Название | Schwingungen und Wellen |
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Автор произведения | Henry Söllbach |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754124956 |
Dort beginne ich eine Schimpfkanonade: "Du Arschloch, Kameradenschwein."
Das Arschloch ließ er durchgehen aber das Kameradenschwein!?
"Was ist", sagte er, "suchst du Streit? Ich bin kein Kameradenschwein, merk dir das. Wollte dir nur sagen, dass der Zugführer dich sucht".
"Ich bleibe bei dem Schwein, das hättest du auch ohne diese hinterlistige Dusche machen können, so wie es unter Kameraden üblich ist", antworte ich mit lauter werdender Stimme.
In der Zwischenzeit gesellt sich eine Gruppe Neugieriger um uns Kontrahenten. Die Lautstärke und die erwähnte Langeweile sorgt dafür, dass schnell die ganze Werkstattmannschaft versammelt ist. Ein Schimpfwort ergibt das andere. Es entsteht ein weitverbreiteter Mechanismus, der am besten physikalisch zu erklären ist:
Zwischen den beiden Kontrahenten baut sich eine aggressive Welle auf, die ständig hin und her geworfen wird. Die umstehende Meute sorgt sozusagen als Stimulator für Verstärkung, in dem sie wechselseitig die Kampfpartner anfeuert: "Du bist doch nicht etwa ein Feigling .. lässt du dir das gefallen ...".
Nur, ich habe meinen Polarisator 3) auf Durchzug geschaltet, d.h. ich verkünde: "Meinetwegen bin ich ein Feigling, aber ich werde mich in keine Schlägerei einlassen. Kein Interesse, mach was du willst!"
Die Aggression stößt ins Leere. Natürlich war mir auch klar wie dieser Kampf ausgehen würde. Ich war völlig ungeübt. Das letzte Mal hatte ich mich auf dem Schulweg geschlägert, in der 4. Klasse, und das mangels Buben mit einem Mädchen. Mein Gegner war sicherlich besser in Übung.
Um die Meute nicht zu enttäuschen unternimmt er trotzdem einen Versuch, indem er mit einem Schritt vorwärts meine private Schutzsphäre überschreitet. Zudem stößt er mit seinem schmutzigen Finger auf meine Knopfleiste am Kampfanzug. Jetzt wird mir klar, als nächstes kommt eine Ohrfeige, irgendwann ist der K(r)ampf nicht mehr zu vermeiden. Unerwartet und schlagartig schalte ich auf Reflexion und verringere den Resonanzraum um einen Schritt in seine Richtung. Instinktiv weicht er zurück. Sofort stoße ich heftig gestikulierend nach. Er entfernt sich durch einen erneuten Schritt rückwärts aus der Nahdistanz, ballt die Fäuste und beginnt mit der Gegenoffensive. Nun ergibt sich eine Situation, die ich so sicherlich nicht hätte planen können, die sich aber als sehr günstig erwies. Durch dieses hin - und her und einer gleichzeitigen Drehung der Kampfachse liegt plötzlich ein DKW-Zweitaktmotor genau hinter meinem Gegner auf dem Boden. Dieser kann ihn nicht sehen, da er mit der Kontrolle meiner unerwarteten Reaktion voll auf beschäftigt ist. Ich ergreife die Gelegenheit und stürme noch einmal nach vorne. Ich weiß nicht, habe ich ihn berührt oder nicht, jedenfalls fällt er über dieses Hindernis auf den Boden. Er liegt nun auf dem Rücken, ich stehe über ihm und drohe, ihm die Schnauze zu polieren, wenn er ohne Eingeständnis der Niederlage aufstehen würde. In Wirklichkeit steht mir aber der Angstschweiß im Nacken. Der Kampf könnte eventuell doch noch, zu meinen Ungunsten, weitergehen. Mit einem Ausdruck des Erstaunens löste sich die Meute auf und auch ich gehe einfach wieder meiner Arbeit bzw. deren Vortäuschung nach, ohne auf eine Kapitulation zu warten. Die Sache war dann auch erledigt.
Die Zeitvergeudung, das uniforme Verhalten und das Aufgehen in der Masse hat mir von Anfang an widerstrebt. Aber es kommt noch schlimmer: Das Wacheschieben. Stundenlang mit dem Gewehr auf der Schulter immer dieselbe Strecke ablaufen oder gar am Tor stehen. Tödliche Langeweile!
Es wird einem eingetrichtert: " Wenn jemand unbefugt die Kaserne betritt, beispielsweise über den Zaun, so könnte das ein Terrorist sein. Dann hat der Soldat die Pflicht ohne nachzudenken folgende Anweisung durchzuführen: "Gegner anrufen, Warnschuss ,wenn er nicht reagiert, gezielter Schuss." Hinter vorgehaltener Hand wird einem auch gesagt, dass eine andere Reihenfolge möglich wäre, nur dürfe man das auf keinen Fall zugeben.
