La Fontaines Fabeln. Jean de la Fontaine

Читать онлайн.
Название La Fontaines Fabeln
Автор произведения Jean de la Fontaine
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783754176740



Скачать книгу

Der eine Armbrust trägt, des Wegs. Es scheint dem Tropfe

       Das Täublein leichte Beut', und er

       Meint gar, er hätt's daheim gebraten schon im Topfe.

       Schon hat die Armbrust er gespannt, hält sie am Kopfe,

       Da sticht die Ämsi ihn in den Fuß.

       Der Kerl zuckt, wackelt mit dem Schopfe;

       Das Täublein merkt's und – weit davon ist gut vorm Schuß –

       Der Braten fliegt davon, und er, er muß dran glauben:

       So wohlfeil kriegt man keine Tauben!

      Ein Astrolog fiel in den Brunnen einst.

       Da sagten sie zu ihm: »Du armes Wesen,

       Siehst nicht, was dir zu Füßen ist, und meinst,

       Du könntest droben hoch am Himmel lesen!«

      Wohl scheint der Fall, an sich betrachtet, angetan,

       Ein lehrreich Beispiel für die meisten abzugeben;

       Denn unter denen, die auf dieser Erde leben,

       Gibt's wen'ge, die nicht schon den Wahn

       Gehegt mit sträflichem Behagen,

       Das Buch des Schicksals sei dem Menschen aufgeschlagen.

       Dies Buch – Homer schon sang des heil'gen Fatums Ruhm –

       Soll man es »Zufall«, wie das graue Altertum,

       Oder, wie wir, »Vorsehung« nennen?

       Nun, »Zufall« heißt, des Grund wir nicht erkennen;

       Denn, kennten wir ihn, nimmermehr

       Spräch man von Zufall dann, Glück, blindem Ungefähr

       Und mehr so zweifelhaften Dingen.

       Doch dessen Willen zu durchdringen,

       Der alles schuf und stets mit Weisheit alles tat,

       Wer vermag's? Er allein. Wer sitzt in seinem Rat?

       Schrieb er mit Flammenschrift am Firmament der Sterne,

       Was grauer Zeiten Nacht verhüllt in Nebelferne?

       Wozu? Als Übung für den Scharfsinn solcher, die

       Geschrieben über Erd- und Sphärenharmonie?

       Daß unentrinnbarem Verhängnis wir entrönnen?

       Um uns das Wohlgefühl des Glückes zu mißgönnen?

       Vielleicht, daß durch vorweggenommenen Genuß

       Die Freude selbst sich kehr' in eklen Überdruß?

       Dies glauben – Irrtum wär's, nein, Frevel sondergleichen!

       In ew'ger Ordnung gehn die Sterne ihren Lauf,

       Die Sonne geht uns täglich auf,

       Allnächtlich muß ihr Licht den dunklen Schatten weichen;

       Doch folgt aus alledem für uns kein andrer Schluß,

       Als daß das Licht uns strahlt, weil – es uns strahlen muß.

       Der Ernte Reifen, wie der Gang der Jahreszeiten,

       Sie all' erscheinen uns nur als Notwendigkeiten.

       Wie reimt der Zufall, der in ew'gem Wechsel treibt,

       Sich mit des Weltalls Lauf, der ewig gleich sich bleibt?

       Vermeßne Schwindler, Astrologen,

       Die ihr Europas Fürsten oft betrogen,

       Hebt euch hinweg samt den Propheten dieser Zeit!

       Betrüger sind sie all', wie ihr Betrüger seid.

      Doch was ereifr' ich mich? Zu unserm Sternengucker

       Kehr' lieber ich zurück, dem armen Wasserschlucker.

       Ganz abgesehen von der Torheit seiner Kunst,

       Gleicht jenen er, die, wenn sie von Gefahr bedroht sind,

       Nachjagen einem blauen Dunst,

       Nicht ahnend, daß sie selbst in Not sind.

      Ein Häslein ruht in wachem Traum –

       Was tut man, wenn man ruht? Man träumt in halbem Schlummer –

       Vor Langerweile wußt' er sich zu retten kaum;

       Er ist ein armes Tier, und ew'ge Furcht sein Kummer.

       »So'n furchtsam Wesen« hub er an

       »Ist wahrlich doch recht übel dran!

       Kaum wagt zu essen man mit Lust 'nen guten Bissen!

       Kein reines Glück! Fürwahr, das Schicksal, das mich traf,

       Ist hart: von ew'ger Angst gehetzt und fortgerissen,

       Gönn' nur mit offnem Aug' ich mir das bißchen Schlaf!

       Sei nicht so dumm! ruft mir ein weises Haupt entgegen.

       Ja, kann man denn die Furcht ablegen?

       Die Menschen haben sicherlich,

       Ich glaub's, auch Furcht just so wie ich.«

       So sprach der Has' und spähte eben

       Nach allen Seiten wachsam hin;

       Es war so ängstlich ihm zu Sinn:

       Ein Lüftchen macht' ihn, ja, ein Schatten ihn erbeben.

       Da, während durch sein trübes Haupt

       So düstere Gedanken ziehen,

       Hört er ein leis' Geräusch, und schneller als man glaubt,

       Sieht man dem Lager ihn entfliehen.

       An eines Teiches Rand kommt er auf flücht'gem Pfad;

       Gleich stürzt der Frösche Schar vor ihm sich in die Wellen,

       Sie bergen sich mit Hast vor ihm an sichren Stellen.

       »Schau!« spricht er »wie man mir sonst tat,

       Tu ich jetzt andern! Ha, ich merke,

       Man fürchtet sich vor mir! Sie fliehn, weil ich genaht!

       Woher nur kommt mir diese Stärke?

       Wie? Tiere gibt's, für die mein Nahn ein Schreckensgruß?

       Jetzt hoff ich noch ein Held zu werden!

       Der größte Hasenfuß – das seh' ich nun – auf Erden,

       Er findet immer noch 'nen größern Hasenfuß.«

      Auf einem Aste saß, die Hühner zu bewachen,

       Ein alter sehr gewitzter Hahn.

       »Brüderchen« sprach der Fuchs, mit Sanftmut angetan

       »Laß heut uns endlich Frieden machen,

       Kein Streit sei zwischen uns fortan!

       Ich bring' die Botschaft dir. Komm 'runter, laß dich küssen,

       Doch, bitte, schnell; denn du mußt wissen,

       An zwanzig Meldungen hab' ich heut noch zu tun.

       Ihr Hühnervolk könnt sorglos nun

       Nachgehen wieder den Geschäften;

       Wollt ihr's, wir helfen euch nach Kräften.

       So soll es sein von heute ab;

       Du aber komm' jetzt schnell herab,

       Daß wir den Bruderkuß uns geben.«