Die Nacht (ist noch lange nicht vorbei). Thomas Ludwig-Kelley

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Название Die Nacht (ist noch lange nicht vorbei)
Автор произведения Thomas Ludwig-Kelley
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752917420



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      Inhaltsverzeichnis

       Morgenstund hat was im Mund ?

       Dem Himmel nahe

       Nächste Ausfahrt

       Unter der Erde

       Waldtraut

       Ankert

       Suniya

       Onkel Anton

       “Spät is”

       Licht im Dunkel

       Tradition kollidiert mit Gefühlen

       Saptapadi

       Siddhart

       Traudi sucht

       Sonntag

       Waldheim

      Mehrschichtig undurchsichtig

      aber im Dunkeln gut Munkeln

      und noch ist die Nacht nicht vorbei…….

      Eigentlich wollte er noch eine Stunde schlafen , aber die Natur hatte schon den Hauptschalter auf “AN” umgelegt. Irgendwo da draussen balgten sich Katzen um ihr natürliches Recht der Vervielfältigung, Vögel krächzen wie Raucher nach durchzechter Nacht .

      Und er liegt heftig gähnend in der Kiste. Liegt und denkt. Denkt an Alles was passiert ist in den letzten Jahren . Vor allem an das , was nicht passiert ist, obgleich er es gewollt hätte.

      Die Sonne ist noch nicht zu sehen , aber sie streckt schon

      ihre Fühler deutlich aus. Rötliches Licht hinter dem Berghang lässt ahnen, das es bald losgeht mit ihrer täglichen Beleuchter-Tätigkeit in diesem Allerwelts-Theater, allgemein auch als das ganz normale Leben bekannt.

      Hier sind sie , die Alltagsgewohnheiten , sie lungern herum, liegen gut versteckt hinterm Wecker, unter dem Mobiltelefon, zwischen den Abfahrtszeiten, vor den Erwartungen. Wo immer sie eine Lücke

      in der Freiheit sehen, dringen sie ein.

      Sollte er wirklich aufstehen, wirklich den Tag beginnen obgleich

      sein innerer Schweinehund darauf besteht, das die Nacht noch

      nicht vorbei ist. Aber dieser tut sich schwer im Angesicht des

      Lichts welches der Tag hemmungslos ins Schlafzimmerfenster wirft. Also gibt er sich einen Ruck, springt aus dem Bett. Noch während er beim Pinkeln war klingelt schon das Telefon. Es war sie ! Und wollte wissen wie er geschlafen hat. So ganz ohne sie .

      Irgendwann war diese Dachterrasse für alle die sie aus der Ferne kannten oder von ihr gehört hattendie ganz grosse Nähe zum Himmel, lange vor der Erfindung der Worte Sky Room oder Sky Terrace .

       Nur eines hat sich nicht seitdem nicht geändert, die Sterne scheinen dort oben immer nocvh so nahe . Jeder in der Umgebung träumte von diesem Platz dort oben , man sah ihn ja von weitem: eine 2 x 2 Meter grosse Terrasse mit einem kleinem Tisch und ein paar Eisen-Stühlen. Aber die sah man nicht von dort unten von weit weg aus der Thar-Wüste kommend, staubig, durstig und nach dem eigenem und dem jeweiligem Reittier’s Schweiss riechend.

       Aber die Fantasie hatte weder Angst vor den unzähligen Treppen, noch Schwindelgefühl , noch Bedenken vorm Privatem . Was immer dort oben geschehen mag oder mochte oder doch nur in den Köpfen stattfand, sie, die grenzenlose Fantasie flog förmlich dort hinauf.

       Oben war immer gut für die Fantasie , alle Religionen starren nach oben , selbst wenn sie gerade , erdtechnisch gesehen nach unten hängen wie die Fledermäuse.

      Das Gute war einfach immer oben , das Schlechte immer unten . im Hades sozusagen. Ausser beim Sex, da war “da unten” nicht Alles so schlecht . Jedenfalls so lang die Welt in Ordnung war. Jedenfalls für die, die diese Ordnung geschaffen und unters gläubige Volk gebracht hatten.

      Bislang !

      Doch das Alles änderte sich eines Tages , Gagarin flog und die Ami’s hinterher , sogar bis zum Mond, wenn man den Filmen trauen darf. Denn zeitgleich zeigte man auch rasende Kutschen mit rückwärts drehenden Rädern. Aber wer schaut schon auf die Räder , wenn sorgfältig gebügelte Hollywood-Cowboys ihre Hüte tief ins gebräunte Gesicht ziehen ? Howdy und Hi-Ho solange wie die Colts rauchten in Bonanza . Selbst östlich von Santa Fe war am Fusse von irgendwelchen blauen Bergen . Und blauer Dunst fehlte nie im Marlboro-Land.

      Wie so oft findet er sich vor diesem Lenkrad und wie immer ist die Aussicht eingerahmt von der Windschutzscheibe und wie immer ist er versunken in der Trance zwischen Musik und Langeweile. Genau darum ist jede Ausfahrt seiner fast tunnelmässig gefühlten Autobahnfahrten immer ein willkommener Anlass das kleinklarierte Muster dieser Asphaltgrau und Weiss-gestreiften Tapete zu verlassen . Also die nächste ist jetzt dran beschliesst er.

      Und da stand dann plötzlich dieses Schild : Neu-Oberdorf 3 km,

      von den Scheinwerferkegeln heraus gestanzt aus der allgemeinen Dunkelheit um ihn. Das Wetter war bereits tagsüber eher grau und diesig gewesen, jetzt tendierte es zu schieferähnlichem Anthrazit.

      Die Strasse führte immer weiter bergauf , dies erklärte auch die noch vereinzelten stark verdreckte Schneereste auf beiden Seiten.

      Der Wind schien förmlich durch die Scheiben zu blasen , seine scharf säuselnde Melodie die von aussen am Auto sägte nahm den Rest von Wohlgefühl trotz voll aufgedrehter Heizung. Die Fichten und Tannen, die die Strasse wie eine Palisade begrenzen , schaffen einen Kanal in dem Umkehren unmöglich scheint. Und so bleibt nur die eine, wenn auch unbekannte Richtung - vorwärts.

      Strassenschilder verbargen ihre Mitteilungen unter strotzendem Dreck den vorbeifahrende Fahrzeuge hoch gespritzt hatten.

       Das leichte Durchdrehen der Räder signalisierte Bodenfrost. Schon fing er an seiner Entscheidung zu zweifeln diese Ausfahrt genommen zu haben . So wie er eigentlich immer erst mal an Allem zweifelt. Dann aber von Neugier, vom Hunger auf Unbekanntes getrieben wie ein Mondsüchtiger loszulegen .Das Tappen im Dunkeln war längst fester Bestandteil seiner Existenz geworden . Inzwischen gesellte sich auch Hunger zu den anderen weit weniger klaren Gefühlen. Und wie immer , wenn er Hunger hatte, wird er nervös. Den von Ungeduld getriebenen Tritt auf’s Gaspedal beantwortet der Wagen mit einem zwar elegantem wenngleich gänzlich ungewolltem Dreher. Irgendwo hatte er einige niedrige Büsche

      ausradiert, morgenfrüh werden die Kratzer auf Lack dies bestätigen geht es ihm durch den Kopf als er ausstieg . Nur gut das nur zwei Räder im Schlamm des Strassenrandes