Arnold Ehret. Arnold Ehret

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Название Arnold Ehret
Автор произведения Arnold Ehret
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783742734211



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wahre Grundursache aller Krankheiten ohne Ausnahme ist, was ich jedem an seinem Leibe beweisen kann, dann kann es auch nur ein wirklich natürliches Heilmittel geben, d. i. Fasten und Obstdiät. Auch schon die schleimlose Diät darf als ein bedeutender Schritt auf dem Wege zur natürlichen Heilung bezeichnet werde. Dass jedes Tier beim geringsten Unwohlsein fastet, ist bekannt und beweist mit die Richtigkeit meiner Behauptung. Wenn auch unsere Haustiere, dank der Kultur und dank den sie fütternden Menschen, schon lange an ihrem scharfen Instinkt für das richtige Futter und die natürlichen Fütterungszeiten – und damit auch an ihrer Gesundheit und an der Schärfe ihrer Sinne – eingebüßt haben, im erkrankten Zustand nehmen sie doch nur das Notwendigste an Nahrung auf; sie fasten sich gesund. Der arme, kranke Mensch dagegen darf ja nicht länger als 1 – 2 Tage auf schmaler Kost stehenbleiben, er könnte sonst „von Kräften“ kommen.

      Schon Ärzte haben Fasten als Wunderkuren, als Kur der Ungeheilten, als die Kur aller Kuren usw. bezeichnet. Gewisse Charlatarne und Selbstkluge ohne jede Erfahrung haben diese unfehlbare, aber auch gefährliche Kur in Misskredit gebracht. Ich habe im Fasten das Bedeutendste geleistet, was seit Jahrhunderten vollbracht wurde: 49 Tage, Weltrekord (siehe „Vegetarische Warte“ 1909 Heft 19, 20, 22, 1910 Heft 1 und 2). Außerdem bin ich der Erste, der diese Kur mit systematisch und individuell angepasster Obstdiät (schleimloser Diät) verbindet, wobei sie erstaunlich leichter und absolut gefahrlos wird. Wir sind damit nachweisbar instand gesetzt, Krankheiten zu bewältigen, welche die Schulmedizin als unheilbar bezeichnet. Auf Grund meiner Erkenntnis, dass dieser von der Kulturnahrung stammende Schleim die Grundursache und der Hauptfaktor im Wesen aller Krankheiten, auch der Alterssymptome, Fettsucht, Haarausfall, Runzeln, Nerven- und Gedächtnisschwäche usw.2 ist, darf die berechtigte Hoffnung ausgesprochen werden hinsichtlich des Zustandekommens einer neuen Entwicklungsphase der fortschrittlichen Heilmethoden und der biologischen Medizin.

      Schon Hippokrates hatte das „Krankheitsmaterial“ für alle Krankheiten einheitlich erkannt. Prof. Dr. Jäger hat das „Gemeinsame“ als „Gestank“ definiert, aber nicht die Quelle dieses „üblen Geruches“ aufgedeckt. Dr. Lahmann und andere Vertreter der physikalisch-diätetischen Richtung, besonders Kuhne, waren diesen „gemeinsamen Fremdstoffen“ auf der Spur. Sie alle aber erkannten, zeigten und bewiesen nicht durch das Experiment, dass es eben in der Hauptsache dieser Schleim der Kulturnahrung ist, der von Kindheit an unseren ganzen Organismus belastet, bei einem gewissen Grad der Gärung den letzteren selbst angreift, pathologische Herde bildet, d. h. das Zellgewebe des Körpers selbst in Eiter, in Fäulnis überführt. Er wird bei einer gelegentlichen Erkältung oder bei hohen Temperaturen usw. mobilisiert und ruft in dem Bestreben, den Körper zu verlassen, Symptome anormaler Funktionen hervor, die man bis jetzt als Krankheit selbst bezeichnet hat. Es kann somit zum ersten Mal verständlich gesagt werden, was Disposition ist. Je mehr von Kindheit an „Schleim“ (schlechte Muttermilch und alle Ersatzpräparate) zugeführt oder je weniger infolge vererbter Schwäche dieser Schleim durch die dazu bestimmten Organe ausgeschieden wird, desto größer ist die Neigung (Disposition), sich zu erkälten, zu fiebern, zu frieren, Parasiten zu bewirten, zu erkranken und zu altern. Wahrscheinlich ist damit sogar der Schleier des Geheimnisses gelüftet, der bis jetzt immer noch das Wesen der weißen Blutkörperchen verdunkelt. Ich glaube, es liegt auch hier wie in vielen andern Fällen ein Irrtum der medizinischen Forschung vor. Die Bakterien stürzen sich auf die weißen Blutkörperchen, nicht umgekehrt, weil diese ganz oder zum großen Teil aus diesem hier fortwährend angeklagten Schleim bestehen. Züchtet man dann nicht auf diesem Schleim außerhalb des Organismus die Bakterien millionenweise? Auf Kartoffel, Bouillon, Gelatine, also auf Schleim, d. i. stickstoffhaltige, pflanzliche oder tierische Substanz, bestehend aus einer alkalisch reagierenden Flüssigkeit, in der granulierte Zellen vom Aussehen der weißen Blutkörperchen enthalten sind! Vielleicht soll im ganz gesunden Zustand eine sog. Schleimhaut überhaupt nicht weiß, schleimig, sondern rein und rot sein, wie bei einem Tier. Vielleicht ist dieser „Leichenschleim“ sogar die Ursache der Blässe der weißen Rasse!? Bleichgesicht! Leichenfarbe!

