Der verborgene Erbe. Billy Remie

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Название Der verborgene Erbe
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Legenden aus Nohva 5
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742739742



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kopfschüttelnd über diese Eifersucht und zog den Wetzstein wieder über die Schneide der Drachenflügelklinge. Das Schwert lag quer über seinen langen Beinen, die unter dem schwarzen Leder in der Sonne allmählich unangenehm zu schwitzen begannen. Jedoch war sein Unmut nur Theater, denn er fühlte sich durch Cohens Eifersucht keineswegs gestört oder gar eingeengt. Er mochte es sogar, dass Cohen willig war, sein Revier zu verteidigen. Es schmeichelte Desiderius, und erhitzte zugleich sein Blut. Wie gerne er seine Pflichten vergessen hätte, um Cohen in den Ställen zu beweisen, dass er sich nicht vor Konkurrenz fürchten brauchte.

      »Willst du jetzt die ganze Zeit da sitzen bleiben?«, fragte Desiderius amüsiert, jedoch ohne sich nach Cohen umzudrehen. »Wie ein Habicht, der sein Nest bewacht?«

      »Ganz genau.«

      Desiderius zuckte mit den Schultern. »Gut. Wenn es dich glücklich macht.« Er warf Cohen noch ein drittes Lächeln zu, das nicht erwidert wurde. »Allerdings bevorzuge ich es mehr, hinter deinem Rücken zu stehen, Liebster.«

      Cohen drehte ihm das ungerührte Gesicht zu. »Du kannst mich mal.«

      »Aber doch nicht vor allen Leuten!«

      Cohen zeigte ihm eine anzügliche Handgeste, doch diesmal zuckte ein Schmunzeln in seinen verräterischen Mundwinkeln.

      »Ich komme später darauf zurück«, versprach Desiderius herumalbernd, als er sich wieder umdrehte, um seine Klinge endlich zu Ende zu schärfen.

      »Vielleicht habe ich heute keine Lust«, konterte Cohen trotzig.

      »Auch gut. Ich weiß ja jetzt, wo ich Ersatz finde«, lachte Desiderius. »Aua! He!«

      Ihn traf ein Dreckklumpen am Hinterkopf, der zerschellte und zu Boden rieselte, einige Bröckchen blieben in seinem dunklen Haar kleben. Mit verengten Augen sah er Cohen strafend an, der jedoch nur arrogant mit den Schultern zuckte, sodass seine Kettenrüstung klimperte.

      »Na, na!« Bellzazar trat zu ihnen, das schwarze Hemd stand ihm bis zum Bauchnabel offen und gab die von vielen Kämpfen vernarbte Brust preis. »Rieche ich da etwa bereits Fäulnis im lieblichen Duft der naiven Verliebtheit?«

      Cohen fasste ihn mit giftigen Blick ins Auge. »Hau bloß ab, Dämonenbrut.«

      Zazar zog verwundert den Kopf zurück. »Und dabei habe ich noch nicht einmal begonnen.«

      »Beachte ihn gar nicht, Zazar«, Desiderius blickte zu seinem Bruder auf, »sein Magen macht ihm wieder Probleme, da benimmt er sich leider stets wie ein Wesen der weiblichen Gattung in der unfruchtbaren Zeit ihres monatlichen Zyklus.«

      Cohen riss schockiert den Mund auf. »Was?«

      Desiderius drehte sich zu ihm um. »Wie? Das hast du verstanden?«

      »Ich bin keine verblödete Dirne, du Arschloch!«, konterte Cohen. Der starre Blick und seine nach oben gekräuselte Lippen ließ Desiderius wissen, dass er kurz davorstand, ihn anzuspringen und zu Boden zu werfen. Wären sie jetzt in ihrem Zimmer und für sich alleine, hätte er es nur zu gerne darauf ankommen lassen. Er grinste und spitzte die Lippen zu einem Kuss.

      Cohen verzog geradezu angewidert das Gesicht. »Nie mehr wieder. Küss doch deine zwanzig Stallburschen!«

      »Bekomme ich die Erlaubnis dazu?«, fragte Desiderius geradezu erfreut.

      »Natürlich!«, säuselte Cohen und grinste übertrieben freundlich. Dann wurde er augenblicklich wieder bitterböse. »Sie können dein Gemächt haben, wenn ich es mit einer Klinge von deinem Körper getrennt habe.«

      Desiderius spürte ein schmerzliches Ziehen im Unterleib. Er verzog angewidert sein Gesicht. »Das ist widerlich.«

      »Nicht halb so widerlich wie ein alter Mann, der den jungen Burschen nachsteigt.«

      Vergnüglich lachend legte Desiderius den Kopf in den Nacken. Als er Cohen wieder ansah, konterte er gelassen: »Vergiss nicht, dass du mit besagtem altem Mann das Bettlager teilst, mein schlaues Füchschen.«

      Cohen strafte ihn mit einem eisigen Blick. »Götter, wie ich dich hasse!«

      »Nein, tust du nicht.« Desiderius drehte ihm wieder den Rücken zu, er grinste wissend und arrogant in sich hinein. »Du liebst mich.«

      »Ja, aber die Gefühle schwinden«, konterte Cohen.

