Geheimnis der blauen Kugel. Ekkehard Wolf

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Название Geheimnis der blauen Kugel
Автор произведения Ekkehard Wolf
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783738033830



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uns das ja morgen in aller Ruhe bei uns anschauen“, versuchte auch Snotra die Gemüter zu besänftigen.

      „Mein Pa hat eine Flatrate und damit kostet das Vergnügen keinen Pfennig extra.“

      „Und natürlich darf Fräulein Oberschlau jederzeit an den Computer ihres Vaters“, konnte sich Hendrik seine routinemäßige Lästerei nicht verkneifen.

      „Zufällig darf ich nicht immer an den Rechner von meinem Pa, aber immer an meinen eigenen Rechner und der hat auch die Flatrate,“ giftete das Mädchen zurück.

      „Ja da schaut her, unsere Snotra hat natürlich ihren eigenen Computer und ihre eigene Flatrate. Vermutlich hast du sogar ein eigenes Notebook.“

      Auch Hendrik kam jetzt erst so richtig in Fahrt. Er hatte sich schon ziemlich darüber geärgert, als Thorsten das Notebook einfach so von seinem Vater bekommen hatte.

      Er selbst musste sich zuhause ständig mit seiner Schwester darum streiten, wer an den Computer durfte. Ihre Mutter war eigentlich sowieso dagegen, dass er und Kirsten so oft vor der ‚Kiste’ hingen, wie der PC von ihr genannt wurde. ‚Kiste’ war zugleich auch ihr Ausdruck für den Fernseher und auch vor der Kiste sollten ihre Kinder nach ihrer Ansicht so wenig Zeit verbringen, wie irgend möglich. Deshalb hatte sie es jahrelang abgelehnt auch nur darüber zu diskutieren, die Dachantenne durch eine Satellitenschüssel auszutauschen oder gar einen Kabelanschluss legen zu lassen. Erst als das digitale Fernsehen ‚zwangsweise’ eingeführt wurde, wie sie sich ausdrückte, hatte die Familie auch mehr als die üblichen drei Fernsehprogramme zu sehen bekommen.

      Beim Computer war ihr Widerstand ähnlich hartnäckig. Zwar hatte sie sich von ihrem Mann davon überzeugen lassen, dass es günstiger war, eine Telephon- und Internetflatrate zu buchen, doch konnte das nach ihrer Ansicht‚ „natürlich keinesfalls bedeuten“, dass nun jeder nach Lust und Laune im Internet „herumfuhrwerken“ konnte. „Damit das nicht ausartet“, hatte seine Mutter beschlossen, dass es „selbstverständlich“ ausreicht, wenn in der Familie ein Computer „herumsteht“. Schließlich habe man ja auch nicht in jedem Zimmer einen Fernseher stehen, hatte sie mit der ihr eigenen Konsequenz und Logik festgestellt. Dass die Kinder überhaupt an das Gerät herangelassen wurden, hatte zudem eine Menge Überredungskunst erfordert. Um dies durchzusetzen hatten Hendrik und Kirsten in seltener Eintracht sogar nicht davor zurückgeschreckt, massiven Notendruck auszuüben.

      „Wenn wir nicht ins Internet dürfen, dann bist du eben Schuld, wenn wir unsere Hausaufgaben nicht machen können und deshalb sitzen bleiben“, hatten sie ohne das geringste Schuldgefühl argumentiert und ihre Mutter schließlich so weit gebracht, dass diese sich beim Klassenlehrer erkundigt hatte, ob man für die Hausaufgaben tatsächlich das Internet braucht.

      Dieser hatte die Frage nicht eben ausdrücklich bejaht, aber ein klares nein hörte sich auch anders an.

      „Na gut, wenn das so ist, dann werden wir das eben so machen, dass jeder sein eigenes Passwort bekommt und dann eben schnell mal ins Internet schaut, wenn das unbedingt sein muss“, hatte die Mutter der beiden Kinder nach dem Gespräch zugestanden.

      Für Hendrik war klar gewesen, dass der Tipp mit dem Passwort nur vom Klassenlehrer persönlich gekommen sein konnte. Immerhin hatten sie seither ‚kontrollierten Zugang’, wie seine Mutter das zu nennen pflegte. Es ärgerte Hendrik daher maßlos, zu erleben, wenn seine Freunde damit aufwarten konnten, ihren eigenen Internetrechner zu haben. Bei Mädchen konnte die Verärgerung auch schon mal in echte Wut umschlagen, insbesondere, wenn er das Gefühl bekam, dass das entsprechende Mädchen durch diesen Internetzugang einfach Vorteile hatte, die nicht verdient waren. Noch bevor er jedoch dazu kam, sich erneut zu ereifern, kam ihm Snotra zuvor.

