Название | Geliebter Prinz |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Legenden aus Nohva 1 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738073348 |
»Eure Majestät!«, sagte der Lord und verbeugte sich tief.
Seine Familie, einschließlich Desiderius, wiederholten diesen Gruß und verbeugten sich genauso tief vor der königlichen Familie.
»Lord und Lady M’Shier«, grüßte der König zurück und neigte milde lächelnd sein blondes Haupt.
»Fräulein Silva«, begrüßte er Desiderius’ kleine Schwester.
»Arerius«, wandte er sich vertraut an den ältesten Sohn der Familie.
Und schließlich blieben seine Augen an Desiderius hängen. Sie kannten sich seit Desiderius geboren wurde, sahen sich jedes Jahr, und doch wirkte es nun, als betrachtete der König einen Fremden, den er kritisch musterte.
Er hätte sich vielleicht doch umziehen sollen, ging es Desiderius befürchtend durch den Kopf.
Doch da lächelte der König auf einmal erfreut und reichte Desiderius unter den Augen dessen sprachloser Familie die Hand, an der ein großer, goldener Ring mit einem violetten Stein steckte.
Desiderius starrte zögerlich auf die ihm dargebotene Hand, doch schließlich riss er sich zusammen und nahm sie an.
Der König strahlte ihm voller Freude ins Gesicht. »Und das ist dann wohl der zukünftige Lord des Toten Waldes. Es ist schön, Euch zu sehen, Desiderius.«
»Was?«, riefen seine Stiefmutter und sein Halbbruder wie aus einem Munde. Fassungslos starrten sie den derzeitigen Lord an, doch vor dem König konnten sie keinen Streit beginnen.
Der König beugte sich etwas zu Desiderius und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Schmunzelnd stellte Desiderius fest, dass der König ein listiger Mann sein konnte. Das mochte er so an ihm. Er hatte Sinn für Humor.
Der König ließ seine Hand los, und Desiderius atmete wieder auf.
Zu Lord M’Shier sagte der König: »Darf ich Euch meine wunderschöne Königin vorstellen, Milla Airynn.«
»Eure Majestät«, sagte der Lord und verbeugte sich.
Die wunderschöne Königin hatte ebenso blondes Haar wie ihr Gatte, sie war groß und sehr schlank. Unter ihrem weißen Pelzmantel trug sie ein cremefarbenes Seidengewand. Ihr Gesicht war schmal, sie hatte volle, sinnliche Lippen und große, eisblaue Augen.
»Und das hier ist mein erstgeborener Sohn, Kronprinz Karic«, verkündete der König, nachdem alle die Königin angemessen begrüßt hatten.
Karic war nicht wirklich der Erstgeborene, wusste Desiderius. Der erste Nachkomme des Königs hatte den Namen seines Vaters getragen. Wexmell. Doch dieser ist leider verstorben. Soweit Desiderius wusste, sollten die Gerüchte stimmen, trug nun der jüngste Sohn den Namen des Vaters, damit der seltene Name nicht verloren ging.
Prinz Karic, der nicht viel älter sein konnte als Desiderius, vielleicht fünf, höchstens sechs Jahre, war dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Mit einem Lächeln wandte sich der Kronprinz an Silva und berührte mit den Lippen ihren Handrücken. Silva grinste und wurde augenblicklich feuerrot auf den Wangen.
Desiderius schüttelte belustigt über sie den Kopf. Doch da fiel ihm ein, dass er hier ebenso auf Brautschau war.
Unwillkürlich fiel sein Blick auf die drei blonden Schönheiten, die allesamt wie Drillinge aussahen. Eine jünger als die andere und die Ebenbilder der Mutter.
Sie starrten ihn an, lächelten und tuschelten dabei untereinander.
Er schluckte schwer und fragte sich erneut an diesem Tag, wie er sich da wieder herauswinden konnte.
»Offenbar haben meine Töchter bereits Gefallen an Euch gefunden«, lachte der König an Desiderius gewandt. Der Größe nach stellte er sie vor: »Das sind Myra, Sahra und Nelli.«
Sie hoben ihre silberfarbenen Kleider leicht an und machten für ihn einen Knicks. Sie bewegten sich elegant, keine Frage. Aber jede einzelne von ihnen war einfach zu kostbar und zu edel, um sie zu einem einsamen Leben mit ihm zu verdammen. Er konnte und wollte keine von ihnen glücklich machen. Er musste das Angebot und die Burg ablehnen. Es ging einfach nicht anders. Aber diese Diskussion verschob er auf später. Er musste das mit seinem Vater und dem König allein ausmachen.
