Käpt'n Sansibo — Die Canneloni und die verbotene Insel. Micha Luka

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Название Käpt'n Sansibo — Die Canneloni und die verbotene Insel
Автор произведения Micha Luka
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Käpt'n Sansibo
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783754171271



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die Arme aus. »So ist das Geschäft.«

      Sansibo ließ sich nicht beirren.

      »Man hat mir erzählt, dass Ihr gut rechnen könnt. Man hat mir auch erzählt, dass Ihr gegen ein Spielchen ab und zu nichts einzuwenden habt.« Adschid zog die schwarzen Augenbrauen so hoch, dass sie fast unter seinem dunkelroten Turban verschwanden.

      »Aber Käpt’n Sansibo, Ihr überrascht mich. An was für ein Spielchen habt Ihr denn gedacht?«

      »An eine Wette.«

      »Ha! Was für eine Wette denn?«

      »Ich wette, dass ich schneller rechnen kann, als Ihr, Adschid, großer Gouverneur von Mangalore.« Sansibo biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge, denn beinahe hätte er »Dicker Gouverneur von Mangalore« gesagt. Adschid winkte ab.

      »Das ist nicht sehr spannend, denn Ihr habt die Wette schon verloren. Es gibt niemanden, der schneller rechnen kann, als ich«, sagte er und lächelte. Dieses Mal aber nur mit einem Mundwinkel. Er hatte sehr laut gesprochen und nun drängte sich eine Menschenmenge um das Podest.

      Kullerjan und Bullerjan standen ganz vorne an der Treppe und wussten noch nicht, was auf sie zukommen würde.

      »Das kommt doch wohl auf einen Versuch an, nicht wahr?«, rief Käpt’n Sansibo ebenso laut. Nun konnte Adschid keinen Rückzieher machen. Er verschränkte die Arme und sah Sansibo aus zusammengekniffenen Augen an.

      »Bevor ich Euch den Gefallen tue, Käpt’n Sansibo, wüsste ich gern, wie er aussieht, Euer Wetteinsatz. Bin ich sehr gespannt, denn es ist offensichtlich, dass Ihr ja nicht einmal habt das Geld für ein paar Säckchen Kurkuma«, sagte er und lachte. Einige der Zuschauer lachten mit. Doch die meisten riefen »Pst!« und brachten sie zum Schweigen. Sansibo blickte Adschid scharf in die Augen.

      »Wenn Ihr so viel wisst, dann macht mir doch einen Vorschlag.«

      Adschid legte wieder seinen Kopf schief und blickte auf die Menschenmenge, die sich rund um das Podest versammelt hatte und gespannt zu ihnen hinaufschaute. Die Leute hatten noch nie erlebt, dass jemand zu Adschid hinaufdurfte. Da es nun auch noch dieser fremde Kapitän von diesem merkwürdigen Schiff war, warteten sie atemlos, was aus der Begegnung mit Adschid werden würde. Unter ihnen waren auch einige Gelehrte, die rasch übersetzten, was Adschid und Sansibo sprachen. Adschids Blick ging in die Runde und blieb an Kullerjan und Bullerjan hängen, den beiden größten und stärksten Männern, die er je gesehen hatte. Er drehte sich zu Sansibo um, der schon ahnte, was Adschid im Sinn hatte.

      »Nun, Käpt’n Sansibo, wenn Ihr so sicher seid, gegen mich gewinnen zu können, dann könnt Ihr ja auch wagen einen großen Einsatz, hab ich Recht?«

      »Jeden Einsatz, den Ihr vorschlagt, mit Ausnahme der Canneloni. Wie sollte ich wohl sonst das Kurkuma nach Sansibar bringen?« Adschid wedelte lässig mit seiner fetten Hand hin und her.

      »Wenn Ihr verliert, bekommt Ihr kein Kurkuma, schon vergessen? Aber keine Angst, ich brauche Euer Schiff nicht. Was soll ich damit? Darauf warten, dass es untergeht oder von Piraten überfallen wird? Nein, Käpt’n Sansibo, habe ich eine andere Idee.« Er stieß mit seinem dicken Zeigefinger zweimal in die Luft. Kullerjan und Bullerjan kamen sich getroffen vor und zuckten zusammen.

      »Eure beiden Matrosen geben ab eine prächtige Leibgarde für mich. Eine bessere kann ich mir gar nicht wünschen. Natürlich sie bekommen ordentliche Kleidung und einen Turban, der passt. Was meint Ihr dazu?« Als die beiden das hörten, liefen sie ganz rot im Gesicht an.

      »Käpt’n!«, rief Bullerjan, »das geht auf gar keinen Fall gar nie nich!«

      »So ’ne Windel kommt nich auf mein’ Kopf, Käpt’n!«, rief Kullerjan. Sansibo hob beschwichtigend seine Hände.

      »Nur die Ruhe, Jungs. Ich hab nicht vor, euch als Leibwache für den Gouverneur hierzulassen. Die Sache ist ganz sicher.« Kullerjan und Bullerjan wurden bleich. Sansibo drehte sich langsam zu Adschid um.

