Hamlet, Prinz von Dännemark. Уильям Шекспир

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Название Hamlet, Prinz von Dännemark
Автор произведения Уильям Шекспир
Жанр Драматургия
Серия
Издательство Драматургия
Год выпуска 0
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die von dem Leichenmahl übrig geblieben, bey der Hochzeit kalt auftragen zu können – O Horatio, lieber wollt' ich meinen ärgsten Feind im Himmel gesehen, als diesen Tag erlebt haben – Mein Vater – mich däucht, ich sehe meinen Vater —

      Horatio (lebhaft.)

      Wo, Gnädiger Herr?

      Hamlet.

      In den Augen meines Gemüths, Horatio.

      Horatio.

      Ich sah ihn einmal; er war ein stattlicher Fürst.

      Hamlet. Sag', er war ein Mann, in allen Betrachtungen ein Mann, so hast du alles gesagt; seines gleichen werd' ich niemal sehen.

      Horatio.

      Gnädigster Herr, ich denke ich sah ihn verwichne Nacht.

      Hamlet.

      Du sahest ihn? Wen?

      Horatio.

      Den König, euern Vater.

      Hamlet.

      Den König, meinen Vater?

      Horatio. Mässiget eure Verwunderung nur so lange, und leihet mir ein aufmerksames Ohr, bis ich, auf das Zeugniß dieser wakern Männer hier, euch das Wunder erzählt haben werde.

      Hamlet.

      Um des Himmels willen, laß mich's hören.

      Horatio. Zwo Nächte auf einander haben diese beyden Officiers, Marcellus und Bernardo, auf der Wache, in der todten Stille der Mitternacht, diesen Zufall gehabt: Eine Gestalt, die euerm Vater glich, vom Kopf zu Fuß, Stük vor Stük bewaffnet, erscheint vor ihnen, und geht mit feyerlichem Gang, langsam und majestätisch bey ihnen vorbey; dreymal gieng er vor ihren von Furcht starrenden Augen, mit seinem langen Stok in der Hand, hin und her; indeß daß sie, von Schreken beynahe in Gallerte aufgelöst, ganz unbeweglich stuhnden, und den Muth nicht hatten ihn anzureden. Sie entdekten mir diesen Zufall in Geheim, und bewogen mich dadurch in vergangner Nacht mit ihnen auf die Wache zu ziehen; und hier sah ich um die nemliche Zeit, diese nemliche Erscheinung, von Wort zu Wort, wie sie mir selbige beschrieben hatten. Ich erkannte euern Vater: Diese Hände sind einander nicht ähnlicher.

      Hamlet.

      Und wo geschahe das?

      Horatio.

      Gnädiger Herr, auf der Terrasse, wo wir die Wache hatten.

      Hamlet.

      Habt ihr es nicht angeredet?

      Horatio. Ich that es, Gnädiger Herr, aber es gab mir keine Antwort; nur ein einziges mal kam mir's vor, es hebe den Kopf auf, und mache eine Bewegung als ob es reden wolle: Aber in dem nemlichen Augenblik krähte der Hahn, und da zittert' es plözlich weg, und verschwand aus unserm Gesicht.

      Hamlet.

      Das ist was sehr Wunderbares!

      Horatio. So wahr ich lebe, Gnädiger Herr, so ist es; und wir hielten es für unsre Schuldigkeit, euch Nachricht davon zu geben.

      Hamlet. In der That, ihr Herren, ich muß es bekennen, ich bin unruhig hierüber.

      (Zu Marcellus und Bernardo.)

      Habt ihr die Wache diese Nacht?

      Beyde.

      Ja, Gnädiger Herr.

      Hamlet.

      Es war bewaffnet, sagt ihr?

      Beyde.

      Bewaffnet, Gnädiger Herr.

      Hamlet.

      Von Fuß zu Kopf?

      Beyde.

      Ja, Gnädiger Herr.

      Hamlet.

      So konntet ihr ja sein Gesicht nicht sehen?

