Veyron Swift und die Allianz der Verlorenen. Tobias Fischer

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Название Veyron Swift und die Allianz der Verlorenen
Автор произведения Tobias Fischer
Жанр Языкознание
Серия Veyron Swift
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738058499



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sagte er und versuchte, seinen Ärger beiseitezuschieben. Sei wie Veyron, dachte er, konzentriere dich auf das Problem und nicht auf die Emotionen. Löse das Problem, Tom Packard, löse das Problem.

      »Konntest du was herausfinden? Hat jemand gesagt, wo sich Ernie befindet?«, wollte er von Vanessa wissen.

      Sie schniefte zweimal, ehe sie antwortete. »Er ist nicht hier. Lucius sagte, dass Ernie schon seit gestern ›drüben‹ ist. Ich hab keine Ahnung, was er damit meint.«

      »Wer ist Lucius?«, fragte Tom.

      Vanessa begann zu lächeln. »Der andere Typ von der Schwarzen Horde, der vor der Tür.«

      »Dieser schmuddelige Kerl?«

      »Genau. Ich glaub, er steht auf mich.«

      Tom seufzte. Vanessa war ohne jeden Zweifel sehr attraktiv. Selbst mit den schwarz gefärbten Haaren sah sie umwerfend gut aus, und die engen, schwarzen Klamotten brachten ihre weichen Rundungen verführerisch zur Geltung. Ihm wurde warm ums Herz, und sein Puls beschleunigte sich, als er sich dieser Tatsache bewusst wurde. Sofort kämpfte er dieses Gefühl nieder. Nicht vergessen: Vanessa ist ein durchtriebenes Miststück. Sie hat dich damals betrogen! Sie war mit Stevie Rodgers im Bett, dem größten Arsch der Schule, ermahnte er sich.

      »Ihre Mannschaft scheint zwar tadellos ausgebildet«, riss ihn Wimilles Stimme im rechten Moment aus den Gedanken. »Leider erkenne ich deutliche Mängel bei ihrem Kommandanten.«

      »Wie meinen Sie das?«, fragte die Stimme Reumanns nervös.

      »Es gibt einen guten Grund, warum mich der Erste Offizier empfangen hat. Sie waren unpässlich, Captain. Aufgrund Ihres anhaltenden Drogenkonsums.«

      »Woher … wie können Sie das wissen?«

      »Das MCD weiß alles, Captain. Sie haben sich erst vor Kurzem das Hemd in die Hose gestopft und sich eiligst die Hände gewaschen. Allerdings nicht wegen eines Toilettenganges. Ihre Fingerspitzen sind verfärbt. Wenn ich die Art der Verfärbung richtig deute, kommt es vom Drehen bestimmter Zigaretten. Marihuana, wenn ich mich nicht sehr täusche. Bitte erklären Sie mir, wie ein drogensüchtiger Kommandant ein Schiff wie die Zaltic Asp führen will, falls es zu Schwierigkeiten kommen sollte?«

      Tom drückte sich das Mikro fester gegen den Knochen hinter dem Ohr. Die folgenden Worte des Captains konnte er nicht verstehen. Dafür aber die Reaktion Wimilles umso besser.

      »Wenn Sie meinen, es hilft Ihnen, vom Thema abzulenken, dann nur zu. Aber weil wir gerade dabei sind: Kennen Sie das Verfahren, wie Rekruten auf die andere Seite zu schicken sind?«

      »Selbstverständlich. Es ist nicht das erste Mal, dass wir den Apparat benutzen, Direktor Swift. Wir haben in den letzten sieben Jahren viele zehntausend Tonnen Güter von hier nach drüben verbracht. Im Transport zwischen den Welten sind wir inzwischen wahre Meister«, entgegnete der Captain mit neu gewonnenem Selbstbewusstsein.

      »Dann bestehe ich auf einer Demonstration«, sagte Wimille und fügte nach einem kurzen Moment noch ein »Auf der Stelle« an.

      Es folgte eine Reihe von elektronisch klingenden Geräuschen und verschiedene Rufe, welche wohl mit dem Auslaufbefehl für das Schiff zu tun hatten.

      Tom sog scharf die Luft ein. Was hatte Wimille denn jetzt vor? Das war doch überhaupt nicht der Plan gewesen! Sie wollten eigentlich von Bord verschwinden, bevor die Zaltic Asp auslief. Andererseits befand sich ihr Zielobjekt, Ernie Fraud, gar nicht mehr an Bord, dafür aber Vanessa! Sie mussten runter von diesem Schiff, und zwar sofort. Toms Befürchtung, dass Wimille in seiner Rolle als ›Direktor Swift‹ allzu sehr aufgehen würde, schien sich zu bestätigen. Der ganze Plan war in Gefahr; im Grunde war er schon gescheitert. Ganz ruhig bleiben, entschied er. Was könnte Wimille vorhaben? War es möglich, dass er …

      »Vanessa, du musst jetzt sehr stark sein«, sagte er zu dem wieder leise schniefenden Mädchen und fasste sie behutsam an der Schulter.