      Mit dieser durch das Experiment zu bestätigenden „Schleimtheorie“ ist dem Gespenst Krankheit endgültig seine dämonische Larve entrissen. Wer mir glaubt, kann lernen nicht nur sich selbst zu heilen, auch wenn alles andere versagt hat, sondern es ist uns damit zum ersten Mal das Mittel in die Hand gegeben, der Krankheit vorzubeugen und sie definitiv unmöglich zu machen. Selbst der Traum von dauernder Jugend und Schönheit ist jetzt im Begriff zur Wirklichkeit zu werden.

      Der tierische, speziell der menschliche Organismus, ist, mechanisch aufgefasst, ein kompliziertes Röhrensystem von Blutgefäßen mit Luftgasantrieb durch die Lunge, in denen die Blutflüssigkeit ständig in Bewegung ist und vom Herzen als Ventil reguliert wird. Die Zerlegung des Luftgases geschieht mit jedem Atemzug in der Lunge (Scheidung der Luft in Sauerstoff und Stickstoff; dadurch wird das Blut ständig in Bewegung versetzt und der menschliche Körper funktioniert unglaublich lange ohne zu ermüden. Vollständig unbesprochen bleibe hier der übersinnliche, metaphysische Begriff einer Lebenskraft, deren Vorhandensein die rein materialistische Denkweise bestreitet. Die Sache liegt hier für uns so einfach: Wenn wir die Maschine nicht mit Vielessen bremsen, läuft sie besser! Man komme mir auch nicht mit der törichten Ausrede der „täglichen Erfahrung vom absoluten Naturzwang des Vielessenmüssens“, der für den arbeitenden Menschen bestehe usw., bevor man nicht erlebt hat, wie leicht und wie lange man nach Fasten und bei Obstnahrung arbeiten oder marschieren kann, ohne zu ermüden. Ermüden ist erstens eine Reduzierung der Kraft durch zu viel Verdauungsarbeit, zweitens Verstopfung der erhitzten und dadurch verengten Blutgefäße und drittens „Selbst- und Rückvergiftung“ durch die bei der Bewegung erfolgte Schleimausscheidung. Alle organischen Substanzen tierischen Ursprungs scheiden bei ihrer Zersetzung Cyangruppen ab, die der Chemiker Hensel als Bazillen selbst bezeichnet. Die Luft ist nicht nur das höchste und vollkommenste Betriebsmaterial des menschlichen Körpers, sondern auch zugleich das erste Element für Aufbau, Reparatur, Ersatz, und wahrscheinlich nimmt der tierische Organismus Stickstoff auch aus der Luft auf. Wenigstens ist das Gegenteil nicht bewiesen. Bei gewissen Raupen hat man schon eine Gewichtszunahme durch Luft allein festgestellt.

       II. Mittel zur Beseitigung der gemeinsamen Grundursache der Krankheiten und zur Verhinderung ihres Wiederauftretens.

      Nachdem ich meine Leser im vorhergehenden Kapitel das Grauen und Gruseln vor dem Kranksein und Krankwerden lehrte, geziemt es sich, dass ich ihnen zusammenfassend und soweit dies, allgemein ausgedrückt, möglich ist, Mittel und Wege zeige, wie man der Schleimvergiftung, diesem größten Gesundheitsfeind erfolgreich begegnen kann.

      Ich habe schon angedeutet, dass für den Kranken eine individuelle Behandlung notwendig ist. Es ist mir in Form von mündlichen wie brieflichen Beratungen – letztere nur nach eingehenden Berichterstattungen der Patienten – schon in zahlreichen und schwierigen Fällen möglich gewesen, helfend und heilend einzugreifen. Hier möchte ich drei Mittel und Wege zeigen, die Wandel schaffen können.

      1. Der kürzeste und sicherste Weg ist das in diesem Buche vielbesprochene Fasten. Es verleidet dem grimmigen Übeltäter in unserem Leibe das Leben, zwingt ihn zur Flucht und mit Schrecken wendet er sich von uns, den Fastern, ab.

      Gesunde Menschen können sich ohne weiteres einer Fastenkur unterziehen; selbstverständlich müssen auch sie vernünftig fasten und die Verantwortung dafür tragen, dass sie während der Fastenzeit nicht dadurch gefährliche Überanstrengungen herbeiführen, dass sie sich leibliche oder geistige Leistungen zumuten, denen sie nicht einmal bei voller Kost gewachsen wären. Eine Vorsichtsmaßregel sei hier erwähnt, die bei allen Fastenkuren zur Anwendung zu kommen hat: die vollständige Entleerung des Darmes bei Beginn des Fastens durch ein unschädliches Abführmittel oder durch ein Klistier, oder durch beides. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Fastende nicht auch noch durch die Gase und Zersetzungsstoffe, die sich aus dem im Darm liegenbleibenden Kot bilden, geplagt werden darf; es genügt schon, dass der Schleim bei seiner Ausscheidung dem Menschen gerade genug zu schaffen macht, worüber ja schon gesprochen wurde.

      Wer sich nicht an längeres Fasten wagt, trotzdem er gesund ist, probiere es mit ganz kurzem. Schon ein 36-stündiges Fasten, wöchentlich ein- bis zweimal wiederholt, wirkt mit der Zeit sehr günstig.