      Erschrocken drehte sich Desiderius wieder auf seinem Fass um. Cohen zuckte wieder überheblich mit den Achseln und drehte hochnäsig sein Gesicht fort.

      Lachend fasste Bellzazar sich an den Bauch. »Oh das Schicksal führte mich zu einer ungünstigen Zeit zu Euch. Vergebt mir, dass ich vor der Versöhnung stören muss.«

      Cohen brummte plötzlich. Er hielt sich den Magen und rutschte unbehaglich auf dem staubigen Boden hin und her. Als er Desiderius` ängstlichen Blick jedoch bemerkte, riss er sich zusammen und versicherte, es ginge ihm gut.

      »Ich habe nur Hunger«, sagte er. Doch er log, das konnte Desiderius ihm ansehen. Er beschloss, nachher mit Cohen allein darüber zu sprechen. In diesem Zustand würde er Cohen nicht mitnehmen. Auch wenn sie eigentlich nicht auf Cohen verzichten konnten, war es Desiderius wichtiger, dass Cohen in Sicherheit war. Ein krampfender Magen auf dem Schlachtfeld wäre Cohens Todesurteil. Aber diese Diskussion ging nur sie beide etwas an.

      Desiderius wandte sich an seinen Bruder. »Was gibt es denn?«

      Doch Bellzazar beäugte zunächst, nachdem sein Lachen verklungen war, Cohen mit einem Blick, der Desiderius umgehend nervös werden ließ.

      »Stimmt etwas nicht?«

      Auch Cohen bemerkte, wie er gemustert wurde, und wurde hellhörig.

      »Nein.« Bellzazar riss sich zusammen und schüttelte den Kopf. »Aber eine Hexe sollte sich Cohens Problem einmal anhören. «

      Cohen sackte wieder gegen die Mauer. »Nicht, dass wir eine da hätten …«

      »Deswegen wollte ich mit dir sprechen«, wandte sich Bellzazar an seinen Bruder. Aufmerksam sah Desiderius zu ihm auf. »Rahffs Verbündete ließen Hexen verfolgen. Magie könnte uns jetzt also einen entscheidenden Vorteil bringen, da er sie nicht nutzen kann. Es können nicht alle Hexen getötet worden sein, wir sollten unsere Bemühungen darauf verwenden, mindestens eine zu finden. Sei es nur, um unsere Verletzten schneller gesunden zu lassen.«

      »Gut, dass du damit anfängst.« Desiderius legte den Wetzstein Beiseite und steckte das Schwert in die Scheide. »Wir kennen doch bereits eine sehr mächtige Hexe, die uns treu ergeben wäre. Karrah. Ihr Kind müsste längst geboren sein, vielleicht kann ich sie überreden, uns zu helfen. Sie muss ja nicht bleiben, nach dem Krieg kann sie zu ihrer Familie zurück.«

      Bellzazar verspannte sich kaum merklich, doch Desiderius und Cohen fiel es auf. Sie runzelten verwundert die Stirne.

      Bellzazar schien plötzlich empört: »Du willst eine frisch gebackene Mutter von ihrem Sohn trennen, der noch nicht einmal seinen ersten Winter hinter sich gebracht hat?«

      Desiderius ließ ernüchtert die Schultern hängen, so hatte er das nicht gesehen.

      »Und wenn sie stirbt? Hast du das bedacht?«

      »Du hast ja Recht. Meine Überlegung entstand aus Verzweiflung.«

      »Sie könnte draufgehen und hinterließe ein neugeborenes Kind«, schimpfte Bellzazar mit ihm. »Du kannst sie nicht um Hilfe bitten. Verstehst du es noch immer nicht? Ich löste dieses verfluchte Band zwischen ihr und mir, damit sie endlich ein normales Leben führen kann, ohne an mich oder meine Angelegenheiten gebunden zu sein. Ich will sie nicht hier haben, ich will, dass sie ihr Leben so lebt, wie sie es für richtig hält. Ohne ständig das Bedürfnis zu haben, durch ihren Glauben an das Schicksal, mich irgendwie bremsen zu müssen. In unserer Nähe wird sie stets in Gefahr sein, das kannst du nicht wollen. So selbstsüchtig kannst selbst du nicht sein, Bruder.«

      Den Kommentar seines Bruders nicht beachtend, fragte Desiderius diesen: »Und wo, denkst du, finden wir Hexen? Wenn sie verfolgt wurden, werden sie gewiss zu ängstlich