Название | Elduria - Dragon der Beschützer |
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Автор произведения | Norbert Wibben |
Жанр | Языкознание |
Серия | Elduria |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753185767 |
»Die Zeichnung habe ich auch gesehen«, unterbricht Runa seine Gedanken. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Kreisbögen eine magische Bewandtnis haben. Wir müssen Danrya bei nächster Gelegenheit danach fragen.«
Die beiden Kolkraben folgen inzwischen der geradlinigen Straße. Tagsüber haben sie bemerkt, dass sich von Osten kommend immer mehr dunkle Wolken drohend am Himmel auftürmen. Urplötzlich zuckt ein greller Blitz zur Erde hinab, und sofort darauf kracht ein gewaltiger Donnerschlag.
»Wir müssen uns einen geschützten Ort suchen!« Dragon blickt erschrocken zur Wolkendecke hinauf. Dort sind nicht mehr nur aufgetürmte, einzelne Wolkenfelder zu sehen, der komplette Himmel besteht aus ihnen. Dicke Regentropfen fallen daraus herab und werden bereits nach wenigen Sekunden zu einer dichten Wasserwand.
Das Fliegen wird unter diesen Bedingungen zur Unmöglichkeit. Die Freunde lassen sich mit dem strömenden Regen zu Boden sinken. Sie überfliegen noch zwei Häuser, bis sie eine freistehende Scheune entdecken. Sie nutzen eine Öffnung in der hölzernen Giebelwand und huschen erleichtert hinein. Hier sind große Vorräte an Heu gelagert, die vom Lehmboden bis zum Dach geschichtet sind. Sie erkennen trotz des diffusen Lichtes, dass es hier von verschiedenen Tieren wimmelt. Die haben offensichtlich ebenfalls Schutz vor dem Unwetter gesucht, das draußen mit unverminderter Heftigkeit tobt. Blitz und Donner wechseln sich unablässig ab. Der prasselnde Dauerregen bildet erste Wasserläufe, die nicht nur um, sondern an einigen Stellen auch in das große Gebäude strömen.
Die Kolkraben landen auf einem Querbalken und schütteln das Wasser aus ihrem glänzenden Gefieder. Sie klappern mit den Augendeckeln und beobachten mit schräg gehaltenen Köpfen unzählige Mäuse, die vorsichtig ihre spitzen Schnäuzchen in die Höhe halten. Die kleinen, aber blanken Augen blicken nach oben, die Barthaare zittern und die runden Ohrmuscheln sind aufgestellt. Die flinken Nager scheinen sich zu fragen, ob die großen Vögel eine Gefahr für sie bedeuten. Davon sind sie offenbar überzeugt, da sie sich schnell tiefer ins Heu wühlen.
Plötzlich zeichnet sich im Blitzschein ein helles Viereck auf dem Boden ab. Das Scheunentor ist geöffnet worden! Der Donner ist ohrenbetäubend. Regenschauer werden ins Innere gedrückt, während gleichzeitig drei Soldaten ihre ängstlich schnaubenden Pferde hereinführen. Ihnen folgt ein weiterer Mann, der zuerst seinen Umhang ausschüttelt, bevor er sein Reittier ebenfalls ins Trockene folgen lässt. Runa und Dragon hatten noch vor wenigen Augenblicken überlegt, ihre menschliche Gestalt anzunehmen, was sie beim Anblick der Bewaffneten aufgeben.
»Wohin mögen die unterwegs sein?« Das Mädchen weiß nicht, ob das wichtig ist, trotzdem fühlt es eine unerklärliche Unruhe.
»Ich vermute, sie wollen nach Grimgard.« Der Junge ist davon überzeugt und liefert sofort die Erklärung für seine Behauptung. »Ich meine, sie vor kurzem auf der Straße gesehen zu haben. Jedenfalls sah ich unter uns einige dunkle Schemen, die sich in gleicher Richtung wie wir bewegten. Sollten sie aus der Gegenrichtung gekommen sein, hätten wir sie nicht sehen können.«
»Ich habe sie nicht bemerkt.«
»Vielleicht sind meine Augen besser als deine«, versucht Dragon zu scherzen. Er wird bei den folgenden Worten Runas jedoch sofort wieder ernst.
