PENNYFLAX. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783847684503



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los, weißt du? Gibt da sehr wichtige Dingse im Druntertal zu erledigen.«

      Das Koboldmädchen gab Fauch einen freundschaftlichen Klaps, erhob sich von ihrem Unkrautbeet und kam auf Pennyflax zu, wobei ihre Zöpfe keck auf und ab wippten. »Weiß ich schon … hab euch zugehört«, rief sie, blieb am Gartentor stehen und grinste frech. »Kann ich mit dir kommen?«

      Pennyflax starrte sie an – damit hatte er nicht gerechnet. Entsetzt hob er die Hände und platzte heraus: »Geht nicht! Ist so ’ne Abenteuerangelegenheit … ist nix für Mädchen!«

      »Wieso soll das nix für Mädchen sein?«, wunderte sich Shirah.

      »Ähm, na weil … Jungs halt besser im Entdecken von Geheimnissen sind.«

      Shirah kicherte. »Wer hat dir denn den Quatschling aufgebunden?« Sie öffnete ihr Gartentor, stand nun direkt vor Pennyflax und funkelte ihn mit ihren hellbraunen Augen an. »Mädchen sind sehr schlau, klarifari? Wir können Rätsel viel schneller lösen als Jungs!«

      Pennyflax geriet ins Schwitzen. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Doch wie sollte er Shirah begreiflich machen, dass er sie nett fand und es nicht ertragen hätte, wenn ihr durch sein Verschulden etwas zustieß? »Wird ’ne gefährliche Sache«, versuchte er sie deshalb abzuschrecken und plusterte sich auf. »Muss eine weite Reise machen und gegen Goblins und Hexenmeister kämpfen!«

      Shirah runzelte die Stirn. »Dachte, du sollst nicht kämpfen, sondern dich nur reinschleichen und diesen Melodiekristall holen.«

      Pennyflax kratzte sich am Kopf. »Äh, ja richtig, aber …«

      »Mädchen sind perfekte Schleicherinnen«, unterbrach sie ihn. »Und außerdem ist es immer gut, Hilfe von anderen anzunehmen, denn in der Gruppe geht alles viel leichter.«

      »Ja, ja … nur …«

      »Und außerdem-außerdem«, unterbrach sie ihn ein zweites Mal, »kann ich Medizin herstellen und Verletzungen oder Krankheiten heilen. Falls du dir also einen Schnupfen holst oder ’nen Knochen brichst, kriege ich das schwuppidiwuppi wieder hin!«

      Pennyflax grübelte. Das war ein überzeugendes Argument. Zumindest konnte es nicht schaden, wenn Shirah ihn ein Stück des Weges begleitete und sich Lunos Verletzung mal ansah. Vielleicht hatte sie ja sogar eine Idee, wie der Mondmann eine Arznei für seine Frau finden konnte, weswegen er schließlich nach Eraluvia gekommen war. »Also schön«, seufzte Pennyflax. »Kannst mit nach Druntertal kommen. Luno bräuchte tatsächlich deine Hilfe. Aber unterwegs gibt’s keine Fragerei, wann wir da sind. Abgedingst?«

      Shirah stieß einen Freudenschrei aus, rannte zum Haus und rief: »Bin in zehn Riesenschnaufern zurück! Muss nur ein paar Sachen zusammensuchen.«

      Pennyflax blickte ihr wie verzaubert nach. Dann flitzte er mit Fauch im Schlepptau durch das Dorf und am Rauschebach entlang, bis er seinen Wohnbaum erreichte. In Windeseile kletterte er die Leiter an der alten Eiche hoch, riss seine Eingangstür auf und stürzte zur Holztruhe, in der er seine Habseligkeiten aufbewahrte. Den Rucksack hatte er sofort gefunden, zerrte ihn heraus und lief damit zum Küchenschrank, aus dem er einen Beutel mit Feuersteinen für Fauch holte. Anschließend steckte er noch einen Laib Brot und ein Stück Wollmauskäse in den Rucksack, hängte eine zusammengerollte Decke daran und kletterte wieder von seinem Wohnbaum herunter, um sich im Schuppen das Seil aus Spinnenseide sowie die Glühwürmchenlaterne zu schnappen. Nun war Pennyflax bestens gerüstet und lief zurück Richtung Ortseingang.

      Unterwegs kam ihm Murksipfusch der Bäcker entgegen und wollte natürlich wissen, wo die Flausen für den Pustekuchen blieben. Doch Pennyflax rief ihm im Vorbeirennen zu: »Keine Zeit für Flausen! Kriegst sie in ein paar Tagen!« Dann war er schon weiter und erreichte kurz darauf das Haus von Shirah, die bereits am Zauntor auf ihn wartete. Das Koboldmädchen trug nun ebenfalls Jacke und Hose, hatte auch eine Deckenrolle dabei und sich einen Lederbeutel umgehängt, der gewiss ihre Heilkräuter enthielt.

      Zu guter Letzt nahm Pennyflax von Meister Snagglemint die Ausrüstung entgegen, die der Magiker ihm versprochen hatte, und verließ Garstingen gemeinsam mit Shirah und Fauch, um sich heute das zweite Mal ins Druntertal zu begeben.

