Verräter an Bord. Johannes Anders

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Название Verräter an Bord
Автор произведения Johannes Anders
Жанр Языкознание
Серия Sternenlicht
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754179918



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Ortungspunkt auf der Astroscheibe auf: Es war die REVENGE. Mari Ried! Für eine Sekunde schöpfte Queen Anne Hoffnung. Aber auch die drei stärksten Schiffe der Piraten wurden nacheinander zusammengeschossen. Als letzte explodierte die LIBERTY in einem großen Feuerball.

      Die REVENGE drehte ab.

      Die Angreifer machten danach nicht halt. Sie durchquerten den inneren Zirkel und kamen direkt auf die BACHELOR´S DELIGHT zu.

      „Wir müssen abhauen!“, schrie Cooper erschrocken.

      „Unser Antrieb ist noch nicht fertig!“ Henrik tippte auf seinen Armcomputer. „Izzy, was ist nun mit dem Werfer?“

      „Gerade angeschlossen, aber ohne Garantie.“

      „Fertig machen! Volle Energie!“

      „Bist du verrückt, wir haben ihn noch nicht getestet! Das Ding kann uns um die Ohren fliegen, wenn du gleich volle Energie gibst!“

      „Müssen wir riskieren. Sonst fliegt uns gleich noch viel mehr um die Ohren!“

      „Das bringt doch nichts!“, versuchte Queen Anne ihn zu stoppen. „Du kannst mit einem einzigen mickrigen Werfer keinen Gegner besiegen, der die LIBERTY plattgemacht hat. Lass uns lieber mit den Pick-ups und dem Shuttle abhauen!“

      „Und wohin? Zu den Rattenfressern in der Bergungszone? Oder in den Leerraum? Wie weit kommst du mit den Pick-ups im Leerraum? Ich will lieber in Würde sterben, hier auf der schönen BACHELOR´S DELIGHT!“

      Und dabei von den 60 Sklavinnen träumen, dachte Queen Anne. Viel Spaß und einen süßen Tod!

      Sie verließ die Brücke und sprintete zum Shuttle. Aber einige Flüchtlinge waren in Panik geraten und starteten schon, ohne auf die anderen zu warten. Die zu spät gekommenen krallten sich an der geschlossenen Tür fest und rutschten ab, als das Shuttle startete. Anne machte kehrt und rannte zu ihrem Speedster. Sekunden nach ihr saß auch Cooper auf. Die beiden Frauen nickten sich zu und zogen ihr Helmvisier herunter. Kaum hatten sie den Hangar verlassen, begann der Werfer der BACHELOR zu feuern. Immerhin flog er Henrik nicht gleich um die Ohren. Er feuerte aber nicht lange, denn kurz darauf explodierte die BACHELOR hinter Queen Anne. Brennende Wrackteile überholten sie, trafen sie aber glücklicherweise nicht.

      Vor ihnen floh das Shuttle in Richtung Bergungszone. Plötzlich wurde es von einem Energiestrahl getroffen und flog auseinander. Anne schlug einen Haken, um nicht von Trümmern erwischt zu werden, und erreichte die Bergungszone. Aber die grausamen Verfolger machten nicht Halt und folgten. Die sechs Alienschiffe pulverisierten alles, was ihnen vor die Flinte kam. Schon sah Anne den äußeren Rand der Bergungszone auf sich zukommen und schoss in den Leerraum hinaus. Sie drehte sich um. Würde der Feind ihr folgen?

      Nein. Die Oktaeder des Grauens kamen nicht hinterher. Sie hatten angehalten.

      Queen Anne und Cooper Derdrake flogen nicht weiter in den Leerraum hinaus, es hätte auch keinerlei Sinn gehabt. Der Speedster hatte keinen Überlichtantrieb. Da draußen wartete nur der Tod durch Ersticken, sobald der Sauerstoff ausging.

      *

      „Wir müssen noch mal über Cosmo reden“, verlangte Chazz.

      Ira ahnte, worauf er hinauswollte, und reagierte nicht.

      Chazz ließ sich nicht beirren. „Ich weiß ja, wie sehr Cosmo dir am Herzen liegt“, fuhr er fort.

      Konnte man das Thema wegschweigen?

      „Und ich weiß auch, dass du nicht darüber reden möchtest. Aber Cosmo hat schon seit zwei Wochen nichts mehr gefunden.“

      „Wenn er nichts findet, gibt es nichts. Und wenn es hier nichts gibt, müssen wir eben auf ein anderes Schiff übersetzen“, brach es aus ihr heraus.

