Clarissa und Fiete III. Hans Müller-Jüngst

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Название Clarissa und Fiete III
Автор произведения Hans Müller-Jüngst
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783738042948



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und fand es unverändert, sie war zufrieden damit, dass das Haus in seinem Äußeren keine Verwandlung erfahren hatte, das Innere wäre natürlich aufgefrischt worden, wie sie sich hatte überzeugen können. Bevor sie nach Hause gingen, kauften sie die Grillsachen ein, das hieß Holzkohle bei Anna Barkhusen, Fleisch beim Metzger, Baguettes bei Lorenzen und Getränke, Soßen und Salat im Supermarkt. Nachdem sie Oma Stevens zu Hause vom Wagen heruntergehoben und ihr ihren Rollator hingestellt hatten, gingen sie in den Hof. Weil Fiete, Jan und Jasper Biertrinker und die jungen Frauen Weintrinkerinnen geworden waren, musste der Getränkebestand regelmäßig aufgefrischt werden. Jan und Fiete holten den Grill aus dem Schuppen und stellten ihn mitten auf den Hof, sie reinigten den Rost gründlich von uralten Grillresten, Fiete nahm dazu eine Drahtbürste, die er in der Werkstatt gefunden hatte. Jasper hackte in der Zwischenzeit Kleinholz, das sie zum Anstecken des Grills benötigten.

      Die Frauen saßen am Tisch und zupften den Salat, Clarissa machte eine herzhafte Salatsoße aus Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Senf, Oma Stevens schnitt die Baguettes und legte die Scheiben in zwei bereitgestellte Brotkörbe. Fiete nahm alte Zeitung und knüllte sie zusammen, er legte sie auf den Grill und stellte das Kleinholz zeltartig drumherum. Er steckte die Zeitung an und sofort brannte das Papier und auch das trockene Holz. Er gab, nachdem das Feuer lichterloh brannte, einen ganzen Sack Holzkohle darauf und wartete, bis die Holzkohle weißglühend war, erst jetzt schob er den Rost auf den Grill, damit von der Hitze letzte Schmutzspuren vernichtet wurden. Anschließend legte er die Fleischbatzen auf und wendete sie mit der großen Grillgabel. Es dauerte nur kurze Zeit, bis das Fleisch gar war, Fiete legte die Fleischstücke auf eine Platte und stellte sie auf den Tisch. Jeder nahm sich Salat und Baguette und Frau Kleen gab allen Fleisch von der Platte. Immer noch war die Cocktailsoße die begehrteste Soße beim Grillen, sie hatten deshalb zwei Flaschen davon gekauft. Es schmeckte allen und als sie die Fleischstücke aufgegessen hatten, legte Fiete noch Würstchen auf, sie hatten reichlich eingekauft und auch von dem Salat gab es große Mengen. Jasper holte für jeden eine Flasche Bier und Isolde sorgte für Wein. Den Sekt hatten sie für den Essensabschluss aufbewahrt, sie hatten ihn schon gekühlt gekauft, weil sie ihn in der kurzen Zeit nicht hätten herunterkühlen können.

      Nachdem jeder, mit Ausnahme von Clarissa und Isolde, noch ein Würstchen und auch noch Salat gegessen hatte, stellte sich ein Sättigungsgefühl ein, und man lehnte sich zurück. Das war der Moment, für den der Sekt vorgesehen war, Clarissa brachte ein Tablett mit zehn Sektgläsern und verteilte sie unter den Leuten am Tisch, anschließend schütteten Fiete und sie jedem ein Glas ein. Fiete hielt es für angebracht, aufzustehen und ein paar Worte zu sagen. Er machte einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit und beschwor die alten Zeiten herauf:

      „Ich erinnere mich gut daran, wie ich mit Jan, Clarissa, Isolde und den Jungen aus dem Dorf die ganze Insel unsicher gemacht habe“, und kam danach zur Gegenwart, der er aber auch schöne Seiten abgewinnen konnte.

      „Es hat sich vieles verändert, alle sind wir älter geworden, man muss aber sagen, dass sich die Verhältnisse konsolidiert haben, auf Süderland ist alles in die rechten Bahnen gelenkt worden, Clarissa und ich leben in einer stabilen Beziehung miteinander und den alten Kleens, den Bubenhäusers und Oma Stevens geht es auch gut, wie ich sehen kann, haben Isolde und Jasper ein gutes Verhältnis zueinander aufgebaut und Jan ist noch auf der Suche. Ich stoße auf die Gesundheit aller an, ich weiß, dass das eigentlich nur die Alten tun, ich bin sich aber im Klaren darüber, dass es kein wertvolleres Gut gibt!“ Er erhob sein Glas und stieß mit allen an, sie klopften als Anerkennung auf den Tisch und tranken mit Fiete.

