Die großen Western Classic 9 – Western. Alexander Calhoun

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Название Die großen Western Classic 9 – Western
Автор произведения Alexander Calhoun
Жанр Языкознание
Серия Die großen Western Classic
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740949983



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      Sie alle fühlten sich noch elend, und jetzt kam noch die düstere Ahnung von Gewalt durch einen fremden Revolvermann hinzu.

      Bastard, dachte Luke grimmig.

      »Was sollen wir tun?«, fragte Joan mit gepresster Stimme. »Rus braucht dringend Hilfe.«

      Luke gab sich einen Ruck. War es schon soweit, dass er gleichgültig wurde, dass er die dringendsten Dinge des ihm anvertrauten Lagers übersah?

      »Bringen wir ihn in den Schatten seiner Hütte. Fass mit an, Larry!«, befahl er.

      Als sie Rus hochhoben, vermied es Luke, in Joans Augen zu sehen. Er ahnte, dass sie in seinen Augen etwas lesen würde, dass … Er schob den Gedanken beiseite. Die Anstrengung, den schweren Mann in die niedrigen Buschhütte zu tragen, war selbst für ihn bei der Hitze ziemlich groß.

      Sie legten Rus Hamilton auf das fellüberspannte Bett aus Zweigen, und Luke untersuchte seine Wunde. Joan und Pedro kamen ebenfalls herein.

      »Ist es schlimm?« Joans Stimme zitterte.

      »Nein«, log Luke Bonnart. »Ein glatter Durchschuss. Keine Sorge, Madam, bald ist Ihr Mann wieder ganz okay.«

      »Warum hat er es getan?«

      Luke wusste, wen sie meinte. Er zuckte die Achseln.

      »Schwer zu sagen. Diese Art Menschen fragen nicht danach, was richtig oder falsch ist. Sie schießen einfach. Womöglich fühlte er sich bedroht.«

      »Bedroht? Wir wussten nicht einmal, dass ein Fremder in der Nähe ist«, gab sie zu bedenken.

      »Das meine ich nicht.« Luke strich sich mit der Hand den Schweiß aus dem Gesicht. »Die Explosion des Sprengsatzes könnte in ihm eine Art Notwehrreflex ausgelöst haben. Nun ja, wie dem auch sei, ich werde Ihren Mann verbinden, Madam. Mehr können wir nicht tun.«

      Joan verließ schweigend die Hütte. Luke und Larry starrten sich einen Augenblick lang an. Luke machte sich an die Arbeit und verband Ein- und Ausschuss in der Schulter. Er legte zwei dicke Kompressen auf die Wunden und schlang eine breite Binde um die Brust des Bewusstlosen.

      »Gehen wir nachher in den Stollen, Luke? Es wird bald dunkel«, sagte Larry.

      Bonnart schüttelte den Kopf.

      »Warum nicht? Hast du Angst?«

      »Meine Ablehnung hat nichts mit Angst zu tun. Ich möchte warten, bis Rus dabei sein kann.«

      »Das kann Wochen dauern, wenn überhaupt.«

      »Dann dauert es eben Wochen. Was machen ein paar Wochen aus bei der Zeit, die wir haben. Es wird nichts angetastet, klar?«

      Das letzte Wort kam scharf und eiskalt. Hagman zuckte zusammen.

      »Und wenn ich damit nicht einverstanden bin?«

      »Dann werde ich dich dazu zwingen, Larry.«

      Hagman ging langsam auf Luke zu. Er musste den Kopf einziehen, um nicht gegen die blattreiche Decke der Buschhütte zu stoßen. Es kostete ihn alle Mühe, seine Wut zu beherrschen. Es drängte ihn, Luke zu sagen, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, wie es einem bezahlten Scout zukommt. Aber er wagte nicht, sich mit dem Cowboy anzulegen und sich dadurch vollkommen zu isolieren. Außerdem hatte er irgendwie Angst vor Luke, vor seiner ungeheuren Körperkraft und seinem schnellen Schießeisen.

      Larry erahnte den starken Willen, der unter dem ruhigen Äußeren Lukes schlummerte. Dieser Mann war nicht feige. Er würde eines Tages, wenn hier im Lager wieder alles im rechten Lot war, diesem schwarzen Revolverhelden mit der Waffe in der Hand entgegentreten und eine Auseinandersetzung erzwingen, daran zweifelte er nicht.

      Auch vor dem schleichenden Apachen fürchtete sich Luke Bonnart nicht. Das hatte er oft genug bewiesen, wenn er allein auszog, ein Kaninchen zu schießen.

      Larry senkte den Blick. Wortlos verließ er die Hütte. Luke starrte ihm nach und trat in den Eingang. Der Platz unter dem Baum war leer. Die Sonne stand tief. Vom Gebirge herüber wehte ein kühler Wind, der die Nähe des Abends ankündigte.

