Sky-Navy 10 - Feind ohne Gesicht. Michael Schenk

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Название Sky-Navy 10 - Feind ohne Gesicht
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742711694



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bist abgrundtief hässlich, Hena.“

      Hena-Gedar litt selbst unter der Entstellung. So wie alle Geschulten, die zu Veränderten geworden waren. „Deinem Wunsch entsprechend, verehrte Herrin.“

      „Das ist wohl wahr.“ Desara lächelte sanft. „Du bringst ein großes Opfer und das verdient meine Anerkennung. Dir, den anderen Veränderten und diesem Schiff wird es zu verdanken sein, wenn wir den langen Krieg gewonnen haben.“ Die Primär-Kommandantin erhob sich und schritt langsam um Hena herum, wobei sie immer wieder nickte. „Hässlich und perfekt. Du siehst mit der gezüchteten Menschennase tatsächlich wie ein Menschenweib aus. Wenn du nachher die Uniform ihrer Kämpfer trägst, wird niemand in Zweifel ziehen, dass du auch tatsächlich eine von ihren Kreaturen bist.“

      Die Männer und Frauen an den Konsolen der Brücke trugen bereits die Uniformen der menschlichen Streitkräfte und sie alle waren Veränderte. Es schien, als werde die Brücke noch immer von der ursprünglichen Besatzung genutzt. Zwischen den Veränderten bewegten sich unveränderte Negaruyen, die in ihre Arbeiten vertieft waren. Die Brücke des eroberten APS-Kreuzers D.S. Nanjing war hell erleuchtet. Die meisten Abdeckungen und Wartungsschächte der Konsolen waren geöffnet und die Negaruyen waren noch immer dabei, die in so vielen Dingen fremdartige Technik der Menschen zu studieren und zu begreifen.

      Desara deutete auf den Sitz neben dem Kommandosessel. „Setze dich zu mir, Hena-Gedar, und genieße einen Moment des Triumphes. Wir müssen reden.“ Die Primär-Kommandantin wies in einer ausholenden Geste um sich. „Dies ist nun dein Schiff. Es ist das Werkzeug unseres Sieges und ich weiß, dass du es unter meinem Befehl gut führen wirst. Du und die anderen Geschulten kennen seine prinzipiellen Funktionen. Ihr werdet es fliegen, steuern und navigieren können.“

      „Das werden wir, Herrin, doch es wird noch Zeit benötigen. Ein Transportschiff zu fliegen ist etwas anderes, als ein Kriegsschiff. Ich sprach im Maschinenraum mit einer unserer Ober-Technikerinnen. Es gibt große Probleme die Steuerung der Schiffsfunktionen fehlerfrei auszuführen. Die Maschinensprache der Menschenwesen ist codiert und ich habe die Vermutung, dass die Techniker daran zweifeln, sie fehlerlos entschlüsseln zu können. Natürlich hat die Ober-Technikerin dies nicht zugegeben,… Sie kennt die Strafe für Versagen…, doch sie schlug vor, die Steuerelemente dieses Schiffes gegen unsere eigenen auszutauschen.“

      Das Gesicht von Desara verfinsterte sich für einen Augenblick. „Anschabb“, fluchte sie leise. „Ich verstehe. Was ist deine Meinung? Du musst dieses Schiff ja letztlich fliegen.“

      „Es wird gelingen, ehrenwerte Herrin, doch es wird dauern, bis wir es perfekt beherrschen und es kann zu Fehlern kommen.“

      „Ich schätze deine Offenheit, Hena-Gedar. Ich bin erfreut, dass ich die richtige Kommandantin wählte. Sobald wir von dieser Welt entkommen sind, werden du und die anderen Veränderten genügend Zeit bekommen, euch mit allem vertraut zu machen. Mit diesem Schiff und mit der Sprache und den Riten der Menschenwesen. Diese Beute muss wieder zu einem Schiff der Menschen werden. Zumindest muss jeder dies glauben.“ Desara lächelte und dieses Lächeln erinnerte an das Blecken des Gebisses eines Raubtieres. Sie wandte sich einer Negaruyen zu, die vor der Waffenkontrolle saß. „Waffenmeisterin, wirst du die Waffen bedienen können?“

      Die Frau, die einer Menschenfrau zum Verwechseln glich, machte eine vage Bewegung, die Zweifel ausdrückte. „Die Waffen der Menschen können, ebenso wie unsere, manuell und eTronisch gesteuert werden. Das Prinzip ihrer manuellen Steuerung entspricht weitestgehend dem unseren. Allerdings pflichte ich der Aussage bei, dass es Probleme mit der tetronischen Steuerung geben wird. Ich empfehle ebenfalls, diese zu umgehen und eigene Systeme zu verwenden. Möglicherweise sind unsere Komponenten jedoch nicht mit allen Funktionen der Menschenwaffen kompatibel. Die Ansteuerung ihrer Schnellfeuerkanonen, Raketenwaffen und Energiegeschütze kann ich entsprechend programmieren, allerdings befürchte ich, ihre schweren Hauptwaffen nicht einsetzen zu können. Ihr Prinzip, der Ladevorgang und die Zielberechnung sind uns noch unbekannt.“

      „Du meinst ihre „Rällganns?“

      „So bezeichnen die Menschenwesen die zweiläufigen Geschütze in den großen Kuppeln“, bestätigte die Waffenoffizierin.

