Название | Das Geheimnis des Stiftes 2 |
---|---|
Автор произведения | Janine Zachariae |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | Das Geheimnis des Stiftes |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754173855 |
›Du denkst zu viel nach‹, sagen beide beinahe synchron und dann folgt ein ›Gute Nacht, ich bin jetzt offline‹ von Oliver 2.
»Schlaf schön, Mel. Versuch es wenigstens, okay?«
»Danke, du auch«, meine ich und drehe mich auf den Rücken. Es dunkel in diesem Raum, aber wie spät es ist, weiß ich trotzdem nicht, nur dass wir wahnsinnig müde sind und unser Gefühl uns zeigt, dass es schon Nacht sein muss.
›Melanie‹, höre ich die sanfte Stimme von Oliver 1. Er ist vollkommen alleine, was mir echt das Herz zerreißt. So war es nicht geplant. Wobei, es war ja gar nicht geplant, dass er mitkommt ... ›Es ist okay. Du kannst nichts dafür. Wenn wir miteinander reden, bin ich nicht allein.‹
Wie könnte ich die Jungs nur nennen? Am besten Charaktereigenschaften nehmen. Allerdings sind sie sich so ähnlich. Bis auf das Alter ... und Moment, Oliver 2 hat doch eine Narbe am Handgelenk und im Gesicht, die Oli aus dem Jahr 2117 nicht hat.
Narben-Oli? Darf ich das überhaupt so sagen? Billy the Kid hatte ja auch extra einen Spitznamen oder diese ganzen Ganovennamen.
›Narben-Oli? Und was wäre dann ich?‹, höre ich Oliver meine Gedanken unterbrechen.
›Ich habe doch keine Ahnung. Oli the bolly?‹, frage ich und muss etwas kichern.
›Witzig. Wie wäre es einfach mit Oli?‹
Darüber muss ich wirklich nachdenken. Einfach nur Oli. Würde mir gefallen, könnte aber auch verwirrend sein. Wer ist denn nun wer? Ich weiß es nicht. Am liebsten würde ich ohne dieses Labeln auskommen, aber es geht leider nicht. Wir müssen – auch untereinander – wissen, wer gemeint ist. 2117-Oliver hat nicht das erlebt, was die 2127er Version mitgemacht hat.
›2117er Oli und 2127er Oliver? Geht nicht das?‹
›Zu kompliziert. Wie geht es dir?‹, möchte ich wissen und lasse diese Namensfindung erst einmal beiseite. Es nervt total. Solch ein Szenario hätte es gar nicht geben dürfen. Wenn Oli nicht mit mir gesprungen wäre, säßen wir jetzt nicht in dieser Bredouille.
›Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Es tut mir leid. Aber ich konnte nicht anders. Das weißt du! Du hättest genauso reagiert und gehandelt, sei doch ehrlich! Wenn du die Chance bekommen hätte ...‹
›Das weiß ich und es ist, nun einmal wie es ist. Aber ihr schwebt jetzt beide in Gefahr. Wenn Penelope von mir verlangt, dass ich mich zwischen einen von euch entscheiden müsste, dann wäre ich ganz schön am Arsch. Ich könnte es nicht und das ist Penelope bewusst. Nur ...‹
Er atmet tief ein und aus. Er scheint mit sich selbst zu ringen. Beinahe beiläufig wechselt er das Thema und sagt, dass es ziemlich riskant mit Julian war. Natürlich war es das. Aber mein Gefühl sagt mir einfach, dass ich ihn vertrauen kann.
Seufzend winkle ich meine Beine an und lege meinen Arm unter den Kopf. Wir haben ein paar Decken hier, aber der Boden fühlt sich trotzdem sehr hart an.
›Du glaubst ihm? Er hat dich schon einmal hintergangen.‹
›Ja. Ich weiß, was er alles schon gemacht und gesagt hatte, aber das hier ist die Wahrheit. Sein Freund wurde entführt. Er wird erpresst. In der Zukunft wurde oder besser wird er getötet. Das kann ich nicht zulassen. Liebe wird immer siegen.‹
Ich höre ihn seufzen und muss die Augen schließen. Obwohl ich Narben-Oliver bei mir habe, ist es doch etwas anderes. 2117er-Oli hat sich diese Situation selbstzuschreiben. Vielleicht aber hatte ich gehofft, wenn wir Zeit außerhalb der Pflichten und Regeln, Bewachung und Rechtfertigung verbringen können, wird sich etwas ändern. Meine Gefühle für ihn waren von Anfang an vorhanden. Ich wollte meine Bedenken und Ängste über Bord werfen und die Zeit für uns arbeiten lassen ...
