Genesis II. Alfred Broi

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Название Genesis II
Автор произведения Alfred Broi
Жанр Языкознание
Серия Genesis
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742733184



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gäbe es dort, wo sie aufschlug überhaupt keinen Boden, keinen Fels, kein Gestein, nichts.

      Immer und immer weiter schoss sie in die Tiefe, bis Pivos bemerkte, wie ihr Fall abgebremst wurde. Zunächst langsam, dann immer schneller.

      Ein Ruck ging durch die Anomalie und das obere abgetrennte Ende drückte nach unten, zerbarst unter dem eigenen Druck weiter und fiel dann quasi mit einem ohrenbetäubenden Donnern in sich zusammen.

      Pivos duckte sich instinktiv, als noch einmal eine letzte Flammenfaust über den Boden in alle Richtungen schoss, bevor die Zerstörung endlich ein Ende fand.

      Dann trat Ruhe ein, gespenstische Ruhe, die durch den deutlich spürbaren Donner tief im Inneren des Planeten noch verstärkt wurde.

      Am Himmel kreisten nur noch wenige Flugzeuge, die scheinbar für wenige Momente einen Waffenstillstand eingegangen waren, da sich niemand diesem Anblick in der letzten Minute entziehen konnte, auch nicht die Fremden.

      Alles andere in und um Ara Bandiks verharrte in einer Art entsetzter Ehrfurcht, die alle Körper lähmte.

      Pivos erhob sich wieder, langsam, vorsichtig. Unsicher spähte er zur Absturzstelle, doch er konnte nichts erkennen, außer einigen Flammen hier und da. Um ihn herum sah es aus, wie nach einem verheerenden Bombeneinschlag.

      Er schob sich an der Hauswand entlang und lief geduckt nach vorn, um zu sehen, was wirklich geschehen war.

      Er brauchte fast zehn Sekunden bis er plötzlich abrupt abbremste und mit entsetzten Augen zu Boden schaute.

      Nein, das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein.

      Seine Augen mussten ihm doch einen Streich gespielt haben, das war es gesehen hatte, durfte doch nicht die Realität gewesen sein.

      Und doch war es so.

      Dort, wo die Anomalie auf den Boden getroffen war, hatte es sehr wohl Gestein und Fels gegeben, doch all das hatte nicht den geringsten Widerstand auf die unvorstellbare Wucht, mit der sie aufgeprallt war, ausgeübt.

      Als wäre all das gar nicht vorhanden, war die Anomalie immer weiter in den Boden eingedrungen, hatte ihn verdampft, weggedrückt, zusammengeschoben, wie, als wenn ein glühendes Stück Eisen sich durch Fleisch bohrte.

      Und der Krater, der dabei entstanden war, war absolut gewaltig.

      Pivos schätzte seinen Durchmesser auf knapp fünfhundert Meter und seine Tiefe betrug – Pivos musste den Kopf unweigerlich schütteln – schätzungsweise unfassbare zweihundert Meter.

      Beinahe senkrechte Wände gaben den erschreckenden Blick in die Tiefe preis, wo sich am Boden des Kraters ein höllisches Flammenmeer selbst verzehrte.

      Zischende und blubbernde Geräusche drangen bis zu ihm herauf und eine Gänsehaut kroch über seinen Körper.

      Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er geglaubt, dass sich am Boden des Kraters eine Art Säure noch weiter in den Boden fraß.

      Dass seine Vermutung hier beinahe zutraf, konnte er natürlich nicht wissen.

      Das widerliche, beinahe kreischende Geräusch, riss alle aus ihrer Starre. Es kam aus der Anomalie, deren Hauptstrang jetzt aussah, wie der Stumpf eines Armes, dem man einen Teil rüde abgerissen hatte. Das Geräusch war wie der Schrei eines verwundeten Tieres.

      Vilo starrte im Hauptquartier auf den Bildschirm an der Wand und war noch tief geschockt von den Eindrücken der Explosionen und Verwüstungen der letzten Minuten, als er sah, wie die Lichter innerhalb der Anomalie wild und unkontrolliert zu zucken begannen und sich das zerfetzte Ende der Anomalie langsam nach innen zusammenzog.

      Es schien, als würde das verwundete Tier den Stumpf einziehen.

      Mit einem wie metallisch klingenden Kreischen und Ächzen bog sich die Außenhülle nach innen. Plötzlich geriet diese Bewegung jedoch in Stocken und erstarb schließlich ruckartig. Die Lichter flackerten noch einmal wild auf, dann erloschen auch sie vollständig.

