Stille Tage in Paris. Monica Armstrong

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Название Stille Tage in Paris
Автор произведения Monica Armstrong
Жанр Языкознание
Серия Die kleine Amerikanerin
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753195896



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wir das Herz des Kinos, die Vorführsäle. 9 digitale Projektoren und 4 Projektoren für die 35-mm-Filme stehen in dem Multiplexkino der französischen Kinokette MK2 zur Verfügung. Natürlich wird mir alles gezeigt. La Fille et le Garçon sind erfreut über meine technischen Kenntnisse, was die Kinovorführung betrifft.

      „Vorführer sind in Paris Mangelware“, sagt la Fille.

      „Wenn du einen Job in einem Kino suchst, bist du bei uns richtig“, sagt le Garçon.

      „Am besten bleibst du gleich bei MK2, dann sind wir oft gemeinsam im Dienst“, sagt la Fille, die hier das Kommando übernommen hat, obwohl sie jünger als le Garçon zu sein scheint. Doch ich lehne ab, ich bin nicht nach Paris gekommen, um Filme zu zeigen, sondern um Filme zu machen, auch wenn es (noch) nicht meine sein werden.

      Ich verabschiede mich weit nach Mitternacht von dem französischen Filmvorführerduo, das mir noch einen Gutschein für einen Club im Viertel gibt.

      Ich erreiche die Seine, der Fluss ist ruhig, ich denke an den Film mit Agnès Varda, die in ihrem Boot auf der Seine segelt. Eines Tages werde auch ich auf der Seine segeln, aber heute ist mein erster Tag in Paris, an dem schon sehr viel passiert ist. Ich hatte sehr guten Sex mit Duane, und ich war im Kino.

      Paris, ich bin hier! Paris, die verbotene Stadt, gehört mir.

      2. Dimanche à Paris

      7 Uhr früh. Sonntag, 7 Uhr früh. Das téléphone portable gibt in der putain Paris keine Ruhe. Mein Dad aus LA ist dran und gibt mir neue Instruktionen, was seiner Meinung nach für meine erste Woche in Paris entscheidend sein könnte.

      Fichu! Mein Vater hat um 10 p.m. West-Coast-Zeit nichts Besseres zu tun, als sich über mein Tun und Lassen in der verbotenen Stadt Paris am Laufenden zu halten; natürlich stehen die geschäftlichen Belange im Vordergrund der väterlichen Ermahnung.

      „Also, die ersten beiden US-Crews sind kein Problem, alles Second Units, die die üblichen Sehenswürdigkeiten in Paris filmen wollen. Wir haben dafür ein Abo, Duane wird dich informieren. Wichtig ist, dass du die Meute vom Flughafen abholst und ins Hotel bringst. Du buchst die Taxis, denn Amis stellen sich total doof im Ausland an und suchen überall Schlechtpunkte, um den Preis später runterreißen zu können. Zieh dich einfach sexy an, mehr Figur, Overknees, auf den Trick fallen die Amis immer rein, alles klar, Babe?“

      „Dad, ist dir klar, was du da sagst?“

      „Very well. Wieso nicht? Wage es nicht zu behaupten, dass du keine Overknees hast, Babe?“

      „Kommt dir das nicht zu nuttig vor?“

      „Zu nuttig?“

      „Total nuttig, Dad.“

      „Ach was, wer wird denn so zimperlich sein, Sweety, du kochst die Amis richtig ein, das hat in diesem spießigen Österreich auch geklappt, wieso sollte es bei den Amis nicht klappen? Viel Spaß mit den Jungs aus New York City oder was weiß ich, woher die Crews kommen. Hauptsache, sie zahlen“, sagt Dad.

      „Oh my God.“

      „Was?“, fragt Dad.

      Aber ich sage nichts mehr. Dad geht es nur ums Geld, und da sind Gegenargumente sinnlos.

      „Ein ganz heißes Eisen sind die Dreharbeiten, die Alberto aus Rom mir aufgeschwatzt hat. Ich mache es nur, weil er ein alter Freund von meinem Dad, also deinem Grandpa, also des Verrückten ist, und da konnte ich einfach nicht nein sagen, obwohl das ganz gegen die Firmenphilosophie der Neuen West-Film ist. West-Film macht nur noch Serien. Okay, Dad glaubt, den richtigen Riecher zu haben, und sagt, dass das Projekt auch finanziell interessant werden könnte und das Budget, mit dem wir, also West-Film USA, mitgehen, moderat ist. Achtung: Der Regisseur dieses Films, mit dem an sich guten Arbeitstitel Stille Tage in Paris, ist ein junger italienischer Irrer, der bisher nur durch unverkäufliche Ware negativ aufgefallen ist, Fernsehware und Totalflops an der Kinokasse, aber die Idioten in Italien starten ja alles in ihren Kinos. Gut, der letzte Film des Regisseurs – wie heißt der Mann gleich, ich glaube Salvatore – hat doch ein bisschen was eingespielt, es soll sich um einen Spionagethriller mit guter Besetzung aus Frankreich handeln, sieh dir den Film an, sobald du Gelegenheit dazu hast, der Film heißt Der Irrtum, außerdem ist dieser Salvatore ein Ultralinker, wie alle aus Italien. Kannst du mir folgen, Babe?“, unterbricht Dad künstlich seinen Redeschwall, der natürlich schon wieder seine Kröten stiften gehen sieht.

