Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe. J. D. Möckli

Читать онлайн.
Название Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe
Автор произведения J. D. Möckli
Жанр Языкознание
Серия Tonum
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742769572



Скачать книгу

Ausdruck ausführlich ansieht, obwohl er Kopien davon bereits in seiner eigenen Mappe hat, aber das muss Darius ja nicht wissen.

      »Ich will niemanden schlecht machen, aber wie ist es möglich, dass ich plötzlich so hundsmiserabel bewertet werde, aber von den Kunden nie auch nur eine Klage bekommen habe?«, fragt Darius leise, als er die Stille nicht mehr aushält.

      Ernst schließt Steve die Mappe und schiebt sie zur Seite. »Entweder sind Sie vorher viel zu gut bewertet worden oder Jones hat mit Ihnen ein Problem. Allerdings kann ich das so nicht beurteilen.« Er lehnt sich seufzend zurück. »Bis zur endgültigen Leistungsbewertung am Jahresende, werden Sie alle Arbeiten und Berichte nicht nur an Ihren direkten Vorgesetzten, sondern auch an mich schicken. Zusätzlich werden wir uns jeden Freitag um fünfzehn Uhr zusammensetzen und die Qualität Ihrer Arbeit und Berichte besprechen. Okay?«

      Schweigend sitzt Darius da und versucht zu verstehen, was Steve ihm da gerade gesagt hat. »Heißt das, dass ich nicht entlassen bin?«, rutscht es ihm raus.

      »Nein, natürlich sind Sie nicht entlassen«, bestätigt Steve und schenkt seinem Angestellten ein Lächeln, der plötzlich um Tonnen leichter zu sein scheint.

      Tatsächlich fühlt sich Darius mit einem Schlag so erleichtert, dass er schweben könnte. »Ich danke Ihnen, Mister Mitchell. Ich werde Sie nicht enttäuschen«, verspricht er strahlend.

      »Gut, dann gehen Sie jetzt zurück an Ihre Arbeit. Den ersten Termin setze ich auf Freitag nächster Woche an.« Legt Steve fest und trägt den Termin als dauerhaft in seinem Kalender ein. »Ich schicke Ihnen den Termin noch per E-Mail zu. Auf Wiedersehen, Darius.« Er steht auf und reicht ihm die Hand.

      Darius springt auf und schüttelt sie. »Vielen Dank und auf Wiedersehen«, sagt er, immer noch erleichtert strahlend und muss sich beherrschen, dass er vor Freude nicht aus dem Büro tanzt.

      ***

      Bester Laune setzt sich Darius wieder hinter seinen Schreibtisch und bestätigt als erstes den Freitagstermin. Dann erklärt er kurz, dass der neue Chef sich selbst ein Bild seiner Leistung machen wird und ein prima Kerl sei.

      Harold nickt ihm zufrieden zu. »Siehst du, alles halb so wild.«

      Voll motiviert liest Darius sich den neuesten Auftrag durch. Dabei handelt es sich um eine Stofftierwerbung, die in einem Spielzeugkatalog abgedruckt werden soll. Er macht sich ein paar Notizen und fertigt einige einfache Bleistiftskizzen an.

      Um kurz nach zwölf erhebt sich Darius und will in die Kantine. Harold und Sebastian sind schon vorgegangen. Er will das Büro gerade verlassen, da hält ihn eine innere Stimme zurück. Einer plötzlichen Eingebung folgend schließt er seine Unterlagen im Schreibtisch ein und aktiviert den Sperrbildschirm, der nur mit Passworteingabe deaktiviert werden kann. Normalerweise macht er das nicht und es fühlt sich falsch an, aber dennoch ist er nun deutlich entspannter, als er in den Flur tritt und sich auf den Weg in die Kantine macht.

      Dort angekommen stellt er sich geduldig ans Ende der Schlange. Es macht ihm nichts aus, dass er warten muss, kann er doch so in aller Ruhe die beiden Tagesmenus studieren. Heute nimmt er Kartoffelauflauf mit Würstchen und einen gemischten Salat. Als Dessert gönnt er sich einen Fruchtsalat und als Getränk, einen Apfelsaft.

      Mit dem vollen Tablett geht Darius durch die in warmen Farben gehaltene Kantine, bis er seinen üblichen Tisch erreicht hat, wo Harold schon auf ihn wartet. Mit hochgezogener Augenbraue registriert er, dass sein Kollege sich für das vegetarische Menu entschieden hat. »Machst du wieder eine Diät?«, fragt er ihn mit sanfter Stimme, als er sich lächelnd hinsetzt.