      „Dieses ist das einzige Schiff mit Schwerkraft und Luft. Du weißt, dass in den anderen Wracks nicht mal Ratten überlebt haben.“

      „Mag sein, aber das bedeutet nicht, dass es keine Vorräte gibt.“

      „Du träumst. Wir sind schon fast überall gewesen und haben nicht das Geringste gefunden.“

      Ira schwieg.

      „Sieh dir Sticks an“, forderte Chazz sie auf.

      Unwillig wandte sie den Blick zur Seite. Sticks zappelte wie verrückt mit Armen und Beinen. Der Entzug machte ihn völlig fertig. Hörte das denn niemals auf? Irgendwann musste sein Körper sich doch normalisieren!

      „Er war ja schon früher nur Haut und Knochen, aber jetzt sieht er aus wie ein Gespenst. Was glaubst du, wie lange er durchhält?“

      „Sticks schafft das noch.“

      „Sieh den Tatsachen ins Auge, Ira! Wir haben alles versucht, und jetzt ist Cosmo eben dran. Es geht nicht anders.“ Er hörte auf, an dem Spieß zu schnitzen, den er aus einem Kochlöffel gefertigt hatte.“

      „Cosmo ist überhaupt nicht dran. Wenn es nicht anders geht, dann lass uns in Würde verhungern, statt zu Kannibalen zu werden!“

      „Kannibalen? Übertreibst du nicht etwas? Cosmo ist eine Ratte. Und er wäre nicht die erste, die wir gegessen haben.“

      Der kleine Cosmo streckte nichtsahnend die Nase aus dem kleinen Rucksack, den Ira für ihn genäht hatte, und witterte.

      „Die du gegessen hast! Ich würde niemals Ratten essen! Cosmo gehört zum Team, habt ihr das vergessen? Einer für alle, alle für einen! Er hat oft genug Lebensmittel für uns gefunden, als es noch welche gab.“

      „Ach, verdammt!“ Chazz fuhr mit der Hand durch die Luft, als wollte er Iras Argument weit wegwerfen.

      „Und wenn du Cosmo gegessen hast, wer ist als nächster dran? Sticks oder ich?“ Sie warf einen Blick auf Sticks, an dem man kein Gramm Fleisch mehr ausmachen konnte. „Also ich dann wohl. Sieht so dein Plan für unsere Zukunft aus?“

      Chazz schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Aber was sollen wir sonst tun?“

      „Warten. Wir warten so lange, bis Mari Ried uns abholt. Sie wird kommen. Ich bin ganz sicher.“

      *

      Queen Anne beobachtete die schwarzen Oktaeder auf der kleinen Astroscheibe am Lenker des Speedsters. „Verdammter Mist!“, flüsterte sie. „In den Leerraum können wir nicht und zurück zur Flotte auch nicht, solange die dort lauern.“

      Nach einigen Stunden tranken sie etwas Wasser aus dem Notvorrat ihrer Raumanzüge.

      „Wie lange reicht das Wasser noch?“, fragte Cooper.

      „Ich mag gar nicht daran denken“, antwortete Queen Anne. Wahrscheinlich hatte sie ihr Glück nun aufgebraucht. Erst der Notpack, dann der Speedster, mehr konnte man von einem Tag nicht erwarten.

      Aber auch der nächste Tag war ihr wohlgesonnen. Kurz nachdem sie aus einem unruhigen Schlaf aufgewacht war, kam Bewegung in die Linie des Feindes. Die Oktaeder zogen ab.

      Queen Anne startete den Speedster. Langsam und vorsichtig flogen sie zurück zur Bergungszone.

      „Siehst du sie noch?“, fragte Cooper.

      „Nein, die Sensoren zeigen nichts mehr an. Sie sind wirklich weg. Und da … das ist wirklich komisch!“

      „Lass mich nicht dumm sterben!“

      „Sie haben fünf Wracks verschont! Warum nur? Welche Logik verbirgt sich dahinter, dass sie fast die gesamte Flotte pulverisieren und ausgerechnet diese fünf Wracks stehen lassen?

      „Vielleicht ist das so etwas wie ein Anstandshäppchen, wenn man seinen Teller nicht leer isst?“

      Queen Anne lachte bitter.

      Sie landeten auf dem ersten Wrack und verschafften sich Zutritt.

      „Schwerkraft gibt‘s noch, aber die Luft ist raus. Wahrscheinlich ist irgendwo ein Leck. Immerhin werden Lebensmittel im Vakuum nicht