      Und dort sollte das größte Abenteuer seines Lebens beginnen.

      Hinab in den Brunnen

      Es war bereits früher Abend, als Pennyflax, Shirah und Fauch am Druntertal ankamen. Die Sonne berührte fast den Drüberhügel auf der Westseite des Tales, wo sich einige Wölkchen rosa färbten. Während die drei hinunterstiegen, um zwischen den Apfelbäumen entlang zu wandern, kündigte das Vogelgezwitscher die Dämmerung an, und die Luft duftete nach Gräsern, Blüten und fruchtbarer Erde. Sie erblickten sogar ein Reh, das am Flussufer äste.

      Shirah hatte sich unterwegs, am Rande der Gelbeitersümpfe, ein Schilfrohr abgeschlagen und mittlerweile ein anständiges Blasrohr daraus gefertigt. Pennyflax staunte ein weiteres Mal über die Fähigkeiten seiner Begleiterin, vor allem als sie ihm erzählte, dass sie für das Blasrohr Igelstacheln verwenden wollte, die sie in eine Traumkraut-Tinktur zu tauchen gedachte. Derjenige, der von einem solchen Stachel getroffen wurde, verkündete das Koboldmädchen stolz, sah lauter verrückte Dinge und fiel kurz darauf in einen tiefen Schlaf.

      Wenige Minuten später erreichten die drei das Edelsteinluftschiff von Lunosilubra. Pennyflax klopfte vorsichtig an die Außenhülle des blauen Gebildes, und nach einem Augenblick öffnete ihnen der Mondmann die Tür. Shirah bekam zuerst einen Schreck, als sie den Fremdling sah, der bestimmt dreimal so groß war wie sie. Seine schimmernde Silberhaut, die Telleraugen und seine flötenartigen Ohren auf dem Kopf taten das Übrige. Doch gleich darauf bemerkte sie seine Verletzung und entnahm ihrem Kräuterbeutel eine Salbe aus Ringelblume, Kiefernnadelöl und Salbei, welche sie auf Lunos Wunde strich, um sie zu desinfizieren. Die Behandlung zeigte sofort Wirkung, denn er hörte auf zu stöhnen. Danach legte Shirah ihm einen Verband an und hatte sich schon an sein Aussehen gewöhnt.

      Inzwischen ging Pennyflax zusammen mit Fauch zum Fluss, der sich durch das Druntertal schlängelte, weil er ein paar Fische für das Abendessen fangen wollte. Er hatte Fauch eingebläut, unter gar keinen Umständen zu nießen oder auch nur das geringste Flämmchen zu fabrizieren, denn das konnte die Flausen entzünden, die in dicken Bäuschen den Boden bedeckten. Am Flussufer holte Pennyflax eine Schnur und einen Haken aus seinem Rucksack, band sie an einen Stock und suchte sich einen Wurm, den er auf den Haken spießte. Nach nur einer Viertelstunde hatte er drei Fische gefangen und kehrte mit seiner zappelnden Beute zu den anderen zurück.

      Als er bei dem Luftschiff ankam, war die Sonne hinter dem Drüberhügel untergegangen. Luno sah jedoch die Fische und weigerte sich, das Abendessen roh zu essen, so wie die beiden Kobolde dies vorhatten. Also berieten sie sich, und da Pennyflax ohnehin zu dem Brunnen wollte, in den die Goblins hinabgestiegen waren, wanderten die vier zu jener von Walnussbäumen und Brennnesseln umringten Lichtung hinüber. Dort war es wegen der Flausen ungefährlicher, ein Feuer zu machen, was sie auch taten und im Schein der knisternden Holzscheite beisammen saßen, um ihre Fische zu verspeisen – zwei davon roh, einen gegrillt. Dazu aßen sie Brot und Käse und tranken Himbeersaft oder Wasser vom Fluss. Und während Fauch an seinem Feuerstein knabberte, erzählte Luno den zwei Kobolden von seiner Heimat, dem Mond, wo die Städte silbern glänzten, die Bewohner luftige Gewänder trugen und die Erde wie eine blaue Kugel am Himmel stand.

      Nach dem Essen versuchte Shirah Pennyflax davon zu überzeugen, sie in die Brennenden Lande mitzunehmen, da sie die Reise als Gelegenheit betrachtete, ihre Kräuterkenntnisse zu erweitern und mehr von der Welt zu sehen. Sie musste sich jedoch nicht sonderlich anstrengen, denn Pennyflax fielen kaum noch Gründe ein, auf ihre Hilfe zu verzichten. Und da das Koboldmädchen außer ihrem Heiler-Talent mittlerweile ein Blasrohr samt Schlafpfeilen besaß, freute er sich über die tatkräftige Unterstützung. Zudem hatten sie sich auf dem Weg hierher besser kennengelernt, und jetzt mochte Pennyflax sie noch ein bisschen mehr. Das hätte er ihr gegenüber natürlich niemals zugegeben, denn man wusste ja, was bei dieser ganzen Mögerei herauskam. Küssen war eklig.

      Schließlich machten sich die beiden Kobolde bei Anbruch