      Ich bejahe artig, dass ich auf seiner Linie bin.

      „Sehr gut, du bist ein schlaues Mädchen. Also, dieser Salvatore und Alberto sind beide wählerisch. Soweit ich weiß, gibt es Casting-Probleme, die beiden Italiener sind hinter einem US-Star her, Gerüchten zufolge handelt es sich um Terry Malloy, wenn der ins Spiel kommt, rufst du mich sofort zu jeder Tages- und Nachtzeit in LA an, denn der Hund ist unberechenbar, außerdem ist der Kerl auch wählerisch, wer mit ihm spielt, obwohl er, was seine Karriere betrifft, völlig abgemeldet ist. Die weibliche Hauptrolle soll eine Französin übernehmen, aber die bevorzugte Dame ist schwanger. Well, das kommt vor, sonst wäre die Menschheit längst ausgestorben. Okay, es muss noch eine Lady in Paris gecastet werden, da aber alle wichtigen Entscheidungsträger an diesem Projekt wählerisch sind, sind Probleme vorprogrammiert, das kommt erschwerend hinzu, das darfst du auf keinen Fall unterschätzen, Babe, nur lass dich um Himmels willen nicht von den Italienern einkochen, denn sie sind alle Hurenböcke, denen geht es nur um Sex, um Sex mit dir, meine Schöne, und das wollen wir nun wirklich nicht. Bisher alles klar, Sweety?“

      „Ja, Dad“, sage ich genervt. Es ist 7 Uhr morgens, und Dad spricht nur von Sex.

      „Also, der linke italienische Hurenbock soll drehen, mit wem er will, und vögeln, mit wem er will, aber du bleibst standhaft hinter der Kamera und unterstützt nur die Herstellungsleitung. Bei Problemen, vor allem wenn die Italiener streiken oder Geld verschwenden, rufst du mich sofort an!“ Dad nervt weiter, Zeitzonen interessieren ihn nicht. Ich soll unbedingt pünktlich zu Mittwochmittag am Flughafen Charles de Gaulle sein und die Amis abholen, am besten wäre es, wenn ich einen Kleinbus mit Fahrer miete, damit ja nichts aus dem Ruder läuft.

      „Gib ihnen ein paar Stunden, damit sie den Jetlag ausschlafen können, und dann macht ihr sofort die Location Tour, je schneller die abgedreht haben, desto besser auch für dich, die Jungs aus NYC sind hinter jedem Rock her, das ist bekannt, und du bist ein echtes It-Girl, auf so eine wie dich sind die Kerle aus der Stadt des Lasters ganz besonders scharf“, sagt Dad.

      „Dad!“, unterbreche ich meinen Vater unwirsch.

      „Was ist, Babe? Brauchst du was?“, fragt Dad, so als wäre es das Normalste der Welt, seine Tochter als Nutte zu betrachten.

      Mom loggt sich in das WhatsApp-Gespräch ein. „Ist schon gut, Babe, Dad hat nur viel um die Ohren und meint es nur gut mit dir und dem Geschäft“, sagt Mom.

      „Mom, Dad behandelt mich wie eine Nutte!“, protestiere ich.

      „Babe, du bist soeben erst aus dem gemütlichen Kärnten in eine echte Großstadt gekommen. Paris ist eine Stadt für Verliebte, und du bist ein 23-jähriges Mädchen, das allein in Paris ist“, versucht Mom mich zu beruhigen. Wenn sie wüsste, dass ich gestern mit Duane zum Einstand Sex gehabt habe!

      Ich wette einen Dime, dass Mom in Schreikrämpfe ausbrechen würde. Steigerungsformen von „Du steigst sofort ins nächste Flugzeug und ab nach Hause“ bis „Bleib, wo du bist, die CIA holt dich aus diesem Sündenpfuhl heraus“ sind ohne Weiteres möglich, aber ich halte lieber den Mund, und Mom fragt erst gar nicht, woran sie natürlich denkt.

      Ein junges Mädchen in Paris kann unmöglich eine Unberührte bleiben, die ich ja längst nicht mehr bin, so viel habe ich in Kärnten gevögelt, und als Teenager habe ich in LA emsig süße Jungs verführt.

      Ich bringe also eine gewisse Praxis in die Stadt des Lasters mit, was mir unter den Filmleuten sicher weiterhelfen kann.

      Mom schickt Dad ins Bett, weil sie glaubt, dass es höchste Zeit für ihn ist und dass er wenigstens am Sonntag