Nichts ist für die Ewigkeit. Beate Reinecker

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Название Nichts ist für die Ewigkeit
Автор произведения Beate Reinecker
Жанр Сделай Сам
Серия Leben mit Verantwortung
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783742796202



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aus. Du sagst, dass du erfolgreich seist. Mir scheint, dass du den Erfolg eins zu eins mit deinem Geldbeutel gleichsetzt. Das Gespräch mit dir ist zähflüssig, da du dich unausgesprochen stetig verweigerst. Du verweigerst ein ehrliches Gespräch und deshalb verkommt die Kommunikation zu einem Small-talk. Deine Gestik, deine Mimik ist von einer Überheblichkeit geprägt, die das Gegenüber beeindrucken soll. Doch du überschätzt dich und du merkst nicht, dass du die anderen vergraulst. Wer hat schon Lust auf einen Angeber, auf einen selbstverliebten Menschen, der alle anderen übertreffen will? Nichts erinnert mehr an deine Feinfühligkeit von damals. Nichts erinnert an dein soziales Engagement vergangener Zeiten. Du hast Kreide geschluckt. Dein Denken ist stromlinienförmig und du willst auf keinen Fall anecken. Du suchst den Vorteil und meidest die angeblichen Fettnäpfchen. Nichts und niemand sollen deinen Wohlstand gefährden. Niemand soll dich in Frage stellen und deine Lebensausrichtung durchleuchten. Du bist über jede Kritik erhaben, denn du hast die Weisheit gepachtet. Das strahlst du aus und genau das ist so unangenehm so abstoßend. Es ist unendlich wichtig für dich geworden, dass du als geschäftstüchtig wahrgenommen wirst. Du sprichst unaufhörlich von deinem Erfolg und meinst damit selbstverständlich deinen Wohlstand. Was ist aus dir nur geworden? Ein Angeber. Ein Mensch, weit entfernt von der Fähigkeit zu kommunizieren. Mir wird schwindelig, wenn ich mich in dich hineindenke. Alles schwankt unter meinen Füssen, wenn ich dich denken soll. Du bist schon lange nicht mehr »du selbst«, du bist sehr einsam, sehr isoliert und sehr oberflächlich. Es ist ein Trauerspiel, dich so zu sehen. Du betonst immer wieder mit anderen Worten, dass du erfolgreich seist und wer alles zu deinem Freundeskreis gehöre. Das Ansehen der anderen ist dir unendlich wichtig und gleichzeitig nimmst du nicht wahr, dass du die anderen verschreckst. Deine Antennen sind dir abhanden gekommen. Deine Empathie hast du verkümmern lassen. Du kannst nicht mehr frei und selbstständig denken. Du kannst nicht mehr »du selbst« sein. Du willst gefallen, du bist abgestürzt in die tiefe Grube des Gefallen-Wollens. »Wer bist du? Wer warst du? Wer willst du sein?« Du hast Kreide geschluckt! Du bist angstbesetzt! Du bist fremdbestimmt. »Kehre um und rette dein Selbst! Spüre in dich hinein und finde den Weg zu deinen wahren Leidenschaften! Wenn du es schaffst, zu dir Kontakt aufzunehmen, so werden die anderen wieder ehrlich mit dir sprechen.«

      Gegenwind

      Die Zeiten werden schlechter und die Menschen tanzen einen verzweifelten Tango am Abgrund. Du willst unbedingt mittanzen und dazugehören. Du willst niemals auffallen und auf keinen Fall verzweifelt aussehen. Die Macht der Werbeindustrie hat sich in dein Gehirn gefressen. Die schönen, aalglatten Menschen mit ihren Botschaften haben dir die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben geraubt. Du hast das zugelassen. Dir war es wahrscheinlich nicht bewusst. Du willst um jeden Preis mithalten. Du willst nicht am Rand stehen und nicht leidend, arm oder verunsichert aussehen. Doch die Zeiten werden schlechter, deine Zeiten werden schlechter. Du verdrängst deine Schieflage. Es kündigen sich immer mehr Widersprüche an. Die Abgründe bekommen Konturen. Die Armut entzündet sich wie ein Lauffeuer. Niemand löscht gründlich und nachhaltig. Niemand möchte an die grundlegenden Ursachen herantreten. Die Stunde der gnadenlosen Wahrheit hat noch nicht für jeden geschlagen. Wer kann und wer will, schaut weg. Die Feuerbeschleuniger werden mächtiger. Ihre Taktik wird immer perfider. Diejenigen, die löschen wollen, werden ausgelacht und mit Spott überzogen. Der Verdrängungsmechanismus läuft auf Hochtouren. Keiner möchte sich als arm oder bedürftig outen. Diejenigen, die die Ursachen benennen und herausschreien, werden als Versager oder Utopisten beschimpft. Du willst immer noch dazugehören und ich werde den Eindruck nicht los, dass du keinen Gegenwind erträgst. Du wirkst schwächer als je zuvor. Das Verdrängen kostet stetig mehr Kraft. Du bist ängstlich, mutlos und immer kraftloser. »Willst du die Gründe des Elends nicht erkennen? Willst du dir die Zusammenhänge nicht bewusst vor Augen führen?« Du vermeidest jeglichen Gegenwind und genau dadurch wirst du immer schwächer. Dein Leben soll weiterhin in sicheren Bahnen verlaufen. Du willst nicht anecken und gerade deshalb wirst du alles verlieren. »Habe keine Angst vor dem Gegenwind, denn er härtet dich ab. Der Gegenwind stellt nicht die Ursache der Schieflage dar. Sträube dich nicht davor, an die Ursachen heranzutreten! Solange du lebst, kannst du in kleinen Schritten der Wirklichkeit, der Wahrheit näherkommen. Der Gegenwind wird deine Haut besser durchbluten lassen. Halte dein Selbst in den Sturm, du wirst erkennen, wie stark du bist!«

