Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway

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Название Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman
Автор произведения Andrew Hathaway
Жанр Языкознание
Серия Der Geisterjäger Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740936938



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etwas für uns tun kann.«

      Er rannte ebenfalls zur Bucht hinunter, an der sich bereits die anderen versammelten.

      Mervin hetzte hinter ihm her. »Rick!« schrie er verzweifelt. »Warte doch auf mich!«

      Das Schiff tauchte in seiner ganzen Größe auf. Rick Masters blieb so abrupt stehen, daß Mervin gegen ihn prallte. Im nächsten Augenblick warf der Geisterdetektiv den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Er steigerte sich immer mehr, bis er sich verschluckte und fast erstickte.

      »Das ist wunderbar!« schrie Rick, als er nach einiger Zeit wieder atmen und sprechen konnte.

      »Was ist wunderbar?« fragte Mervin verständnislos. Er hatte sich in den letzten Sekunden nur um Rick gekümmert und das Schiff noch gar nicht genauer angesehen. »Rick, komm zu dir! Du darfst jetzt nicht durchdrehen! Ich brauche dich! Wir alle brauchen dich! He, Rick, was ist denn?«

      Rick Masters starrte seinem Freund in das besorgte Gesicht und brach noch einmal in wütendes Lachen aus. »Siehst du es denn nicht?« schrie er seinen Freund an. »Siehst du denn nicht diesen elenden Kahn dort unten? Schau ihn dir an! Glaubst du, daß dieses Schiff helfen kann? Es kommt von weit her! Von sehr weit her!«

      Mervin Sanders drehte sich um und musterte entgeistert das Dampfschiff, das majestätisch in die Bucht einlief.

      »Es kommt aus einer Zeit, die schon hundert Jahre zurückliegt«, sagte Rick keuchend. »Das ist wirklich eine weite Reise! Na, was sagst du jetzt? Sind wir gerettet oder nicht?«

      Mervin Sanders gab keine Antwort. Jedes Wort wäre überflüssig gewesen.

      *

      Die Jubelrufe, mit denen die Wissenschaftler der Station ›Charly‹ die vermeintlichen Retter begrüßt hatten, verstummten. Alle sahen, daß es kein normales Schiff war. Diejenigen, die gemeinsam mit Rick Masters bereits in die Vergangenheit geblickt hatten, begriffen die Wahrheit. Die anderen ahnten, daß etwas nicht stimmte.

      Noch wußte niemand, welch grausigen Fund Rick Masters und Mervin Sanders gemacht hatten. Rick und der Leiter der Station traten zu ihnen, ohne eine Erklärung zu geben. Es war für die allgemeine Moral der Wissenschaftler besser, wenn sie nichts davon erfuhren, daß ihre ›Leichen‹ keine drei Schritte von ihnen entfernt lagen. Selbst Rick hatte einen Schock erlitten, als er sich selbst im Gras liegen gesehen hatte. Dabei war er an übersinnliche Phänomene und dämonische Vorspiegelungen gewöhnt. Wie schlimm mußte es erst Menschen ergehen, die zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer solchen Erscheinung zu tun hatten?

      »Hören Sie mir bitte alle zu!« rief er laut, als er sich endlich zu einem Entschluß durchgerungen hatte. »Sie sehen, daß es nicht die erwartete Hilfe ist. Kehren wir doch in die Station zurück. Da drinnen sind wir immer noch am sichersten. Keiner von uns weiß, wann der Schneesturm wieder losbricht, und die meisten von ihnen haben keine richtige Schutzkleidung angezogen. Bei rasch aufziehendem Nebel sind wir ebenfalls verloren.«

      Er hoffte, daß sie sich seinen Argumenten beugen würden. Sie taten es jedoch nicht. Es war, als hätte er gar nichts gesagt. Kein einziger Wissenschaftler wich von der Küste. Alle starrten wie hypnotisiert auf das Schiff.

      Es war Anker. Bis hierher hörten sie das Rasseln der Ankerkette. Wenige Minuten später wurde ein Boot zu Wasser gelassen.

      »Geht von der Küste weg!« schrie Rick die Leute an. »Das sind keine lebenden Menschen. Ich weiß nicht, was passiert, wenn sie mit uns zusammentreffen. Diese Matrosen haben vor hundert Jahren gelebt. Also geht weg, ehe es ein Unglück gibt.«

      Er begriff nicht, wieso die Wissenschaftler so verbohrt waren. Es handelte sich bei ihnen um intelligente Menschen, die das Absurde ihrer Situation erkennen mußten. Sie hatten auch mittlerweile genügend Erfahrung mit übersinnlichen Phänomenen gesammelt, um ihm zu glauben. Weshalb also beugten sie sich nicht seinem Rat?

