Название | Marder Alarm! Ein mörderischer Sommer |
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Автор произведения | Kirsten Klein |
Жанр | Языкознание |
Серия | Tierkrimi-Trilogie |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742718365 |
"Tut mir leid, das mit deinem Fuß", beteuert Sammy, als er endlich wieder sprechen kann. "Ist es noch sehr schlimm? Was sagt denn der Arzt?" "Hm...", meint Sophia. "Tut schon noch weh, so was kann langwierig sein. Aber zum Glück ist das Band nur gezerrt und nicht gerissen, wie ich zuerst befürchtet hab. Ich soll mich ablenken, meint der Arzt." "Ablenken... Du, da hab ich eine Idee. Ich bin heute nach der Sprechstunde im Hammerhai verabredet, zur Vereinsgründung", berichtet Sammy. "Es gibt auch eine Überraschung, für euch alle. Weißt du was, komm doch mit, du musst ja nicht viel gehen."
"Prima Idee", meint Lady zu Mistie. "Das hält Sammy davon ab, auf dumme Gedanken zu kommen." Der Freund versteht nicht, was sie damit meint. "Was für dumme Gedanken?" "Oh Marder!", jault die Hündin. "Du bist ja fast so begriffsstutzig wie ein Mensch!"
"Wir hätten unseren Verein besser an einem Ruhetag gründen sollen", meint Sophia mit bedauerndem Blick zu Lydia. Die muss nämlich schon zum x-ten Mal aufstehen, um einen Gast zu bedienen, diesmal am Nachbartisch.
"Gerade darin liegt doch die Raffinesse meines Schachzugs", flüstert der neununddreißigjährige Marketing Manager August Keller Sophia zu und beugt sich dabei über ihr Dekolleté. Weil sie ihrem Fuß wegen der Verletzung keinen schicken Schuh zumuten kann, trägt sie, trotz des warmen Aprilabends, kein luftiges Kleid, sondern Jeans und ein tief ausgeschnittenes bunt gemustertes T-Shirt.
"Auf diese Weise kriegt nämlich jeder mit, dass hier etwas ausgesprochen Bedeutendes besprochen wird", erklärt August. "Okay...", wundert sich Sophia und verschränkt die Arme vor der Brust. "Aber wenn es jeder mitkriegen soll, warum flüsterst du dann?"
Auch von anderen künftigen Vereinsmitgliedern am vollbesetzten Stammtisch erntet August fragende Blicke. Als wäre er von Idioten umgeben, schüttelt er seufzend den Kopf und erklärt schulmeisterlich: "Wenn ihr aufgepasst hättet, dann wäre euch aufgefallen, dass ich absichtlich besonders laut geflüstert habe."
"Hä?", tönt es von allen Seiten. Das wird ja immer kurioser. Ist August noch bei Verstand? "Na ja", fährt er geduldig fort. "Laut genug, damit auffällt, dass hier etwas Interessantes besprochen wird, aber leise genug, damit es noch geheimnisvoll bleibt. Das ist angewandte Psychologie, macht neugierig und erregt allgemeines Aufsehen", fügt er mit erhobenem Zeigefinger hinzu.
Psychologie – auf dieses Wort reagieren Mistie, Lady und Captain Nemo mittlerweile allergisch. Fehlt noch, dass der nun Sophia von ihrer Wasserangst heilen will, raunen sie unter dem Tisch einander zu.
Lydia registriert Augusts Geste aus einem Blickwinkel heraus. "Komme gleich!" ruft sie herüber und widmet sich wieder dem Gast. "Also – ein Pils und ein paniertes Schnitzel Wiener Art mit Kartoffelsalat?" Der ältere Mann nickt zustimmend.
"Apropos Schnitzel", wirft Sammys Ex-Kommilitonin Anja mit leuchtenden Augen in die Runde. "Wie wär's, wenn der Hammerhai auf Veggieschnitzel umstellen würde?" "Super Idee!", ruft Sophia begeistert. Lydia blickt fragend herüber und auch Gäste an einigen anderen Tischen horchen auf.
Sammy wendet sich seiner Lebensgefährtin erstaunt zu. "Na ja", erklärt sie, "ich überlege schon lange, ob ich meine Ernährung auf vegan umstellen sollte – oder wenigstens auf vegetarisch." Zweifelnd blickt sie in die Runde. "Aber wie's aussieht, sind Anja und ich mit dieser Idee allein – und das unter Leuten, die einen Verein zur Tiernotrettung gründen."
"Also ich finde euren Einfall prima", pflichtet Sammy ihr endlich bei. "Ich war nur etwas überrascht darüber, dass du das auch möchtest, Schatz." Noch während er spricht, würde er seine Worte am liebsten wieder zurücknehmen. Er fühlt nämlich den nachdenklichen Blick seiner Kommilitonin auf sich gerichtet und lässt sich davon verunsichern. Obwohl er nun schon seit geraumer Zeit mit Sophia zusammen ist, scheint er sie noch nicht wirklich gut zu kennen.
Inzwischen hat Lydia die Bestellung des Gasts an den Koch weitergegeben und sich zurück auf ihren Platz am Tisch der Vereinsgründer gesetzt. Sie spricht sich für das Veggieschnitzel aus.
