Teufel Alkohol. Carl Betze

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Название Teufel Alkohol
Автор произведения Carl Betze
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783754170731



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Bildung von Stoffwechselprodukten wie zum Beispiel Acetaldehyd.

      So wird die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen durch den Verzehr alkoholhaltiger Getränke negativ beeinflusst, was zu Mangelerscheinungen führen kann (19).

      Zudem führt die regelmäßige und überhöhte Aufnahme von Alkohol zu Veränderungen von physiologischen Funktionen des Organismus: Die Durchblutung verändert sich, der Blutdruck steigt, der Blutzuckerspiegel erhöht sich (20).

      Ferner fördert Alkohol die Harnausscheidung, heißt, er entzieht dem Körper Wasser, was zur unangenehmen Folgeerscheinung des „Katers“, also durch übermäßigen Genuss von Alkohol bedingter Kopfschmerzen, führt (21).

      Die Aufnahme von Alkohol hat starken Einfluss auf die menschlichen Sinne, die sensorischen Funktionen: Das Seh- und Hörvermögen wird beeinträchtigt, was im Straßenverkehr oft dramatische Auswirkungen hat und zu alkoholbedingten Unfällen führen kann (22).

      Die intellektuellen Leistungen und die Kreativität verschlechtern sich, ebenso das logische Denken und die Gedächtnisleistung.

      Bisweilen kommt es zum „Filmriss“, man kann sich an bestimmte Vorfälle oder sogar längere Zeitabschnitte nicht mehr erinnern (23).

      Soviel zu den kurzfristigen Auswirkungen des übermäßigen Alkoholkonsums.

      Darüber hinaus existieren eine Vielzahl eher langfristig auftretender klinischer Folgewirkungen.

      Die Spätfolgen des Dauerkonsums alkoholischer Getränke sind am ganzen Körper ablesbar. Alkohol wird über die Leber abgebaut, bei übermäßigem Konsum ist diese der Aufgabe nicht mehr gewachsen und erkrankt. Schon bei 40-60 Gramm reinen Alkohols täglich ( 4-6 Gläser 0,1l Wein oder Gläser 0,25l Bier) ist das Risiko für eine Leberzirrhose sechsmal höher als bei einem Abstinenzler, bei der doppelten Trinkmenge steigt es schon auf das vierzehnfache. Das sind die Werte für Männer, bei Frauen treten diese Folgen schon bei der Hälfte der konsumierten Menge ein.

      Oft ist auch der Magen-/Darmtrakt betroffen. Die Schleimhäute in Magen und Dünndarm entzünden sich durch den Alkohol und werden durch diesen geradezu perforiert. Das Risiko für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse steigt schon bei einem Konsum von 20 Gramm reinen Alkohols täglich (24).

      Langfristiger Alkoholkonsum kann zu einer verminderten Leistungsfähigkeit des Herzens führen und somit Herzkrankheiten verursachen. Mehrjähriger chronischer Alkoholmissbrauch führt zudem zu einem Abbau der Hirnsubstanz, was die intellektuellen Leistungen und die Feinmotorik beeinflussen kann (25).

      Auch auf dem Weg vom Mund in den Magen hinterlässt der Alkohol Spuren: Forscher haben ausgerechnet, dass das Risiko für Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs bei einem Konsum von 75-100g täglich auf das 13fache ansteigt.

      Nerven und Muskeln nehmen erheblichen Schaden und auch die Zeugungsfähigkeit lässt nach: Schon bei 40 Gramm am Tag wird die Spermienproduktion reduziert, bei höheren Dosen wird sie komplett eingestellt und die Hoden schrumpfen.

      Diese Liste ließe sich fast endlos fortsetzen – es gibt kaum ein Organ, das durch den übermäßigen Alkoholgenuss nicht geschädigt wird (26).

      Alkohol hat wie andere Drogen auch, ein Abhängigkeits-potenzial. Das entscheidende Charakteristikum ist hierbei die psychische Abhängigkeit: Das unstillbare Verlangen, den Alkoholkonsum fortzusetzen, obwohl dem Betreffenden die negativen Konsequenzen des erneuten Trinkens bewusst sind (27).

      Auf physischer Ebene manifestiert sich infolge des Vieltrinkens über einen längeren Zeitraum das Problem des Alkoholentzugs, sofern der Alkoholkonsum unterbrochen wird: Es kommt zu Brechreiz, Kreislauf- und Schlafstörungen, Zittern, bisweilen sogar zu regelrechter Angst sowie zu Depressionen (28).

