Der Muffler. Angelika Nickel

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Название Der Muffler
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783847660293



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sind, die waren eigentlich recht nett. Nur der Opa, der mit ihnen eingezogen war, das war so einer, wie euer Muffler einer ist. Er war nicht ganz so schlimm, wie die Alte gewesen war, doch leicht war das Leben mit ihm auch nicht. Stets hatte er irgendetwas an uns auszusetzen. Wenn wir auf der Straße Ball gespielt haben, hat er nur darauf gewartet, dass der Ball in seinen Garten rollte.«

      »Hat er ihn auch wieder rausgerückt?«, wollte Lothar wissen.

      »Nein. Er hat ihn vor unseren Augen mit einem Pfadfindermesser zerschnitten.«

      »Bäh! Wie gemein!« Lothar sah den Muffler vor sich, und wie er einen seiner Bälle zerschnitt. Pfui Teufel, wie fies! Doch bisher waren seine Bälle alle heil geblieben, allerdings hatten sie auch keinen Garten, und der Muffler auch nicht. Von daher war es wahrscheinlich doch auch nicht weiter verwunderlich, dass der Muffler sich bisher noch nicht an seinen Bällen, hatte, zu schaffen machen können.

      »Hört zu, Kinder. Gleich muss ich schließen. Es ist Feierabend. Aber ich verspreche euch, dass ich mir etwas einfallen lassen werde, wie wir dem Muffler einen Denkzettel verpassen können, um dass er aufhört, damit, euch Kinder andauernd zu ärgern.« Er blickte zu Gisela hin. »Bis wann kommt denn euer Baby?«

      »Genau weiß ich das auch nicht. Aber Papa sagt immer, nur noch einige Monate, dann ist es mit der Ruhe aus, denn unser neues Baby ist im Haus.«

      »Gut, demzufolge haben wir ja noch etwas Zeit, um uns etwas auszudenken.« Er nahm einen Besen und gab ihn Gisela. »Nehmt den hier mit. Und wenn der Muffler das nächste Mal wegen euch klopft, klopft ihr einfach zurück.« In sein Gesicht legte sich ein schiefes Grinsen. »Darüber wird sich der alte Stinkbeutel sicherlich zwar noch mehr ärgern, aber zumindest weiß er dann, wie es ist, wenn einem geklopft wird.« Er nickte den Kindern aufmunternd zu.

      Gisela wehrte ab. »Nein, danke. So gerne wir den Besen auch nehmen würden, aber leider, haben wir soviel Geld nicht dabei. Schon gar nicht für solch einen großen Besen.«

      »Der macht aber sicherlich tollen Krach?«, überlegte Lothar, dem es leid tat, dass sie nicht genug Geld hatten, um den Besen mit nach Hause zu nehmen. Dem Muffler auch einmal mit einem Besen zu klopfen, das hätte ihm schon gut gefallen.

      Besen-Fritze winkte ab. »Geht aufs Haus. Den schenke ich euch. In Erinnerung an meine eigene Kindheit.«

      »Danke«, freuten sich die beiden und verließen Besen-Fritzes Laden.

      Den Reisigbesen trugen sie abwechselnd stolz vor sich her. Als er ihnen jedoch zu groß und schwer wurde, zogen sie ihn hinter sich her, und auch dabei wechselten sich die Geschwister ab.

      6 - Klopf, klopf

      Das Abendbrot verlief an diesem Abend schweigend.

      Mutter Ilse fühlte sich nicht besonders und hatte sich bereits früh hingelegt, so dass Bernd gezwungen war, seinen Kindern das Essen zu richten. Und Papa Bernd konnte vieles, aber nicht kochen. Von daher schnitt er Brot auf und stellte Gurken und Marmelade auf den Tisch. Wurst und Käse einzukaufen, hatte er vergessen, zu tun.

      Lothar nagte an einer Essiggurke, während Gisela Musebrot aß, das sie hin und wieder in ihren Kakao tunkte.

      Nach dem Zähneputzen ging sie zu Lothar und las ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vor.

      Danach kuschelte sie sich neben ihn ins Bett, nachdem er sie darum gebeten hatte, bei ihm zu bleiben, bis er eingeschlafen war.

      Warum auch immer, heute Abend fürchtete, sich der kleine Junge, vor der kommenden Nacht.

      Kurz vor dreiundzwanzig Uhr fauchte von irgendwoher eine Katze.

      Gisela drehte sich zur Seite, als Lothars Arm zu ihr herüber schwang und ihr ins Gesicht schlug. Dadurch wurde sie wach und bemerkte, dass sie doch tatsächlich im Bett ihres Bruders eingeschlafen war.

