Название | Kalle und die Nachtjäger der Eifel |
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Автор произведения | Rainer Nahrendorf |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745060294 |
Cover-Foto Abendsegler : Dr. Andreas Zahn
Inhaltsverzeichnis
Der Autor
Vorwort
Kalle stellt sich vor
Der Fledermausretter
Die Wochenstube unter dem Kirchendach
Der blinde Freund
Der Eishöhlenschock
Die Fledermausherberge am Vulkan
Bei den Blut leckenden Vampiren
Die Fledermausakademie
Quellen und Hinweise
Foto-Nachweise
Vorwort
Fledermäuse brauchen Freunde
Fürchteten sich viele Menschen früher vor den „Vampiren der Nacht“, haben die Schauergeschichten des Grafen Dracula heute kaum noch einen negativen Einfluss auf das Bild, das sich die Europäer von Fledermäusen machen. Die Mücken, Falter und andere Insekten fressenden Nachtjäger gelten als eine für den Menschen eher nützliche Tierart, vor allem aber als faszinierende Flugakrobaten. Das ist in
Mittel- und Südamerika anders. Hier gibt es drei Blut leckende Vampirfledermausarten, die Tiere und selten auch Menschen anfallen sowie durch die Übertragung der Fledermaustollwut bei Tierzüchtern gewaltige Schäden anrichten können. Deshalb werden Vampirfledermäuse, insbesondere der Gemeine Vampir verfolgt und gejagt. Schlafplätze werden gesprengt oder ausgeräuchert. Auch viele harmlose Fledermäuse werden als „Kollateralschäden“ damit vernichtet. Oder sie werden mit Netzen gefangen und ihr Fell wird mit Gift bemalt, damit sich andere Vampirfledermäuse später bei der gegenseitigen Fellpflege selbst vergiften.
In Afrika und Asien werden Fledermäuse bejagt. Nicht so sehr, weil die Süßes liebenden in der Regel größeren und schwereren Flughunde - sie sind Vegetarier - in Obst-Plantagen einfallen, sondern weil sie als Nahrungsmittel, in einigen Regionen sogar als Delikatesse gelten.
Von den derzeit 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten gelten alle als gefährdet. Die Gefährdungsstufe schwankt zwischen den Arten und deutschen Regionen. Die Kleine Hufeisennase ist in der Eifel ausgestorben. Fledermäuse sind zwar nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt, aber das hilft wenig, wenn ihre natürlichen Lebensräume in der Landschaft immer geringer werden, ihre Quartiere bei Renovierungen verloren gehen, sie sterben, weil sie durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden vergiftete Insekten fressen, Verkehrsunfällen oder Windkraftanlagen zum Opfer fallen.
Ihre Aktivitäten und Lebensnotwendigkeiten müssen in der Land- und Forstwirtschaft, beim Bau von Verkehrswegen und deren Beleuchtung, bei der Planung und dem Bau von Windkraftanlagen stärker berücksichtigt werden. Fledermäuse brauchen vor allem Freunde. Kalle hofft, unter euch jungen Lesern Freunde zu finden. Er lädt euch ein, mit ihm auf Federmaus-Nachtsafaris zu gehen. Bitte Taschenlampen nicht vergessen!
Den Fledermausexperten und Fledermausschützern Dr. Anne Ipsen,
Dr. Andreas Kiefer, Dr. Andreas Zahn sowie Markus Thies danke ich für ihren Rat und ihre Hilfe. Ich habe von ihrer Expertise und Erfahrung profitiert sowie eindruckvolle Fotos erhalten. Mein Dank gilt auch dem Naturfotografen und Naturfilmer Dietmar Nill für seine grandiosen, motivierenden Filme und Fotos.
Nicht zuletzt danke ich meiner Frau dafür, dass sie den Zick-Zack-Flug einer Zwergfledermaus durch unser Ferienhaus ohne Sympathieverlust für die Nachtjäger verkraftet hat, die Kotspuren auf den Blockhausrundhölzern gelassen hinnimmt und meine Texte Korrektur gelesen hat.
Rainer Nahrendorf im Frühsommer 2017
Kalle stellt sich vor
Ich bin Kalle. Seit einigen Tagen bin ich neun Jahre alt. Bald komme ich in die vierte Klasse unserer Grundschule. Ich lebe mit meinen Eltern und meinem Bruder in einem Dorf in der Eifel. Fledermausfan bin ich seit einem Jahr, nachdem ich Vorträge über die Flugakrobaten gehört und mir auf Youtube tolle Fledermausfilme angeschaut habe. Ich lade euch ein, mich bei meinen Fledermausexpeditionen zu begleiten. Bringt eine Taschenlampe, eine Stirnlampe und zur Sicherheit einen Helm mit. Ich leihe mir einen Bat-Detektor. Dann können wir die Ultra-Schall-Ortungsrufe der Nachtjäger hören. Ich freue mich, wenn ihr dabei seid.
