Die Midgard-Saga - Muspelheim. Alexandra Bauer

Читать онлайн.
Название Die Midgard-Saga - Muspelheim
Автор произведения Alexandra Bauer
Жанр Языкознание
Серия Die Midgard-Saga
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748592594



Скачать книгу

und gegen die Wut kämpfte, die in ihm aufkochte. Ungeachtet dessen machte der Wardone kehrt und verließ in Heimdalls Begleitung die Halle.

      Odin überblickte die Anwesenden, dann ließ er sich auf seinen Sitz nieder.

      „Loki scharrt also eine Armee von Toten um sich“, knirschte Tyr.

      „Die Weissagung nimmt Gestalt an“, fügte Saga hinzu.

      Odins Auge richtete sich auf seine Frau. „War es das, wovon du sprachst?“

      „Ragnarök war uns nie so nah wie in diesem Augenblick“, antwortete Frigg unheilvoll.

      „Das ist doch viel zu früh, oder nicht?“, japste Tom.

      Frigg nickte stumm.

      „Das müssen wir verhindern!“, rief Juli.

      „Ich will nicht, dass meiner Familie etwas passiert“, stimmte Thea zu. „Egal was zu tun ist, ich werde es wagen. Der Wardone sagte, Loki sammelt die Toten. Er ist also noch in Hel. Wir gehen zurück und legen ihm endgültig das Handwerk!“

      Odin seufzte. „Das wird nicht gelingen.“

      „Klingt, als willst du das Feld räumen“, staunte Thor.

      Odin schüttelte den Kopf und richtete sein Auge auf Thea. „Mit dem, was ich tat, habe ich die Zukunft nie verändert, auch wenn du das glaubst.“

      „Das ist richtig“, flüsterte Thea. „Wir alle haben sie verändert. Stück für Stück. Mit unserem Plan, Ragnarök zu verhindern, haben wir es auf die Spitze getrieben. Weil wir nach Hel gegangen sind, ist Ragnarök kein fernes Ereignis mehr. Mit unserem Versuch, Balder zu befreien, haben wir die Tötengöttin gegen uns aufgebracht – und nicht zuletzt ich, weil ich vor ihr geflohen bin. Deswegen lässt sie Loki jetzt gewähren.“

      Gefjon schüttelte zeitgleich mit Wal-Freya und Frigg den Kopf. „Es war richtig, dass du dich ihrem Zugriff entzogen hast. Nicht auszudenken, wenn du und Kyndill in ihre Gewalt geraten wärt. Du trägst keine Schuld. Ragnarök rückte an jenem Tag näher, da Loki sein Schicksal abwandelte.“

      „Wir legen ihm das Handwerk! Ohne Wenn und Aber!“, beharrte Juli.

      „Es muss eine andere Lösung geben. Auf diese Weise haben wir es zu oft versucht, er schlüpft uns nur wieder durch die Finger“, widersprach Thor.

      „Es ist zu viel geschehen, als dass die Gefangennahme Lokis das Gefüge wieder ins Lot rücken wird“, bestätigte Frigg.

      „Soll heißen?“, fragte Tom zerknirscht.

      Tyr brummte. „Es ist bereits zu viel geschehen. Ragnarök ist nah, obwohl die Zeit dafür noch nicht gekommen ist. Wir müssen unseren Weg weiterverfolgen und es aufhalten. Wie wir jetzt wissen, liegt die Lösung nicht in der Befreiung Balders.“

      „Aber worin sonst? Wenn sich Loki zu fangen als aussichtslos erweist, bleibt uns nichts anderes als Balder zu befreien!“, rief Ullr.

      „Es gibt noch eine Sache, die wir versuchen können“, brummte Odin.

      Alle blickten auf den Allvater.

      Odin wartete lange, ehe er antwortete: „Mehrere Ereignisse erschüttern die Welt an Ragnarök. Aber Muspels Söhne sind es, die sie vernichten werden. Der Völva nach schwingt Surtr sein Flammenschwert und entfacht damit einen Feuersturm, der sich gierig über alle Welten frisst, bis dieser sie verzehrt.“

      „Ein zweites Flammenschwert? Das ist ja verrückt“, sagte Tom mit zu viel Begeisterung, wie Thea fand.

      Bedächtig nickte Odin. „Ja, ein zweites. Wir sollten unseres dazu benutzen, um das andere zu zerstören.“

      „Das ist doch verrückt!“, wehrte Wal-Freya ab. „Was soll Kyndill gegen Surtalogi bewirken?“

      „Feuer bekämpft man mit Feuer. Vielleicht hat uns das Schicksal Kyndill nur für diesen Zweck in die Hand gespielt“, erwiderte Odin.

