Название | Tamiehland |
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Автор произведения | Stefan Häring |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738046861 |
"Rennt um euer Leben!" rief der rot Gekleidete. "Die Grauen kommen!"
Kaum hatte er geendet, da rannten die Grauen auch schon los. Die Anderen setzten sich ebenfalls in Bewegung. Jeder lief in einen der acht Gänge, die von dem Platz ausgingen. Der mit der blauen Kleidung kam direkt auf Firah zu gelaufen. Kaum war er in Firahs Reichweite, griff er nach ihm und zog ihn instinktiv zu sich hinter den Vorsprung. Er wusste nicht warum er es tat, er hatte nur ein Gefühl, als wenn ihn irgendetwas dazu getrieben hatte. Auch hielt er ihm gleich eine Hand auf den Mund, damit er sie nicht mit einen unüberlegten Schrei oder ähnlichem, verriet. Nur zehn Sekunden später liefen zwei wild schnaubende Graue an ihnen vorbei, sie hatten nichts von Firahs Aktion bemerkt. Beide bewegten sich nicht und der Flüchtige machte auch keinerlei Anstalten wegzulaufen. Kurz darauf herrschte auf dem eben noch voll Leben strotzenden Platz Ruhe, wie auf einen Friedhof. Man konnte nur den leisen, gleichmäßigen Atem von Firah hören. Von seinem, mit dem Rücken zu ihm stehenden, Gegenüber vernahm man ein ängstlichen, angespannten und sehr schnellen Atmen, was sicher vom Laufen herrührte. Langsam drehte ihn Firah zu sich um. Ihre Blicke trafen sich und erst dann, als er erkannte, dass sein Gegenüber nicht davon laufen würde, entfernte er langsam seine Hand von dessen Mund.
"Schrei nicht", begann Firah leise. "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich werde dir nichts tun. - Mein Name ist Firah und ich bin eben erst hier herunter gekommen. Wer seit ihr und warum verfolgen euch die Anderen?"
"Ich heiße Klaso und bin ein Mong aus Kroksaland." Es folgte eine kurze Pause und dann fuhr Klaso mit noch immer ängstlicher Stimme fort. "Wir sind Gefangene von Kasmir, der die Nachbarländer von Tamiehland unterjocht. Alle Gefangenen werden hierher verschleppt, denn er will hier unten eine widerstandsfähige Armee erschaffen, die alle seine Befehle ohne Widerworte befolgen. Uns Fünfen ist vor einiger Zeit die Flucht gelungen, bevor man uns hat manipulieren können. Keiner von uns hat die leiseste Ahnung, wie sie das machen, aber hier unten sind die Grauen, wie sie allgemein genannt werden, die Befehlshaber. Diejenigen, die fliehen können, werden von den Grauen gejagt und dann wieder zurück gebracht. Aber hier unten sind so viele Gänge und von uns Flüchtigen erschaffene Verstecke, womit es ihnen nicht leicht gemacht wird uns aufzuspüren. - Wir waren vorhin sehr unvorsichtig, indem wir uns zu laut über unser zufälliges Wiedersehen gefreut haben. Wir haben in diesem Moment, die mögliche Gefahr außer Acht gelassen. Nun haben sie sicher meine Kameraden gefangen und sind schon mit ihnen auf den Weg ins Gefangenenlager. Wenn du mich nicht in diese Nische gezogen hättest, wäre ich sicher auch schon dorthin unterwegs. Habe dafür recht herzlichen Dank, Firah! So war doch dein Name?" Firah nickte und als Klaso weiter sprach, war aus seiner Stimme jegliche Angst gewichen. "Du sagtest, du bist eben erst herunter gekommen. Bist du freiwillig hier? - Dann musst du verrückt sein. Hier kommt niemand von allein her. Es gibt doch auch gar keinen Aufgang hier in der Nähe, das würden wir wissen. Es gibt hier unten nur zwei Aufgänge, die sind mehr als 1200 Yekas* [*Längenmaß in Tamiehland (1 Yeka = 0,75 Meter, Mz. Yekas)] von hier entfernt und streng bewacht. Also nun sag mir bitte, wie du hier herunter gekommen bist, ohne das es jemand von den Wachen gemerkt hat?"
Firah konnte nicht gleich antworten, denn es würde sich zu verrückt anhören, wenn er von der jetzt nicht mehr vorhandenen Treppe erzählen würde.
"Erzähle Klaso alles, wie du es erlebt hast, dann besteht die Möglichkeit, dass er dir hilft. Sei offen und ehrlich zu ihm", meldete sich ein drittes Mal die mysteriöse Stimme. "Verliere ich meinen Verstand?" dachte sich Firah, verwarf den Gedanken gleich wieder und wand sich stattdessen, mit leiser Stimme, Klaso zu. "Ja, ich bin eben eine Treppe, hier hinter mir . . . " , er drehte sich um und zeigte auf die felsige Wand.". . .herunter gekommen. Aber das ist eine lange Geschichte, die ich dir gerne erzählen würde. Wir sollten aber erstmal von hier verschwinden, bevor deine Verfolger hier wieder auftauchen. Ich nehme an, du kennst dich hier unten aus?"
"Ja, ich halte mich in diesem Teil schon ungefähr drei Wochen verborgen. Wie lange es genau ist, kann ich nicht sagen, da hier unten keine Sonne scheint und wir nur bei Fackellicht leben. Ich will hoffen, ich kann dir trauen und du bist kein Spion."