Der König räusperte sich und wandte sich um. »Und das sind meine jüngeren Söhne. Nimuhr, Lugain, Zorrtan, Terri, Arthur ...«
Desiderius sah sich gezwungen, vor jedem einzelnen das Haupt zu neigen. Dabei konnte man sie alle wirklich kaum von einander unterscheiden. Sie waren stattliche, blonde Männer mit blauen Augen. Des Königs stolze Ebenbilder.
Der König sah sich suchend um. Fand, was er gesucht hatte und trat einen Schritt Beiseite. Stolz stellte er seinen siebten und letzten Sohn vor: »Und das ist mein jüngster Sohn, Wexmell. Nach mir benannt!«
Desiderius musste ein Seufzen unterdrücken, er hatte genug von dieser Vorstellung und fühlte sich unwohl in seiner Haut. Das hier war nicht seine Welt. Doch da es der letzte war, drehte er sich auch zu diesem um, um sein Haupt voller Ehre zu neigen.
Doch er erstarrte in der Bewegung, als er den jüngsten Sohn erblickte.
Ein süffisantes, freches Grinsen schlug ihm entgegen, das er nicht zum ersten Mal erblickte. Es war der Blonde aus dem Bordell, den er beklaut hatte.
»Es freut mich, wieder hier zu sein, Lord M’Shier«, sagte der Prinz zu Desiderius’ Vater und warf einen amüsierten Blick auf Desiderius’ geschockte Miene. »Das letzte Mal, als ich hier sein durfte, war ich gerade mal sechs Jahre alt, aber Eure Burgfestung hat nicht an Schönheit verloren.«
»Ich erinnere mich«, erwiderte Desiderius’ Vater erfreut. »Ihr wart noch sehr jung, aber immer ein sehr kluger und aufgeweckter Junge, Euer Gnaden.«
»Es freut mich, dass Ihr Euch an mich erinnert«, gab der Blonde zurück und wieder streifte sein Blick Desiderius, diesmal vorwurfsvoll.
Der Kleine hatte gewusst, wer er war. Er hatte ihn an der Nase herumgeführt! Desiderius schimpfte sich einen Narren. Er hätte die blauen Augen und das goldgelockte Haar erkennen müssen. Aber der jüngste Prinz sah mehr der Mutter ähnlich und nicht dem König. Zumal er recht blass und schmal war. Er wirkte fast krank. Außerdem gab es in Nohva viele blonde Schönheiten, das bedeutete nicht, dass sie alle der Königsfamilie angehörten.
Bei den Göttern, fluchte er innerlich und konnte die Erkenntnis, die sich ihm aufdrängte, nicht verdrängen. Er wurde bleich, als er begriff, dass er die Krone bestohlen hatte.
5
Kurz nach der Ankunft des Königs, fanden alle im großen Speisesaal zu einem Festessen an der großen Tafel zusammen. Es war überfüllt im Raum und die Bewohner und ihre Gäste mussten sich Schulter an Schulter eng zusammen gedrungen an den Tisch setzen. Aber das machte nichts, die königliche Familie war gesellig und scheute keinen Körperkontakt.
Desiderius hatte sich bereits das Blut abgewaschen und die Kleidung gewechselt, ebenso Bellzazar, dessen Wunden an seinem halbgöttlichen Körper schon verheilt waren.
Am Kopfende der Tafel saßen Seite an Seite Lord M’Shier und König Wexmell Airynn. Zu des Königs linken Seite saß Bellzazar, der engste Vertraute und Berater des Königs, erst dann folgten die Königin, ihre drei Töchter und drei ihrer Söhne.
Auf der anderen Seite, zu Desiderius’ Vaters rechten Seite, saß Lady Shania, Arerius, Silva, der Kronprinz, die restlichen Prinzen und letztlich Desiderius selbst, der sich dem Blonden aus dem Bordell gegenübersitzen sah.
Desiderius versuchte seit Beginn des Mahls, die eindeutigen Blicke des jungen Prinzen zu ignorieren. Es machte ihn nervös, dass er so genau beobachtet wurde.
Was hatte der jüngste Prinz der königlichen Familie