Название | Anna Q und das Erbe der Elfe |
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Автор произведения | Norbert Wibben |
Жанр | Языкознание |
Серия | Anna Q |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750226401 |
»Wo bin ich? Was hat der Traum zu bedeuten?« Im ersten Moment ist sie versucht, eine Lichtkugel aufzurufen, aber womöglich zeigt sie sich damit einem gefährlichen Gegner. Sie zögert und bemerkt leise Schlafgeräusche. Sollte sie mit Ainoa in einem neuen Abenteuer stecken? Plötzlich kennt sie die Erklärung. Sie schläft zusammen mit Caitlin in einem Besucherzimmer im Internat der Universitätsstadt. Sie bestreiten morgen den ersten Tag des Wettkampfes! Sie atmet erleichtert auf. Eine direkte Gefahr besteht nicht!
Das Bild mit dem Ei, aus dem neues Leben in eine unbekannte Welt drängt, hat sie bereits öfter gesehen, seit sie zum ersten Mal den Anhänger an ihrer Kette berührt hat. Automatisch greift auch jetzt eine Hand danach. Sie beruhigt sich, als sie die drei Zacken fühlt. Warum änderte sich die Schachsequenz in den Anblick eines schlüpfenden Wesens? Sie hatte erwartet, als Dame einen Blick zurück auf Turm, Springer und die anderen Steine zu werfen. So war das beim letzten Mal, als sie diese Bilder träumte. Das wölfische Grinsen auf dem Antlitz des gegnerischen Läufers fehlt ihr, genauso wie die Verwandlung des Königs Gesicht in das von Iain Raven, dessen Mund sich zu einem großen »O« öffnet.
Ein Rätsel
Anna atmet bewusst langsam und beruhigt sich dadurch allmählich. Seit dem ersten Aufblitzen der verschiedenen Bilder an ihrem Geburtstag hat sie mehrfach gegrübelt, was sie zu bedeuten haben. Mit Ainoa hat sie bisher nicht darüber gesprochen. Ob sie einen neuen Kontaktversuch unternehmen soll? Es muss früh am Morgen sein, weil die Sonne die Dunkelheit noch nicht vertrieben hat, doch vielleicht hat sie ja Glück und erreicht die Freundin.
»Ainoa, ich möchte mit dir sprechen.« Anna zuckt erschrocken zusammen, als sie völlig unerwartet die Stimme der Elfe in ihrem Kopf vernimmt, die sofort antwortet.
»Es ist offenbar nicht so früh am Tag, dass du nicht aufgestanden bist, Anna. Ich freue mich, von dir zu hören.«
»Ainoa! Die Annahme ist falsch. Ich liege noch im Bett. Ich hoffe, dir geht es gut. Können wir uns demnächst treffen? Ich möchte gerne deine Meinung hören. Ich sehe immer wieder verschiedene Bilder, die zumindest teilweise hellgesehen sind, für die ich keine Erklärung finde.«
»Das ist kein Problem. Besonders zum Jahreswechsel hatten wir größere Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Cythraul …«
»Du meinst, mit Seid Greif?« Annas Einwurf irritiert die Elfe nicht.
»Mit ihm nicht so oft, wie mit seinen Helfern. Sie hielten sich hauptsächlich im Norden auf und versuchten, die ansässigen Bewohner von dort zu vertreiben. – Aber im Moment ist es bei uns überall außergewöhnlich ruhig. Soll ich jetzt gleich zu dir kommen?«
»So eilig ist es nicht. Ich bin mit unserem Schachteam in der Universitätsstadt. Wir bestreiten ab heute einen zweiten Vergleichswettkampf gegen das hiesige Team. – Wir sollten uns treffen, sobald wir zurück sind. Ich melde mich Sonntagabend, einverstanden?«
»Jo. Mach das. Ich werde sofort zu dir kommen. – Ich habe aber eine Frage. Weshalb hast du seit mehreren Wochen nichts von dir hören lassen? Ich habe immer wieder einen Kontakt herzustellen versucht, kam aber nicht zu dir durch. Katherin meint, du würdest irgendeinen Abwehrzauber nutzen oder von jemandem verpasst bekommen haben, obwohl ich das für weit hergeholt halte. Hat sie recht?«
»Ich soll was? Nein, von einem Abwehrzauber weiß ich nichts. – Du wolltest mich mehrfach kontaktieren und bekamst keine Verbindung?«
»Genau so ist es.«
»Ich habe gestern versucht, dich zu kontaktieren, jedoch ohne Erfolg. Ich verstehe das nicht. Katherin meinte doch, wir hätten eine besondere Verbindung zueinander, weil du meine damalige Schwäche mit Beatha und Renovo beseitigtest.«
»Das stimmt. Somit bleibt nur der Schluss übrig, ein magischer Spruch oder etwas anderes stört unsere Kontaktaufnahme.«
»Das ist äußerst seltsam.« Die Freundinnen schweigen, bis sich Ainoa nach längerer Zeit wieder meldet.