Der Fledermausretter
Jeden Morgen, wenn Kalle zur Schule radelt, sieht er, wie ein Fuchs die Windräder auf den Habscheider Höhen abläuft. Dort stehen die Windräder dicht an dicht. Die morgendliche Fuchspatrouille hat ihn neugierig gemacht. Heute, gleich nach der Schule, will er der Sache auf den Grund gehen. Kalle schwingt sich auf sein Mountainbike und fährt die Windräder ab. Er findet wieder tote Fledermäuse. Schon in der letzten Juli-Woche lagen einige auf der Weide. Nun, Anfang August, sind es noch mehr. Er fährt nach Hause zurück und sucht in seinen Fledermausbüchern nach einer Erklärung für den Fledermaustod an den Windrädern. Bei einem Professor aus Greifswald, Dr. Gerald Kerth, wird er fündig. Kehrt hat in seinem Buch über die faszinierende Welt der Fledermäuse den Fledermaustod so erklärt, dass es auch Kinder verstehen. Ein Teil der Fledermäuse wird von den Rotorblättern erschlagen. Hochfliegende Fledermäuse wie der Große Abendsegler sind besonders gefährdet, obwohl sie mit ihren schmalen langen Flügeln und einer Spannweite von 40 cm 50 Stundenkilometer schnell fliegen. Kein Nachtjäger bei uns ist noch schneller.
Windräder stehen manchmal in den unbekannten Zugrouten, die die Fledermäuse auf ihren Wanderungen zwischen Winter- und Sommerquartieren nutzen. Das erhöht die Kollisionsgefahr für die in Baumhöhe oder noch darüber fliegenden Abendsegler. Besonders, wenn sie auf ihrer Jagd nach Nachtfaltern den Windrädern zu nahe kommen. Dann versagt ihre weit nach vorn gerichtete Ultraschallortung und es kann sie ein hinter ihnen herabsausendes Rotorblatt treffen.
Dabei ist die Gefahr am größten, wenn der Wind in der ersten Nachthälfte nur schwach weht. Dann herrscht am Fledermaushimmel Hochbetrieb. Fast alle Fledermäuse jagen zu dieser Zeit. Frischt in einer Flaute der Wind aber plötzlich auf, wird es brandgefährlich für die Fledermäuse. Einige können den Rädern, die sich dann mit Höchstgeschwindigkeit drehen, nicht mehr ausweichen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass neu gebaute Anlagen Fledermäuse angelockt haben. Einige verwechseln sie mit den Baumkronen, andere wollen die Insekten erbeuten, die sich um die nachts teilweise beleuchteten Rotorkapseln sammeln.
Eigentlich sollten Windräder nicht zu dicht an Waldrändern und schon gar nicht inmitten der Wälder stehen. Sie sollten sich nach Einbruch der Dämmerung, wenn die Fledermäuse am häufigsten fliegen, automatisch abschalten. Aber nur wenige, insbesondere ältere Anlagen, haben diese Abschaltautomatik für die Fledermaus-Stoßzeit.
Vor allem junge Zwergfledermäuse, die noch keine Erfahrung haben, kollidieren sehr häufig mit den Windrädern oder kommen durch ein Barotrauma um.
Barotrauma ? Kalle versteht Bahnhof. Aber auch dafür findet er eine Erklärung. Durch das schnelle Drehen der Rotoren entstehen Turbulenzen mit kleinräumigen Luftdruckunterschieden an den Rotorspitzen. In den verwirbelten Luftströmen und durch den Druckabfall kommen die Fledermäuse um. Die Tiere sehen zwar unverletzt aus, aber ihre Lungen und inneren Organe sind verletzt und sie verbluten innerlich Viele dieser Fledermäuse werden nicht in unmittelbarer Nähe gefunden, sondern stürzen erst ab, wenn sie bereits viele Meter geflogen sind. Dass Fledermäuse am Barotrauma sterben, hat man herausgefunden, als man tote Fledermäuse sezierte, die eigentlich unverletzt aussahen. Kalle liest von Hochrechnungen und Schätzungen, nach denen jährlich in Deutschland bis zu 200 000 Fledermäuse an Windenergieanlagen verunglücken.
Zwergfledermaus
Als er zu den Rädern zurückfährt, sieht er, dass