      »Laß gut sein, Rick!« sagte Mervin Sanders. Er hielt den Geisterdetektiv zurück, als dieser sich zwischen die anderen drängen wollte. »Sie hören gar nicht zu. Es kommt nur zu Streit. Wir müssen abwarten, wie es weiterläuft.«

      Rick sah ein, daß sein Freund recht hatte, so schwer es ihm fiel.

      Inzwischen hatten die Matrosen kräftig gerudert. Ein Mann mit einem dichten Vollbart und einer altmodisch wirkenden Uniform stand aufrecht im Boot und betrachtete die Küste durch ein Fernglas.

      Dabei wanderte das Rohr ziellos hin und her, als suchte der Mann etwas und könnte es nicht finden.

      Rick Masters wurde stutzig. Eigentlich hätte der Uniformierte sie alle längst sehen müssen.

      Das Boot lief in einer geraden Linie auf die Küste zu, hielt allerdings nicht auf die Wissenschaftler zu, sondern steuerte einen Punkt an, der ungefähr eine halbe Meile daneben lag. Sobald die Wissenschaftler das erkannten, rannten sie los.

      »Sie haben begriffen, daß etwas nicht stimmt!« rief Rick seinem Freund zu, während sie den anderen folgen. »Keiner winkt, keiner bittet um Hilfe. Trotzdem geben sie nicht auf.«

      »Sie haben Angst vor der Zukunft, darum flüchten sie sich in die Vergangenheit«, erwiderte Mervin. »Sie ahnen nicht, wie schauerlich für sie die Vergangenheit aussieht.« Dabei deutete er aus vollem Lauf auf die Leichen, die man von hier aus nur undeutlich erkennen konnte.

      Das Boot erreichte die Küste ungefähr in demselben Moment, in dem sich die Besatzung der Forschungsstation an diesem Punkt sammelte.

      Sekundenlang standen sich die Matrosen aus einem vergangenen Jahrhundert und die Wissenschaftler aus der Gegenwart gegenüber.

      Dann brüllte der bärtige Offizier einen Befehl, und die Matrosen marschierten los.

      Mitten durch die Wissenschaftler hindurch, als wären diese gar nicht vorhanden.

      *

      Niemand rührte sich von der Stelle. Zu unfaßbar war dieser Vorgang für die Wissenschaftler.

      Nur Rick Masters wurde nicht sonderlich überrascht. Er hatte bereits mit etwas Ähnlichem gerechnet.

      Die beiden Gruppen befanden sich in verschiedenen Zeiten. Sie waren zwar nicht räumlich, wohl aber durch hundert Jahre getrennt. Daß sie scheinbar gleichzeitig existierten, war nur dem hinterhältigen Spiel der Eisdämonen zu verdanken.

      Es war ein erschreckendes und faszinierendes Schauspiel. Ein Matrose ging direkt auf Lilian Harper zu. Sie war so in den Bann des Geschehens geschlagen, daß sie nicht rechtzeitig auswich. Vielleicht war sie auch davon überzeugt, daß der Mann vor ihr stehenbleiben würde.

      Er tat es nicht, sondern schritt weiter. Ihre Körper berührten sich. Lilian Harper wankte nicht einmal, als der Matrose den nächsten Schritt tat.

      Für einen Moment verschmolzen ihre Körper, daß man nicht unterscheiden konnte, wer wer war. Dann tauchte der Matrose hinter Lilian auf, löste sich gleichsam aus ihr heraus. Er ging weiter, als wäre nichts geschehen, und auch Lilian stand unbeweglich da.

      Als sie sich umwandte, sah Rick Masters ihr fassungsloses Gesicht.

      Genauso erging es den anderen, sofern sie einem der Matrosen im Weg standen. Sie existierten für diese Leute nicht.

      »Als würde man im Kino auf der Leinwand zwei verschiedene Filme sehen, die gleichzeitig abgespielt werden«, murmelte Mervin Sanders.

      »Ein sehr guter Vergleich«, erwiderte der Geisterdetektiv. »So ist es auch. Als ob jemand vor hundert Jahren die Landung der Matrosen gefilmt hätte und jetzt vorspielen würde, während wir hier alle stehen. Nur handelt es sich nicht um einen Film, sondern um Realität.«

      »Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Mervin Sanders ging langsam hinter der Gruppe von Matrosen und Offizieren des Dampfschiffes her.

      Als sich bei den Wissenschaftlern aus ›Charly‹ die erste Verblüffung gelegt und sie den Schock einigermaßen überwunden hatten, rannten sie hinter den Matrosen her. Es war ein makabrer Anblick.

      Sie gingen neben den Leuten vom Schiff her,