Miko Li und das gestohlene Zauberbuch. Kendra Li

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Название Miko Li und das gestohlene Zauberbuch
Автор произведения Kendra Li
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783738008470



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in die Luft gesprungen, denn sie liebt Nudeln mit Tomatensoße über alles. Doch sie kann sich heute nicht dafür begeistern.

      Sie muss an Anita denken, ihre beste Freundin, die diesen Winter weggezogen ist. Mit ihr hätte sie über ihre Probleme sprechen können.

      Miko möchte am liebsten laut heraus weinen, doch dann strafft sie die Schultern. Es hilft alles nichts. Da muss sie jetzt durch.

      Miko betritt ihr Kinderzimmer und wirft den Schulranzen in die nächstbeste Ecke.

      Die Schule war heute mal wieder der reinste Horror gewesen. Der Lehrer hat sie wissen lassen für wie dumm er sie hält und ihre Mitschüler haben sie daraufhin auch noch ausgelacht. Sie will sich gerade die Hausschuhe anziehen, da ruft ihre Mutter nach ihr.

      „Komme gleich,“ sagt sie und freut sich schon auf das Mittagessen, denn sie hat mächtig Hunger. Als sie jedoch unten die Küche betritt findet sie keinen gedeckten Tisch und keine feinen Essensgerüche vor, sondern nur ihre Mutter die mit verschränkten Armen und verstörter Miene vor ihr steht.

      „Oje,“ denkt Miko. „Die Sorgenfalten kenne ich bereits. Und das verheißt nichts Gutes.“

      „Dein Lehrer hat mich gerade angerufen.“

      „Herr Haller?“ will Miko wissen.

      „Ja genau.“

      „Was wollte er denn?“

      „Setz dich.“

      Miko lässt sich beklommen auf den Stuhl am Esstisch nieder und sieht ihre Mutter fragend an. Die Mama sieht müde aus und traurig, aber auch besorgt.

      „Er sagt, du passt im Unterricht nicht auf.“

      „Ich komme nur nicht mit,“ verteidigt sich Miko sofort. „Ich verstehe nicht, was er da auf die Tafel schreibt.“

      „Dann frag ihn doch einfach. Dazu ist er schließlich da.“

      „Das mach ich doch.“

      „Und?“

      Miko lässt die Schultern hängen. „Ich verstehe es trotzdem nicht.“

      „Dann frag ihn halt nochmal.“

      „Das will ich nicht.“

      „Warum, nicht?“

      „Weil mich dann die anderen auslachen.“

      „Weshalb sollten sie?“

      „Weil sie alles, was der Lehrer erklärt, sofort verstehen. Nur ich nicht. Sie sagen, ich bin dumm.“

      „Wer sagt das?“

      „Alle.“

      „Das glaube ich nicht.“ Die Mutter verschränkt die Arme vor der Brust. „Das kann ich einfach nicht glauben,“ sagt sie dann kopfschüttelnd.

      „Es ist aber so.“

      „Herr Haller meint, du könntest eine gute Schülerin sein. Aber du willst nicht.“

      „Das ist nicht wahr,“ begehrt Miko auf.

      „Er sagt auch, dass du dich nicht genug anpasst. Das könnte auch der Grund sein, weshalb du keine Freunde findest.“

      „Weil ich mich nicht anpasse?“ Miko ist empört und wütend. Sie findet das alles so ungerecht. Niemand versteht sie. „Warum muss ich mich denn überhaupt anpassen?“ will sie wissen. „Weshalb kann ich nicht einfach so sein wie ich bin?“

      „Es gibt eben gewisse Regeln, Miko. Das ist nun einmal so.“

      „Aber warum denn?“

      Die Mutter seufzt. „Miko, nun mach es mir doch nicht so schwer.“ Sie fährt sich müde über die Stirn und macht ihr vertrautes Kopfschmerz-Gesicht. Doch Miko ist nicht bereit das Thema so einfach fallen zu lassen. Nicht heute.

      „Warum muss ich eigentlich immer alles tun, was die Erwachsenen von mir verlangen? Warum muss ich mich zwingen Mathe zu lernen oder Deutsch, obwohl ich das eigentlich gar nicht will?“

      „Ach! Und was willst du denn statt dessen gerne tun?“ fragt die Mama herausfordernd.