      Nichts ist für die Ewigkeit

      Du klammerst dich an deinen Ohrensessel. Alle Vasen und Aschenbecher stehen an ihren Plätzen. Du duldest keine Veränderung. Es macht dich wahnsinnig, wenn es sich jemand erlaubt, etwas zu verrücken. Es ist deine Ordnung, du bist die Ordnung. Dein Sicherheitsfanatismus kennt keine Grenzen. Deine Kontoauszüge sind dir so sehr ans Herz gewachsen, dass du sie immer wieder in den Händen halten und sie zur Beruhigung an einem sicheren Ort verstecken musst. Sie sind für dich überdimensional wichtig geworden. Dein Geld geht dir über alles. Was ist nur aus dir geworden? Es gab mal ganz andere Zeiten, in denen du dich leicht und beschwingt gefühlt hast. Damals konntest du die Menschen begeistern, heute schreckst du sie ab. Damals zogst du sie in deinen Bann, denn du hattest etwas zu sagen. Du nahmst am Leben teil, du warst mittendrin. Deine Spontanität war ansteckend und mitreißend. Heute planst du, zweifelst du, du verscheuchst die Menschen. Dein Sicherheitsdrang verdrängt alles Menschliche. Die anderen sind für dich zur Bedrohung geworden. Deine Wohnung, dein Hochsicherheitstrakt verträgt keine Menschen. Deine Burg, deine Festung wird von dir pausenlos überwacht. Du suchst die Sicherheit und du wirst immer unsicherer. Jeder Telefonanruf und jedes Schellen an deiner Haustür bringen dich in deinem festen Tagesplan durcheinander. Unvorhergesehene Besuche werden als Belästigung wahrgenommen. Du willst keine spontanen Überraschungen, überhaupt nichts Unvorhergesehenes in deinem Leben willkommen heißen. Spontane Unternehmungen kommen in deinem Leben nicht mehr vor. Du kontrollierst immer wieder dein Geldguthaben und deine Sicherheitsreserven, denn du bist in dir niemals zur Ruhe gekommen. Du bist unsicher, unerfüllt und unzufrieden. Dein Frieden ist kein realer, es deutet alles in deiner Umgebung auf eine Totenruhe hin. Es ist ein ungelebtes Leben. Dein Ordnungsdrang schnürt dich ein und es drängt sich immer wieder die Frage auf, wie es wohl in deinem Kopf aussieht. Wie können die Menschen dich noch ertragen? Wie sollen sie es in deiner Umgebung aushalten? Jede Spontanität und Kreativität wird vergrault, verscheucht und unterbunden. In deiner Nähe gibt es keine Freiheit und keine Leichtigkeit. Tonnenschwere Balken eines Kontrollwahns wabern durch deine Wohnung. Du liegst in Ketten. Du willst die anderen ebenso in Ketten legen. Alles, was frei atmet und denkt, stört dich. Selbst ein Hund ist dir zu wild, zu spontan und zu unberechenbar. Das Leben mit seinen Höhen und Tiefen ist dir ein Graus. Man könnte den Eindruck haben, dass du das irdische Dasein nicht akzeptieren willst. Du bäumst dich gegen den Lebensfluss auf und windest dich hin und her. Du kannst nicht loslassen, nicht lieben, nichts sähen, denn du willst für alles etwas bekommen und alles muss für dich berechenbar sein. Du hortest und stapelst, kontrollierst und grübelst, bis sich jegliches natürliche Leben verabschiedet hat. Dein über alles geliebter Rhythmus quält dich. Deine Geldanlagen ebenso. Du wolltest den Gewinn und niemals irgendeinen Verlust. Du willst viel abschöpfen, doch nichts investieren. Du willst amüsiert werden, doch die anderen dürfen nicht spontan sein. Dein Sicherheitswahn wird den anderen übergestülpt. Du erntest hinter deinem Rücken heftigen Spott und die Menschen suchen das Weite. Sie wenden sich von dir ab, weil sie deine Starrheit, deinen Starrsinn nicht mehr ertragen. Die Intoleranz führt zu schlimmen Verletzungen. Du hast es nicht geschafft, in deinem Leben lebendig zu bleiben. Dir war das Leben zu wild, zu unberechenbar. Der Lebensfluss sollte einbetoniert werden. Nun tritt er über die Ufer, in dem du gemieden wirst. Deine Uhren schlagen laut und das sind die einzigen Geräusche, die du noch zulässt. Du hast das Leben ausgeschlossen und bist zum geldzählenden Untoten geworden. Alle Menschen wurden zur Bedrohung, weil sie nicht so wollten wie du, wie du es dir ausgemalt hast. Du erträgst keine Kritik, keinen Widerspruch, keine Wildheit und bist somit zu einem Traumtänzer geworden. Doch dieser Tänzer dreht nur immer wieder die gleichen Schleifen. Immer und immer wieder im Kreis. Es ist ein Auf-der-Stelle-Treten ohne eine konstruktive Entwicklung. Es ist bedauerlich, tragisch und unmenschlich. Du hast den Rückzug angetreten und verweist auf deinen Ohrensessel, mitten in deiner Festung. Es sollte deine Burg sein, doch der Ort ist zum Gefängnis geworden. Der Rückzug sollte dich stützen, doch er hat dich zum Einsiedler werden lassen. Du wirst immer schwächer,