      Das Lager wirkte ruhig. Pedro hatte ein Feuer entzündet. Eine dünne Rauchwolke stieg zerflatternd in das Abendrot. Luke wusste, dass Furcht wie ein Virus grassierte und die Menschen seiner Umgebung in ihren Bann schlug. Sie hatten Angst, hündische Angst, und er hatte sie auch.

      *

      Luke Bonnart blieb stehen. Das leise Geräusch störte ihn. Verweht drang es an sein Ohr. Um ihn herum war nur Dunkelheit. Zwei einsame Sterne hingen wie milchige Punkte am Himmel, der Mond war noch nicht aufgegangen. Von der Wüste herüber drang das Gekläff von Coyoten, die ihre animalische Angst vor der Dunkelheit in einem langgezogenen hellen und heiseren Bellen äußerten.

      Seine Sinne waren derart angespannt, dass er nicht einmal das Zittern in seinem Körper spürte. Sie alle waren mit den Nerven fix und fertig. Zuerst der Apache mit seinen heimtückischen Anschlägen und jetzt noch ein fremder Killer, der von irgendwoher aufgetaucht war und dort ernten wollte, wo andere gesät hatten.

      Er ging weiter, die Winchester in der Armbeuge. Da! Jetzt kam es wieder. Ein schwaches, kaum vernehmbares Schlürfen drang zu ihm herüber. Luke bewegte sich auf den Hang zu, der wie ein dunkles Fließband, breit und in den Himmel steigend, vor ihm in der Finsternis aufwuchs.

      Er sah das Loch nicht, das durch die Sprengung frei geworden war. Dazu war es zu dunkel. Aber der Tröster der Nacht, der helle Mond, würde bald aufgehen und dieses Land des nackten Grauens in eine Feenlandschaft verwandeln.

      Luke blieb abrupt stehen und riss das Gewehr hoch.

      »Lass es sein, Amigo! Keine falsche Bewegung!«

      Die Gestalt vor ihm, nur undeutlich erkennbar, bewegte sich um keinen Zoll. Ein heiseres Kichern kam aus dieser Richtung.

      »Wenn ich den Finger krumm mache, blase ich dir das Herz aus der Unterwäsche.«

      Lukes Stimme klang ruhig, aber ein gefährlicher Hauch von Aggression wehte in ihr mit.

      »Bucko, mein Revolver ist auf dich gerichtet. Sollen wir uns gegenseitig das Lebenslicht ausblasen?«

      »Du willst es nicht anders. Was willst du überhaupt? Was belauerst du uns die ganze Zeit?«

      »Wissen, wo ihr das Gold habt. Gebt es heraus, dann habt ihr vor mir Ruhe.«

      »Ich weiß von keinem Gold. Verdammt, Gold bedeutet mir gar nichts!«, antwortete Luke, und es war die Wahrheit.

      »Aber den anderen. Deswegen seid ihr doch hier, und nur deswegen seid ihr dem Berg mit Dynamit zu Leibe gerückt. Wo ist es? Heraus damit!«

      »Vielleicht dort oben in dem Loch in der Wand. Geh hin und hole es dir, ich habe anderes zu tun.«

      »Dort gibt es kein Gold. Ein paar alte Knochen und verfaultes Holz, aber kein Gold.«

      Luke hätte es wissen müssen. Kein Gold! Nur die Reste im Berg eingeschlossener Verstorbener und ein paar verschimmelte Stützbalken. Wut kam in Luke hoch. Sie griff wie die Tatze eines Raubtiers nach ihm und machte ihn unbeherrscht.

      Bevor er etwas unternehmen konnte, änderte sich die Situation. Coconino griff ein. Sein Pfeil verfehlte Black Nathan nur um Haaresbreite. Einen zweiten wartete der Schwarze nicht ab. Mit einem Fluch verschwand er. Luke ließ sich fallen.

      Der Winchesterlauf schwenkte herum.

      Der Stein klirrte vor seinem Kopf auf den Fels, der wie ein runder Buckel eines schlafenden Ungeheuers aus dem Sand ragte. Er schob den Hut aus der Stirn und wusste, was ihn beinahe getroffen hatte. Mit der Steinschleuder waren die Apachen Meister.

      Luke kroch in die Nähe eines Gestrüpps und kauerte sich zusammen. Scharfe Dornen griffen nach ihm und hielten ihn fest. Er verbiss den Schmerz und starrte in die Dunkelheit, bis seine Augen tränten. Nichts sah er, gar nichts. Nur das Raunen des Windes und die animalischen Laute aus der Wüste drangen zu ihm.

      Die mokassingedämpften Schritte