Gefahr im Odenwald. Birgid Windisch

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Название Gefahr im Odenwald
Автор произведения Birgid Windisch
Жанр Языкознание
Серия Abenteuer im Odenwald
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754172223



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hatten. Bei Bier und Wurstbrot, ging die Sitzung gleich noch einmal so gut weiter und die Begeisterung für das Bauvorhaben hielt weiter an. Der Bürgermeister schlug Wernher freundschaftlich auf die Schulter und meinte lachend: „Du hast uns hier wirklich noch gefehlt! Nun kann nichts mehr schief gehen und ich freue mich schon darauf, das Adam-Otto-Vogel-Haus in neuer Blüte zu sehen – vielleicht sogar fast genauso, wie es einmal früher ausgesehen hat!“ Die anderen grunzten beifällig und nach geselliger Runde begaben sich alle langsam auf den Heimweg.

      Kapitel 5

      Neue Spur

      Am nächsten Morgen fanden sich Wernher und Lene ziemlich früh in der Küche ein. Frau Faust hatte schon Kaffee gemacht und Lene deckte den Tisch, während Wernher mit der Brotschneidemaschine Brot schnitt. Fasziniert schnitt er Scheibe um Scheibe, bis Lene ihn schalt: „Wer soll denn das alles aufessen?“ Schuldbewusst betrachtete Wernher den Berg Brot, den er in das Körbchen gelegt hatte. „Ach, ich hab doch Hunger und Oma und du sicher auch, oder?“ Lene grinste verständnisvoll. Ihr Wernher, fasziniert von allen technischen Errungenschaften! Er konnte es einfach nicht lassen, alles auszuprobieren. Sie war ja auch froh drum. Besser, als wenn er sich davor fürchten würde. Aber das tat er nicht, im Gegenteil. Zum Glück besaß er ein gesundes Selbstbewusstsein. Liebevoll küsste sie ihn mitten auf den Mund, woraufhin er prompt rot wurde, was Oma und Lene grinsend registrierten. „Weiber“, brummte er leise vor sich hin, aber es hörte sich liebevoll an und nicht böse und die Oma kniff ihn zart in die Wange, woraufhin sich das Rot noch einmal vertiefte. Lene lachte lauthals und freute sich, dass ihre Oma bereits eine tiefe Zuneigung zu ihrem Schwiegerenkelsohn gefasst hatte.

      „Nach dem Frühstück möchte ich ein wenig im Internet nach Hans und Madern von Bache recherchieren!“ „Da möchte ich auch dabei sein“, meinte Wernher gleich interessiert. Die Oma schüttelte nur den Kopf. Sie hatte sich schon gedacht, dass die beiden keine Ruhe finden würden, bevor sie nicht wüssten, was der besagte Hans von Bache im Schilde führte. Unwillkürlich schüttelte sie sich. Wenn sie nur an ihn dachte, bekam sie schon eine Gänsehaut. Er löste ein unheilvolles Gefühl bei ihr aus und auf ihre Gefühle hatte sie sich bisher immer verlassen können. Im Wohnzimmer hatten die beiden ein provisorisches Büro aufgebaut, mit einer Tafel, auf denen alles notiert wurde, was sie herausfanden und Schreibzeug, Laptop und allen alten Karten, die sie nach und nach, in der Zeit, seit Wernher hier war, besorgt hatten. Über Ebay und antiquarische Buchhandlungen konnte man in der Richtung allerhand auftreiben. Lene hatte den Ausschnitt der Landkarte kopiert, wo sie Hans begegnet waren. „Siehst du, hier waren wir“, sie deutete auf die Starkenburg.

      Wie ist er dann dort hingekommen? Er muss den gleichen, oder einen ähnlichen Weg wie wir genommen haben und war vielleicht die ganze Zeit in unserer Nähe!“, Lene sah ihn mit Grauen in den Augen an. „Das kann nicht sein“, ereiferte sich Wernher. „Die Hunde hätten gekläfft, sie hätten ihn gewittert. Willi mag meine Ziehbrüder nicht und Melampus mag alles was Willi mag - oder eben nicht!“ Das leuchtete Lene ein. Konzentriert sahen sie auf den Bildschirm, die Köpfe dicht beieinander. „Da!“, Lene deutete auf eine Überschrift. „Da steht doch etwas über Hans!“ Stirnrunzelnd beugte sich Wernher noch näher. „Ich glaube, du brauchst bald eine Brille“, schalt ihn Lene liebevoll. „Siehst du nicht gut?“ Wernher beachtete sie gar nicht, so konzentriert las er, was dort stand. „Hans von Bache, vormals wertheimischer Burgmann zu Breuberg, verließ seine Gemahlin im August des Jahres 1442 und war fortan unauffindbar. Wahrscheinlich fiel er Wegelagerern, derer es zu der Zeit viele gab, zum Opfer. „Er ist verschwunden damals! Also kann er das wirklich gewesen sein, auf der Starkenburg!“ Triumphierend sah ihn Lene an. „Aber wie?“ Wernher sah sie nachdenklich an. „Na, er wird durch Zufall einen Weg in unsere Zeit gefunden haben, genau wie wir. Vielleicht hat er deine Leiche verschwinden lassen wollen und als du nicht mehr da warst, fing er an zu suchen und hat den Weg gefunden. Beim Herausklettern aus der Grube geriet er dann in unsere Zeit!“ „So könnte es wirklich gewesen sein“, meinte Wernher langsam. „Ja, anders geht es ja nicht“, rief Lene mit leuchtenden Augen. „Und jetzt?“, mutlos ließ Wernher die Schultern hängen. „Wie und jetzt!? Wir suchen ihn und dann Gnade ihm Gott – Rübe runter und aus die Maus!“ „Na, du bist mir ja eine!“ Wernher sah ziemlich geschockt aus.