Bestärkt wendet sich Anja an die Männer in der Runde: "Typisch, wieder mal sind wir Frauen die Vorreiter." "Moment", widerspricht Sammy empört. "Ich habe schließlich dafür gestimmt." Entschuldigend legt die Tierpsychologin ihre schmale und auffallend langfingrige Hand auf seinen Arm. "Sorry, dich hatte ich jetzt natürlich nicht gemeint. Also – was sagen die übrigen Herren der Schöpfung dazu?"
Charles nimmt einen langen Schluck aus seinem Bierglas und äußert sich zögerlich. "Hm, ja... Wisst ihr... Also, nicht dass ich grundsätzlich dagegen wäre..." "Aber?", nimmt Anja ihm das nächste Wort aus dem Mund. "Lass mich raten. Du fürchtest um eure Paleo-Anhänger." Der einstige Schiffskellner braucht einen Moment, bis er begreift, was sie meint. "Wenn du damit andeuten willst, dass unsere Gäste – insbesondere die männlichen –, auf dem Niveau der Steinzeit stehengeblieben sind, finde ich das nicht besonders charmant."
Anja seufzt. "Müsst ihr Kerle euch denn immer gleich auf den Schwanz getreten fühlen?" Das kann der harmoniebedürftige Sammy nicht so im Raum stehen lassen. Verlegen lacht er auf und verweist auf die sprichwörtliche Berliner Mentalität.
Die ist den Tieren unter dem Tisch natürlich fremd. "Wie kann man sich denn auf etwas getreten fühlen, was man gar nicht hat?", überlegt Mistie. "Menschen können nun mal nicht logisch denken", erklärt Lady. "Und überhaupt – manchmal glaube ich wirklich, sie sind neidisch auf uns, weil ihnen dieses hervorragende Ausdrucksmittel fehlt." "Ja, tragisch, wirklich sehr tragisch", sinniert Captain Nemo. "Vor allem unter den Menschen-Männern scheint das zu Kommunikationsproblemen zu führen. Jedenfalls prügeln die sich viel öfter als Frauen. Das erlebe ich auf meinen Streifzügen immer wieder.
Charles nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Glas und meint versöhnlich: "Tut mir leid, wenn ich dich falsch verstanden hab, Anja. Wie du das gesagt hast – 'Paleo-Anhänger' –, ist es halt ein bisschen herablassend rübergekommen. Übrigens ernähren sich auch viele Frauen so. Diese Steinzeitkost besteht ja nicht nur aus Fleisch, aber es ist halt ein wichtiger Bestandteil."
Captain Nemo maunzt zustimmend und streicht ihm um die Beine. Er könnte sich ganz und gar nicht vorstellen, auf Fleisch zu verzichten, zumal ihm gerade der verführerische Duft des Schnitzels Wiener Art aus der Küche entgegenweht. Mistie und Lady pflichten ihm lautstark bei und ziehen damit die Aufmerksamkeit am Tisch auf sich.
Nach allgemeinem Gelächter schlägt Sammy vor, die Speisekarte durch vegetarische und vegane Gerichte zu ergänzen. "Dann gibt's für jeden was, und alle sind zufrieden." Lydia nickt zustimmend, während sie dem älteren Mann am Nachbartisch das Essen serviert. Den ersten Bissen kauend, meint der, er würde sehr gerne mal ein veganes Schnitzel Wiener Art probieren.
"Prima!", freut sich Sammy und fügt mit verheißungsvoller Miene hinzu: "Übrigens gibt's heute noch eine Überraschung." Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. "Es müsste eigentlich bald soweit sein. Bis dahin erhält jeder die Vereins-Satzung." Er nimmt einen Stapel Formulare aus seiner Aktentasche und verteilt sie. "Ihr könnt sie ja noch mal durchlesen. Ich hab sie exakt so erstellt, wie beim letzten Treffen besprochen."
Während alle am Tisch lesen, äugen Gäste zu ihnen herüber, spitzen die Ohren und fragen sich augenscheinlich, was dort gerade besprochen wird. Manche haben unter den Vereinsgründern Harry Horch entdeckt, einen ewig jugendlich wirkenden Star-Reporter der "Hamburger Lupe". Bisher hat er sich zurückgehalten und nur gelegentlich Notizen gemacht. Doch nun räuspert er sich vernehmlich und äußert sein Erstaunen darüber, dass der Verein laut Satzung keine Mitgliedsbeiträge erheben wird.
"Wir wollen jedem ermöglichen, uns beizutreten. Deshalb finanzieren wir uns durch Spenden", erklärt Sammy und wendet sich an Sophia. "Schatz, ich nehme an, du möchtest etwas dazu sagen." Die Blondine nickt entschlossen. "Genau – der soziale Charakter des Vereins liegt uns sehr am Herzen. Deshalb werde ich ihn finanzieren."
Harrys Mund formt ein großes O. Ehe jedoch auch nur eine Silbe herauskommen kann, erläutert Sophia: "Aber das ist nicht der alleinige Grund. Nein, eigentlich..." Sie bricht ab und krault Lady, die mittlerweile auf ihren Schoß gesprungen ist, hinter den Ohren. "Harry, Sie haben ja auch über den Einbruch in meine Villa berichtet. Ich bin es endgültig