Das Leben ist bunt.. Dorothea Möller

Читать онлайн.
Название Das Leben ist bunt.
Автор произведения Dorothea Möller
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783754174906



Скачать книгу

Bedienung kam ein zweites Mal und fragte, ob sie Kaffee nachfüllen dürfte. Plötzlich beugte sie sich vertraulich zu uns herunter und sagte zu Martina gewandt:

      „In Wirklichkeit sehen Sie noch viel besser aus als im Fernsehen …!“

      Verständnislos blickte Martina ihr hinterher.

      „Habe ich mich gerade verhört“, fragte sie mich verstört.

      „Nein, ich habe auch was von … Fernsehen verstanden!“

      „Das ist irgendwie merkwürdig“, murmelte sie mit ihrem Schinkenbrötchen zwischen den Zähnen. Eine Weile unterhielten wir uns lebhaft, dabei sahen die beiden älteren Ehepaare immer wieder zu uns herüber.

      Schließlich bezahlten sie, halfen sich gegenseitig umständlich in Mäntel und Jacken, kramten geräuschvoll nach Schlüsseln und standen überraschend vor unserem Tisch. Einer der älteren Herren räusperte sich und fragte Martina dann:

      „Wären Sie wohl so freundlich und würden uns ein Autogramm geben …?“

      Martina riss die Augen auf, verschluckte sich an ihrem Kaffee und setzte die Kaffeetasse laut klirrend auf die Untertasse. Ihr nachfolgender Hustenanfall dauerte eine Weile und als er nachließ, sah sie den Herren sprachlos fragend an.

      „Ja wissen Sie, wir schauen immer an Freitagabenden die Talkshow …“ begann er umständlich an seiner Krawatte nestelnd.

      Martina blinzelte mir einmal zu und lächelte ihn freundlich an.

      „Sehen Sie, ich habe momentan keine Autogrammkarten dabei – schließlich ist dies ja auch kein öffentlicher Auftritt. …

      „Oh ja, ich verstehe, “ erwiderte der alte Herr verständnisvoll nickend.

      Eine der Frauen mischte sich ein und holte ein kleines Taschenbuch aus ihrer Handtasche.

      „Dann unterschreiben Sie doch bitte hier in meinem Büchlein.“

      Martina nahm, beinahe mit einem professionellen Lächeln das Büchlein in die Hand und kritzelte unleserlich einen Namen in das Buch. Alle Beteiligten lächelten wohlwollend und strahlten sich an.

      „Einen schönen Aufenthalt dann noch in unserem Städtchen“, zwitscherte die Dame. Im Hinausgehen drehte sie sich noch einmal um und sagte laut:

      „Ach ja und alles Gute mit Ihrem zweiten Baby, Frau Schöneberger!“

      Dieses Mal war ich es, die sich am Kaffee verschluckte, aber nur, um ihn nicht über den Tisch zu prusten …. Wie gesagt, in unserem Café ist immer etwas Außergewöhnliches geschehen und nun wusste auch ich wenigstens, an wen Martina mich die ganze Zeit erinnerte ...!

      Die Qual der Schlaflosigkeit

      In unserem Bekannten, Freundes, und Nachbarschaftskreis gibt es bereits die ersten Rentenanwärter. Generation 60+ eben.

      Je nach Berufszweig machte sich in der Vergangenheit der eine oder andere von ihnen gegen sechs Uhr früh mit lautstarkem „Türenschlagen oder Gartentor zuwerfen“ auf den Weg zur Arbeit. Wer dann aus dem morgendlichen Schlaf hochschreckte, wusste auch ohne auf die Uhr zu sehen, dass innerhalb der nächsten Viertelstunde der eigene Wecker schellen würde…

      In der Hoffnung, dass dieses „frühmorgendliche Spektaculum“ nun der Vergangenheit angehören würde, genossen wir die nachfolgenden Wochen und gewöhnten uns an ruhigere Zeiten.

      Leider hielt dieser Zustand nicht lange vor. Im Gegenteil, es schien, als würden die „Neuruheständler“ nach einer persönlichen Planungs- oder Orientierungsphase noch einmal richtig aufdrehen.

      Es wurden plötzlich scheinbar all die Dinge erledigt, die in den vergangenen Jahren liegengeblieben waren. Zwischenzeitlich wurden auch schon mal partnerschaftliche Meinungsverschiedenheiten lautstark austragen, die sich aufgrund der neuen – sagen wir mal „Renten-Hyperaktivität“ zwangsläufig ergaben…

      Die gute alte Teppichstange wurde wiederentdeckt.

