DAS GRANDHOTEL. Ursula Hass

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Название DAS GRANDHOTEL
Автор произведения Ursula Hass
Жанр Языкознание
Серия Mystery
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754187357



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nicht stand und blickte etwas verschämt zu Boden.

      In Ulla Sommers Kopf rührte es sich mächtig, denn diese Worte: „Beruhigen Sie sich, wir kümmern uns um alles!“, diese Worte hatte sie schon einmal gehört, aber nur wo und wer hatte sie ausgesprochen? Ihre Gedanken kreisten immer wieder um diese Worte, als würde endlich das Licht in ihrem Kopf angeknipst und die Erinnerung wäre wieder da.

      Peter Bloch und Albert Rehlein sprangen ebenfalls beide von ihren Stühlen auf und eilten zum Hoteldirektor, der im Grand Salon wie ein Tiger hin- und herlief.

      „Haben Sie schon die Polizei verständigt?“, wollten die beiden wissen.

      Auch die anderen Gäste fragten diesbezüglich nach.

      Doch der Hoteldirektor gab darauf keine Antwort.

      „Unser Telefon ist defekt. Es funktioniert nicht. Im Tal weiter vorne ist eine Gerölllawine heruntergegangen und hat alles verschüttet. Der Eingang zu Davos ist mit Geröll zu. Diese Moräne war riesig“, erzählte er nur kurz.

      Ulla Sommer blickte entsetzt von einem zum anderen. Dass sie jetzt noch in diesem Tal festsaßen, das gefiel ihr gar nicht. Nicht mal die Polizei konnte kommen und das Telefon war auch ausgeschaltet. Sie wurde hypernervös, denn eingesperrt sein, das konnte sie nicht ertragen. Da ging direkt die Sicherung bei ihr durch.

      Die meisten Gäste saßen teilnahmslos auf ihren Stühlen, schwiegen einfach, manche aßen noch die Reste des Nachtischs auf oder schauten sich nur stumm an. Das war für Ulla Sommer unerträglich, denn sie spürte, dass sich was zusammenbraute. Sie konnte manchmal Dinge voraussehen und auch bei den Lottozahlen konnte sie öfters eine Zahl hervorsagen, mehr aber leider nicht, sonst wäre sie vielleicht schon Lottokönigin geworden.

      Für sie spielte sich dieser Mord an Axel Lehmann wie in einem Science-Fiction-Film ab. War sie eigentlich die einzige klardenkende Person in diesem Raum? Irgendwie dachte sie, da alle so ohne Regung reagiert hatten, dass sie wohl hier in einer Psychiatrie gelandet waren und das GRANDHOTEL ein verkapptes Krankenhaus war. Nur stumm und träge wurden die Mahlzeiten eingenommen. Nicht mal für dieses kostbare Menü und die exzellenten Weine konnten sich diese Leute begeistern.

      „Sie sitzen wie Walfische am Tisch und schlingen alles hinunter“, höhnte sie. Gleichzeitig schämte sie sich aber auch für ihre Gedanken und ihren Ausspruch und entschuldigte sich für ihre Worte, die aber keiner verstanden hatte, wie sie bemerkte und das kam ihr auch gerade recht.

      „Wo befindet sich denn Herr Lehmann im Augenblick?“, meldeten sich dann Bloch und Rehlein wieder zu Wort, die sie beide auch noch als einzig klardenkend im Kopf einschätzte.

      „Wir müssen doch diesen Axel Lehmann erstmal sehen, ob er auch tatsächlich tot ist, dieser Hoteldirektor kann uns ja viel erzählen!“, fingen nun auch Bloch und Rehlein zu meckern an.

      „Kommen Sie mit, meine Herren, wenn Sie mir keinen Glauben schenken!“, wandte sich der Hoteldirektor höflich an die beiden. Gleich wollten auch Arnim Hermann, Josef Haas und Karl Feistel sowie Dominik John den beiden folgen.

      Allerdings widersprach da der Hoteldirektor ganz energisch.

      „So viele Leute haben keinen Platz im Fahrstuhl, denn wir müssen den Toten in den Eiskeller befördern bis die Polizei eintrifft“, ordnete Philippe Laurent kurzerhand an.

      „Wir wollen doch nur mal nach dem Toten sehen und uns überzeugen, dass er auch tot ist bzw. wir wollen auch wissen, wie er gestorben ist“, sprachen die Herren, die gleichzeitig auch argumentierten, dass man auch sicher gehen wollte, dass es sich bei dem Toten um Axel Lehmann handeln würde.

      „Immerhin war auch noch Ansgar Hoch im Raum, der doch diesen Axel Lehmann kannte?“, rief Ulla Sommer dazwischen. Doch im Augenblick konnte sie Ansgar Hoch auch gar nicht sehen. „Wo ist Ansgar Hoch?“, verkündete sie lauthals und ruderte aufgeregt mit ihren Armen.

      Aber niemand kümmerte sich um sie, und alle rannten nur auf den Flur und den anderen hinterher.