      „Ich will auf meinem Skateboard durch die Stadt fahren. Ich will malen und zeichnen, weil mir das Spaß macht. Ich will das tun, was mich glücklich macht. Aber vor allem will ich, dass keiner mir ständig vorschreibt, was ich zu tun oder zu lassen habe.“

      „Hör auf damit, Miko. Du weißt, das ist völliger Humbug!“ Ihre Mutter guckt jetzt sehr streng.

      Da platzt Miko der Kragen. Sie stampft mit dem Fuß auf und über ihre Wangen laufen bittere Tränen.

      „Ich will das nicht mehr.“

      „Und weißt du, was ich nicht mehr will?“ brüllt die Mutter auf einmal und ihre Stimme überschlägt sich dabei. „Ich will, dass du endlich mal Ruhe gibst und mir nicht ständig solche Sorgen machst.“

      Rumms! Das hat gesessen.

      Miko`s Unterlippe zittert. Mit einem lauten Schluchzer dreht sie sich um und rennt die Treppe hoch.

      „Miko,“ ruft ihre Mutter reumütig hinterher. „Kleines, komm bitte zurück.“

      Doch Miko hört sie nicht mehr. Sie ist blind vor Tränen und schlägt die Tür des Kinderzimmers lautstark hinter sich zu. Dann wirft sie sich auf das Bett und weint bittere Tränen. Sie versteht das alles nicht. Sie versteht so vieles nicht. Aber ist sie deshalb dumm?

      Zum wiederholten Mal muss sie sich fragen, weshalb sie sich von den anderen Kindern ihres Alters so unterscheidet.

      „Was ist nur los mit mir?“ ruft sie weinend aus. „Stimmt etwas nicht mit mir?“ Sie greift noch immer schluchzend nach ihrem Teddy Domino und drückt ihn fest an ihre Brust. „Es ist so schwer.“

      „Und dabei kann es doch so einfach sein,“ meint eine fremde Stimme plötzlich.

      Miko zuckt erschrocken zusammen und hebt den Kopf. Sie erblickt einen dunkelhäutigen Jungen mit schokoladenbraunen Augen, der vor ihrem Bett steht. Er trägt ein seltsames Gewand aus gelben Leinen und sieht sie mitfühlend an.

      Sie rubbelt sich mehrmals die Augen, weil sie davon überzeugt ist, dass sie träumt. Doch der Junge steht weiterhin vor ihr und lächelt sie jetzt freundlich an. Miko weicht vor ihm zurück, den Teddy drückt sie noch fester an sich.

      „W-wer bist du?“ fragt sie mit ängstlicher Stimme.

      „Ich bin Taboa.“

      Ein Duft steigt Miko in die Nase und sie muss dabei an ein Feld voller Wildblumen denken. Sie fühlt sich mit einemmal seltsam.

      Die Angst vor dem fremden Jungen, der wie aus dem Nichts erschienen ist, weicht einer neuen Emotion. Ein liebevolles und sanftes Gefühl breitet sich in ihr aus und sie weiß auf einmal, dass ihre Furcht ganz unbegründet ist. Sie lockert ihren Griff um Domino und betrachtet den Jungen jetzt neugierig.

      „Was tust du hier?“ fragt sie.

      „Dich besuchen,“ sagt der Junge, ganz so als wären sie alte Freunde. Miko weiß darauf nichts zu sagen und starrt ihn einfach nur sprachlos an. Taboa setzt sich zu ihr an den Rand des Bettes.

      „Ich dachte, es ist an der Zeit mich dir vorzustellen.“ Er lächelt breit und entblößt dabei eine Reihe schneeweißer Zähne.

      „Woher kommst du?“

      „Ich komme direkt aus deinem Herzen.“

      Miko fasst sich unwillkürlich an die Brust.

      „Ich weiß, du bist dabei deinen Glauben zu verlieren,“ fährt er jetzt fort. „Ich will dir helfen ihn wieder zu finden.“

      „Welchen Glauben?“

      „Den Glauben an dich selbst.“ Taboa mustert sie eingehend. „In deinem Leben gab es in letzter Zeit einige einschneidende Veränderungen.