Liebe des Todes. Shino Tenshi

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Название Liebe des Todes
Автор произведения Shino Tenshi
Жанр Языкознание
Серия Liebe des...
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742758101



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      Die langen Wimpern warfen komische Schatten auf dein Gesicht, wenn das Licht des Films darauf fiel und du warst so leise mit deinem Popcorn und so sehr mit dem Geschehen auf der Leinwand beschäftigt, dass du nichts um dich herum wahrnahmst.

      Du warst so nah. Ich brauchte nur meine Hand auszustrecken, dann würde ich dich berühren können. Doch irgendwas verbat es mir und so starrte ich dich einfach an.

      Wusste nicht wie lange und vergaß die Zeit, als ich mich weiter in deinem Antlitz verlor.

      Dein Haar schimmerte unter den wechselnden Lichtverhältnissen, die im Raum herrschten und deine Lippen nahmen jedes einzelne Popcorn lautlos in deinen Mund auf.

      Würde ich es nicht sehen, würde ich nicht glauben, dass du neben mir eigentlich etwas aßest.

      Es war irritierend aber wunderschön zu gleich. Plötzlich zucktest du zusammen und ich tat es dir gleich. Alleine weil du es tatest. Obwohl ich nicht einmal wusste warum. Ich spürte nur, dass es irgendwie sein musste. Außerdem hatte ich Angst, dass du mich bemerken würdest, wodurch ich mich fast panisch nach vorne wandte.

      Das Geschehen auf der Leinwand verstand ich nicht. Irgendwelche Leute schlugen sich gerade die Köpfe ein und das in meinen Augen ohne Grund, wodurch ich nur kurz dem Film folgte, bevor ich dann einfach wieder zu dir sah.

      Dich weiter bewunderte und jede noch so kleine Nuance von deinem Sein erfasste und tief in mir speicherte. Ich wusste nicht, warum es so war. Warum du mich gerade so sehr fasziniertest. Aber ich konnte mich gegen den Bann, den du auf mich ausübtest, einfach nicht wehren. Denn plötzlich machte mein Leben ohne dich keinen Sinn mehr.

      Auf einmal sanken deine Lider für einen längeren Moment nach unten und neben mir war das Rascheln des Popcorns verklungen und bevor ich mich versah, wurde das Licht langsam wieder angedreht.

      Ich starrte dich an. Wie deine wahre Farbe langsam wieder zum Leben erwachte und verlor mich erneut in diesen azurblauen Augen, wobei ich das Gefühl hatte, dass ich selbst das Atmen vergaß, doch im nächsten Moment zerbrach der Bann.

      Du standest auf und drängeltest dich an uns vorbei. Erst in diesem Moment begriff ich, dass du ein Mann warst, wobei Cathy neben mir nur zischte. Sie hasste es, wenn Leute zu schnell das Kino verließen. Du nuscheltest nur irgendeine Entschuldigung und verschwandest erneut in der Masse.

      Ein Seufzen stahl sich über meine Lippen, als ich schon die Stimme von Cathy hörte: "Und wie fandest du den Film? Für mich war er zu blutig."

      "Ja, blutig war er." Mehr hatte ich auch nicht mitbekommen, wobei ich froh war, dass Cathy mich nur komisch von der Seite ansah. So kurze Kommentare waren nicht meine Art. Normalerweise ließ ich eine riesige Palette ablaufen, was gut war und was schlecht. Wo Fehler versteckt waren und alles Mögliche. Doch das konnte ich ja schlecht machen, wenn ich den Film eigentlich gar nicht gesehen hatte.

      "Sag mal? Hast du ihn dir überhaupt angesehen?" Sie sah mich skeptisch an, wobei ich kurz zusammen zuckte. "Ja..." "Zumindest teilweise", fügte ich in Gedanken noch hinzu und wich ihrem Blick aus, bevor ich dann ebenfalls aufstand. "Lass uns gehen. Sonst werden wir noch mit aufgekehrt."

      Sie schmunzelte darüber und nickte, bevor sie sich bei mir einhackte und wir ruhig den Saal und kurz darauf das Kino verließen.

      "Und was machen wir jetzt? Wie wäre es mit einem Eis?" Cathy schleppte mich wieder hinaus in die Hitze, wobei ich alleine schon, als wir aus der Kühle des Kinos schritten, jämmerlich aufseufzte, als die schwere Luft sich auf meine Lungen drückte.

      Es war viel zu warm. Und ich hasste es, wenn man das Gefühl hatte, bei kleiner Flamme gegart zu werden, doch ich sah es Cathy an, dass sie jetzt noch nicht nach Hause gehen würde, wodurch ich mich wohl auch noch eine Weile kochen lassen musste.

      "Wie wäre es mit einer Portion Eis und dann vielleicht runter zum See. Schwimmen wird zwar nicht drinnen sein. Aber wer weiß. Vielleicht finden wir einen anderen Weg uns abzukühlen", schlug ich etwas vor, was mich zumindest halbwegs aus dieser tödlichen Hitze bringen würde. Am See gab es viele Schatten, die wohl ein wenig Kühlung versprechen würden, wodurch ich froh war, als sie mir mit einem Nicken zustimmte und sofort den Weg zur Eisdiele einschlug.