      Vorneweg spazierte der Hoteldirektor und danach reihten sich die Herren ein. Die Damen schlossen sich wiederum den Herren an.

      Ulla Sommer war dann Bloch und Rehlein nachgegangen und drängelte sich auch an den anderen Herren vorbei, in die vorderste Reihe.

      Sie sah einen Mann auf dem Boden liegen. Daneben bildete sich schon eine Blutlache. Er lag mit seinem Gesicht auf dem Boden, also musste er rücklings erstochen worden sein. Das Messer steckte noch in seinem Rücken. Es war ein japanisches Messer, wie es die Köche oder auch Hobbyköche gerne verwenden, registrierte Ulla Sommer.

      Wie kann dies nur passiert sein?, überlegte sie, äußerte sich aber nicht, sondern schaute alle mit ihren unergründlichen, grünen Augen herausfordernd an. Doch keiner verzog eine Miene. Für sie war klar, dass nur ein Mitglied aus der Gruppe diesen Axel Lehmann ermordet haben könnte. Weitere Gäste gab es nicht und das Hotel war wie eine Burg verschlossen. Von außen konnte man das Hotel nicht betreten.

      Auch der Hoteldirektor starrte in die Runde, denn ein Mord in seinem GRANDHOTEL, damit konnte er sich nicht anfreunden, zumal erst kurz vorher das Hotel eröffnet wurde und diese Gäste der OIL-Gruppe die ersten Gäste waren.

      Auch Laurent, der Hoteldirektor, überlegte wie der amerikanische Millionär reagieren würde, wenn er den Mord erfahren wird. Wie bringe ich es ihm nur bei?, dachte er.

      „Wir müssen jetzt den Toten in den Eiskeller schaffen, dort ist es kalt und er kann nicht so schnell verwesen“, sprach Laurent und packte schon mal den Toten an den Füßen.

      „Nehmen Sie, Herr Rehlein, seinen Kopf in die Hände und Sie, Herr Bloch, noch seinen Körper!“, schlug er vor. Einen toten Kopf hatte Rehlein in seinem bisherigen Leben noch nicht angefasst, deshalb machte er auch gleich einen Schritt rückwärts. Außerdem blutete der Tote natürlich stark und Rehlein wollte keine blutigen Hände haben oder womöglich sich noch seinen guten Anzug beschmutzen. Er schlug deshalb das Angebot vom Hoteldirektor aus.

      „Wollen Sie nicht seinen Kopf in Ihre Hände nehmen?“, fragte er deshalb Bloch, der auch zögerte, aber dann sah, dass kein anderer sich bereit erklärt hatte und so teilte er den Anwesenden mit, dass er das Opfer bringen würde und zusammen mit dem Hoteldirektor den leblosen Körper in den Eiskeller schaffen würde. Er forderte sogleich eine Trage an, auf den man den Toten betten konnte.

      Vanessa und auch Vincent huschten, wie zwei kleine nimmermüde Geister, vorbei und brachten bereits eine Liege mit, auf den die Herren den Leichnam legten. Dann ging es zwei Etagen nach unten mit dem Fahrstuhl. Dort befand sich der Eiskeller. Ulla Sommer registrierte die im Fahrstuhl angegebenen Etagen mit einem kurzen Blick. Mit in den Fahrstuhl wollte sie nicht. Im Eiskeller angekommen, wurde der Leichnam auf eine Pritsche gelegt. Dann gingen alle wieder nach oben und setzten sich, ohne ein Wort zu sagen, an ihre Tische.

      Es herrschte eine beängstigende Nervosität im Raum, denn keiner wusste wohin er blicken sollte. Einen Aufruhr gab es jedoch nicht. Alle benahmen sich manierlich.

      Ulla Sommer fasste sich als erste ein Wort und schlug vor, dass vielleicht eine schöne Melodie aus einer Schallplatte, abgespielt auf dem altmodischen Plattenspieler, helfen könnte, die Stimmung im Raum zu verbessern.

      „Da gibt es doch nur Schlager aus den 60er Jahren!“, maulte Sonja Netter.

      „Das passt doch gar nicht!“, meinte auch Claudine Meister, die natürlich dieser Sonja Netter entgegenkommen wollte, registrierte Ulla Sommer.

      Da gab es doch diesen Schlager von Heidi Brühl: „Wir werden niemals auseinandergehen, wir werden immer zueinander stehen…, erinnert sich keiner daran?“, meldete sie sich wieder zu Wort. Dann summte sie die Melodie leise vor sich hin. An den toten Axel Lehmann dachte sie dabei allerdings gar nicht, sondern an diese liebe Heidi Brühl, die diesen Song so herzergreifend sang, dass einem dabei immer die Tränen kamen. Auch sie war nun schon viele Jahre tot, bedauerte Ulla Sommer.

      Vanessa und Vincent hatten auch schon alles abgeräumt, es gab nichts mehr zu essen, ein paar Gläser standen noch auf den Tischen und es gab auch noch Wein. Doch niemand hatte noch