»Falls ich mich nicht täusche, ist einer der Bewaffneten Gwydion, der Wachtmeister und Vertraute Owains, der uns von Homarket aus verfolgt hat.«
»Auch wenn der uns nicht in der Kolkrabengestalt erkennen kann, sollten wir aus der Mitte des Raumes verschwinden. Dort am Rand sind wir vermutlich besser aufgehoben.«
Runa nickt automatisch, bevor sie Dragon folgt, der langsam auf dem Balken zur Seitenwand schreitet. Sie vermeiden, sich hüpfend zu bewegen, weil sie dadurch womöglich von den Männern unten bemerkt werden würden. Sobald sie am Rand angekommen sind, betrachten sie die drei Bewaffneten und den Mann, in dem sie zu Recht den Magier vermuten, der Feuerbälle auf sie geschleudert hat.
»So ein Sauwetter!«, flucht Gwydion. »Ich verstehe nicht, warum du keinen magischen Schutz um uns wirken wolltest. Das hätte uns davor bewahrt, derart durchnässt zu werden. Ha… ha… hatschi!«
»Das liegt doch auf der Hand. Ich habe uns mittels Magie so schnell wie möglich Richtung Grimgard geführt. Sollte ich den von dir erwähnten Schutz gewirkt haben, würden uns die Verfolgten wegen der unvermeidlichen Leuchterscheinungen, sobald Regentropfen darauf fallen, bereits von weitem bemerkt haben. So, wie ich Creulon verstanden habe, ist er der Meinung, dass das Mädchen über gewisse Zauberkräfte verfügt. Selbst wenn die nur gering sein sollten, was nicht bewiesen ist, hätte das Kind sofort gewusst, dass einer von uns Magie beherrschen muss.«
»Aber, falls wir we… – ha… hatschi – wegen Krankheit ausfallen, ist nichts – ha… ha… hatschi – gewonnen!«
»Dagegen kann ich etwas machen. Hey, jetzt lauf nicht weg. Ich werde die Erkältung schnell vertreiben. Du kannst mir vertrauen.«
Doch der alte Soldat scheint sich nicht sicher zu sein. Er weicht bis an eine Wand vor dem nachrückenden Magier zurück. In die Enge getrieben warnt er:
»Sollte der Spruch daneben gehen, kannst du was erleben!«
Die anderen zwei Bewaffneten grinsen über die Angst ihres Vorgesetzten. Wenn sie später ihren Kameraden davon erzählen, wird es ihnen schlecht ergehen, wie sie wissen. Der Wachtmeister versteht keinen Spaß, sollte seine Autorität durch derartiges Verhalten untergraben werden. Trotzdem finden sie allein diese Situation, in der sie den alten Haudegen ängstlich erleben, durchaus als lohnendes Erlebnis.
Währenddessen spricht der Magier: »Salvus«. Sofort fühlt sich Gwydion besser. Er will soeben noch dem unwiderstehlichen Drang zu niesen nachgeben, da ist der bereits verschwunden. Der Zauberer nickt zufrieden und wendet sich den anderen zu.
»Kann ich noch jemandem zu Diensten sein? Es tut auch bestimmt nicht weh!« Er hat offenbar deren Gefeixe bemerkt und schreitet grinsend auf die Männer zu. Die erheben sich stotternd.
»Ne… nein, Da… danke!«
»Wir s… sin… sind völlig ge… gesund.«
Sie versuchen, ihre Angst nicht zu zeigen, weichen aber vor dem Magier zurück.
»Seid ihr sicher? Es gibt kein leises Kribbeln oder eine verstopfte Nase? – Na gut. Falls sich das ändern sollte, wendet euch vertrauensvoll an mich. Fragt Gwydion, es ist völlig schmerzlos.«
Der Wachtmeister ist jetzt an der Reihe zu grinsen.
»Stimmt genau«, bestätigt er.
Die sich in den Schatten drückenden Kolkraben nimmt der alte Soldat erst in diesem Moment wahr. Er kraust die Stirn. Er überlegt, ob sie hier im Stall gewesen sein könnten. Oder sind sie ihnen gefolgt? Er ist unsicher, meint aber doch, zwei Schemen bemerkt zu haben, die über sie geflogen waren. Das war etwa in Höhe des letzten Hauses. Ob er den Magier auf die beiden Tiere aufmerksam machen soll? Er öffnet bereits den Mund, zuckt dann jedoch die Schultern. Die Vögel können keine Gefahr darstellen, ist er überzeugt. Er möchte sich nicht erneut dem Spott seiner Untergebenen aussetzen. Den Gefallen, dass sie ihn für abergläubisch halten, weil er Verdächtiges hinter schwarzen Vögeln vermutet, will er ihnen nicht tun. Er hatte durchaus, genau wie der Zauberer, deren grinsende Gesichter und das gegenseitige Anstoßen bemerkt.
Gegenmaßnahmen
Drakonia durchmisst