      Betrübt nickt Harold und blickt dabei sehnsüchtig auf Darius Teller. »Ja, mein Arzt hat gesagt, dass ich mehr auf meine Ernährung achten muss. Zu viel Cholesterin und der Blutzucker ist wohl auch nicht gerade der Beste«, murrt er und wendet sich wieder seinem Gemüseauflauf mit dem Tofuschnitzel als Beilage zu. »Es ist eigentlich ganz in Ordnung, aber richtiges Fleisch kann man einfach nicht ersetzen.«

      Voller Verständnis nickt Darius. »Da sagst du was. Das nachgemachte Zeugs schmeckt einfach nicht so gut, wie das Original«, stimmt er ihm aus voller Überzeugung heraus zu. Irgendwie hat er ja schon Mitleid mit seinem Kollegen. »Dennoch werde ich ab morgen auch das vegetarische Menu nehmen. Dann hast du es wenigstens etwas leichter«, schlägt er zu seiner eigenen Überraschung vor. Er will die Worte schon zurücknehmen, aber dann trifft ihn der freudig überraschte Blick von Harold.

      »Wirklich? Das würdest du für mich machen?«, fragt er ungläubig nach und fällt Darius beinahe um den Hals, als dieser nickt. »Mensch, du bist einfach der beste Arbeitskollege, den man sich wünschen kann. Aber wird dir das Fleisch nicht fehlen?«

      »Ach was«, winkt Darius ab, »ich kann mir ja abends immer noch ein Steak oder so in die Pfanne hauen. Das ist also kein Problem.« Lächelt er ihn ehrlich an und hofft, dass er sein Versprechen auch wirklich halten kann.

      Kapitel 4:

      Es ist Freitag. Heute steht der erste Termin mit Steve an. Mitchell, ruft sich Darius ins Gedächtnis, Mr. Mitchell. Trotz des guten letzten Gespräches ist Darius nervös und muss sich zu allem Überfluss gleich auch noch mit Jones rumschlagen, der ihn in seiner üblichen herablassenden Art telefonisch in sein Büro bestellt hat.

      Um sich zu sammeln, schließt Darius die Augen und zählt in Gedanken bis zehn, ehe er aufsteht und mit möglichst neutraler Miene das Büro verlässt.

      Widerwillig klopft er an Jones’ Tür. Als er das »Herein« hört, betritt er den Raum und muss sich zusammenreißen, um nicht angewidert die Nase zu rümpfen. Wieder dieses Aftershave, das einfach nur eine Beleidigung für seinen Geruchssinn ist. »Sie wollten mich sprechen?«, fragt er gezwungenermaßen ruhig und setzt sich nach der stummen Aufforderung auf den unbequemen Stuhl.

      »Harper, ich bin ja froh, dass Sie der STM trotz Ihrer Bewertung noch erhalten geblieben sind. Immerhin sind Sie der bevorzugte Grafikdesigner von Peach Computers«, beginnt Jones mit einem falschen Lächeln und schiebt Darius eine Mappe hin. »Das ist der neueste Auftrag für Sie. Peach Computers will einen Hintergrund für ihre neue Benutzeroberfläche gestaltet haben und das natürlich so schnell wie möglich.« Er deutet auf die Mappe, die Darius in den Händen hält. »Da ist alles drin. Da Sie den Kunden ja schon kennen, sollte das ja kein Problem sein.«

      Misstrauisch schlägt Darius die Mappe auf und liest sich den Auftrag genau durch. »Die wollen nicht nur einen Hintergrund haben, sondern auch, dass sich dieser den einzelnen Symbolen anpasst und sich auf die Bedürfnisse des Nutzers einstellen lässt. Das ist eher eine Arbeit für einen Programmierer und nicht für einen Grafikdesigner«, wendet er vorsichtig ein.

      Jones verzieht verärgert das Gesicht. »Von mir aus holen Sie sich Hilfe von einem unserer Programmierer, wenn Sie nicht dazu in der Lage sind, den Auftrag allein zu erledigen. Sie haben zwei Wochen bis zur Präsentation, also halten Sie sich ran. Sie können gehen!«

      Darius verkneift sich den Hinweis auf die knapp bemessene Zeit und verlässt eilig das Büro. Den Gestank des Aftershaves hätte er keine Sekunde länger ausgehalten.

      Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, atmet er tief durch, um seine Lungen mit der deutlich frischeren Luft des Flurs zu füllen. Nur leider hängt der Gestank des Aftershaves regelrecht in seiner Nase fest…

      Als Darius wieder an seinem Schreibtisch sitzt, sieht er kurz zu Harold, der hochkonzentriert auf den Bildschirm starrt. Sebastian ist nicht da, vermutlich macht er eine Zigarettenpause.

      Noch immer hängt der unangenehme Geruch in Darius Nase, weshalb er in die unterste Schublade seines Schreibtisches greift und einen Duftbaum hervorholt, den er dort schon vor Ewigkeiten, in einer Plastiktüte eingewickelt, verstaut hat.

      Vorsichtig öffnet er die Tüte etwas und nimmt einen tiefen Atemzug, von der schon beinahe unangenehm nach Lavendel riechenden Luft, die aber deutlich weniger stark in seiner Nase sticht und zum Glück den Gestank von dem Aftershave überdeckt.

      Noch