Magistrale. Robert Lang

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Название Magistrale
Автор произведения Robert Lang
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753182247



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      Robert Lang

      Magistrale

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Siebtes Kapitel

       Achtes Kapitel

       Neuntes Kapitel

       Zehntes Kapitel

       Elftes Kapitel

       Zwölftes Kapitel

       Dreizehntes Kapitel

       Epilog

       Impressum neobooks

      Erstes Kapitel

       Robert Lang

       Magistrale

       Roman

       Atomanlage Majak, Region Tscheljabinsk, Russland

      Die beiden Männer schauten zu, wie das letzte der neun Fässer auf den Lastwagen gerollt wurde. Die Etiketten auf diesen Fässern versicherten in russischer und englischer Sprache, dass sie verbrauchtes Getriebeöl für Großanlagen enthielten, was früher auch tatsächlich der Fall gewesen war.

      Die riesige Halle war grell ausgeleuchtet, durch das haushohe, halbgeöffnete Schiebetor sah man das Schneetreiben draußen auf dem Werksgelände. Es ging auf Mitternacht zu, niemand arbeitete mehr um diese späte Stunde, mit Ausnahme der zwei Männer an der Rampe, die mit dem Beladen beschäftigt waren. Auch sie durften bald nach Hause gehen und dann würde für einige Stunden Ruhe einkehren, bis die Frühschicht eintraf.

      Die Fahrt konnte wegen des Wetters unangenehm werden, auch wenn sie kurz war. So spät abends war kein Räumdienst mehr unterwegs. Aber der Fahrer war ein alter Hase und an solche Bedingungen gewöhnt; sein Laster hatte Allradantrieb und man hatte sicherheitshalber Schneeketten aufgezogen.

      Einer der Arbeiter spannte einen breiten Gurt quer über die Ladefläche und zurrte ihn so fest, dass die Fässer weder umfallen noch verrutschen konnten. Dann sprang er hinab und drückte einen Knopf an der Seitenwand des Fahrzeuges, worauf sich die hydraulisch betriebene Heckklappe beinahe geräuschlos schloss.

      Der Direktor sah seinen Geschäftspartner an. „Sie wissen hoffentlich, wie Sie mit dem Material umzugehen haben. Ich muss gestehen, dass der größte Teil der Informationen, die mir unsere Chemiker gegeben haben, für mich völlig unverständlich war. Ich bin kein Mann der Wissenschaft, sondern nur ein verknöcherter alter Bürokrat. Mit Isotopen, Halbwertszeiten, Spontanentzündung oder Gammastrahlung kann ich nichts anfangen. Man hat mir nur gesagt, dass dieses Plutonium nicht hoch genug angereichert ist für den Bau von Atomwaffen – aber auch darüber weiß ich im Grunde nur wenig.“

      „Das müssen Sie auch nicht, Direktor, ebenso wenig wie ich. Ich verlasse mich auf Ihre und natürlich auch auf meine Spezialisten. Mir reicht die Zusicherung aus, dass der drei- oder vierwöchige Transport dieser Röhren technisch kein größeres Problem darstellt. Das genügt mir.“

      „Nun ja, wir hatten ja bereits darüber gesprochen, dass der Umgang mit diesen Stoffen ein gewisses Risiko birgt. Wir konnten wegen des Gewichts der Röhren, das ein limitierender Faktor ist, eine Bleihülle mit einer Stärke von nur fünf oder sechs Millimetern benutzen. Diese wiederum ist verstärkt mit einer Außenhaut aus anderthalb Zentimeter leichten Aluminiums, das aber kaum Schutz vor der austretenden Strahlung…“

      „Sie wiederholen sich, mein Freund. Ich habe Vorkehrungen getroffen, was das angeht. Und ich denke, jetzt fehlt mir nur noch das Polonium“, sagte der kleinere der beiden Männer, die das Treiben beobachtet hatten. Der Angesprochene griff in seine Manteltasche und holte ein Röhrchen mit einer pulvrigen, mattsilbern glänzenden Substanz hervor.

      „Dreißig Gramm, wie besprochen. Wir produzieren es gar nicht mehr - das glaubt zumindest der Rest der zivilisierten Welt. Wenn man mich erwischen sollte, dann wegen dieser paar Gramm, deren Fehlen auffallen wird, weil der Stoff so selten ist. Weltweit werden kaum hundert Gramm pro Jahr hergestellt. Von dem Zeug in den Fässern habe ich so viel, dass der Schwund wahrscheinlich erst bei der nächsten Inventur auffallen wird – und die ist Ende Juni.

      Sie sollten das Polonium bald verwenden, meine Chemiker haben mir gesagt, dass es eine Halbwertszeit von nur viereinhalb Monaten hat.“

      Kuljamin schauderte, als er daran dachte, dass man mit diesem nicht einmal halbvollen Röhrchen Polonium dieses Isotops eine mittelgroße Stadt vergiften konnte, wenn man es nur richtig anstellte; und dass dies auch wahrscheinlich geschehen würde, wenn es nach dem Willen seines Kunden ging.

      „Achten Sie darauf, dass es bis zu seiner Anwendung gut verschlossen bleibt, es ist absolut tödlich, wenn es in Ihren Körper gelangt. Ein Bruchteil eines Milligramms genügt, hat man mir gesagt.“

      Der Käufer nahm das Röhrchen entgegen und steckte es behutsam ein. Es hatte ihn drei Millionen Dollar gekostet, für das gesamte andere Gift, das sich in den Röhren befand, waren weiterer neun Millionen fällig gewesen.

      „Ich werde es schon bald an meinen Kurier weiterreichen und hoffe, dass es in der kurzen Zeit bis zu seinem Gebrauch keinen Schaden anrichtet. Sie haben mir das zugesichert, mein Freund.“

      Es behagte dem Direktor nicht, wenn ihn der Ausländer ständig als Freund bezeichnete. Bei seiner ersten Kontaktaufnahme vor sechs Wochen hatte er sich als gebürtiger Libanese mit kanadischem Pass vorgestellt. Das konnte die Wahrheit sein oder auch nicht, im Prinzip machte es keinen Unterschied, solange das Geld wie versprochen floss.

      Sein Geschäftspartner besaß einen olivfarbenen Teint und war bis auf einen kleinen Oberlippenbart glatt rasiert. Er besaß eine äußerst gepflegte Erscheinung, trug einen braunen Kaschmirmantel über einem hellgrauen Zweireiher, der in London, Rom oder Paris ein kleines Vermögen gekostet haben musste. Seine teuren Schuhe waren jetzt schmutzig vom Schneematsch und seine Fellmütze aus kostbarem Zobel trug er mit heruntergeklapptem Ohrenschutz, was in Russland bei den vergleichsweise milden Temperaturen als unmännlich galt; Kuljamin ließ es unkommentiert.