Der magische Adventskalender & Das Licht der Weihnacht. Manuel Neff

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Название Der magische Adventskalender & Das Licht der Weihnacht
Автор произведения Manuel Neff
Жанр Языкознание
Серия Der magische Adventskalender
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753189758



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Der Mann berührt eine der Vitrinen und Paolo glaubt, zu sehen wie diese im nächsten Moment total vereist. »Er war das«, denkt Paolo und muss an seinen zugefrorenen Adventskalender denken. »Etwas stimmt mit diesem Mann nicht«, vermutet Paolo instinktiv. »Hey, Sie da!«, ruft Paolo im nächsten Moment. Der Fremde blickt über die Schulter in Paolos Richtung. Er hat eisblaue, durchdringende Augen. Eine Sekunde lang schaut er Paolo direkt an und dann wendet er sich ab und biegt schnell in eine Regalreihe ein. Paolo fasst einen Entschluss und verfolgt den Mann, doch als Paolo um die Ecke biegt und in den Gang schaut, ist der Mann schon verschwunden. Auf dem Boden sieht er seine Fußabdrücke. Auf jedem Abdruck befindet sich eine dünne Schicht Eiskristalle. Genauso wie auf dem Spiegel im Badezimmer. Paolo nähert sich den Fußabdrücken und kann beobachten, wie diese bereits anfangen zu schmelzen. »Träume ich etwa?«, fragt er sich und kneift sich in die Wange. »Autsch!« Das ist der Beweis, dass er wach ist. »Lara, sieh dir das mal an!«, ruft er seine Schwester. Paolo erklärt ihr, was er beobachtet hat und zusammen untersuchen sie die Fußabdrücke. Jetzt sind nur noch Pfützen übrig. In der Zwischenzeit versuchen mehrere Angestellte, die zugefrorenen Vitrinen in der Tiefkühlabteilung zu öffnen. Doch es ist vergeblich.

      »Ich bin mir sicher, der Mann hat etwas mit den Tiefkühlvitrinen angestellt«, spekuliert Paolo. »Was, wenn er auch etwas über den zugefrorenen Adventskalender oder unseren Badezimmerspiegel weiß? Außerdem hat er mich so komisch angesehen. So als würde er mich wiedererkennen.«

      »Das ist weit hergeholt. Aber es wäre zumindest eine Spur, der wir nachgehen könnten«, überlegt Lara.

      »Sollen wir ihn verfolgen? Vielleicht weiß er ja wirklich etwas.«

      »Einverstanden.« Sie folgen den Pfützen am Boden bis zum Ausgang des Supermarktes. Dort verlieren sich die Spuren jedoch sehr schnell zwischen all den anderen Fußabdrücken im frischen Schnee.

      »Mist! Wir haben ihn verloren.«

      »Vielleicht aber auch nicht. Schau mal, ist er nicht das da drüben?«, fragt Lara aufgeregt und zeigt auf die andere Straßenseite. Dort biegt gerade ein Mann in eine Sackgasse ein, der genauso aussieht, wie der Mann, den Paolo beschrieben hat. Groß, weiße Haare, Bart und weißer Pelzmantel.

      »Irgendwie sieht er aus wie der Weihnachtsmann, nur die Kleidung passt nicht ganz«, meint Lara.

      »Hinterher!«

      Es ist nur so ein Gefühl, dem Paolo folgt. Würde er jetzt sein Schutzamulett und die Aufspürbrille haben, dann würde er sich auf jeden Fall sicherer fühlen. Als sie die andere Straßenseite erreichen und in die schmale Sackgasse einbiegen, ist diese jedoch vollkommen leer. Sie sehen Müllcontainer ein paar Fahrräder, ein Motorrad, aber keinen Mann.

      »Er hat sich in Luft aufgelöst.«

      »Hey, hier sind noch seine Spuren im Schnee«, sagt Paolo.

      Sie gehen auf die Knie und betrachten die Fußabdrücke. Es sind nur zwei verschiedene Spuren zu erkennen. Die eines Menschen und direkt daneben befinden sich große Tatzenabdrücke mit einem Hauptballen, fünf Zehenballen und fünf Krallen. Die Fußstapfen im Schnee sind wirklich groß.

      »Was sind das für Abdrücke?«

      »Vielleicht ein großer Hund«, vermutet Paolo.

      Sie folgen den beiden Spuren weiter in die Sackgasse hinein. Nach wenigen Metern, auf Höhe der Müllcontainer, enden die Fußabdrücke des Mannes und nur noch die Tatzenspuren bleiben übrig.

      »Die Abdrücke des Tieres sind hier tiefer als die da vorne«, stellt Paolo fest.

      »Ich habe eine Vermutung. Ab hier ist der Mann geritten. Deshalb die tieferen Spuren«, schätzt Lara.