      Horatio.

      O ja, Gnädiger Herr; er trug sein Visier aufgezogen.

      Hamlet.

      Sagt mir, sah er ungehalten aus?

      Horatio.

      Seine Gebehrdung schien mehr Traurigkeit als Zorn auszudrüken.

      Hamlet.

      Bleich oder roth?

      Horatio.

      Sehr bleich.

      Hamlet.

      Und sah er euch ins Gesicht?

      Horatio.

      Sehr starr.

      Hamlet.

      Ich wollte, daß ich dabey gewesen wäre.

      Horatio.

      Es würde euch in kein geringes Schreken gesezt haben.

      Hamlet.

      Sehr vermuthlich; blieb es lange?

      Horatio. So lange man brauchte, um mit mässiger Geschwindigkeit Hundert zu zählen.

      Beyde.

      Länger, Länger.

      Horatio.

      Als ich es sah, nicht.

      Hamlet.

      War sein Bart grau? Nein —

      Horatio.

      Das war er, so wie ich ihn in seinem Leben gesehen habe, silbergrau.

      Hamlet. Ich will mit euch auf die Wache, diese Nacht; vielleicht geht es wieder.

      Horatio.

      Ich bin euch gut dafür, das wird es.

      Hamlet. Wenn es meines ehrwürdigen Vaters Gestalt annimmt, so will ich mit ihm reden, wenn gleich die Hölle selbst ihren Schlund aufreissen und mich schweigen heissen würde. Ich bitte euch, wofern ihr diese Erscheinung bisher geheim gehalten habet, so laßt es immer ein Geheimniß unter uns bleiben; es mag heute Nacht begegnen was da will, beobachtet es, aber schweigt. Ich will erkenntlich für eure Freundschaft seyn: Nun, gehabt euch wol. Zwischen eilf und zwölf Uhr, auf der Terrasse, will ich euch besuchen.

      Alle.

      Eure demüthige Knechte, Gnädiger Herr —

      (Sie gehen ab.)

      Hamlet.

      Meine Freunde, wie ich der eurige: Lebet wohl.

      (Allein.)

      Meines Vaters Geist in Waffen! Es ist nicht alles wie es seyn soll! Ich besorge irgend eine verdekte Übelthat: Wenn nur die Nacht schon da wäre! Bis dahin, size still, meine Seele:

      Schändliche Thaten müssen ans Licht kommen, und wenn der ganze Erdboden über sie hergewälzt wäre.

      Fünfte Scene

      (Verwandelt sich in ein Zimmer in Polonius Hause.)

      (Laertes und Ophelia treten auf.)

      Laertes.

      Mein Geräthe ist eingepakt, lebet wohl Schwester, und wenn die Winde meiner Reise günstig sind, so verschlaft mein Andenken nicht, sondern laßt mich Nachrichten von euch haben.

      Ophelia.

      Wie könnt ihr daran zweifeln?

      Laertes. Was den Hamlet und die Tändeley seiner Liebe betrift, haltet sie für einen flüchtigen Geschmak, und ein Spiel des jugendlichen Blutes; ein Veilchen in den ersten Frühlings-Tagen der Natur, frühzeitig aber nicht dauerhaft; angenehm, aber hinfällig; ein lieblicher Geruch für eine Minute; nicht mehr —

      Ophelia.

      Nicht mehr als das?

      Laertes. Glaubt mir, nicht mehr, liebe Schwester. Wir nehmen in unsrer Jugend nicht nur an Grösse und Stärke zu; die Seele wächßt mit, und ihre innerliche Verrichtungen und Pflichten dehnen sich mit ihrem Tempel aus. Vielleicht liebt er euch izt aufrichtig, mit der reinen Zuneigung eines noch unverdorbnen Herzens: Aber ihr müßt bedenken, daß, sobald er seine Grösse in Erwägung ziehen wird, seine Neigung nicht mehr in seiner Gewalt ist: Denn er selbst hangt von seiner Geburt ab; er darf nicht