      Herr Kleen stand auf, auch er wollte ein paar Worte sagen: „Ich möchte betonen wie sich aus der anfänglich noch oberflächlichen Urlaubsbekanntschaft mit Bubenhäusers eine freundschaftliche Beziehung entwickelt hat, meine Frau und ich schätzten beide als Menschen sehr, und wir freuen uns immer wieder, wenn wir mit Euch zusammentreffen, auch ich wünsche allen am Tisch beste Gesundheit und für die Zukunft alles Gute“, dabei sah er die jungen Leute an. Er ging ins Haus und holte die Schnapsflasche, er hatte so viel Schnapsgläschen mit herausgebracht, wie er auf das Tablett stellen konnte und bot jedem eins an. Mit Ausnahme von Clarissa und Isolde nahm jeder einen Schnaps, und sie prosteten sich zu. Längst waren sie wieder bei Bier und Wein angekommen, der Sekt hatte gerade für zwei Gläser pro Person gereicht, mehr Sekt wollte aber auch niemand trinken, die viele Kohlensäure hätten den Bauch nur unnötig aufgebläht. Herr Kleen steckte zwei Gaslampen an, nachdem es so dämmerig geworden war, dass man kaum noch das Gesicht seines Sitznachbarn erkennen konnte, und Frau Kleen bat darum, dass alle mindestens drei Lieder sängen. Sie stimmte an und begann mit „Geh aus mein Herz...“. Oma war in ihrem Element, sie konnte sechs Strophen von dem Lied auswendig, die anderen sangen immer die letzten beiden Zeilen mit, die eine Wiederholung waren, ansonsten summten sie die Melodie.

      Es folgte das Lied „Im Frühtau zu Berge...“ und es war wieder Oma, die alle drei Strophen auswendig konnte, wieder sangen die anderen nur den Refrain mit und summten den Rest, und zum Schluss sangen sie „Hohe Tannen weisen die Sterne...“ mit einer solchen Inbrunst, dass man sie fast bis ins Dorf hören konnte. Um 23.00 h begannen die Frauen, den Tisch abzuräumen und die Männer halfen dabei. Fiete löschte die Grillglut mit einem Eimer Wasser, und alle gingen schlafen. Die jungen Leute wollten am nächsten Tag auf alten Spuren über die Insel wandern, das hieß, dass sie zunächst vom Strand aus nach Osterhalen liefen. Am Morgen gingen Clarissa und Fiete wieder zu Lorenzen Brötchen holen und wurden dort sehr herzlich begrüßt, sie mussten erzählen, wie der Grillabend gewesen war und ob ihnen alles geschmeckt hätte und Fiete antwortete:

      „Es war alles zu unserer vollsten Zufriedenheit gewesen, und wir haben sehr gutes Fleisch gehabt, aber auch die Baguettes waren toll gewesen“, schleimte er. Draußen fragte Clarissa ihn, warum er so geschleimt hätte, und Fiete antwortete, dass er den Eindruck gehabt hätte, dass man bei Lorenzen so etwas hätte hören wollen. Sie frühstückten wieder im Hof, Fiete stellte mit Jan den Grill in den Schuppen zurück und Clarissa und Isolde brachten für alle Kaffee, nur Isolde trank als Einzige Tee zum Frühstück.

      Frau Kleen fragte, ob sie jemandem Rühreier braten sollte, alle winkten ab, ein gekochtes Ei aber, das wollten außer Clarissa und Fiete alle. Sie saßen lange beim Frühstück, als alle fertig gegessen hatten, teilten Herr Bubenhäuser und Herr Kleen sich die „Nordsee Zeitung“ und lasen, gelegentlich gab es einen beiläufigen Kommentar zu einer Meldung, laut dahin gemurmelt, als sollten ihn alle verstehen, aber das war nicht möglich, denn niemand wusste, worum es ging. Die jungen Leute standen auf und verabschiedeten sich zum Strand, sie gingen den Strandweg entlang bis zum Hotel hoch, Isolde erzählte Jasper:

      „Wir haben vor über zehn Jahren einmal eine Gruselwanderung über den Strandweg gemacht, sie hat im Dunkeln stattgefunden, und man hat unterwegs unverhofft einen nassen Lappen ins Gesicht bekommen und sich dabei dermaßen erschreckt, dass man fast in die Hose gemacht hat, bis heute weiß niemand so genau, wer die Lappen geworfen hat.“ Alle liefen barfuß und hatten ihre Sandalen in Fietes Rucksack gelegt, der ihn aufgezogen und für jeden ein Trinkpäckchen mitgenommen hatte. Sie liefen den Badestrand nach Osten und kamen nach kurzer Zeit zu den Dünen am Wildstrand. Sie sahen draußen die Sandbank liegen, das Meer umtoste die Sandbank, die Flut gischtete um die kleine Erhebung im Wasser. Sie schauten zurück und sahen das Kurhaus über dem Ende des Badestrandes thronen, es stand mit seinem weißen Gemäuer wie ein Monolith.

      Sie liefen weiter den Bogen um das Inselende und kamen zum Strand in Osterhalen, wo sie sich hinsetzten und in der Pause ihre Trinkpäckchen tranken. Isolde erzählte ihrem Freund:

      „Vor mehr als zehn Jahren sind wir schon einmal hierher spaziert und haben an der Stelle, an der wir sitzen, einen Heuler gefunden. Clarissa und Fiete haben dafür gesorgt, dass der Kleine zur Seehundaufzuchtstation nach Friedrichsdorf gekommen ist, wir sind auch bei seiner Auswilderung einige Monate später dabei gewesen.“ Zwischen den Strandhaferbüscheln hatte sich Kleinmüll angesammelt, der von in der Ferne vorbeifahrenden Schiffen stammte, Clarissa erzählte, dass sie damals den Müll gesammelt und in dem Großcontainer im Dorf entsorgt hätten. Vögel würden zum Teil den Kleinmüll verschlucken und anschließend an Darmverschlingung sterben. Sie blickten zur Seehundbank hinüber und konnten sehen, dass dort eine Menge los war, Clarissa schrieb ihre Doktorarbeit über Seehunde, genauer gesagt, über die Ausbreitung von Krankheitserregern