Homo sapiens movere ~ gejagt. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ gejagt
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия gejagt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738002973



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als movere oder Saphi zu beeinflussen, müssten sie wissen, woher du diese nimmst. Und das Kleines, ist unmöglich. Denn du selbst bist diese Fähigkeit. Wenn du dich also entscheidest, kannst nur du selbst diesen Entschluss aufhalten…

      Ich musste lediglich genug Energie in mich aufnehmen und diese dann gebündelt in uns beiden freilassen, während ich Alan sehr nah war. Wir würden beide sterben, ohne dass jemand etwas dagegen unternehmen konnte oder selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde.

      Noch nicht einmal Roman.

      Sofern er uns nicht berührte.

      Josh atmete zischend hinter mir ein und wich einen Schritt zurück. „Sam, deine Haut…“ Ich drehte meinen Kopf zu ihm um und nickte. „Ich weiß.“ So wie er seine Augen aufriss, musste Josh wissen, was ich plante. Er setzte bereits an etwas zu sagen, als Romans Stimme wie eine reißende Brandung über mich donnerte. „Untersteh dich, Samantha!“

      Herausfordernd drehte ich mich zu ihm um und setzte ein provokatives Lächeln auf. „Warum? Ich weiß, wo deine Rache endet, Roman. Doch vorher wirst du mir und Alan wehtun. Wieso sollte ich nicht selbstsüchtig sein und es aus eigenem Antrieb beenden? Ich mag Schmerzen nicht, weißt du? Weder seelische noch körperliche. Doch genau darauf wird es hinauslaufen, wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehe. Das verstehst du doch, nicht wahr, Roman?“ Seine Gesichtszüge verzogen sich zu einer bedrohlichen Grimasse. „Es würde damit nicht aufhören, Sam. Deine Familie würde als Nächstes leiden. Und dann jeder einzelne aus dem Rudel.“ Es fiel mir schwer, mein provokatives Lächeln aufrecht zu erhalten. „Ach ja? Das glaube ich dir nicht. Du willst Alan leiden sehen. Vielleicht auch mich, sonst würdest du nicht meiner Familie drohen. Außerdem hat die Sache noch einen Haken: Wenn keiner mehr von Alans Rudel existiert, wird niemand die Wandler in Schach halten können. Ribberts Rudel allein schafft das nicht. Du weißt das. Noch nicht einmal du wirst das wollen.“ Roman lachte. Eisig wie ein Felsklotz. „Wenn es meinen Rachedurst sättigt, denke ich nicht darüber nach.“ Es war eine Lüge. Ich wusste es.

      Ich konnte seine Unsicherheit beinah fühlen, als wäre Roman ein Teil von mir.

      Dabei zeigte nichts an seiner Haltung oder seinem Gesichtsausdruck auch nur das Geringste davon.

      Konnte er meine Entschlossenheit ebenso spüren?

      „Für heute hast du gewonnen, kleine Sam. Aber glaube nicht, dass es vorbei ist.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, war Roman verschwunden. Auf meiner Haut hingegen tanzten die Energiefäden wilder als jemals zuvor. „Ich weiß nicht genau, was du vorhast, Sam, aber denke noch einmal darüber nach. Wir werden eine Lösung finden. Wir müssen einfach!“ Joshs Glaube an das Unmögliche war der Punkt, der mich in meiner Entscheidung schwanken ließ. „Meinst du wirklich? Wäre es nicht besser, wenn wir – Alan und ich – einfach gehen? Ihr findet einen neuen Alpha. Du weißt genau, dass Roman nicht eher aufgeben wird, bis Alan vernichtet ist.“ Müde sah ich in Joshs schönes Gesicht.

      Seine muskulöse Statur, seine nackenlangen, braunen Haare und seine dunklen Augen erinnerten mich an einen Bären, obwohl er keineswegs wie ein Bär aussah. Ich wusste selbst nicht, warum ich immer wieder diesen Vergleich zog. „In welches Tier verwandelst du dich eigentlich?“ Josh lachte herzhaft. „Das nenne ich einen geschickten Themenwechsel. Soll ich es dir zeigen?“ Mein Nicken war ziemlich heftig, was Josh noch lauter lachen ließ. „Dann sieh genau hin.“ Ha, und ob ich das würde!

      Schließlich hatte ich noch nie sehen dürfen, wie sich einer von ihnen verwandelte. Als Joshs Verwandlung begann, hielt nicht nur ich den Atem an. Es schien, als würde die gesamte Welt für einen Moment still verharren, während sich ein silberner Schleier über Josh ausbreitete und ihn von oben beginnend nach unten überzog. Schemenhaft konnte ich erkennen, wie Josh in dem Glitzern auf alle viere fiel, sich streckte und dehnte und schließlich mit einem leisen, fauchenden Brüllen aus dem silbrigen Dunst auftauchte.

      Ein Gepard.

