серия | Mordkommission Frankfurt |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783939362081 |
Siebels nickte nachdenklich und fluchte innerlich, weil er keine Zigaretten mehr hatte. Andererseits war er ein wenig stolz auf sich, weil er es immer noch aushielt, ohne seinen Gesprächspartner um eine Zigarette anzubetteln. Peter Arenz hatte ihm soeben klipp und klar erklärt, dass er die 45 Prozent aus Magdalenas Erbe unbedingt haben musste. Er hatte bereits einen Rechtsstreit heraufbeschworen. Er hatte ein Motiv. Solange Magdalena am Leben war, waren die Aktien für ihn unerreichbar. Das könnte sich nun bald ändern. Da es aber noch keine Klarheiten aus der Testamentseröffnung von Magdalena gab, wollte Siebels vor Peter Arenz keine Schwäche zeigen. Und seine einzige Schwäche waren die Zigaretten. Je länger er darüber nachdachte, desto größer wurde sein Verlangen nach Nikotin. Er musste hier raus. Aber vorher musste er noch eine Frage loswerden, die seit einigen Minuten in seinem Kopf herumschwirrte.
»Was macht Sie so sicher, dass nicht Ihr Vater außer Ihnen und Ihrer Schwester noch ein Kind gezeugt hat? Vielleicht bevor er Ihre Mutter kennen gelernt hat? Oder ein heimliches Verhältnis? Vielleicht wusste Ihre Mutter davon, als sie dieses Testament aufgesetzt hat?«
Peter Arenz öffnete seinen Mund, ohne etwas zu sagen. Dann schloss er ihn wieder und zündete sich eine Zigarette an. »Vergessen Sie die unbekannten Enkel«, sagte er schließlich. »Es gibt keine.«
Und wenn es welche gibt, bringst du sie um. Siebels gefiel der Gedanke. Allerdings traute er diesem kleinen dicken Kettenraucher keinen Mord zu. Nicht den an Magdalena und auch keinen an unbekannten Enkeln. Arenz war ein Mann, der die Drecksarbeit von anderen erledigen ließ. Er gehörte auf jeden Fall in den Kreis der Verdächtigen. Und wenn seine Schwester Klara kein hieb- und stichfestes Alibi aufweisen konnte, galt für sie das Gleiche. Siebels war schon gespannt auf diese Frau. Bevor er sich von Arenz verabschiedete, erkundigte er sich nach dem Aufenthaltsort von Sarah Liebig.
»Sarah lebt in Berlin. Aber sie reist heute an und wird die nächsten Tage im Haus ihrer Eltern wohnen. Dann haben Sie die übrig gebliebenen Liebigs alle zusammen.«
»Das vereinfacht die Sache ungemein«, stellte Siebels zufrieden fest und reichte Arenz zum Abschied die Hand. Er verließ das Zimmer und schlenderte am Schreibtisch von Petra Schneider vorbei. Sie schien nicht viel zu tun zu haben. Jedenfalls saß sie hinter einem aufgeräumten Schreibtisch und lackierte sich die Fingernägel.
»Winke, winke«, säuselte Siebels und wedelte dabei freundlich mit der linken Hand, als er an ihr vorüberging.
»Ciao, Kommissario«, piepste Petra mit einem aufgesetzten Lächeln.
Draußen betrachtete er noch mal den Maserati, während er seinen Gedanken freien Lauf ließ. In dieser Familie hatten anscheinend traditionell die Frauen die Hosen an. Wilhelmine war die graue Eminenz gewesen, ihr zweiter Ehemann Walter Arenz spielte nur die zweite Geige. Später leitete Hermann die Firma, aber seine Mutter Wilhelmine bestimmte die Familien- und die Firmenpolitik. Und diese Rolle schien nach dem Tod von Wilhelmine nun Eva Liebig auszufüllen. Und an der Seite von Peter Arenz wandelte Petra Schneider. Hatte Siebels das Püppchen vielleicht unterschätzt? Kurzentschlossen nahm er sein Handy und rief bei Staatsanwalt Jensen an. Er verlangte, dass Charly Hofmeier in den Fall eingebunden werden sollte. Er brauchte mehr Informationen. Mehr Informationen aus dem Leben der Familienmitglieder. Charly war EDV-Spezialist im Präsidium. Keiner kam schneller an Informationen ran als er. Charly wusste, in welche Datenbanken man musste und wie man reinkam. Außerdem war er ein Kumpel von Siebels und Till. Ohne ihn hätten die beiden viele ihrer Fälle nicht aufklären können.
»Herr Hofmeier ist im Urlaub«, widersprach Jensen dem Ansinnen von Siebels.
»Er war im Urlaub. So wie ich und Kollege Krüger auch. Holen Sie ihn zurück.« Siebels legte auf, ohne auf Antwort seines Vorgesetzten zu warten. Er wusste, dass Charly Junggeselle geblieben war und sich zuhause doch nur langweilte. Das würde Charly zwar nie zugeben, dafür aber Siebels schwere Vorwürfe machen, weil er wegen ihm seinen Urlaub gestrichen bekam, aber das machte Siebels nichts aus. Charly würde fünf Minuten lang so tun, als wäre er stocksauer und sich dann mit Elan auf die neue Aufgabe stürzen.
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