      „Genau so ist es!“

      Obwohl es nur Bruchteile von Sekunden gedauert hatte, bis das Mädchen ihm diese Auskunft um die Ohren geknallt hatte, war Hendrik im ersten Moment richtiggehend verblüfft und brauchte einen Augenblick, bis er die Botschaft begriffen hatte.

      „Und warum tun wir das dann jetzt nicht?“, fragte er gereizt. „Weil ich hier in der Hütte kein Netz habe. Die Netzwerkkarte benutzt gerade mein Bruder, weil seine Karte kaputt ist. Aber morgen ist alles wieder klar. Möchtest du sonst noch was wissen? Vielleicht ob meine Oma auch im Internet surft?“

      Doch noch bevor Hendrik zu einem erneuten verbalen Gegenschlag ausholen konnte, mischte sich Kirsten ein.

      „Na toll, dann ist das Problem ja schon einmal gelöst.“ Hendrik wusste genau, dass sich seine Schwester über ihre eigenen Internetbedingungen genauso ärgerte, wie er selbst und erwartete deshalb jetzt noch eine saftige Gehässigkeit. Doch die blieb aus. Statt dessen nahm sich Kirsten noch einmal Thorsten vor.

      „Du wolltest uns noch erzählen, was die beiden Typen in dem Lokal mit der Blonden zu kriegen hatten.“

      „Viel verstanden habe ich eigentlich nicht“, beeilte sich Thorsten die Erwartungen zu dämpfen. Doch dabei war nicht ganz klar, ob er das auch so meinte, oder einfach nur einmal wieder versuchte, seine Freunde ein wenig auf die Folter zu spannen.

      „Wie, du hast nicht viel verstanden? Was soll das jetzt schon wieder heißen?“

      Kirsten fing an innerlich zu kochen, versuchte aber ruhig zu bleiben, da sie wusste, dass ihr Freund gelegentlich zu Untertreibungen neigte. Jedenfalls hatte er in der Vergangenheit schon oft versucht, sie damit auf die Palme zu bringen. Ihr Gespür gab ihr recht.

      „Na ja,“ ließ sich der blonde Junge auf ihre Rückfrage hin auch jetzt wieder vernehmen und dabei konnte er ein breites Grinsen nicht unterdrücken, „das soll heißen, da war nicht viel zu verstehen, weil das ein ziemlich kurzes Gespräch war, wie ihr ja wohl selber schon mitgekriegt habt.“

      „Wie meinst du das, und worum geht es im Augenblick überhaupt?“

      Jetzt war es Snotra, die mit unüberhörbar gereizter Stimme versuchte, sich Klarheit zu verschaffen. Sie kannte Thorsten ja erst seit wenigen Tagen und war daher mit seinen ‚Macken’ noch nicht so vertraut, wie ihre neue Freundin. Ohne, dass Thorsten die Chance hatte darauf zu reagieren, nutzte Kirsten die Gelegenheit, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dazu setzte sie ihr gelangweiltes Gesicht auf, gähnte ausgiebig und erklärte dann an Snotra gewandt: „Ach weißt du, der Thorsten macht es gerne ein bisschen spannend, da musst du dir nichts dabei denken. In echt hat er wahrscheinlich mal wieder gar keine Ahnung.“ Thorstens Erwiderung bestätigte ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

      „Du hast es gerade nötig, wer war denn im Lokal, du oder ich?“

      Das stimmte natürlich und überhaupt hatte Kirsten jetzt eigentlich gar keine Lust, sich hier lange herum zu streiten. „Du natürlich,“ lenkte sie ein, und machte dazu eine besänftigende Handbewegung.

      „Nun erzähl’ schon, was da gewesen ist“, forderte jetzt auch Hendrik auf, der diese ständigen gegenseitigen Provokationen leid war.

      „Was sich liebt das neckt sich.“

      Wieder einmal war es Alfred, der es nicht lassen konnte, noch eine kleine Boshaftigkeit nachzuschieben. Thorsten hatte schon den Mund zu einer passenden Erwiderung aufgemacht, als es draußen an der Tür klopfte.

      „Herein“, antwortete Snotra.

      Die Türklinke senkte sich, einmal, zweimal, aber die Tür ging nicht auf.

      „Wie wäre es mal mit aufschließen?“

      Es war die spöttische Stimme von Snotras Oma.

      Snotra spurtete zur Tür und drehte den Schlüssel um. „Warum schließt ihr denn ab?“, wollte die alte Frau wissen. Ohne die Antwort abzuwarten, stellte sie das Tablett auf den kleinen weißen Tisch, an dem die Kinder saßen.

      „Ich habe mir gedacht, dass ihr bestimmt langsam Hunger haben müsst“, fügte sie hinzu und hob den Deckel ab.

      Zum Vorschein kamen Unmengen von geviertelten Brotscheiben, die mit Wurst, Fisch und Käse belegt waren. „Ah toll,“ platzte es spontan aus Alfred heraus, so, als ob er