      »Also gut, Adschid, ich bin einverstanden. Aber es soll gerecht zugehen, findet Ihr nicht? Ihr könnt meinen Wetteinsatz sehen, daher möchte ich Euren Wetteinsatz ebenfalls sehen.« Adschid nickte, dann klatschte er zweimal in die Hände, worauf einer der Kassierer zu ihm eilte. Adschid rief ihm im Befehlston ein paar Worte auf Bengali zu. Wenig später schleppten acht Männer acht Säcke Kurkuma herbei und legten sie vor dem Podest neben Kullerjan und Bullerjan ab. Adschid zeigte sein breitestes Grinsen, als er sich zu Sansibo umdrehte.

      »Nun, Käpt’n Sansibo, zufrieden?« Der Käpt’n nickte.

      »Dann bin ich gespannt auf Eure Rechenaufgabe.« Sansibo zwinkerte den beiden großen, starken Matrosen zu, um sie zu beruhigen. Es half aber nicht, sie waren jetzt nicht mehr rot im Gesicht, sondern blass. Käpt’n Sansibo wandte sich Adschid zu.

      »Wir wetten also, dass ich schneller rechnen kann als Ihr.« Er hob eine Hand. »Ich kann so schnell rechnen, dass ich das Ergebnis weiß, bevor Ihr überhaupt angefangen habt.« Adschid lächelte spöttisch und schwieg. Sansibo zog ein Stück Papier aus seiner Westentasche. »Wenn Ihr erlaubt«, sagte er zu Adschid, nahm einen Rötelstift, der auf der Ebenholztruhe lag und hielt ihn hoch. Mit diesem Stift notierte Adschid jeden Abend, was er den Tag über verdient hatte.

      »Nur zu«, sagte Adschid.

      »Gut. Zum Beweis werde ich auf dieses Blatt eine Zahl schreiben, es zusammenfalten und oben in Euren Turban stecken.« Adschid zog die Augenbrauen hoch, lächelte immer noch und breitete die Arme aus.

      »Alles was Ihr wollt, Käpt’n Sansibo.« Die Menschenmenge mitsamt Kullerjan und Bullerjan beobachtete staunend, wie Sansibo seine Worte wahr machte. Er schrieb eine Zahl auf den Zettel so dass Adschid sie nicht sehen konnte. Dann faltete er das Blatt zusammen, bevor er es, für jedermann sichtbar, an Adschids Turban steckte.

      »Mach dich bereit, Kullerjan«, flüsterte Bullerjan, »kann sein, dass wir gleich losrennen müssen, wenn der Käpt’n seine Wette verliert.«

      »Wir rennen in die erste Gasse links«, flüsterte Kullerjan zurück, »wenn wir hier überhaupt rauskommen.« Und beide spähten mit großem Auge über die dichtgedrängte Menschenmenge hinweg zum Ausgang. Es kam ihnen so vor, als sei er viel zu weit entfernt. Sie sahen sich an und holten tief Luft.

      »Seid Ihr bereit?«, fragte Sansibo Adschid.

      »Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte Adschid. Sansibo hob seinen linken Zeigefinger und sprach langsam und deutlich. Alle kamen mit, auch die Gelehrten, die jedes Wort für die vielen Zeugen dieser Wette übersetzten. Sansibo sagte also:

      »Denkt Euch irgendeine beliebige Zahl zwischen eins und neunundneunzig. Verdoppelt sie. Zählt zwölf hinzu. Halbiert das Ergebnis. Und davon«, Sansibo machte eine Pause und sah dem immer noch grinsenden Adschid scharf in die Augen, »zieht Ihr die Zahl ab, an die Ihr zuerst gedacht habt.« Kaum hatte er ausgeredet, als Adschid auch schon rief:

      »Sechs ist das Ergebnis!« Sansibo starrte ihn an.

      »Ihr seid wirklich sehr schnell im Rechnen.«

      »Habe ich Euch gewarnt, oder nicht, Käpt’n Sansibo«, erwiderte Adschid von oben herab und zuckte mit den Schultern. Sansibo nickte.

      »So schnell habe ich wirklich noch keinen rechnen sehen. Er deutete auf den dunkelroten Turban. »Aber wollt ihr nicht nachsehen, was ich aufgeschrieben habe?«

      Kullerjan und Bullerjan hielten die Luft an und der Rest der Menschenmenge sah atemlos zu, wie Adschid nach dem Zettel auf seinem Turban tastete. Schließlich kriegte er ihn zu fassen. Er hielt ihn mit einer Hand hoch in die Luft. Er warf Kullerjan und Bullerjan einen Blick zu.

      »Ihr werdet euch schnell an so einen Turban gewöhnen. Er ist sowas wie eine Krone.« Die beiden schluckten schwer. Sansibo hatte seine Arme verschränkt und nickte wortlos zu dem Zettel hin.

      »Ach ja«, sagte Adschid gelangweilt, »was steht denn da?« Er faltete ihn umständlich auseinander. Er sah, was darauf geschrieben stand und sein Blick wurde starr. Er starrte Sansibo an, er starrte den Zettel an, er starrte