Problemzone Gelassenheit. Edi Mann

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Название Problemzone Gelassenheit
Автор произведения Edi Mann
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783738032291



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gerade weil es nur eine Illusion ist, wird es alles dafür tun, sich seine Daseinsberechtigung zu erhalten. Es muss sich permanent selbst bestätigen. Konsequenterweise hat es die Chefrolle übernommen, damit es das Geschehen unter Kontrolle behält. Sein wichtigstes Werkzeug dafür ist der Verstand, den es sich als Verbündeten ins Boot holte. Zusammen hecken die Beiden nun eine Welt aus, in der das Ich den Mittelpunkt bildet.

      Eine wirkliche Gefahr, vom Chefsessel im eigenen Haus vertrieben zu werden, besteht für das Ich kaum. Es gibt keine andere Instanz, die einen Anspruch darauf erheben wollte oder könnte. Dennoch fühlt sich das Ich permanent bedroht und gefährdet. Dies verdankt es dem Umstand, sich selbst von der Natürlichkeit abgetrennt zu haben. Durch seine Abgrenzung steht es einem Leben gegenüber, das es meistern muss. Weil es sich selbst als eigenständig sieht, sieht es auch all die anderen Organismen als eigenständig, mit denen es somit in Konkurrenz steht.

      Keine leichte Aufgabe, die sich das Ich da auferlegte. Die vermeintliche Kontrolle über sich selbst, den Organismus und das ganze Leben führt meist unweigerlich in die Krise, zu einer permanenten Anspannung, in der GeLASSENheit früher oder später zu einem heiß ersehnten Ziel wird. An diesem Punkt kommt das LASSEN ins Spiel.

      Doch von einem wirklichen LASSEN kann bei den Aktionen, die von diesem Ich ausgehen, kaum die Rede sein. Denn ein solches würde für das Ich bedeuten, weniger zu werden. Und das will es keinesfalls. Bei all seinen Bemühungen des LASSENs handelt es sich eher um einen Austausch. Wenn etwas wirklich einmal aus dem System verschwindet, wird es im Allgemeinen sofort durch etwas Neues ersetzt. Leere ist dem Ich verhasst, damit kann es nicht umgehen.

       Wenn die Person etwas lässt, ist nichts ge LASSEN .

       Wenn die Person ge LASSEN wird, ist alles ge LASSEN .

      Diese Aussage bringt es auf den Punkt, warum das LASSEN oft solche Schwierigkeiten macht, obwohl es doch das Einfachste auf der Welt sein sollte. Der Grund dafür ist, dass das LASSEN als eine aktive Tätigkeit aufgefasst wird. Dem System, das eigentlich leichter werden will, wird durch die Bemühungen eher noch etwas hinzugefügt anstatt weggenommen. In dem dualistischen Universum, in dem das Ich zuhause ist, stehen sich das Wollen und das LASSEN diametral gegenüber. Womit ein „LASSEN-wollen“ zu einem Absurdum wird, das sich selbst eliminiert.

      Ein weiterer Punkt, der gegen die Möglichkeit eines aktiven LASSENs spricht, ist folgender: Dem, was geLASSEN werden soll, wird die Aufmerksamkeit entgegengebracht. Doch gerade die Aufmerksamkeit auf etwas ist es, das es in Erscheinung, also ins Dasein, bringt und darin festhält. Bei einem aktiven Versuch des LASSENs liegt der Fokus zwangsläufig auf dem, das eigentlich verschwinden sollte. Ein erfolgreiches LASSEN hat sich damit erledigt.

      Im Folgenden hat Edi einige teils unkonventionell erscheinende Ideen oder Gedanken zu Papier gebracht, die das so einfache und doch so kompliziert erscheinende Thema LASSEN etwas ausgiebiger beleuchten.

      Doch zunächst einmal gilt die Aufmerksamkeit dem, das eigentlich erreicht werden soll:

      GeLASSENheit (das Objekt der Begierde)

      Um etwas zu erreichen kann es hilfreich sein, das Objekt der Begierde zunächst genauer in Augenschein zu nehmen. In diesem Fall die GeLASSENheit. Was ist diese GeLASSENheit, nach der so viele, meist vergeblich, zu streben scheinen? Womit hat man es hier zu tun?

      Die GeLASSENheit ist ein natürlich Zustand, der dem Sein zugrunde liegt. Edi hat im Laufe seiner eigenen Bemühungen eins herausgefunden: Wenn man sich um diesen natürlichen Zustand bemüht, hat man ihn schon verloren. Wenn man nach ihm trachtet, wird er sich verbergen. Erst, wenn man ihn sein LÄSST, stellt er sich ein.