      Leise schlich sie sich aus dem Bett. Sie wollte nicht, dass Lothar wach wurde.

      Gerade, als sie sein Zimmer verlassen wollte, wurde sie auf ein Geräusch aufmerksam. Zuerst fiel ihr Blick zu dem Besen, der in einer Ecke des Zimmers stand.

      Es war der Besen, den Besen-Fritze ihnen geschenkt hatte.

      Doch der Besen stand nur da, genauso, wie es sich für einen Besen gehörte.

      Wieder hörte sie das Geräusch. Dieses Mal jedoch kam es ihr lauter vor.

      Klopf, klopf, machte es.

      Verschreckt schaute sie zum Fenster hin. Von dort kam das Geräusch, dieses Klopfen. Ein Klopfen, das sich anhörte, als würde jemand mit den Fingernägeln über die Fensterscheibe kratzen.

      Kalt schoss es dem Mädchen über die Schulter, und Gänsehaut übersäte ihre Arme. »Hier kann doch niemand ans Fenster klopfen«, flüsterte sie erschrocken, vor sich hin. »Wir wohnen doch im dritten Stock.«

      Und nochmals klopfte es gegen das Fenster. Jetzt jedoch bei Weitem ungeduldiger als zuvor.

      Gisela ließ sich auf die Knie fallen und krabbelte geduckt zum Fenster hin. Zum Laufen war sie zu ängstlich.

      Als sie vorm Fenster ankam, zog sie sich langsam an der Fensterbank hoch, und blickte in zwei neugierige Augen, die von draußen zu ihr herein sahen.

      Erschrocken wich sie zurück und stieß dabei gegen Lothars Schulranzen, der mitten im Zimmer lag, und stolperte über ihn.

      Lothar, durch das Gepolter wach geworden, fuhr in seinem Bett hoch. »Wer ist da?«, flüsterte er mit zitternden Lippen. »Wer macht so’n Krach?«

      »Ich bin’s, Lothar. Gisela.«

      »Warum machst du denn solch einen Radau?«, fragte er und rieb sich verschlafen die Augen.

      »Sei still! Irgendjemand ist vor dem Fenster«, zischte seine Schwester, und er hörte, dass ihre Stimme vor Angst zitterte.

      »Blödsinn. Niemand ist am Fenster. Kann gar nicht sein.« Er streckte die Hand aus und machte das spärliche Nachtlicht an, das neben seinem Bett auf dem Nachttisch stand.

      Gisela hockte immer noch auf dem Boden. Beide Beine in die Riemen von Lothars Ranzen, verstrickt.

      Lothar machte einen Satz aus dem Bett und stürmte an seiner Schwester vorbei, aufs Fenster zu.

      Plötzlich hielt er inne.

      Er streckte die Hand aus und deutete zur Fensterscheibe hin. »Da, da ist, ja wirklich jemand«, stotterte er.

      »Sag‘ ich doch«, kam es von seiner Schwester zurück.

      Urplötzlich schwang das Fenster mit einem Schwung auf.

      »Wollt ihr mich die ganze Nacht dort draußen warten lassen?«, fragte eine leicht erzürnte Stimme.

      »Wie bitte?« Gisela war mit einem Satz hoch und zu Lothar hin gesprungen und zog ihren Bruder zu sich in die Arme. Verflogen war all ihre Angst. Jetzt, da es darum ging, ihren Bruder zu beschützen.

      »Habt ihr denn mein Klopfen nicht gehört?«

      Im gleichen Augenblick, erkannten die beiden die Frau, die unterdessen die Beine über die Fensterbank geschwungen hatte und zu ihnen ins Zimmer gekommen war.

      »Ich hab‘ doch versprochen, dass ich euch helfen werde. Und, dass ich weiß, wo ihr wohnt, das hab‘ ich euch auch gesagt«, sagte sie, und rückte die Feder auf ihrem Hut zurecht.

      »Der Muffler hat auch immer einen Hut auf«, hauchte Lothar, und konnte es immer noch nicht fassen, dass die Frau in seinem Zimmer aufgetaucht war. Auch noch durchs Fenster, mitten in der Nacht! Und das im dritten Stock.

      »Das ist gut zu wissen.« Sie stellte sich breitbeinig vor den Kindern auf. »Wie ist es, habt ihr Lust, auf einen Ausflug?«

      »Einen Ausflug? Um diese Uhrzeit, wo doch alle noch schlafen?« Gisela zog ihren Bruder noch fester an sich heran, dabei vergaß sie sogar die Grammatik in ihrer Aussprache, auf die sie normalerweise