      Ein wahrhaft gigantischer Gepard, der um einiges größer ausfiel als sein natürliches Pendant. Er reichte mir bis an die Schulter. Fast wie der Panther aus meiner Nahtoderfahrung, der jedoch weitaus muskulöser gewirkt hatte. Nicht so sehnig wie der Gepard. Der Panther musste Alans Tiergestalt sein.

      Allerdings ahnte ich das mehr, als dass ich es hundertprozentig wusste.

      In der Realität hatte ich bisher lediglich Alans Kampfgestalt sehen dürfen. Der Gepard stupste mich mit seinem Kopf an und senkte diesen ein wenig, als wolle er mich dazu auffordern ihn zu berühren. Ich konnte mir nicht verkneifen in sein volles Fell zu fassen und dieses zu streicheln. Es fühlte sich herrlich weich an und dicker, als ich vermutet hatte. Ein wenig ölig, aber keinesfalls fettig. Mit Ehrfurcht strich ich über die dunklen Flecken seines Fells, die auf dem Rücken zu drei dicken schwarzen Streifen zusammenliefen. Auf seinem Nacken bildete sich sogar eine etwas längere, dunkle Mähne, die mich sehr an Joshs Haare erinnerte. Der Gepard hob seinen Kopf und blinzelte mich mit seinen wunderschönen bernsteinfarbenen Augen an, wobei mir die Tränenstreifen besonders auffielen. „Wunderschön.“ Grazil. Mit Sicherheit saugefährlich.

      Doch es war auch Josh; der würde mir nichts tun.

      Nicht, solange ich seine Alpha war.

      Er trat ein Stück von mir zurück. Abermals verhüllte ihn der Silberschleier wie ein Schemen, aus dem in Sekundenbruchteilen wieder der Mann erschien. „Wow. Danke.“ Zu meinem Erstaunen war Joshs Kleidung nicht im Mindesten in Mitleidenschaft gezogen. Hatte er sich vorher ausgezogen? Nein, das wäre mir aufgefallen. Aber warum hatte sich dann Fiat entkleidet?

      Weil sie anders war?

      „Wie hast du das mit den Sachen gemacht? Du hast sie doch nicht ausgezogen, oder?“ Josh grinste. „Hätte ich tun können. Aber ich bin mir sicher, dass Alan mir später dafür an die Gurgel gegangen wäre. Unsere Magie macht uns das möglich.“ Gestaltwandlermagie. Warum wusste ich so wenig davon? „Und Fiat kann das nicht?“ Josh stutzte kurz. „Sie hat sich vor dir verwandelt?“ Äh, ja, hatte sie. Joshs ungläubig aufgerissen Augen ließen mich schlucken. „Nun ja…“ Meinem Blick ausweichend fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. „Sie hat dir wohl nur nicht alles zeigen wollen.“ Entweder das oder sie hatte testen wollen, wie ich auf ihre Nacktheit reagierte.

      Tja, wäre sie ein Mann gewesen…

      Meine Energie hatte sich beruhigt. Vermutlich weil mich Joshs Verwandlung abgelenkt und mir bestätigt hatte, dass ich nicht gewillt war zu sterben.

      Ich würde kämpfen.

      Bis zuletzt.

      Vorhin war mir das nicht bewusst gewesen. Wäre Roman nicht verschwunden… ich wollte gar nicht daran denken. Ob Roman ahnte, was in mir vorging? Ich hatte das Gefühl, ihm manchmal näher zu stehen als mir lieb war. Ich war ebenso Saphi, wie er Briam.

      Hatte ich deshalb seine Unsicherheit gespürt? Konnte es damit zusammenhängen? Ganz so abwegig war der Gedanke nicht. Wenngleich ich nicht seine Saphi; er nicht mein Briam war. Aber warum sonst sollte ich seine Gefühle wahrnehmen und einige seiner Gedanken hören können?

      Das hatte ich doch, oder? Ich hatte seine Worte in meinem Kopf gehört!

       Mist.

      Mir fiel ein, dass er meine Frage bezüglich des Baums nicht beantwortet hatte.

      „Hast du heute schon was gegessen, Sam?“ Essen? Oh. Ich glaubte nicht. Kein Wunder, dass ich vorhin die Energie mühelos wie einen Schwamm an mich gezogen hatte. Wenn auch nicht genug, um sofort ernstere Schäden anzurichten. Hatte Roman auch das gewusst? „Ich… nein. Habe ich nicht.“ Josh nickte. „Du solltest etwas essen, um bei Kräften zu bleiben. Das nächste Mal wird Roman dir deinen Bluff nicht abnehmen.“ Oh Josh. Es war niemals ein Bluff. Doch dies Josh zu offenbaren, erschien mir nicht richtig. Möglicherweise hatte ich Angst vor seiner Reaktion. Andererseits, vermutlich wusste er, dass es ernst gewesen war. Die ganze Angelegenheit als Täuschung zu betrachten, erschien mir eher wie eine ausgestreckte Hand.

      Ein Angebot, die Sache nicht weiter zu durchdenken.

      „Wenn du gegessen