      Fußmatten, Teppichbrücken oder Uralt-Teppiche aus Partykellern, Dachböden oder sonst woher hervorgekramt, ins Freie geschleppt und vom Staub, wie vertrockneten Motten der letzten zehn Jahre befreit. Dachböden, Keller und Vorratskammern wurden entrümpelt, wobei von früh bis spät Mülleimerdeckel zuknallten, dass man vor Schreck beinahe vom Liegestuhl oder aus dem Bett fiel. Das „Herzinfarktpotential“ der umliegenden Nachbarn stieg drastisch an.

      Hämmern, sägen, flexen, oder häxeln waren Tagesprogramm. Elektrogeräte, die in die Jahre gekommen waren und bislang ein Schattendasein im Gartenschuppen, den Garagen oder Kellern geführt hatten, wurden hervorgekramt und selbstverständlich auch eingesetzt! Die Lebensqualität der arbeitenden Nachbarn wurde empfindlich gestört. Der normale Menschenverstand wie das Zeitempfinden schienen im neu erwachten Arbeitseifer auf der Strecke geblieben zu sein.

      Im Eifer des Arbeitsgefechts kam es durchaus vor, dass bis zum späten Abend Rasentrimmer surrten oder die Kettensäge lief. Das war jedoch leider noch lange nicht der Höhepunkt neu erwachter Arbeitslust – es kam noch schlimmer:

      Samstagmorgens vor halb acht starte einer der „ruhelosen Nachbarschaftsgeister“ seinen Hochdruckreiniger. Der Arbeitseifer steckte an. Die Geräuschkulisse steigerte sich nach zehn Minuten plötzlich, als der erste Rasenmäher anlief. Der zweite, sagen wir mal „bettflüchtige Jungrentner“ schlug zu.Verärgert rissen die ersten umliegenden Nachbarn ihre Jalousien hoch und nachzusehen, wer uns freundlicherweise, unsanft wie rücksichtslos zu dieser frühen Stunde weckte. Es waren tatsächlich zwei unserer „Neurentner“…

      Freundlich grinsend winkte einer der beiden zu uns rüber - offensichtlich hocherfreut, dass man seinen Arbeitseifer zur Kenntnis nahm.

      In diesem Augenblick traf uns der Blitz der Erkenntnis:

      Es gibt ihn wirklich, „den Mythos der senilen Bettflucht“

      und die bange Frage, werden wir auch mal so...???

      Fußballeuphorie

      Das konnte einfach nicht wahr sein. Kaum war ich einen Tag nicht da, tobte das Chaos in Gestalt von Ehemann, einer fast erwachsenen Tochter sowie zwei pubertierenden Söhnen durchs Hause und stellte alles auf den Kopf.

      Als ich dann quasi nebenbei erfuhr, dass Schwiegermutter meine Kaffeemaschine „geschafft“ hatte, und eines unserer Sohn Kinder zwei der selbstverständlich nicht mehr nachzukaufenden Weingläser beim Ausräumen der Spülmaschine zerdeppert hatte, war ich angesäuert. Das Argument, ich solle mich lieber freuen, dass er die Spülmaschine ausgeräumt habe, konnte ich in diesem Fall nicht wirklich akzeptieren.

      Nachdem ich das „männliche Haushaltschaos“ beseitigt, sich meine Nerven nicht mehr ganz so „strapaziert“ anfühlten, suchte ich im Katalog nach einer neuen Kaffeemaschine. Selbstverständlich klingelte das Telefon, als ich mir gerade einen von Hand gefilterten Kaffee eingegossen hatte.

      Seufzend ging ich zum Telefon und hörte ein melodisches Tuten. Unsere Tochter hatte in der oberen Etage den Anruf angenommen. Gewiss war das Gespräch ohnehin für sie oder einen ihrer Brüder, die trotz Handys regelmäßig Dauergespräche um die Wette führten. Zwanzig Sekunden später klingelte es erneut. Dieses Mal jedoch hausintern.

      Kalli, ein Kollege meines Herzallerliebsten, wollte selbigen sprechen. Da mein „ehemaliger Verlobter“, wie Kalli ihn spaßeshalber nannte, sich auf Baumarkttour befand und ich die Dauer seiner Tour nicht abschätzen konnte, bat ich ihn zwei Stunden später erneut anzurufen. Befreit atmete ich auf und wandte mich erneut dem Katalog wie meinem Kaffee zu.

      Eine Stunde später stand mein Göttergatte mit einer neuen Kaffeemaschine vor mir. Er erzählte