      Sofort stieß sie seine Hand fort. »Lass das! Ich bin keine zwölf mehr, okay? Sag mir, was los ist«, blaffte sie giftig.

      Er kam nicht mehr dazu, ihr eine Antwort zu geben. Die Tür öffnete sich. Lucius Schmuddel stand mit zwei bewaffneten Wächtern draußen im Korridor.

      »Ihr zwei, mitkommen«, herrschte er sie an.

      Tom stand auf und wartete, bis Vanessa seinem Beispiel folgte. Gemeinsam schlossen sie zu den Männern auf. Schmuddel nickte in Richtung Korridor. »Da lang!«

      »Was habt ihr vor?«, fragte Vanessa verwirrt.

      Tom glaubte beinahe zu spüren, wie schnell ihr Herz raste. Beruhigend umfasste er ihre Hand und fühlte dabei ihren Puls. Oh ja, sie explodierte beinahe vor Aufregung.

      »Siehst’ dann schon«, maulte Schmierius. Er stieß Tom grob in den Rücken. Ganz klar, der Kerl mochte ihn nicht.

      »Tom, was passiert hier?«, wollte Vanessa von ihm wissen.

      Schmuddel warf Tom einen neugierigen Blick zu. »Heißt du nicht Henry, du Scheißer? Henry Fowler?«

      Autsch, dachte Tom und schlug sich gedanklich mit der flachen Hand gegen den Kopf. Er hatte vergessen, Vanessa in seine Rolle einzuweihen. Wie blöd kann man sein?, schalt er sich selbst. Vielleicht ließ sich die Situation noch retten.

      »Stimmt schon. Aber Tom ist mein Spitzname. So nennen mich alle meine Freunde.«

      »Ihr kennt euch?«

      »Klar. Und Ernie Fraud ebenfalls. Drum sind wir hier. Ist doch logisch, oder?«

      Lucius schien sich damit zufriedenzugeben. Den beiden Wachen war es sowieso egal. Sie führten Vanessa und Tom die Treppen hinunter, vorbei an weiteren Korridoren, immer tiefer in die Eingeweide der Zaltic Asp.

      Unterdessen holte Drecksack ein Smartphone aus seiner Hosentasche und tippte darauf herum. »Henry Chester Fowler, geboren 1975«, las er nach einem Augenblick vor.

      Tom hielt die Luft an. Die Wachen und Vanessa gingen weiter. Lucius Schmuddel blieb dagegen stehen. »Hä? Werd’ ich hier verarscht?«

      Ich muss schnell sein, durchfuhr es Toms, sehr schnell sogar. Wie ein Blitz rammte er dem Sicherheitsmann zu seiner Rechten den Ellenbogen in die Magengrube – so fest er konnte. Mit einem Würgen ging der Mann in die Knie, nur um sofort seine Nase mit Toms Faust bekannt zu machen. Es knackte vernehmlich, und dann plumpste der Kerl wie ein nasser Sack zu Boden. Im nächsten Augenblick sprang Tom dem anderen Wächter auf die Füße, trat ihm gegen das Schienbein und brachte den Mann ins Stolpern. Er nutzte die Wucht des Wächters, um ihn Kopf voraus gegen die stählerne Korridorwand zu rammen. Keuchend rutschte der ZTC-Wächter zu Boden. Nun griff Schmierius an, der sich endlich von seiner Verblüffung erholt hatte, und stürzte mit einem wilden Brüllen vorwärts.

      Seinem ungepflegten Äußeren hätte man es gar nicht zugetraut, aber Tom erkannte sofort, dass dieser Kerl der gefährlichste Gegner von den dreien war. Lucius Schmuddel war ein Kämpfer der Schwarzen Horde. Schnell packte Tom den einen Wächter, der sich eben wieder aufrappelte, und stieß ihn Schmuddel entgegen.

      Schrate, Kobolde, Piraten; Tom hatte schon gegen allerhand üble Mistkerle gekämpft. Jedes Mal war es um Leben und Tod gegangen. Er wusste inzwischen nur zu gut, wie man seine Haut teuer verkaufte. Doch das konnten sich diese drei Typen bestimmt nicht einmal vorstellen. Noch ehe Schmuddel wieder freies Feld hatte, grätschte Tom ihm zwischen die Beine und brachte ihn so zu Fall. Dann wirbelte er blitzschnell herum und verpasste dem anderen Sicherheitsmann zwei schnelle Fauststöße in den Solarplexus. Nach Luft japsend ging der Wächter zu Boden. Lucius kämpfte sich brüllend auf die Füße, aber Tom war schneller, sprang den Kerl mit durchgestreckten Beinen an und rammte ihn auf das Deck. Sofort packte er den Schädel des Mistkerls und hämmerte ihn einmal, zweimal, dreimal gegen den Boden. Schmuddel verdrehte die Augen, und sein Körper erschlaffte. Schnaufend stand Tom auf, suchte nach Vanessa.

      Sie stand nur ein paar Meter entfernt, kreidebleich im Gesicht und zitternd. »Oh mein Gott, oh mein Gott,