»Hörst du mich?«
»Jo!«
»Kannst du mir sagen, was dich beunruhigt?«
»Das ist nicht so einfach. – Ich sehe immer wieder blitzartig auftauchende Bilder, die scheinbar nicht zueinander passen. Und das verrücktspielende Wetter irritiert mich ebenso, da es nicht zu den Forschungsergebnissen meines Vaters passt. – Apropos: Herrscht bei euch auch ein strenger Winter?«
»Woher weißt du? Ja, er ist ungewöhnlich hart und hat sogar Einfluss auf das Klima in unserem Wald. Vor Wochen hat es begonnen, immer wieder heftig zu schneien. Es gibt plötzlich SCHNEE im Elfenwald, wo sonst beständig Frühling herrscht. Das bringt Katherin aber nicht mit den bisherigen Ereignissen im Norden in Zusammenhang. Sie vermutet nicht, dass der Cythraul dahintersteckt. Sie kann sich einfach nicht vorstellen, wie er uns dadurch in die Knie zwingen will. Ich versuchte, dich deshalb zu erreichen, weil sie und die anderen im Elfenrat nicht glauben wollen, dass Seid Greif hinter der Ausbreitung des Eises stecken könnte. – Wir waren vor Wochen mit M hoch Zwei auf den Inseln des Nordens, wo wir nach Spuren von Seid Greif forschten.«
»Richtig.«
»Ich wollte dich um Hilfe bitten, mir bei einer neuen Suche zu helfen. Dazu müssten wir genau dorthin, allerdings hier in der Anderswelt.«
»Ich helfe dir gern. Es ist jetzt aber nicht so, dass Saphira erneut verschwunden ist, oder?«
»Nein. Dieses Mal müssen wir nicht in den Nebelwald. – Trotzdem könnte es gefährlich werden. Ich möchte mit dir im Norden Nachforschungen zu dem ungewöhnlichen Kälteeinbruch anstellen. Aber darüber reden wir am Sonntagabend, einverstanden?«
Als die Verbindung unterbrochen ist, liegt Anna grübelnd auf ihrem Bett. Sie beschäftigt die anstehende Reise in den Norden nicht so sehr, wie das Rätsel, was die Ursache für die Probleme beim Kontaktversuch zwischen den Freundinnen sein kann. Das Mädchen hält einen Abwehrzauber für mehr als unwahrscheinlich. Das liegt möglicherweise daran, dass sie keinen derartigen Spruch kennt. Aber noch etwas spricht dagegen: In dieser Welt vermag außer ihm nur Iain Raven zu zaubern. Welchen Grund sollte er aber haben, derart vorzugehen? Könnte andererseits Siegfried Back … Nein! Wäre dem der Übergang von der Anderswelt hierher gelungen, hätte Katherin davon etwas gewusst, oder nicht? Und warum sollte der Cythraul ausgerechnet ein für ihn unbedeutendes Mädchen mit derartigen Flüchen belegen? Nein! Das ist völliger Unsinn!
Anna schießt plötzlich die Frage in den Sinn, ob sie noch zaubern könne. Nach etwas Überlegung vermag sie nicht zu sagen, wann sie letztmalig Magie genutzt hat. Vielleicht verschwinden ihre magischen Fähigkeiten genauso schnell, wie sie nach den Besuchen in der Anderswelt auftauchten? Sie war seit einigen Wochen nicht mehr dort, genau genommen sind es seit dem Herbst sogar schon Monate.
»Ich muss das überprüfen, aber welchen Versuch kann ich machen? Caitlin könnte jeden Moment erwachen und darf das nicht bemerken! Hm. Ich ziehe die Bettdecke über mich und rufe darunter eine Lichtkugel auf. Diesen Zauber beherrsche ich, ohne ihn aussprechen zu müssen.« Schnell ist die Decke über ihren Kopf gezogen. »Solus.« Doch nichts geschieht. »Solus.« Auch der zweite Versuch misslingt. Beim dritten Mal spricht Anna die Worte lauter, als sie es beabsichtigt. »SOLUS!« Sofort erscheint eine hell leuchtende Kugel in der ausgestreckten Hand. Die magische Lichtquelle lässt sie mit »Inhibeo« wieder verlöschen, als sie eine Stimme vernimmt.