      „Was ist daran so kompliziert? Sie scheinen mir unseren neuen Kanonen zu ähneln.“

      „Im Prinzip mag dies stimmen, Herrin, doch der Aufbau der Waffen lässt Vorsicht anraten. Während alle anderen Waffen dieses Schiffes über eine einzelne Tetronik gesteuert werden, verfügen diese Rällganns über drei Tetroniken. Eine direkt an der Waffe selbst, eine zweite am Ende der dreikantigen Läufe und eine dritte befindet sich innerhalb des Projektils. Das Projektil besteht eigentlich aus einem massiven Metallstück ohne Explosivladung, allerdings mit einem zusätzlichen Antriebselement. Ich vermute, dass die drei Tetroniken miteinander synchronisiert werden müssen, um ein Ziel zu erfassen und zu zerstören.“

      „Ich verstehe.“ Desara dachte kurz nach. „Wir werden versuchen, diese Rällganns zu ergründen. Vorerst werden wir mit den anderen Waffen auskommen.“

      „Das Schiff verfügt über Raketenrohre in Bug und Heck, und über ursprünglich acht versenkbare Waffentürme. Jeder Turm beinhaltet eine Raketen-, Energie- und Projektilwaffe.“

      „Ursprünglich?“

      „Die Menschenwesen setzten die unteren beiden Hecktürme gegen unsere angreifenden Sturmabteilungen ein und man war gezwungen, sie zu zerstören.“

      „Damit entsteht ein toter Winkel in der Schiffsverteidigung.“

      „Ja, Herrin, das trifft zu.“

      „Nun, es ist deine Aufgabe, dies zu berücksichtigen.“

      Ein Dienender, der vor einer der Konsolen am offenen Wartungsschacht hockte, erstarrte plötzlich. Dann richtete er sich auf und beugte sich über die oben befindlichen Kontrollen. Schließlich wandte er sich Hena-Gedar zu. „Herrin, die Drohne der Menschen empfängt ein Signal und antwortet.“

      „Was für eine Drohne?“, erkundigte sich die Schiffsführerin überrascht.

      Desara antwortete an Stelle des Mannes. „Die Menschenwesen waren klug. Sie haben eine Funkdrohne in den Orbit hinauf geschickt, um Verbindung mit ihresgleichen aufzunehmen.“

      „Was soll daran klug sein? Wir hätten dies ebenso getan, um eine Botschaft zu übermitteln.“

      Die Primär-Kommandantin sah ihre Stellvertreterin missbilligend an. „Die Menschen haben nicht nur eine Botschaft übermittelt, sondern eine Kommunikationslinie aufgebaut. Als sie erkannten, dass jede Funkverbindung durch den Nebel massiv behindert wird, haben sie eine Funkdrohne gestartet und sie durch ein Kabel mit ihrem Schiff verbunden.“

      Hena-Gedar kreuzte verneinend die Arme vor der Brust. „Das ist unmöglich.“

      „Unterschätze die Menschen nicht. Es ist ihnen gelungen ein ausreichend langes Kabel herzustellen. Wir haben es nur durch Zufall entdeckt, als wir die Außenhülle des Schiffes auf Schäden untersuchten. Glücklicherweise konnte ich verhindern, dass man es sofort entfernt, denn es konnte für mich keinen Zweifel geben, dass die Menschen Verstärkungen schicken werden, um nach diesem Schiff zu forschen. Diese Verstärkungen werden natürlich versuchen, Kontakt zu diesem Schiff aufzunehmen. Offensichtlich sind diese soeben eingetroffen und haben die Boje angefunkt.“

      Desara-dal-Kellon aktivierte ihr Funkgerät. „Schleuse? Lassen Sie sofort das Kabel der Funkdrohne mit einem Feuerkletterer zerstören.“

      Hena verstand. „Das Verbindungskabel würde sie zur Position unseres Schiffes führen.“

      „Gut, dass du diese Gefahr doch noch erkannt hast“, raunte Desara.

      Die so glimpflich Gerügte nickte. „Der Feuerkletterer wird das Kabel trennen und sich an ihm hinauf fressen, bis er die Funkdrohne erreicht. So bleibt nichts, was zu uns weist.“

      „Die Menschenwesen wissen, dass wir hier unten sind, aber nicht, wo wir uns befinden“, antwortete Desara sichtlich zufrieden. „Wir unsererseits wissen, dass sie nun eingetroffen sind und auch, wohin sie sich zwangsläufig