      Eine wirkliche Ge-LASSEN-heit kann man also nicht erreichen, jedoch kann sie sich einstellen. Im Prinzip ist sie ja immer da, diese dem Sein zugrundeliegende Eigenschaft, meistens nur überlagert und somit nicht wahrnehmbar. Überlagert von einer Sichtweise, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Einer Täuschung.

      Nur, wenn man LÄSST, kann sich eine dauerhafte GeLASSENheit einstellen. Durch Vermehren erreicht man höchstens eine kurzfristige Befriedigung. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um materielle Dinge, irgendwelche Ziele, Erkenntnisse oder um Wissen handelt. Es ist das Ich, das am Haben interessiert ist. Das Sein ist schon alles was ist, aus dieser grundlegenden Quelle kommt kein Haben-Wollen. Da sich das Ich abgetrennt von allem anderen fühlt, wird es immer etwas geben, das es zu erreichen sucht.

      Eine fehlende GeLASSENheit macht sich durch permanente Anspannung bemerkbar. Diese Anspannung mag zwar aufgrund von äußeren Erscheinungen auftreten, doch ist sie ein individuelles, ein inneres Phänomen. Eine Re-aktion. Der Körper-Geist-Organismus Mensch ist so etwas wie ein Re-aktor, er reagiert. Er ist eingebunden in ein allumfassendes Energiegefüge, das sich als Universum manifestiert. Dieses Universum ist einem ständigen Wandel unterworfen, einer permanenten Veränderung, und darauf reagiert der Organismus. An-spannung ist eine wichtige und notwendige Körperreaktion, wenn daraufhin auch wieder eine Ent-spannung stattfindet. Zum Problem wird eine chronische Anspannung, welche die natürliche GeLASSENheit überlagert. Dass diese chronische Anspannung von einem selbst verursacht wird, indem man alles und jeden, vor allem auch sich selbst, unter Kontrolle halten will, bemerkt man erst, wenn sich dieser Kontrollzwang verflüchtigte. Dann hat sie Raum zum erscheinen, die so dringend benötigte GeLASSENheit.

      1. Los-LASSEN

       Das LosLASSEN scheint eins der großen Themen in der spirituellen Szene zu sein. Und das aus gutem Grund, wie wir schon gesehen haben. Bergeweise Ratgeber und Aufforderungen können den Suchenden und danach Strebenden ganz schön in Zugzwang bringen. Es hört sich ja herrlich einfach an und liest sich auch meist wunderbar schlüssig, was da an Tipps und Tricks weitergegeben wird, um endlich losLASSEN und ohne Ballast in die Glückseligkeit eintreten zu können. Durch LosLASSEN zum Ziel zu gelangen scheint demnach mühelos und kinderleicht zu sein. Man braucht sich nichts anzueignen, keine Übungen zu praktizieren, keine Veränderungen vorzunehmen... einfach nur losLASSEN. Und doch, oh seltsames Wunder, versagen ein Großteil dieser Anweisungen und Ratgeber in der Praxis. Auch nach dem x-tenmal durchkauen, bearbeiten und losLASSEN tauchen die üblichen Verdächtigen in schöner Regelmäßigkeit aus ihren finsteren Löchern auf, dringen ungebeten in das System ein und vergiften die harmonische Atmosphäre. „Oh, da ist noch etwas, ich muss das losLASSEN...“ Und eine neue Runde im Loslasskarusell wird eingeläutet.

       Bei näherer Betrachtung ist dieses Scheitern, diese offensichtliche Unfähigkeit des LosLASSENs, nicht weiter verwunderlich. Beim Thema LosLASSEN steht einem Erfolg grundsätzlich alles das entgegen, was mit „du musst...“ oder „du sollst...“ beginnt. Aus dem einfachen Grund, weil das LosLASSEN eine negative Tat ist, eine Nicht-Tat. Und eine Nicht-Tat kann nicht aktiv bewerkstelligt werden.

       Das Problem ist also, dass in den meisten Fällen das LosLASSEN zu einer Aufgabe, einer Tat gemacht wird. Ein schönes Beispiel, um dies zu verdeutlichen, ist die Gefängniszelle, in der man zu sitzen scheint. Der Schlüssel (hier eine Symbolik für das LosLASSEN) liegt vor der Gittertür und kann auch erreicht werden, da die geöffnete Hand gerade so durch die Stäbe passt. Doch ein