Shylock Holmes. Martin Cordemann

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Название Shylock Holmes
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Серия Shylock Holmes
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738086225



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: Kommt sofort. Hm, Sie kommen mir bekannt vor.

      SHYLOCK: Mein Name ist Shylock Holmes, ich bin bei der Polizei.

      WIRT : Tut mir leid.

      SHYLOCK: Wegen des Namens?

      WIRT : Wegen des Berufs!

      SHYLOCK: Manchmal frage ich mich, was schlimmer ist. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?

      WIRT : Wenn’s sein muss. Sie waren letztens schon mal hier, stimmt’s?

      SHYLOCK: Stimmt. Was uns zu meinen Fragen bringt. Haben Sie gestern Abend hier bedient?

      WIRT : Ich bediene hier jeden Abend!

      SHYLOCK: Haben Sie sonst kein Personal?

      WIRT : Wollen Sie bei mir anfangen?

      SHYLOCK: Haben Sie viele Tote?

      WIRT : Nur Schnapsleichen.

      SHYLOCK: Dann lieber nicht.

      WIRT : Ich war gestern Abend hier, was wollen Sie wissen, nach wem wollen Sie mich fragen?

      SHYLOCK: Frau Drawis und Herr Oemor.

      WIRT : Waren gestern Abend hier!

      SHYLOCK: Von wann bis wann?

      WIRT : Sie kommen immer gegen elf und gehen gegen zwei. Es gibt diese Kneipe seit es das Theater gibt und seit es das Theater gibt, gibt es die beiden und seither kommen sie nach jeder Aufführung hierher.

      SHYLOCK: Dann ist gestern keiner von ihnen weggegangen, zwischendurch?

      WIRT : Glauben Sie, ich würde merken, wenn einer von meinen Gästen geht?

      SHYLOCK: Ja.

      WIRT : Da haben Sie Recht! Die beiden waren die ganze Zeit hier.

      SHYLOCK: Gut, vielen Dank.

      WIRT : Ihr Kölsch.

      SHYLOCK: Danke.

      TELMAH: (tritt auf) Hallo.

      SHYLOCK: Hallo.

      TELMAH: Was führt Sie hierher?

      SHYLOCK: Ich glaube, man kann diesen Fall nicht aufklären, wenn man nicht wenigstens ein Bier in Auerbachs Keller trinkt, oder?

      TELMAH: Da haben Sie Recht.

      SHYLOCK: Und Sie?

      TELMAH: Dasselbe.

      SHYLOCK: Und ich dachte, es wäre meine Aufgabe, den Fall zu lösen.

      TELMAH: Vielleicht kann ich Ihnen dabei helfen.

      SHYLOCK: Vielleicht können Sie das. Da ist nur ein kleines Problem.

      TELMAH: Und das wäre?

      SHYLOCK: Was, wenn ich Sie für den Mörder halte?

      TELMAH: Soll ich die Tat gestehen?

      SHYLOCK: Wenn Sie so freundlich wären.

      TELMAH: (schlecht gespielt) Ich gestehe, ich habe die Tat begangen.

      SHYLOCK: Sie überzeugen mich nicht.

      TELMAH: Ich wäre ein guter Schauspieler aber ein schlechter Mörder, wenn ich es täte.

      SHYLOCK: Oder einfach nur ein schlechter Mörder. Wissen Sie, wie enervierend das ist?

      TELMAH: Was?

      SHYLOCK: Mörder. Die machen einem diesen Job wirklich schwer.

      TELMAH: Ist das nicht ihre Aufgabe.

      SHYLOCK: Hm, in gewisser Weise schon. Aber es nervt trotzdem. Wenn die einfach gestehen könnten, ach, das würde diesen Beruf soviel angenehmer machen. Bis auf…

      TELMAH: Was?

      SHYLOCK: Naja, man hätte es immer noch mit Mördern zu tun – und, seien wir ehrlich, so angenehme Menschen sind das nicht. (winkt den WIRT herbei)

      WIRT : Ja?

      SHYLOCK: Noch ein Kölsch.

      WIRT : Für ihn oder für Sie?

      SHYLOCK: (sieht, dass sein Glas fast leer ist) Noch zwei Kölsch.

      WIRT : Kommen sofort.

      SHYLOCK: Sie interessieren sich also für Mord?

      TELMAH: Ich muss gestehen... Kriminalfälle sind meine heimliche Liebe.

      SHYLOCK: „Ist Lieb ein zartes Ding? Sie ist zu rauh,

      Zu wild, zu tobend; und sie sticht wie Dorn!“

      TELMAH: ‘Romeo und Julia’, erster Akt, vierte Szene.

      SHYLOCK: Sie sagen es.

      TELMAH: Ist es nicht Ihre Liebe?

      SHYLOCK: Sollte man Verbrechen lieben? Wohl kaum.

      TELMAH: Aber es ist doch sehr interessant. Zum Beispiel dieser Fall...

      SHYLOCK: Schlechtes Thema.

      TELMAH: Warum?

      SHYLOCK: Nun, weil ich ja noch irgendwie daran ermittle... und irgendwie noch so keine richtige Spur habe.

      WIRT Zwei Kölsch.

      SHYLOCK: Danke.

      WIRT : Sie haben also noch keine Spur?

      SHYLOCK: Äh, nicht so richtig, nein.

      WIRT : Schwache Leistung. Wissen Sie, was Sie brauchen?

      SHYLOCK: Einen Verdächtigen?

      WIRT : Eine Frau.

      TELMAH: Wieso das?

      WIRT : Wenn man eine Frau hat, dann hat man genügend Motivation zu arbeiten!

      TELMAH: Um sie zu ernähren... und stolz zu machen?

      WIRT : Nein, damit man viel Zeit ohne sie verbringen kann. Sie brauchen eine Frau.

      SHYLOCK: Sie sind nicht der erste, der mir das sagt...

      TELMAH: Dann ist Ihre große Liebe...

      SHYLOCK: Mit jemand anderem zusammen, ja.

      „Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind.

      Auch malt man ihn geflügelt und als Kind,

      Weil er, von Spiel und Spielen fortgezogen,

      In seiner Wahl so häufig wird betrogen.“

      TELMAH: Das ist, glaub ich, aus ‘Ein Sommernachtstraum’?!

      WIRT: Erster Akt, erste Szene.

      TELMAH: Das klingt sehr verbittert.

      SHYLOCK: Na das will ich doch hoffen!

      TELMAH: Unerfüllte Liebe.

      SHYLOCK: Da könnte ich Lieder von singen. Wenn ich singen könnte. Hmm, wer könnte ein Motiv haben?

      TELMAH: Um zu singen?

      SHYLOCK: Um Ihren Intendanten zu ermorden!

      TELMAH: Ich dachte, Sie wollten nicht über den Fall reden.

      SHYLOCK: Es ist nur... hypothetisch.

      TELMAH: Dass Sie nicht über den Fall reden wollen.

      SHYLOCK: Ganz genau. Tja, wer könnte es gewesen sein?

      TELMAH: Wer?

      SHYLOCK: Nuuuuun, eine Geliebte würde wissen, was ihr Geliebter tun würde, oder? Sie würde sein Verhalten in und auswendig kennen.

      TELMAH: Sie meinen... Julietta war’s?

      SHYLOCK: Ich meine gar nichts. Also nehmen wir an, die Vorstellung ist vorbei, alle verlassen das Theater, sie zum Schein auch, dann geht sie aber zurück und leistet ihrem Geliebten Gesellschaft. Und warum muss es so gewesen sein?

      TELMAH: