Rentadep. Jens Otto Holländer

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Название Rentadep
Автор произведения Jens Otto Holländer
Жанр Языкознание
Серия Jo Volland
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742743282



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war definitiv keine Partydroge, den Konsumenten haftete der Ruf ein Versager zu sein, an. Kokain, sein Billigderivat Crack und Methamphetamin Chrystal Meth, waren eine Pest und hatten Europaweit verheerende Schäden angerichtet. DAS waren die Zugpferde, sämtliche Partydrogen damit einhergehend. Doch die Zeit der Partys und des wilden Lebens, dauerten bei den meisten Menschen nur bis sie Mitte zwanzig waren. Dann kam das Erwachsenenleben und das dauerte dann 50 bis 60 Jahre. Und hier kam Heroin wieder ins Spiel, bzw. der Wolf im Schafspelz, Euphorin. Sehr viele der heutigen Heroin oder Opiat Abhängigen, fingen erst mit 20 oder älter an, das braune Pulver zu rauchen, schnupfen oder zu spritzen. Und wenn sie dann erst einmal Euphorin probiert hatten, war die Falle zugeschnappt und es gab kaum ein zurück. Trotzdem erklärte es bei weitem nicht diesen Anstieg. Da würde er mal dranbleiben. Diese Zahlen waren offiziell und keiner schien darüber erstaunt.

      Er las etliche Mails, fand aber nichts Besonderes, also nahm er noch einmal das Papier vor, welches ihm vor wenigen Tagen in die Hände geraten war. Es war die zweite Seite einer Mitteilung: mit bebender Hand las er:

      Ganz oben war eine Zeile eingefügt: Verteiler, rentadep.int. circle.d.j. exe/ surrou..abgerissen

      2

      nur mühsam, die geforderten Kapazitäten erreicht werden. Häftlinge, als freiwillige Programmteilnehmer können nur einen kleinen Teil, der durch Eu2.0 zu Tode gekommenen, auffüllen. Es sollte noch mehr Augenmerk auf die Verpflichtung von weiblichen Teilnehmern gelegt werden, da diese besser und wesentlich teurer vermittelt werden können. Durch gezielte Anwerbung, wie in den vergangenen acht Jahren. Die finanzielle Prämierung für Sterilisation macht erstaunlich gute Fortschritte, so dass weibliche Substies definitiv vor ungewollter Schwangerschaft sicher sind. Unsere Substies erfreuen sich einer gesellschaftlich immer stabileren Akzeptanz. Dies gilt es weiter auszubauen.

      3

      Erste aussagekräftige Studien von rentdep.gentech.de lassen den Schluss zu, dass Euphorin2.0, bei täglicher Einnahme, ab einer Gabe von 0,1 mg/kg Körpergewicht dauerhafte Schäden an der Reproduktionsfähigkeit von Zellen besonders Nervenzellen hervorruft. Nach sechs Monaten ist der Schaden irreparabel und die Behandlung kann mit Euphorin fortgesetzt werden.3-6 Monate später verstirbt der Konsument. Die Schädigung betrifft die Mitochondriale DNS.. Um die angesparte Prämie nicht auszahlen zu müssen, sollten die Probanden auch nicht viel länger leben, da fünf Jahre nach dem Ausscheiden aus dem Programm die erste und weitere fünf Jahre später die zweite Prämie fällig ist. Der Zeitpunkt der Gabe von Euphorin 2.0 kann beliebig gewählt werden. Ich schlage je nach Laufzeit des Vertrages vor, diesen ab dem 10. Vertragsjahr zu wählen.

      4

      Bei einem durchschnittlichen Verdienst von 7000 EU$ pro Teilnehmer, pro Jahr kommen, bei rund 300000 Teilnehmern immerhin schon 2,1 Milliarden an Gewinn zusammen, bei einer Dauer von 20 Jahren sind das pro Substie durchschnittlich140.000 EU$. Bei kürzerer Laufzeit entsprechend weniger. Frauen erzielen oft weit mehr. Durch den geplanten Aktiengang erhalten die Mitglieder des Vorstandes eine Dividende von.. hier endete das Schreiben, wieder durch einen unsauberen Schnitt/Riß.

      Jo war fassungslos.

      Obwohl er das Papier schon kannte, war er geschockt, als er in trockenen Worten las, dass offensichtlich gezielt Abhängige geschaffen wurden, um sie ohne Lohn arbeiten zu lassen und dann zu eliminieren. Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit dem humanitären Programm zu tun, was seine Freunde und er vor 17 Jahren ins Leben gerufen hatten. Eigentlich sollte Euphorin dafür sorgen, dass die Abhängigen KEINE Drogen mehr brauchten. Dabei war es zur Falle geworden und machte die Abhängigkeit erst perfekt. Und er, Jo Volland hatte maßgeblich dran mitgewirkt. Nun machte man sie mit einem Gift abhängig, welches sie langsam umbrachte, beutete sie aus und hoffte, dass sie bald verstarben. Was verdammt noch war Euphorin 2.0?

      Er öffnete die mailbox und schrieb an Charlotte: Wir müssen uns sehen, es ist schlimmer…

      Einem Impuls folgend löschte er die Zeile, fuhr den PC herunter und verließ tief in Gedanken sein Büro.

      Substitution

      In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man sich, angesichts der Welle von Drogen- bzw. Heroinabhängigen, vom bisherigen Königsweg der Abstinenztherapie, langsam abzuwenden und begann sich, erst nur zäh und gegen viele Widerstände, für den Gedanken, einer Behandlung der Abhängigkeit mit einem Ersatzmittel, zu erwärmen.

      Die Debatte wurde leider sehr emotional geführt und wurde von den Gegnern dieser Idee als Kapitulation und medizinisches Versagen bezeichnet. Währenddessen verstarben etliche Abhängige einen elenden Tod. Der Abstinenzanspruch war für die überwiegende Mehrheit illusorisch und die Messlatte viel zu hoch angesetzt. Es hatte sich gezeigt, dass selbst ein bis eineinhalb jährige Therapien, meist zu einem sofortigen Rückfall führten, sobald der Patient nicht mehr im geschützten Raum der Therapie verweilte. Es gab Patienten, die sechs, acht zehn Therapien machten, vor allem, als der Paragraph 35/36 eingeführt wurde, der Therapie statt Strafe vorsah. Nun konnten Verurteilte, die im Zusammenhang mit einem Drogendelikt verurteilt worden waren in eine Therapieeinrichtung gehen, sobald der Rest ihrer Strafe zwei Jahre nicht mehr überschritt. Und es hagelte hohe Haftstrafen im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln, die in keinerlei Verhältnis zu den Strafen von Gewalt- und Eigentumsdelikten standen. Dass, so motivierte Therapien, besonders erfolglos verliefen, da die Hauptmotivation war, aus dem Knast zu kommen und nicht der Wunsch endlich clean zu leben, liegt auf der Hand.

      Grob gesagt wurde zwischen 1985 bis 2000 in Deutschland dann die Substitution, erst mit Codein, dann mit Methadon/ Polamidon und Buprenorphin (Subutex) bundesweit eingeführt. Rund 80.000 Patienten kamen in den Genuss.(?)

      Was bedeutete dies für den Betroffenen?

      Zunächst wurde ein Behandlungsvertrag zwischen Arzt und Patient gemacht, den der/die Betreffende nicht ablehnen konnte, falls er/sie in Substitution wollte.

      Dort war vertraglich festgelegt, dass keinerlei Beikonsum von anderen Drogen stattfinden durfte, ebenso kein Alkohol oder Medikamentenmissbrauch. Das genau solch ein Verhalten, vor allem zu Beginn einer Substitution Teil des Krankheitsbildes war, wurde nicht wahrgenommen, was zu vielen Reibereien und Konflikten zwischen den Parteien führte, da sich auch das Wissen über Sucht bei vielen Ärzten in dem kurzen Kurs erschöpfte, den ein Mediziner machen musste, um Substitutionen durchführen zu dürfen. Süchtigen wurde kategorisch mit Misstrauen begegnet. Kein Diabetiker oder Fettleibiger musste je einen Behandlungsvertrag machen, noch wurde ihm vorgeschrieben was und wie viel er essen dürfe. Abhängige wurden auf diesem Weg entmündigt und wie Patienten zweiter Klasse behandelt. Für viele bedeutete dies, dass sie, jahrelang, an 365 Tagen im Jahr, zu einer Vergabestelle mussten, um ihr Präparat einzunehmen, bei jedem Wetter, ob gesund oder krank. Wochentags, Sonn- und Feiertags. Urinkontrollen unter Sicht, bei festgestelltem Beikonsum, Sanktionen bis hin zum Behandlungsabbruch, ließen nur mühsam Vertrauen entstehen. Auch das Rückfälle ein Teil des Krankheitsbildes darstellten blieb meist unberücksichtigt. Besonders für Süchtige auf dem Land, bedeutete dies oft eine besondere Härte. Das Autofahren wurde, selbst stabil eingestellten Patienten, kategorisch versagt. Ähnlich fürsorglich wie die Saudies gegenüber ihren Frauen im Bezug auf den Führerschein (bis 2017) ging man mit Substituierten um.

      Gab es keinen Beikonsum, konnte der Arzt einem Patienten das Mittel für sechs Tage mitgeben. Am siebten Tag musste man in die Praxis und das Substitut dort einnehmen. Diese Regelung nannte man take home Vergabe.

      Da die Substitutionsmittel keinerlei berauschende Wirkung hatten (haben), war das größte Problem der Beikonsum von Drogen und oder Alkohol oder Beruhigungstabletten (Benzodiazepine u.a.).

      Musste man zu Beginn der Einführung der Substitution noch schwer Hepatitis C krank oder HIV positiv sein, mit ausgebrochener AIDS Erkrankung, so lockerte sich im Laufe von rund 30 Jahren vieles. Um das Jahr 2015 reichte eine bestehende Abhängigkeit als Indikation für eine Substitutionsbehandlung aus. 2017 änderte sich die Betäubungsmittel Verschreibungsverordnung zum dritten Mal. Nun durften die Ärzte stabilen Patienten Rezepte für 30 Tage ausstellen. Dies war ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Des Weiteren wurden retardierte Morphine (Morphiumsulfat)