      „Nein, nicht ganz, natürlich, aber so, dass es ihm ein für alle Mal vergeht, uns zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, mein Schatz!“ Lene hatte ihre kriegerische Miene aufgesetzt und Wernher hatte schon gelernt, dass dann Vorsicht geboten war. Sein Lenchen konnte auch anders und äußerst wehrhaft sein. Dafür war er dankbar. Das Leben war gefährlich, egal in welcher Zeit es sich abspielte. Beruhigend strich sie ihm über den Arm. „Du weißt, ich bin eine Seele von Mensch, aber wenn er meiner Familie etwas tun will, dann hat er die Folgen zu tragen.“ „Ich weiß, mein Schatz und fühle mich geehrt“, lächelte Wernher sie glücklich an. „Sieh mal, hier steht, damals sei mit ihm ein Vierwappenstein, der einst über dem Eingang der Wasserburg prangte, verschwunden. Inzwischen wurde er jedoch wiederentdeckt – eingemauert im Obernburger Rathaus. Der ist sicher vor ihm!“, lachte Lene laut auf. „Aber wie geht das denn?“, grübelte Wernher. „Na, ganz einfach, mein Schatz, er wird ihn damals beiseitegeschafft und irgendwo deponiert haben und im Laufe der Jahrhunderte, hat ihn jemand gefunden und im Obernburger Rathaus einmauern lassen. Da war nämlich früher das Römermuseum drinnen“, erklärte Lene hilfsbereit. „Aha“, machte Wernher erstaunt. Dann verzog er das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Das geschieht ihm recht! Ihn anschauen zu können und zu wissen, dass er gar nichts machen und daran ändern kann!“ Lene klatschte ihn ab und sie fielen sich lachend in die Arme.

      Kapitel 6

      Die Falle

      Eigentlich müssten wir ihm doch eine Falle stellen können“, grübelte Lene gedankenverloren. „Eine Falle?“ Wernher fuhr erschrocken hoch. „Wie meinst du das?“ „Naja, wenn er so ein materieller, geltungssüchtiger Mensch ist, der nicht genug bekommen kann, müssten wir ihn, mit einem Zeitungsartikel zum Beispiel, irgendwohin locken können. Er braucht nur zu denken, dass es dort etwas für ihn zu holen gibt und – voila – wird er nicht anders können und dorthin kommen, wo wir ihn schon erwarten werden!“ „Und was dann? Was wollen wir mit ihm machen?“ Wernher blieb skeptisch.

      „Wir müssen ihn zurück in die alte Zeit lotsen und dafür sorgen, dass er nie mehr hierherkommen kann“, rief Lene aufgebracht. „Und woher wissen wir, dass es wirklich sicher ist und er nicht doch wieder einen Weg findet, hierher zu kommen?“ Wernher war realistischer als Lene und traute seinem Ziehbruder alles zu, nur nichts Gutes. „Naja, umbringen können wir ihn ja leider nicht, dann wäre Ruhe!“ „Also Lene!“, fuhr Oma hoch, die still dabeigesessen hatte. „Du versündigst dich!“ „Ich hab doch nur gesagt, wie es ist“, verteidigte sich Lene. „Aha“, meinte die Oma trocken, „das klang aber verdammt realistisch!“ „Oma! Du hast verdammt gesagt!“ Frau Faust schlug die Hände vor das Gesicht. „Du bringst mich noch dazu, Dinge zu sagen, die ich sonst nie über meine Lippen bringen würde!“ Wernher stand auf und sagte nachdenklich: „Wir müssten ihm eine Falle stellen und ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen!“ „Ja!“ rief Lene. „Aber wie?“ „Es muss etwas sein, dem er nicht widerstehen kann, zum Beispiel Geld oder etwas ganz Wertvolles.“ „Haben wir nicht noch ein paar Goldmünzen von damals als wir in dem Geheimgang der Starkenburg waren?“ Lene sprang wie elektrisiert auf und wollte in ihr Zimmer rennen, doch Wernher hielt sie im wahrsten Sinne des Wortes, am Hemdzipfel fest. „Halt, bleib hier mein Schatz, ich habe es gut versteckt. Es ist nicht mehr im Zimmer!“ „Nicht mehr im Zimmer?“, Lene ließ sich kraftlos auf die Eckbank plumpsen, „wo ist es dann?“ „Ich wollte es nicht mehr im Haus haben“, erklärte Wernher kurz. Es erschien mir nicht sicher und so habe ich es weggebracht.“ „Aber wohin denn nur um Gottes Willen?“, rief Lene ungeduldig.

      „Ich war bei eurem Herrn Pfarrer, der mir ein rechter Mann erschien und habe es ihm zu treuen Händen übergeben.“ „Ohne mich zu fragen?“ Lene stemmte die Arme in die Seiten und funkelte Wernher wütend an. „Ja, mein Schatz, es erschien mir