      »Geritten? Auf einem Hund?«

      »Vielleicht war es ja gar kein Hund.«

      »Sondern?«

      »Keine Ahnung, etwas das groß genug ist, damit man darauf reiten kann.«

      Paolo kommt das Ganze immer mysteriöser vor. Trotzdem sind die beiden mutig und folgen der Fährte bis zu der Backsteinmauer am Ende der schmalen Straße. Die Abdrücke des Tieres enden direkt davor.

      »Wo sind sie hin?«

      »Vielleicht über die Mauer gesprungen«, überlegt Lara und legt ihren Kopf in den Nacken. »Die Mauer ist aber ziemlich hoch«, fügt sie hinzu.

      »Hey, was ist denn das für ein Licht?«, fragt Paolo, der für einen Moment ein schwaches Leuchten auf der Backsteinmauer gesehen hat. Es war ein Schimmern, das ihn an das magische Tor in seinem Adventskalender erinnert hat. Paolo geht noch einen Schritt nach vorne, um die Wand zu untersuchen. Das Leuchten ist verschwunden, doch Paolo kickt beim Vorwärtsgehen unabsichtlich mit seinem Fuß etwas weg. Eine kleine, durchsichtige Kugel rollt über den Schnee und bleibt vor Laras Füßen liegen.

      »Was ist das?«

      Die Geschwister schauen das seltsame runde Ding an.

      »Ist das etwa eine Schneekugel?«, flüstert Paolo, weil er in der durchsichtigen Kugel eine kleine Miniaturwelt erkennen kann. Es rieselt sogar Schnee, der durch das Rollen aufgewirbelt wurde.

      Lara will die Schneekugel aufheben, aber Paolo hält sie zurück.

      »Nicht! Wir haben doch keine Ahnung, was das ist! Vielleicht hat sie dieser seltsame Mann liegen gelassen.«

      »Das wäre ein Grund mehr, sie genauer unter die Lupe zu nehmen.«

      »Ich mach das«, sagt Paolo mutig und im nächsten Moment berührt er mit einem Finger die Schneekugel.

      »Ich glaube, sie ist aus Eis und nicht aus Glas, weil sie ziemlich kalt ist.«

      Paolo hebt die Kugel jetzt hoch und die beiden betrachten sie aus der Nähe.

      »Glaubst du wirklich, dass der Mann sie verloren hat?«, fragt Lara.

      »Oder absichtlich hier abgelegt?«, spekuliert Paolo.

      »Warum sollte er so etwas Schönes einfach liegen lassen?«

      »Keine Ahnung.«

      Sie blicken auf die kleine weiße Welt aus Schnee und Eis, die sich im Innern der Kugel befindet. Sie sehen winzige Schneeflocken die auf Berge, Wälder und Eiswüsten herabrieseln. Paolo sieht aber auch zugefrorene Seen, Hügel und dahinter eine Stadt. Hohe Mauern, Häuser und auf einer Anhöhe ein aufragender, weißer Turm. Alle Gebäude sehen so aus, als wären sie aus Eis und Schnee erbaut und alles sieht so echt aus. Es gibt so viele Einzelheiten zu entdecken. Noch nie hat Paolo eine so tolle Schneekugel gesehen. Die Motive der Schneekugeln, die man vor allem in der Adventszeit in den Geschäften kaufen kann, sind viel einfacher und bei weitem nicht so schön.

      »Da gibt es ja noch mehr zu sehen«, sagt Paolo erstaunt und schaut noch genauer hin. Er reibt sich über die Augen und dann sieht er die Eisstadt noch einmal viel näher, so als wäre die eisige Oberfläche der Kugel ein Vergrößerungsglas.

      Paolo ist sprachlos. Er kann jetzt Straßen erkennen und viele Leute in Pelzmänteln und Umhängen, die dort unten entlanggehen, aber auch andere Wesen. Eisbären, die durch die Gassen bummeln, Elche, die weiße Kutschen ziehen und Schneeeulen, die so groß sind wie Pferde und über die Dächer fliegen. Er sieht auch ein riesiges Gebäude, das wie eine Fußballarena aussieht.

      Plötzlich schweift sein Blick zu einer aufgewirbelten Schneewolke vor dem Stadttor. Ein großer Eisbär rennt auf die Stadt zu. Er ist die Ursache für die Schneewolke, da der Schnee durch sein schnelles Tempo hinter seinen Tatzen in die Luft fliegt. Auf dem Rücken des Bären reitet ein Mann. Plötzlich stoppen die Beiden direkt vor den Stadtmauern und dann dreht der Mann seinen Kopf und blickt nach oben. Er schaut direkt in Paolos Richtung, so als wüsste er, dass Paolo auf die Stadt hinunterblickt.

      Paolo bekommt eine Gänsehaut. Das ist der Mann aus dem Supermarkt! Der Mantel, die Haare, aber vor allem diese eisblauen, durchdringenden Augen - alles passt! Und wieder hat er so ein seltsames Gefühl, als wäre der Mann nur auf der Erde gewesen, um Paolo zu finden.

      Und