›MELANIE‹, höre ich Oli nun gedanklich schreien.
›Sorry. Julian ist auch nur ein Spielball für Penelope.‹
Plötzlich höre ich eine Art surren und knacken, dann entsteht eine weitere Verbindung.
›Kleine Fee? Julian hier. Redest du zufällig mit Oliver?‹
›Ähm, ja.‹ Ich wecke auch Narben-Oli.
›Oli, Julian ist am anderen Ende der Leitung, kann ich das so sagen? Könnt ihr euch verstehen?‹
Sie fangen gleichzeitig an, etwas zu sagen und lachen, weil sie sich hören können. Also reden wir. Zu viert. Julian erzählt noch einmal alles, auch wie es zu diesem Tattoo gekommen ist. Die Stelle haben sie extra gewählt, weil nie jemand dort schauen würde. Gesundheitschecks wurden schon lange keine mehr gemacht, da die Zeit dafür gefehlt habe.
›Zu meiner Zeit haben sie mich überwiegend gemieden. Weil na ja ...‹
›Kotz, echt jetzt? Sind die Leute immer noch solche Arschlöcher?‹, sage ich wütend.
›Nicht aufregen, kleine Fee, es ist alles nicht so wichtig.‹
»Melanie, ist alles in Ordnung?«, fragt Narben-Oli laut. Er spielt es gut. Niemand soll wissen, dass wir gedanklich alle miteinander verbunden sind.
Er dreht sich zu mir und legt seinen Arm um mich.
»Alles gut«, seufze ich.
»Schlaf jetzt, wer weiß, was morgen anstehen wird.«
Er hat Recht, das sollten wir alle langsam. Aber ich möchte Oli nicht alleine zurücklassen. Das ist echt nicht fair. Auf der anderen Seite frage ich mich, welche Auswirkungen es wirklich geben wird, wenn beide Oliver im selben Raum für eine längere Zeit zusammen wären. Führte es zu einer Explosion im Zeitkontinuum? Wie war das bei Doc Brown? Immerhin waren sie für kurze Zeit auch an ein und demselben Ort. Warum hat Dad nie etwas darüber erzählt? Er müsste doch die Zukunft kennen, oder nicht?
Was mache ich mir überhaupt Gedanken?
Wir haben vermutlich eine ganze Zeitlinie durcheinandergewirbelt ...
›MELANIE‹, höre ich plötzlich verschiedene Stimmen auf einmal meinen Namen rufen.
›Tut mir leid, aber wenn ich an ›Zurück in die Zukunft‹ denke, dann fühle ich mich entspannter. Wenn ich meine Gedanken auf solch eine Zeitreise schicke, ist es einfacher. Versteht ihr? Ihr kennt doch alle die Filme, oder?‹
Julian beginnt zu lachen.
›Oh, Mann! Ich habe komplett vergessen, dass du oft sagst, was du denkst.‹
›Ha, ha, witzig. Aber ihr habt Recht, wir sollten alle schlafen. Hat Penelope etwas vor, Julian? Weißt du was?‹
›Sie ist verschlossen und redet mit mir nicht über ihre Pläne. Sie weiß mehr, als ich‹, etwas Schwermütiges liegt in seiner Stimme. Er denkt an Edward und macht sich sicherlich sorgen, wie es ihm geht. Das mach ich auch. Aber ich denke zudem an die Königin und an Zukunfts-Melanie. Wir müssen herausfinden, was Penelope alles noch plant und warum wir überhaupt hier sind. Getrennt und in dieser Kälte.
Geständnisse
2127
Alle sind still und doch sind wir in Hörweite – so oder so. Es ist okay, niemand ist wirklich alleine. Weder Julian, noch 2117er Oli. Wir hören uns gegenseitig zu, was spooky klingt, aber doch irgendwie beruhigend ist.
Meine Träume sind wild und unübersichtlich. Panisch rede ich, spüre selbst im Schlaf die Unruhe und Anspannung. Melanie aus der Zukunft ist verschwunden, die Königin auch und Edward. Alle drei scheinen in Gefahr zu sein.
Julian. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass er ein doppeltes oder besser dreifaches Spiel gespielt hat. Warum hat er nie etwas zu mir gesagt? Mir ist durchaus bewusst, dass seine Beweggründe sehr viel tiefer gehen. Er wollte alle beschützen, die ihm am Herzen lagen oder liegen.
Gegenwart,