In der Schießausbildung wird trainiert auch richtig zu treffen. Man schießt aus 100 m Entfernung auf eine Zielscheibe. Auf der Zielscheibe ist aber ein Gesicht abgebildet! Mein Vater hatte mir als Kind erklärt, mit einer Waffe niemals auf Personen zu zielen, auch nicht zum Spaß. Also schieße ich regelmäßig vorbei. Zehn Schuss, kein Treffer auf der Scheibe, hat mir natürlich niemand abgenommen. Also gibt es Ärger. Daraufhin weigere ich mich überhaupt eine Waffe in die Hand zu nehmen. Ich will mein Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Dafür sei es zu spät sagt man mir und steckt mich in den Bau (Gefängnis). Apathisch sitze ich in der Zelle und lehne jegliches Essen ab. Nach drei Tagen bin ich ziemlich schwach und komme in den Sanitätsbereich. Meine Eltern besuchen mich. Ich sage ihnen klipp und klar, dass ich weiterhin auf Nahrung verzichten werde, bis man mich aus dem militärischen Bereich entlassen würde. Daraufhin schickt man mir einen Rechtsanwalt. Dieser hat die Begründung für eine Wehrdienstverweigerung schon fertig formuliert mitgebracht. Heimlich schiebt er sie mir zu und bittet mich diese durchzulesen und zu unterschreiben. Mir ist alles Wurst. Nur raus. Nach 4 Wochen und 15 kg leichter (65kg) bin ich draußen.
Dann kommt die mündliche Verhandlung. "Ein Volk das nicht bereit ist, sich gegen Feinde zu verteidigen ist dem Untergang geweiht", wird mir gesagt.
Da denke ich doch eher an die niedrige Geburtenrate eines Volkes als Ursache, sage aber: "Der Erste und Zweite Weltkrieg hatte trotz Verteidigung auf beiden Seiten große Verluste. Und die Verteidigung der Freiheit in Vietnam war wohl auch nicht so erfolgreich?"
Die Standardfrage: "Was würden Sie tun, wenn feindliche Soldaten ihr Haus stürmen und damit beginnen die Familie zu erschießen. Sie hätten ein Gewehr und könnten dies verhindern?"
Meine spontane Antwort: "Diesen doch sehr konstruierten Fall kann ich mir nicht vorstellen. Vermutlich wäre ich vor Schrecken und Angst so gelähmt, dass ich die Waffe gar nicht effektiv einsetzen könnte!"
Wie in einem Film, der mit Schnellvorlauf angesehen wird spielt sich in meinem Kopf folgend Situation ab: Ich komme dereinst wieder heim in das Paralleluniversum.
"Du hast versagt", wird man mir sagen, "du hast dich genau in die Handlungsweise drängen lassen, die das Hauptproblem dieser irdischen Dimension ist: Sie wollen Herr über Leben und Tod sein. Aber wer wann abgerufen wird bestimmen wir, auch wenn es den Irdischen meist als Zufall erscheint."
Ich komme nicht mehr dazu den Streifen in Originalgeschwindigkeit zu wiederholen, denn das hohe Gericht zieht sich zur Beratung zurück.
Eine viertel Stunde später das Urteil: "Ganz überzeugend und widerspruchsfrei war ihre Vorstellung nicht, aber "im Zweifel für den Angeklagten", sie sind als Wehrdienstverweigerer anerkannt."
Ersatzdienst lohnt sich nicht mehr. Man einigt sich auf 20 Wochenende Sozialdienst nach Wahl. Kommt mir schon auch deshalb entgegen, da ich mich dann noch rechtzeitig für das Wintersemester an der Universität Duisburg-Essen bewerben kann.
7. Studium
Ich habe Physik gewählt, da ich ungern Fakten lerne, schon gar keine Sprachen, bei denen viele Regeln unlogisch (Sonderfälle) sind. In der Oberstufe war ich in Physik allerdings eher ein durchschnittlicher Schüler.
Jetzt in den Vorlesungen wird die Physik grundlegend erklärt. Durch die parallel dazu gelehrten mathematischen Formulierungen und Verfahren können die Strukturen in der Physik noch kürzer gefasst werden, als in der Oberstufe. Parallelen zwischen den einzelne Teilgebieten werden noch besser herausgearbeitet. Die Vorlesung in Experimentalphysik ist so interessant gestaltet, dass ich keine Veranstaltung versäume. Der Professor erläutert die Zusammenhänge und mathematischen Strukturen an Tafel und Overhead-Leinwand, während sein Assistent eindrucksvolle Versuche fährt. Die Vorlesung läuft wie in einem Film ab. Dazu gibt es ein perfektes Manuskript,