Lieblingsnachbarinnen. Ghyslyn Pomsel

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Название Lieblingsnachbarinnen
Автор произведения Ghyslyn Pomsel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742797896



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      Ghyslyn Pomsel

      Lieblingsnachbarinnen

      Nachbarn - nicht ganz ernst betrachtet

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Agent

       Sportsfreunde

       Maschine

       Collage

       Dear Scott Fitzgerald,

       Hausfrauen in Leder

       Golden

       Herz, Mister Collins, Herz

       Mrs Hemingway - die wohnt hier nicht.

       Kein Rilke

       Love Stories

       Gormley

       Indianer weinen nicht (Philosophische Übung)

       Hermann und Dorothea, Lotte und Werther

       Die Uhr, Teil I

       Die Uhr, Teil II

       Die Uhr, Teil III

       Gardemaß

       Doublecross & Chicken Feed

       Erpelgrund, Ming Gardens 4 und Adelshöfe

       Schrei leise !

       Schwarzland

       Unkraut

       Zu guter Letzt

       Impressum neobooks

      Agent

      Eben noch hatte ich online mit jemandem zu tun, der sich allen Ernstes Cheyenne-King nennt. Unter diesem Benutzernamen verhökert er seine alten Landkarten, die ich unbedingt brauche.

      Im Internet kursieren wahrlich die interessantesten Nick-Names!

      Allein an Ureinwohnern Amerikas traf ich bereits auf Die Apachin, 123Siouxdeal und Cherokeechief.

      So etwa war Mescalerobmw seine ollen Pläne englischer Küstenstädte leid, und Elenaagnetacree hatte hübsche Postkarten aus dem vorletzten Jahrhundert vom Strandleben in Burton St-Leonards. Navajo2001 war top und sehr zu empfehlen in alten Ward-Lock-Reiseführern, claudimohikaner62 war ebenfalls top und obendrein noch billig.

      Dierkderirokese73 war leider ein faules Ei.

      Ich für mein Teil heiße völlig phantasielos nach meinem Geburtsort mit einem Haufen Zahlen dabei. Mein Ehemann erfand diesen prosaischen Benutzernamen. Er ist Mathematiklehrer.

      Ein Haus weiter – da wohnt jedoch ein echter Indianer. Sie heißt Komantsche.

      Sie ist der Späher hier.

      Wo ich wohne? Nicht im Land der Ureinwohner Amerikas, nein, sondern ganz gewöhnlich: Stadt, Industriegebiet, Stadtteil unterhalb einer Chemischen Fabrik, Straße, Siedlung, Reihe, Häuschen von der Stange.

      Außer mir wohnen hier herum noch viele Menschen, zumeist Frauen.

      Früher gab es in der Straße viele Kinder.

      Meine Nachbarinnen sind vermutlich zahlreich. Ich kenne die wenigsten.

      Diejenigen, die ich kenne, sind allesamt Lieblingsnachbarinnen: So verschieden, wie es die menschliche Natur eben zulässt - und dann wieder so ähnlich, wie es die menschliche Natur nun einmal diktiert.

      Die menschliche Natur, tja: Wer kann schon raus aus seiner Haut?

      Ich nicht, und auch KOMANTSCHE nicht.

      Sie ist meine Lieblingsnachbarin, untoppbar. Die No 1. Auf das Klötzchen in der Mitte gehört sie, mit ihren Händen in den rückwärtigen Hosentaschen, mit ihren biegsamen Gesundheitsschuhen, auswärts gekehrt. Und mit der Miene von Asa Havi.

      Die Häuptlingsfeder: Ich kann sie sehen! Ich schwör's...

      Leider heißt Komantsche ebenso unpassend wie blöd: Ihren fatalen Vornamen verdankt sie dem Kleinen Latinum ihrer Mutter.

      In Wahrheit muss sie mit Asa Havi verwandt sein: Ihrer beider Gesichtsausdruck ist absolut identisch.

      Übersetzt bedeutet dieser Große Komantsche: Milky Way.

      Wunderschön, finde ich.

      Übertrüge man den Vornamen meines Komantschen ins Deutsche, so wäre sie eine Glückliche. Unpassender geht kaum: Komantsche ist misstrauisch, geduldig und sparsam.

      Solcherlei Charaktereigenschaften, allzumal in Kombination, machen nicht glücklich.

      Komantsche, der Späher. Sie ist Mein Agent.

      So etwas wie das hübsche englische Wort Newsagent wäre die korrekte Bezeichnung für Komantsche, bedeutet aber leider etwas anderes. In Wahrheit ist Komantsche nämlich exakt die wörtliche Übersetzung: Mein Agent – für Neuigkeiten.

      Ich bekomme nämlich NIE etwas mit.

      Ich lebe undercover.

      Dennoch muss auch ich hin und wieder erfahren, wessen Köter dauerhaft meine Nerven zerbellt, ob rechts von mir jemand wohnt und ob es gerade mal wieder brennt, oben in der Fabrik.

      Und ich hätte auch gern bald einmal gewusst, wer immerfort diese albernen Schriebe in meinen Briefkasten steckt. Wer?

      Wer zum Teufel, bitte, ist – Nabben?

      Für solche Dinge, wenn ich sie nicht vergesse, halte ich mir Komantsche, den Späher.

      Sie liebt Neuigkeiten