      Wal-Freya schnappte nach Luft, Thor hingegen sprang auf. „Seit Jahren rede ich davon! Lasst uns diese Feuerriesen endlich in die Schranken weisen.“

      „Und wie sollen wir das anstellen? Wir schaffen es niemals, ungesehen nach Muspelheim zu reisen“, protestierte Wal-Freya.

      „Um Ragnarök zu verhindern, bleiben uns nicht mehr viele Optionen“, entgegnete Hermodr.

      Juli schob ihre Brille den Nasenflügel hinauf. „Da ist doch noch dieser dreijährige Krieg auf Midgard. Vielleicht sollten wir den verhindern.“

      Odin schüttelte den Kopf. „Lokis Eingreifen in sein Schicksal hat die Dinge aus dem Gefüge gebracht. Ragnarök hat keine Reihenfolge mehr. Erst am Ende der Welt sollte sich Loki von seinen Fesseln befreien und das Schiff Naglfar klar machen. Doch das tut er jetzt bereits. Wenn er die Toten zusammen hat, wird auch die Midgardschlange aktiv. Es hat begonnen ...“

      Hermodr brummte nachdenklich. „Wenn wir also Surtr aufhalten, retten wir damit zumindest die Welten. Vielleicht sorgen wir auch dafür, dass die anderen Riesen in ihren Unterschlüpfen bleiben. So müssten wir uns nur um Loki und seine Brut kümmern. Das klingt erst einmal gut.“

      Wal-Freya schüttelte ungläubig den Kopf. „Das sind Urriesen! Und es werden verdammt viele sein.“

      Thor lachte. „Es sind Riesen. Ob jetzt ein Ur davor steht oder nicht, spielt keine Rolle. Lass es meinetwegen tausend von ihnen sein, ich werde einen nach dem anderen in den Boden stampfen.“

      „Oh bitte, Thor! Hast du vergessen, wer dir in Niflheim den Hintern gerettet hat?“, rief Wal-Freya. „Wenn Odin und die anderen nicht aufgetaucht wären ...“

      „Ach! Uns wäre etwas eingefallen“, wehrte Thor ab.

      Mit Schrecken dachte Thea an Niflheim und die Eisriesen zurück. Sie hatten eine lange, harte Schlacht geschlagen, bei der Wal-Freya an den Rand ihrer Kräfte geraten war, als sie versuchte die Gruppe mit ihren Zaubern zu schützen.

      „Außer erneut auf die Suche nach Loki und Fenrir zu gehen, scheint es keine Alternativen zu geben. Und das haben wir schon versucht!“, erwiderte Thor.

      „Ich werde euch begleiten“, sagte Odin unerwartet und beschwor damit den Unmut aller Versammelten herauf.

      „Auf keinen Fall!“, rief Hermodr. „Das haben wir im Thing besprochen. Das darfst du nicht riskieren!“

      Odin erhob sich. „Diesmal werde ich darüber nicht mit euch verhandeln. Thor, Wal-Freya, ihr begleitet mich. Thea ebenfalls.“ Er blickte zu Tom.

      „Ich bin dabei“, erklärte dieser und entlockte Odin ein Lächeln.

      „Ich auch!“, sagte Juli, ohne darauf zu warten, ob man sie ansprach.

      „Das habe ich erwartet“, nickte Odin.

      „Ich werde gleichwohl mitkommen“, sagte Tyr.

      Odin schüttelte den Kopf. „Ich brauche dich hier, ebenso die anderen. Ihr müsst Asgard beschützen.“

      „Du willst nur mit Thor, Wal-Freya und drei Menschen reisen? Ihr könnt euch auch gleich hier umbringen lassen, das ist weniger aufwendig!“, schnappte Tyr.

      Hermodr nickte grimmig. „Du wirst nicht nach Muspelheim gehen und dich dort in Gefahr begeben! Wir gehen. Wir sind genug gute Kämpfer, um damit fertig zu werden. Freyr, Magni, Modi und ein paar Walküren werden reichen – und natürlich Thea, wenn du glaubst, dass sie der Schlüssel zum Gelingen des Vorhabens ist.“

      „Ihr alle seid dafür verantwortlich, Asgard zu beschützen, während Thor und ich unterwegs sind“, erwiderte Odin.

      Abermals wollte Hermodr etwas erwidern, doch Odin hob die Hand und erstickte jedes Wort im Keim. „Mein Entschluss steht fest!“

      „Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, lenkte Wal-Freya ein.