      Führt man sich die negativen gesundheitlichen Effekte des Trinkens von Alkohol vor Augen, so wundert es nicht, dass jeder 20. Todesfall auf Alkohol zurückgeht. Laut einem Bericht der Welt-gesundheits-Organisation (WHO) sterben jedes Jahr rund drei Millionen Menschen weltweit durch Alkoholkonsum – das sind mehr als durch Aids, Gewalt und Verkehrsunfälle zusammen. Am stärksten betroffen sind Männer – sie machen drei Viertel der alkoholbedingten Todesfälle aus.

      Die drei Millionen durch Alkohol verursachten Todesfälle, die 2016 registriert wurden, entsprechen 5,3 Prozent aller Todesfälle des Jahres. Im selben Zeitraum wurden 2,5 Prozent der weltweiten Todesfälle durch Verkehrsunfälle verursacht, 1,8 Prozent durch Aids und 0,8 Prozent durch Gewalt (29).

      Nach einer Auswertung der Studie "Global Burden of Disease" (GBD) zu den Trinkgewohnheiten in 195 Ländern und den alkoholbedingten Schäden steht der Alkoholkonsum an siebter Stelle sowohl der häufigsten Todesursachen als auch der Faktoren, die zu gesundheitlichen Einschränkungen führen. Hauptursachen sind vermehrte Tuberkuloseinfekte, Tumorerkrankungen, Verkehrsunfälle sowie Suizide unter Alkoholeinfluss (30).

      Alkohol ist ein kolossales globales Gesundheitsproblem. Ein geringer Nutzen von moderatem Alkoholkonsum kann die alkoholbezogenen körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheitsrisiken bei weitem nicht ausgleichen.

      Leider wird die Bevölkerung nicht klar und verlässlich über die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Risiken aufgeklärt. Das ist wenig verwunderlich. Die Alkoholindustrie ist sehr mächtig und hat Unsummen an Geld zur Verfügung. Und was ist deren Daseinszweck? Richtig, der Verkauf von Alkohol. So werden Forschungsergebnisse, die die Risiken des Alkoholkonsums zu Tage fördern in den sozialen Medien unmittelbar durch widersprechende neue Erkenntnisse, die

      aus von der Alkoholindustrie gesponserten Studien stammen, gekontert.

      Es handelt sich um eine gewaltigen Tatsachen-Verdrehung, verursacht durch kollektive Verdrängung. Die Medien wollen diese Dinge nicht publik machen, die Leser wollen sie nicht wissen (31).

      Um all' das wissend stellt sich die Frage: Warum trinken wir denn überhaupt so viel Alkohol?

      04 – warum trinken wir Alkohol?

      „Edles Bier, du tust mir gut.Gibst mir Zuversicht und Mut“

      Der Konsum alkoholischer Getränke initiiert also einen biochemischen Prozess, im Rahmen dessen durch den ausgeschütteten Botenstoff Dopamin beim Trinkenden Wohlbefinden und Glücksgefühle entstehen.

      Unser Gehirn speichert, dass Alkohol glücklich macht. Und will mehr davon...

      Die Reduktion negativer Gefühle, verursacht durch die Stimulation inhibitiver Neurotransmitterrezeptoren, ist eine der verführerischsten Konsequenzen des Trinkens.

      Indes auch eine der gefährlichsten.

      Alkohol ist einer der besten Wirkstoffe gegen Ängste, Sorgen, Probleme, trübe Gedanken und erlittene Verletzungen.

      Er unterstützt uns dabei, den Film im Kopf so zurechtzuschneiden, dass er für das Ego wieder erträglich wird. Alkohol ist einer der besten Tranquilizer auf dem Markt. Es gibt kein effektiveres Mittel gegen Stress. Keinen kürzeren Weg zu einem angenehmen Befinden. Was man auch macht, wo man sich auch aufhält – mit einem Drink in der Hand wird das Leben für viele Menschen gleich ein wenig rosaroter und erträglicher.

      Alkohol wird missbraucht, um eigene Gefühle regulieren zu können. Dies ist notwendig, wenn wir nicht gelernt haben, unsere Gefühle als normale psychische und körperliche Reaktionen wahrzunehmen und zu akzeptie­ren (32).

      Die Kehrseite der Medaille sind die vielschichtigen physischen wie psychischen Auswirkungen, die regelmäßiges Trinken auf den menschlichen Organismus hat.

      Trotzdem trinken wir Alkohol. Ist es also letztendlich die Sehnsucht nach Glück, das Streben nach dem Gefühl des Seelig-seins, was uns in die Sucht treibt?

      Bestimmt auch, aber übermäßiger Alkoholkonsum kommt oft nicht von ungefähr.

      Meist gibt es einen subjektiven, oft höchst individuellen Grund, warum der Betroffene immer häufiger zum Glas, beziehungsweise zur Flasche, greift.

      Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, sind es immer wieder bestimmte, ganz konkrete Lebenssituationen,