      Es schien, als hätte das verwundete Tier seinen letzten Überlebenskampf verloren.

      Eine gespenstische Ruhe kehrte ein, doch die Anomalie blieb dunkel und reglos am Himmel.

      Und irgendwann schienen das alle um sie herum begriffen zu haben und ein gewaltiger Siegesschrei jagte über die Stadt hinweg.

      Die noch vorhandenen, feindlichen Jäger waren schnell ausgelöscht und das Schlachtfeld gehörte nur noch den Menschen.

      Doch waren sie auch die Sieger gewesen?

      Konnte etwas bei einem derartig furchtbaren Preis, den sie dafür zu zahlen gehabt hatten, überhaupt als Sieg bezeichnet werden?

      Vilo wusste es nicht und als um ihn herum alle freudig jubelten, blieb er stumm und in Gedanken versunken.

      Sollte dies das Ende dieses Krieges sein, der ihnen in wenigen Stunden weitaus mehr Opfer und Zerstörung gebracht hatte, als alle Kriege in der Geschichte dieses Planeten zusammen?

      Durch einen Feind, von dem Vilo nicht einmal wusste, wo er herkam, was er wollte und warum er Nichts außer Tod und Verderben mitbrachte.

      Und von dem er nicht einmal wusste, wie er überhaupt aussah?

      Doch er hatte bereits einige Schlachtfelder überlebt und wenn er eines wusste, dann das:

      Ein Feind, der derart gnadenlos wütete und für den eigene Verluste scheinbar keinen Wert hatten, der gab nicht auf...nicht jetzt...nicht an dieser Stelle...niemals.

      Ein Feind wie dieser, der zog sich zurück, überdachte seine Taktik und schlug dann erneut zu...wütender, heftiger und gnadenloser, als je zuvor...

      Ein Feind wie dieser hatte nur ein Ziel: Die vollständige Vernichtung des Gegners...egal wie...

      Und dieses Ziel hatte er bis jetzt noch nicht erreicht...

      Ihr weiterer Flug hatte sich wider erwartend als sehr ruhig erwiesen, wenn man von der allgemeinen, aber auch speziellen Anspannung der Insassen absah.

      Kabus hielt den Transporter weiterhin dicht an der Küstenlinie und flog nur knapp über Meereshöhe, um außerhalb des feindlichen Radars zu bleiben. In der abwechslungsreichen Landschaft, die sich immer wieder im fahlen Licht von Ondurin rechts neben ihnen auftat, hatte Kabus jedoch nur wenig Mühe, die meiste Zeit über genügend Schutz zu finden.

      Ihre Geschwindigkeit betrug rund zweihundert Meilen in der Stunde und sie näherten sich Ara Bandiks sehr schnell.

      Im Inneren des Transporters war es still geworden, kaum jemand redete, alle hingen mehr oder weniger ihren eigenen Gedanken nach.

      Kabus konzentrierte sich auf ihren Flug und stellte beiläufig fest, dass es bereits weit nach Mitternacht und somit ein neuer Tag angebrochen war. Er fragte sich, was er wohl bringen würde? Erlösung und einen Sieg gegen ihre furchtbaren Feinde oder noch gnadenlosere Teufeleien?

      Biggs, Kaleena, Malis und Liva saßen im hinteren Bereich. Liva war wieder eingeschlafen und hatte sich auf den Sitzen ausgestreckt. Ihr Kopf lag in Malis Schoss, die ebenfalls ihre Augen geschlossen hatte.

      Kaleena und Biggs saßen nebeneinander und wechselten dann und wann ein paar kurze, leise Worte, bevor sie sich wieder ihren eigenen Gedanken hingaben.

      Esha saß immer noch neben ihm im Cockpit und schaute gedankenversunken auf die vorbeirauschende Landschaft. Sie bemerkte nicht, das Kabus sie anschaute.

      Sie war eine verteufelt hübsche und selbstbewusste Person, sagte er sich erneut und dass waren genau die Eigenschaften, die er an Frauen mochte. Zu schade, dass sie offensichtlich gebunden war. Schließlich war die Suche nach ihrem Lebensgefährten Shamos einer der Gründe für ihren Flug zurück nach Ara Bandiks. Normalerweise hätte Kabus Esha schon angebaggert, doch er hielt sich damit zurück. Die Stadt war ein gewaltiges Schlachtfeld gewesen, es musste unzählige Opfer gegeben haben. Und wenn dieser Shamos tatsächlich