      Unbewusst begann ich in der Masse nach dir zu suchen, doch dein rotes Haar erschien mir nicht. Auch dein Duft drang nicht mehr zu mir hindurch und ich spürte in mir eine Leere, als hätte man mir eine Hälfte meines Selbst geraubt. Ich konnte es mir nicht erklären, wie ich dir in so wenigen Momenten so sehr verfallen konnte. Vor allem war ich immer der Meinung gewesen, dass mich Frauen mehr interessierten als Männer. Klar, sie waren mir nicht egal, aber ich hatte mich noch nie in einen verliebt.

      Verliebt? Konnte ich das überhaupt schon so nennen? Ich kannte dich nicht. Das war eindeutig nur Schwärmerei. Nicht mehr und auch nicht weniger. Mehr durfte es nicht sein. Und für weniger würden mich die Gefühle bestrafen, die in mir tobten.

      Cathy redete neben mir über den Film, wobei ich ihr nicht wirklich zuhörte, da ich den Streifen sowieso nicht richtig gesehen hatte und nur hin und wieder zustimmte. Auch wenn ich nicht wusste wobei.

      "Sebastian... du hast gerade zugestimmt mit mir zu schlafen. Wo bist du in deinen Gedanken?" Sie hatte an meinen Ärmel gezupft, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, wobei ich sie erschrocken ansah. "Was? Das ist gar nicht wahr!"

      "Doch hast du. Also, wo bist du in Wahrheit?" Sie sah mich ruhig an, wobei ich seufzte und dann den Kopf schüttelte. "Nicht so wichtig. Ich war nur in Gedanken. Wir sind eh schon da."

      Sofort löste ich mich von ihr, um mich beim Eis anzustellen und ignorierte sie weiter. Nein, ich wollte darüber definitiv noch nicht reden. Vielleicht in zwei Tagen oder gar einer Woche. Aber nicht heute. Jetzt musste ich erst einmal selbst verstehen, wodurch ich mir zwei Kugeln kaufte und als auch Cathy ihr Eis hatte, ging ich mit ihr hinunter zum See.

      "Also, das nächste Mal gehen wir in einem Liebesfilm. Da fließt normalerweise nicht so viel Blut. Mein Blutkonto ist für dieses Jahr wieder mehr als gefüllt", sprach Cathy munter weiter, wobei ich sie nur kurz anlächelte.

      Klar, sie hasste solche Filme eigentlich. Es wunderte mich, warum sie ihn überhaupt vorgeschlagen hatte. Doch ich sagte nichts, sondern ging nur ruhig neben ihr her. Liebesfilme. Da würde ich dich bestimmt nicht treffen. Du warst nicht der Typ dafür.

      Ich seufzte innerlich und langsam näherten wir uns dem See, wobei ich mir mein Eis schmecken ließ.

      "Ganz schön was los." Cathy sah ein wenig suchend über die große Ansammlung an Menschen, was mich müde lächeln ließ. "Was erwartest du an so einen Tag? Klar, dass die meisten schwimmen gehen. Warm genug ist es ja. Anders hält man es draußen ja nicht aus."

      "Du übertreibst mal wieder, Sebastian." Sie winkte ab und ergriff erneut meine Hand, um dann einfach durch die Massen zu gehen und uns irgendwo ein gemütliches Fleckchen zu suchen, damit wir unser Eis in Ruhe essen konnten.

      Ich selbst suchte auch etwas. Oder besser gesagt: Jemanden. Aber ob ich dich hier wirklich treffen würde? Ich bezweifelte es. Man sah sich immer zweimal im Leben. Und das hatten wir schon hinter uns. Wahrscheinlich würde ich dich nie wieder sehen.

      Ich wusste nicht, wie es meine Freundin geschafft hatte, doch schließlich saßen wir im Gras und sogar im Schatten von einem Baum.

      In Gedanken bezichtigte ich sie schon des Schummelns, wobei ich dies eigentlich fast sofort wieder fallen ließ. Cathy war eine ehrliche Person. Die ehrlichste, die ich kannte. Wodurch ich sie sanft anlächelte, als ich mir einfach mein Eis schmecken ließ.

      Der Tumult um uns herum war mir egal. Ich hörte das Lachen der Kinder und die Stimmen von Erwachsenen. Sie alle waren hier. Sie alle hatten Spaß. Und doch lebten sie alle nur nebeneinander her. Heute sah man sich. Doch morgen war man schon vergessen.

      Ich seufzte in mich hinein. Eigentlich hasste ich es, wenn ich auf diese Vergänglichkeit kam, doch in solchen Momenten konnte ich nicht anders.

      "Sebastian. Hast du schon gehört? Wir bekommen einen neuen Mitschüler", sprach mich Cathy plötzlich an, wodurch ich sie überrascht ansah.