"Nein, ich bin keiner", bestätigte Firah und Klaso trat daraufhin vorsichtig hinter dem Vorsprung hervor. Er wand sich nach rechts, auf den Platz zu und man merkte ihm dabei an, dass er viel Erfahrung als Gejagter hatte. Er sah sich unentwegt um und bei dem geringsten Geräusch wären sie in eine der zahlreichen Nischen verschwunden. Firah beobachtete ihn gespannt und blieb trotzdem dicht hinter ihm. Schnell erreichten sie den Platz und verweilten dort. Sie lauschten und hörten schon bald einige Stimmen, die soweit entfernt waren, dass sie den Wortlaut nicht verstehen konnten. In dem Moment als er Klaso etwas fragen wollte, ergriff dieser das Wort.
"Es hört sich so an, als wenn noch mehr Graue hier herkommen. Sie werden mich bestimmt suchen", sagte er und drehte sich zu ihm um, bevor er fortfuhr. "Ich weiß zwar nicht was du hier unten suchst, aber es ist vielleicht besser, wenn wir uns jetzt doch trennen. So kannst du das tun, weshalb du hier bist. Sollten sie mich dann fangen, brauche ich mir wenigstens keine Vorwürfe wegen dir machen. Leb wohl."
Klaso drehte sich schon um und wollte gerade in einen Gang verschwinden, als Firah ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter legte.
"Warte bitte noch einen Moment. Ich brauche bei meiner Mission Hilfe. Und ich hoffe, du bist der Richtige dafür. Nimm mich mit in dein Versteck, dort erzähle ich dir, weshalb ich hier herunter gekommen bin und wofür ich jede Hilfe brauche, die ich kriegen kann. Solltest du dann immer noch ablehnen, gehst du deinen Weg und ich den meinen."
Klaso drehte sich während Firahs Worte wieder zu ihm um und sah ihn durchdringend an. Er wusste ihnen blieb nicht mehr viel Zeit, denn in wenigen Minuten waren die Grauen hier.
"Na gut", sagte er nach kurzer Überlegung. "Ich werde dich mitnehmen und hoffe, es ist kein Fehler. Ich würde zu gerne deine Geschichte hören. - Das heißt aber nicht, dass ich dir helfen werde. Ich muss erst wissen, ob du es ehrlich meinst. Nun komm hinter mir her, wir werden in Gänge kommen, wo kaum oder gar keine Fackeln hängen. Verlass dich voll und ganz auf meine Führung und sei so leise wie möglich."
Er vergewisserte sich ein letztes Mal, wo die Stimmen herkamen und suchte sich dann den Gang aus, aus welchem er meinte nichts zu hören. Es dauerte nur Sekunden, bis er das Zeichen zum Gehen gab. Dann setzte er sich in Bewegung, dicht gefolgt von Firah, der krampfhaft versuchte, sich alles zu merken was er sah. Es viel ihm aber nicht leicht, da Klaso ein sehr hohes Tempo vorlegte. Die Wände in dem Gang waren sehr lehmig und teilweise lief an ihnen das Wasser herunter. Alle 25 Meter hingen Fackel, die nicht gerade viel Licht spendeten. Je weiter sie vordrangen, um so weniger Licht gaben sie ab. Nach 150 Meter bogen sie links in einen kleineren Gang. Dort brannten nur noch vereinzelt Fackeln, da die meisten bereits erloschen waren und scheinbar nicht erneuert wurden. So kamen sie auch nicht mehr ganz so schnell voran, auch wenn es Firah so vorkam, als wenn Klaso schneller gekonnt hätte, wenn er nicht auf ihn Rücksicht nehmen würde. Kurz darauf hielten sie an und Klaso versuchte irgendwelche Geräusche wahrzunehmen. Als er nichts zu hören schien, machte er sich an einem Stein zu schaffen, der rechts in der Wand war. Firah kam ihm zur Hilfe und schnell kam eine kleine Öffnung zum Vorschein, die sich einen halben Meter über den Boden befand und einen Durchmesser von einen Meter hatte. Ohne ein Wort verschwand er in dem Loch, wobei er keine Mühe damit hatte, er war ja auch nur 90 Zentimeter groß. Firah tat es ihm gleich, da er aber 1,45 Meter groß war und einen breiteren Körperbau hatte, viel es ihm vergleichsweise schwerer. Es herrschte hier völlige Dunkelheit und so ahnte er nur wohin er kroch. Nach etwa vierzig Metern stieß er sich den Kopf und gab ein leisen Laut von sich.
"Du musst dich nach rechts drehen", flüsterte ihm Klaso zu. "Es dauert nicht mehr lange und wir haben unser Ziel erreicht."
Sofort drehte er sich in besagte Richtung und robbte weiter hinter seinem Führer her, ohne ihn allerdings erkennen zu können. Dann stieß er völlig unverhofft gegen seinen Vordermann, weil dieser ohne etwas zu sagen, stehen geblieben war. Er wollte etwas fragen, doch im selben Moment vernahm er ein Schaben, als wenn wieder ein Stein bewegt würde. Dann drang ein kleiner, langsam größer werdender Lichtstrahl zu ihm durch.
"Ich bin es, Klaso", hörte er ihn rufen. "Ich bin nicht allein." Firah hörte ein leises Murmeln, was er aber nicht verstand